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uer Mzeiger für das Erzgebirge Nr. 101 IS. Zahrgang Mittwoch, clen SV. April 1S24 »d »t ml- »e. H1S >rt» »er er* jät dv te. er. Änl ch gegen rkeit die c Wuch. teinweg Schau- ümmer, ltg ver- verletzt, chrecken NLlücks- lsterbau tto UN-- Schoko- tte er sanr iten ztt- r l. Die rgvier- Bor öetpzla ei auf- et mit id und lugen- ß« ge- -rrfchi. spran- Aus- ntnal irocke- „Kri- rfahit Wäö>« vor* >i do? ! dis IN ktztm eldet, ! !i. rson tizA «» noch öS lagen Eli ser Nach« der g»/>ui .nach derer »f.etn er wc-Me von rM rgrtsf Kiz ltvLwthen i Birk,-w mlveÄei «rlallewe umt,datz Sie h,r»te sterftiev» evtz. Gis un diese !ater K«« verarrb, Der La» vatzn und RetchtzLant Acht der Mntster schwer« Belastungen, namentlich nach der seelischen Seite, schwe rer noch al» in der ziffernmäßigen Belastung. Denn diesen Ziffern gegenüber liege eine gewisse Sicherung in den Schutzdvrschrtften. Darin liege ein Zug selbst« tätiger Anpassung an di« deutsche und di« internationale Wirtschaftslage. Mer wa» wir einmal den Gläubigern an Rech tetr auf die RetchWaHn und Reichsbank etnge- räumt haben, bleibt best.eben. Worauf es ankommt, ist. in den VorbereitunMerhandlungen die Reichsbahn und die Reichsbank möglichst stark als Werkzeuge der nationalen Wirtschaft in deutscher Führung zu halten und die maßgeblichen fremden Einwirkungen auf die Fülle nachweisbarer schuldhafter Verletzung zu beßchvän- ken. Aus die Frage, ob der Minister befürchte, daß >ie vorgesehene Kontrolle die bisherige Lage wesentlich verschlimmere, erklärte Dir. Hamm: Nachdem Deutsch* land den Versailler Vertrag, .dessen sittliche Berechti gung .wir niemals anerkennen können, .eingegangen war, war es eine Verschärfung des Unglücks, daß Ame rika nicht in der Reparationskommission stimmberech tigt vertreten war/ Daß nun Vertreter Amerikas gleich berechtigt in den verschiedenen Ausschüssen und Organen Mitwirken, ist ein bedeutender Fortschritt. Ferner wer den die Besorgnisse, daß die Kontrolle politisch auSge- nützt werden könnte, dadurch gemildert, daß A. B. bei der Goldnoten'bank und dem UebertragungsauSschuß.nicht politische Vertreter der Regierungen, sondern unab hängige Sachkenner sitzen. Wer es bleibt na türlich für eine große nationale Wirtschaft ungeheuer schwer, unter solcher Kontrolle zu arbeiten. Daß die deutsche Wirtschaft die fremde Kontrolle aus sich nimmt, geschieht nur, um durch diese Bindung die Freiheit in größerem Matze einzutauschen. In der Wiederherstellung der deutschen Staatsein heit .und Staatshoheit an Rhein und Ruhr, die von den Sachverständigen selbst in klaren Worten als wichtigste Voraussetzung deutscher Leistungen be zeichnet worden ist. .erblickt die RetchSregierung da politische Ziel und die sittliche Berechtigung, .wenn sie sich bereit erklärt, bas Gutachten der Sachver ständigen äls Grundlage der Reparationslöstmg anzunchmen. Der Minister betonte zum Schluss«, daß die RetchSregie rung Mr ihren Entschluß die stärkste Unterstützung fet tens der Politik und der Wirtschaft gefunden hab«. Der neue Reichstag.werde die Entscheidung über die Durch* Mhrung des Gutachtens der Sachverständigen zu treffen haben, .für welche die gesetzgeberischen Vorarbeiten be reits im Gange Heien. Tas deutsche Voll dürfe nur ein Ziel kennen, seine Freiheit. Und dazu müsse ihm der Weg xocht sein, den die Zeit ihm weise. Mr «in Land früher oder später Schwäch« ... Welche Gefahr ist «» daher, wenn diele Millionen Menschen ver trauensvoll ihr Schicksal in eine» Einzelnen Hände le gen müssen, dem nur der Zufall der Geburt diese un- geheure Macht verleiht." Weil er die Gefahren, .die in der Regterungsweise Wilhelm» ll. lagen, kommen sah, deshalb richtete Bismarck in Jena am 30. Juli 1892 an das deutsche Volk die Mahnung: „Für die Zukunft haben wir für eine Kräftigung per politischen Ueber- zeugung in der öffentlichen Meinung, in der Presse und im Parlament zu wirken." Es wäre lächerlich, Bismarck als einen Republikaner und Demokraten hinstellen zu wollen, denn Mr ihn war die Monarchie die gegebene StaatSform. Daß er aber auch Verständnis für die Vor züge der Republik hatte, beweist-sein Ausspruch! zu Karl Schur über die Stellung des amerikanischen Präsiden ten: „Das ist eine Monarchie auf Zeit oder doch bei nahe eine moderne Monarchie auf Zeit, und sie hat ganz außerordentlich viel für sich. Tann kann man doch! einen solchen Monarchen wieder los werden, , bevor er den Staatsgaul zum Niederbrechen gebracht hat." Das schärfste Urteil aber über das RegierUngsshstem Wilhelm» hat Bismarck acht Tage vor seinem Tode gesprochen: „Bis wir so weit sind, daß wir nicht schlafen können, solange wir uns über die Knechtschaft, .in der wir leben, zu schämen haben, werden wir nicht frei werden. Ver lernen wir also das Schlafen! Seien wir wach und ar beiten wir mit heißem Herzen, aber kühlem Kopf! Arbeiten wir alle zusammen! Tann wird ein neuer Morgen ein neues Geschlecht begrüßen!" Das ist -aS wahre Vermächtnis Bismarcks an das deutsche Volk, Pas auch wir Demokraten uns zu eigen machen wollen. Es ist eine Mahnung an das deutsche Volk, fortzuschreiten auf -em Wege der Selbstbestimmung.und der Freiheit und uns nicht einfangen zu lassen von politischen Schwärmern und Falschmünzern, die unseren Blick in die Vergangenhiekti statt in die Zukunft lenken wollen! n >* i- n a Das politische giel äer Neichsregierung. Ein« Aussprache de» Reichswirtschaftsmlnisters mit einem Pressevertreter. In einer Unterredung mit dem Berliner Vertreter der „Kölnischen Zeitung" über die wirtschaftlichen Grund lagen des Sachverständigengutachtens fühvte Reichswirt- schastsminister Hamm u, a. aus: Die Sachverständigen haben den wirtschaftlichen Verhältnissen Deutschlands im Rahmen der ihnen Letzten Ausgaben nach be stem Wissen gerecht zu werden versucht. Darin schon liegt ein großev Fortschritt. In hoher Einsicht haben die Sachverständigengutachten anerkannt, daß Deutschland nich t in Geld sondern nur in Waren zahlen kann. Nach meiner Ueberzeugung .überschätzen die Sachverständigen die deutsche Leistungsfähigkeit. Man darf nicht vergeben, daß Deutschland Ungeheures schon aus seiner Volkswirtschaft abgeführt hat. Nach deutscher Berechnung sind e» bis Ende 1923 über 4 3 Milli arden Mark auf Reparattonskonto, .außerdem über 14 .Milliarden Leistung«», die auch in niedrigerer Be rechnung nach Keynes immerhin 20 bis 26 Milliarden, und nach dem Institut of Economic in Washington auf rund 26 Milliarden geschätzt werden.. Man darf.fer ner Nicht vergessen, was Deutschland alles an Grund und Boden. Landwirtschaft. Bergbau, .Kapitalien ustv. verloren hat. Hätten wir das alles noch, .sowie unsere Kolonien, so wäre die Leistungsfähigkeit anders zu be urteilen. Wenn die Sachverständigen sagen, daßDeutsch- land infolge der Markentwertung einen P.roduk- tivn'Sapparat ausbauen konnte, so darf nicht über sehen werden, Haß viele Neuauswendungen und Neu- anlagen notwendig wurden als Ausgleich! für Produk tion hindernde Kriegsfolgen. In manchen wichtigen Zweigen ist unsere Industrie offensichtlich von der an derer Länder technisch überflügelt worden und hat allen Anlaß, oieien Borsprung einzuhylen. Denn mehr als se kommt es jetzt auf den Auslandsabsatz an. Auk die Frag« ob die dem Transfevkomitee über tragene Aufgabe de» Schutze» der deutschen Währung wirklich eine Sicherheit für da» deutsch« Volk biete, er widerte der Minister: Vor Völkern und Geschichte trägt der Ausschuß die Verantwortung, daß die deutsche Währung durch Reparationsleistungen nicht erschüttert wird. Aber auch für di« Gläubigerregwrungen ist di« Er- haltUstg der deutschen Währung von höchster Wichtigkeit. Tenn dre deutsche Regierung erfüllt ihre Leistungsfähigkeit durch Einzahlungen in Reich-Wäh rung in die RevarattonÄkasw. E» hängt ausschließlich von der Aufrechterhaltung de» Kutschen Geldwerts ab, welchen wert diese VetrLg» bann für di» fremde Wirt- schäft hak«/ Sn den Bestimmungen über die ««ich»* Bismarcks Vermächtnis, von unserem Berliner Mitarbeiter. Zurück zu Bismarck, da» ist die Parole, unter der die Reaktionär« aller Schattierungen im gegenwärtigen Wahlkampf marschiere«. Auf.ihren Wahlplakaten prangt kein Bild und e» gibt fast kein WaUflugblatt und keinen Wahlarttkel der Rechtsparteien und e» geht kein« Rede rechtsstehender VersammlungSredner vorüber, in denen nicht Bismarck al» Scbwurzeuge Mr die Reaktionäre her halten mutz. Sein großer Name wird in der rücksichts losesten Weis« als Köder mißbraucht? die Dankbarkeit, die da» deutsche Poll dem Reichsgründer schuldet, .soll ausgenutzt werden, um gedankenlose Leute für die eigen süchtigen Zwecke der Rechtsparteien zu gewinnen. Sein Bild soll die schöne Kulisse hergeben, hinter der die alte Ungleichheit, die Klassenherrschaft und die Unterdrückung aller Volksrechte wieder hergestellt werden soll. Zurück zu Bismarck! Wer möchte nicht wünschen, daß die Macht und Herrlichkeit, die das Deutsche Reich! zu seinen Leb zeiten ausgezeichnet hat. wieder hergestellt werde? Wer möchte nicht wünschen, daß Deutschland wieder den Rang unter den Völkern einnähme, den er ihm erobert hatte? Aber läßt sich das alles denn wieder Herstellen, indem wir sklavisch das kopieren, .was er seinerzeit un ter ganz anderen Verhältnissen geschaffen hat? Es ist doch eine alte Wahrbeit daß die Geschichte sich nicht wiederholt. Und es albt keinen schlimmeren Mißbrauch, den man mit seinen Geschichtskenntnissen treiben kann, ale wenn man Erfahrungen und Methoden, die sich unter ganz anderen Verhältnissen bewährt haben, auf eine veränderte Zeit anwenden will. Noch nie in der Weltgeschichte ist es gelungen, .ein Volk aus furchtbarer b "Verlage und beispiellosem Zusammenbruch dadurch zu «7 etten. daß man sich einen früheren Zustand wieder h-rzustellen bemühte. Wa» gewesen ist, kehrt nicht wie- 7 Menn Mr uns wieder emporarbeiten wollen. ..so üssen wir unsere Ideale und unsere Ziele in der Zu nft und nicht in der Vergangenheit suchen. So haben s die Türken gemacht, die das Mbsterben de» osmanischen ssertumS mit all seinem schäbig gewordenen Glanz in Rumpelkammer der Geschichte geworfen und sich «in« neuzeitlich«, republikanisch-demokratische Verfassung gegeben Haben. So find auch! die großen Männer in der Zeit der preußischen Erhebung von 1807—13, wie Stein, «Scharnhorst und Hardenberv vorgegangen. Sie haben t-lcht etwa die verlockende Parole: Zurück zu Friedrich fern Großen! ausgestellt, sondern im Gegenteil den Staat Friedrich des Großen rücksichtslos abgebaut und cuS den Ideen der französischen Revolution und aus t »r englischen Verfassung dasjenige entnommen, was M«n geeignet schien, um den preußischen Staat mit neuem Leben zu erfüllen. Zurück zu Bismarck ist also ine Parole, die. wenn sie ehrlich gemeint ist. .nur histo risierender Sentimentalität, .nicht aber realpolitischen Erwägungen entspringt und deshalb keineswegs im Sinne de» wahren Bismarck sein kann. Bismarck» erster Grundsatz war der, daß die Poli tik di« Kunst de» Möglichen ist. Mtchts war ihm ver haßter, al» haltlose Schwärmereien und hochfliegende Pläne, die die Berühvuna mit der Wirklichkeit nicht ver tragen. Er war eine komplizierte Persönlichkeit, .und nicht bloß der Mann von „Blut Und Eisen", als den ihn die deutschen wie die französischen Nationalisten hinzu stellen belieben. Sein ganze» Bemühen war nach 1870 auf die Erhaltung HeS Friedens gerichtet. Die leicht fertige Krieg-Politik die die Alldeutschen vor dem Welt kriege getrieben hüben und die un» ihre Politischen Erben heute wieder so angelegentlich empfehlen, ist gewiß nicht im Ginne diese» Manne» der in seinen Gedanken und Erinnerungen geschrieben hat, „daß auch siegreich« Krie ge nur dann, wenn sie aufgezwungen sind, verantwortet werden können, .und daß man der Vorsehung nicht so in die Karten sehen kann, um der geschichtlichen Entwtck. luny nach eigener Berechnung porzugreifen". Much in innerpolittscher Beziehung können sich! die Reaktionäre nicht auf BiSmarck berußen. Wenn sie un» eine Abkehr vom Parlamentarismus empfehlen und in der Diktatur da» Heilmittel erblicken, so handeln sie ge wiß nicht im Sinne des Bismarck der letzten Lebens jahr«. Ist denn die furchtbar« Anklage schön ganz ver gessen. di« Bismarck im dritten Bande seiner Gedanken und Erinnerungen gegen da» persönlich« Regiment Wil helm» II. erhoben hat. Sind die traurigen Erfahrungen so ganz vergeblich gewesen, di« wir mit jenem System! gemacht haben, da- all« Macht in die Hand eine» Ein zelnen legt« und dessen Wirkungen der ehemalig« Hof marschall Wilhelm» II., Graf Zedlitz-Trü-schler, in sei nen Aufzeichnungen mit folgenden Worten niedergelegt hatr „Unsere Erziehung, unsere Mnrichtungen und An. schauungen «rzeugen od«r begünstigen Streberei. Der. Str»b«rei folgt Bhzantinibmu» und d«m Byzantinismus nur natürlich vesvotilaut». VApMmus aL«-ed«ut«t MM- /iNAMger für oas rrzgevirge UMlttch, Atzßj, DD GOchPfMMlDL. r-v*»..» ök «stUch—BgdüMtMachssg« Rut— ö« «tast K». pestM«.«»,,., ft»« «u,»,, Die steckbrieflich verfolgten Kommunlftenhäuptlinge. Mit dem Hochverrat, der Kommunisten beschäftigt sich auch die Berliner politische Polizei. Auch sie fahndet auf die Mitglieder der NetchSzentrale der KPD., gegen die der UntersuchungS- rechter beim StaatSgerichtshof Haftbefehle und Steck briefe erlassen hat: Parteisekretär Walter Ulbrtch, Re, dakteur Felix Schmidt, Redakteur Heinrich Br an dl er, Parteisekretär Artur Ewert, die früheren ReichStagSabge- ordneten Wilhelm Koehnen, Hermann Remmele, Wal ter Stöcker und Paul Fröhlich, dir Parteisekretäre Karl Becker, Jakob Walch er und Fritz Heckert und die Schriftsteller Erwin Hörnel, August Thalheimer und August Klein. Unaufgeklärt ist nach wie vor der Ver bleib der Akten gegen den thüringischen LandtagSabgeordne» ten Studienrat Dr. Neubauer, der ebenfalls wegen Hochverrat» verfolgt wird. Die wurden von unbekannter Land au» dem Bureau de» thüringischen Landtag» an dem Tage gestohlen, al« durch Landtagßbrschlutz di, Immunität Neubaues aufgehoben wurd«. Vr. Stresemann in Hannover. Reichsaußenminister Dr. Streftmann sprach vor einer von der Deutschen Volkspartei in Hannover einberufenim Versammlung. Zu Beginn seiner Ausführungen wies er da rauf hin, daß wir wahrscheinlich schon im nächsten Monar vor ?iner der größten außenpolitischen Entscheidungen stehen werden, die es jemals seit dem Versailler Diktat für uns ge geben habe. Der Entente, die setzt auf die in Deutschland be stehende Gefahr der nationalistischen Gehetmbündeleien hin- g-wiescn hätte, müsse klargemacht werden, das; gerade ihre Politik verantwortlich sei für das Unsinnige dieser nationali, sttschen Bewegung. Die SachverstÄndigenberichte. enthielten unzweifelhaft, namentlich in bezug auf die Reichsbank und die Reichsbahn, eine starke Einschränkung der wirtschaftlichen Souveränität, seien aber trotzdem als ein volkswirtschaftlicher Fortschritt zu bezeichnen. Damit, daß in den Sachvcrständl. gen'öertchten gesagt sei, Deutschland dürfe nicht zahlen, wen:, es sich nicht ruinieren und seine Währung wieder zerrütten wolle, sei auch hier die Lüge von dem betrügerischen Bankrott Deutschlands widerlegt. In seinen Ausführungen über diese Politik verteidigte Dr. Stresemann das Zusammenwir ken der Volkspartet mit der Sozialdemokratie.