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)luer Tageblatt «»,««,»« »» O«Upf«M»,l, ,«» »<««»« ft«»«»,« u «»«»»f-mtt»,, «Ech» S*i>« « k»l»gramm,i kag,blatt «a,,»zg,»iig,. SnkholkUlt- -8'» MtEDchMt D»I0WtkWgchUNgU> -<» aaM» -U» GGt-k Utttz -9» ^WtAATJichk» Mit» p»flsch»ck»K»n>»« «mt Leipzig Nr. «big -MM Mnzeiger für das Erzgebirge SotNalta«» »Ü-« ck>« Riet»« ck»a M-a»t oa» cka« Ma» Nr. 73 Mittwoch» äen 26. Marz 1924 19. Jahrgang Die Derleiäigung ixn Münchener Prozeß. Am Montagnachmittag nahm Rechtsanw. Hem- Meter das Wort zu seinem Plädoher für Oberlandes- gertchtsrat Böhner. Gr führte aus-. Heute noch prei sen sich alle glücklich, die unter .Pöhners Führung in Frankreich gekämpft Laben. Gr machte den republika nischen Machthabern keine Konzessionen. Ein soziali stisches Ministerium berief ihn auf Len Posten eines Po lizeipräsidenten, und so wurde er der getreue Eckhardt durch Herrn v. Kahr. M steht fest, datz unser Bayern volk di« Segnungen der Revolution im vorigen Herbst satt hatte und die Abkehr von der Weimarer Verfassung fordert«. Kähr und fe.tne Helfer erstrebten die Beseiti- gung der Reich-Verfassung. Man lagt immer, Hitlers Unternehmen sei ein Putsch gewesen, wie etwa der Küstriner Putsch. Das ist falsch. Die Küstrtner Aktion war sinnlos. Hitlers Aktion war dagegen getragen von c>e» Exponenten der bayrischen Staatsmacht. Ein Amok laufen mit den nationalsozialistischen Sturmtrupps ge gen die Staatsmacht, gegen Reichswehr und LandeS- polizel darf.man dem ehemaligen Polizeipräsidenten, einem Mann von Intellekt, nicht zutranen. Mit der Ue'Sernahme der Remter durch alle beteiligten Perso nen im Bürgerbräu war eine neue legale-Regierung ent standen nach dem revolutionären Grundsatz: „Wer die Macht hat .hat das Recht." Herr v. Kahr hat Herrn Pöhner und Oberamtmann Frick nachts um 11 Uhr 30 im Regterungsgebäude nach der Versammlung.empfan gen und anstatt sie verhaften zu lassen durch die zahl reichen Polizisten, empfing er sie freundlich. Ein Treu bruch lote er gemeiner nicht gedacht werden kann. TaS hat es bis dato in Bayern nicht gegeben. Pöhner ist ein Rudiment aus alter Zett, ein Mann, auf den wir stolz sein können. Sprechen Sie, meine Herren, Herrn Pöh ner frei. Erster Staatsanwalt: Die Ausführungen des Herr« Verteidigers waren zum Teil rein persönlich ge gen uns gerichtet. Herr Pöhner ist auf eigenen Wunsch in einer Zelle untergebracht worden. Pöhner ist mir« seit langen Jahren bekannt. Er ist aus richtigem Holz geschnitzt und vertritt das konsequent, was er-für Recht erkennt. Aber ich stehe auf dem Standpunkt, daß, ein Beamter der sich auf Pie ^Verfassung verpflichtet, diese auch respektieren mutz, Infolgedessen weise ich die An griffe zurück, die, gegen meinen Kollegen und mich! er hoben worden sind. Als zweiter Verteidiger Pöhners äußerte sich dann Rechtsanwalt Roder: Er kam zu dem Schluß, man wer de Kahr. .Lossow und Seltzer trotz ihres Widerstrebens zwingen, .nachträglich Farbe zu bekennen und für ihre Helfer einzustehen. Als der Verteidiger erklärte, datz auch der bayrische Iusttzmtnister den Marsch nach Ber lin gepredigt habe, wurde er vom Vorsitzenden zweimal scharf deswegen gerügt. Staatsanwalt Ehardt erklär!«, das Unrichtige dieser Behauptung ergebe sich aus der Tatsache, datz der Justiz minister am 6. November von Hitler verhaftet worden sei. Als dann Rechtsanwalt Roder erneut die gerügte Behauptung aufstellte, erklärte der Vorsitzende in sehr scharfem Ton, cS sei durchaus nicht als anständig zu be zeichnen, .wenn ein Verteidiger trotz zweimaliger Rüge dos Vorsitzenden erneut Ausdrücke gebrauche, die daS Ge richt zurückweisen müsse. In Pen letzten Tagen während der Plädoyers ist unter den Angeklagten eine allgemeine „UobermüdungS- ' krankhett" eingetreten. Kriebel und Brückner, nunmehr auch Hitler und Pöhner haben sich beurlauben lassen. Rechtsanwalt Roder sprach von der Uebermüdung.der Angeklagten durch die 10 Stunden täglich, dauernden Verhandlungen und regte längere Erholungspausen an. Der Vorsitzende meinte, die Herren Verteidiger sollten sich bet den Plädoyers lieber etwas beschränken. Dann erhielt Zustizrat Schramm für den ange- klagten Führer der ReichSkriegSflagge, Hvuptmann Röhm, dys Wort r Tie Ehre eines deutschen Manne» und Offizier« galt bisher für da« Höchste. Der Wort bruch Kahrs. .Lossows und Geißer« ist nur dann berech tigt wenn nachaewtesen wird, datz ihr Wort freiwillig und gern gegeben worden ist. Hitler« Streben war einen gewaltigen Gewittersturm durch die Fenster des deutschen Gtaatshause« fegen zu lassen. Die Entschei dung, sich Hitler anzuschlietzen, konnte den drei Herren im Bürgerbräu nicht schwer faflen. Haben sie Komödie gespielt, dann hat Kahr seinen alten Freund Pöhner, dann haben die beiden Offiziere Exz. Ludendorsf in der schmählichsten Weise verraten. E» ist kein Zweifel, datz Kahr, Lossow und Settzer am 8. November abend» ernst haft ihr Wort gaben, bevor sie umfielen. Man hat sogar Haftbefehle gegen unseren großen Feldherr« erlasse«, um den un» die ganz« Welt beneidet. Demokratie und demokratische Staatsform sind kein Zauberstab, mit dem man Millionen Menschen sofort zur Reife bringt für diese neue Staatsform. Die demokratische Form muß sich in jahr- zehntelanger Erziehungsarbeit die Demokraten schaffen, die innerlich mit ihr verwachsen sind. Das gilt zunächst für den einfachen, männlichen und weiblichen Bürger im allgemeinen. Das alte System war eingestellt auf Herrschaft und Diener schaft. Und weite Teile des deutschen Volkes fühlten sich bet dieser Einteilung der Welt in Herren und Diener sehr wohl. Die Herren waren glücklich. Die Diener waren es oft auch, denn sie halten keine Verantwortung; sie gingen in des Dienstes ewig gleichgestellter Uhr. Sie erledigten ihre Ar beit befehlsgemäß, ohne den Willen zum eignen Entschluß, und wurden dafür leidlich ernährt. Die Kraft unseres mili tärischen Systems, aber auch unsere Überlegenheit in ge wissen Großindustrien, beruht auf diesem System des ver. antwortungslosen Dienens. Und nicht zuletzt war die straff organisierte Sozialdemokratie nach ihrer ganzen innerlichen Einstellung ein Erzeugnis dieses Systems von Herrschen und Dienen, das aber hier schon stark in das demokratische Wesen sich umzuleiten begann. Demokratie, richtiger gesagt, der liberale Bestandteil de» demokratischen Gedankens, ist das Gegenteil von Herrschaft und Dienerschaft. Demokratie heißt Führung von freien, selbstbewußten, verantwortungsfreudigen Menschen durch stärkere, sachkundigere Führer. Demokratie heißt Entschluß freudigkeit und Entschlußfähigkeit auf jeder Stufe der sozialen Leiter. Demokratie heißt Führung, nicht Herrschaft. Geistig betrachtet erfordert also Demokratie eine fast völlige Umstel, lung des inneren WesenS. Und die Demokraten von IMS, die mit zuerst nach einer entsprechenden Umbildung des Schul, wesens von der Wissensbildung zur Charakterbildung riefen, waren sich durchaus dieser Notwendigkeit zur geistigen Erneu- erung bewußt. Daß die große Masse des Volkes diese Umstellung schon vollzogen habe, wird niemand behaupten. Im Gegenteil: wir befinden uns in einer rückläufigen Entwicklung. Der ganze Troß alter Rechts- und Linksradikalen hat wieder Sehnsucht nach Beherrschung und nach verantwortungsloser Dienstbarkeit. Die Untertanengesinnung wächst. sN. Erke lenz in der „Hilfe" 1084, Nr. 6.) Demokratischer LandeSparteitag in Sachsen. Am nächster: Sonntag, den 30. März, findet in Dresden im Landtagsgebänd« der demokratische' Landesparteitag kür Sachsen statt. Wenn Röhm und Kriebel nicht gewesen wären, so wäre der bayrische Staat von der roten Flut fortgespült wor den. Tas Blutbad am Odeonsplatz kommt auf.die, Pie aus kleinlicher und niedriger Rache und persönlichem Ehrgeiz den Befehl zum Feuern gaben. Das Ziel bei der Parteien war gleich, nur der Weg verschieden. Wenn das, was die Angeklagten am . 8. November taten, straf bar ist, .so ist .das, was Kahr, .Lossow und Settzer bis zum 1. November taten, genau so strafbar. Kahr, Los, sow und Seißer haben sich mit Hitler und Ludendorff identifiziert. Wenn die Staatsanwaltschaft in dem Verhalten dieser drei Männer keine Schuld steht, sind auch unsere Mandanten straffrei. Ein bekannter Rechtslehrer hat den Satz geprägt.: „ES gibt Fälle, in denen das Urteil, au« dem Gefühl heraus erfolgt, mit dem Verstand begründet werden mutz." Paragraph 58, der von der Notwehr spricht, gibt Ihnen die Möglichkeit, ein Urteil zu fällen, das dem gesunden RechtSgefühl des Volkes entspricht. Volkes Stimme ist Gottes Stimme. Das Boll hat sein Urteil längst gefällt. Oessnen Sie Ihre Ohren der Entrüstung die in der Oeffentlichkett durch die Anträge des Staats anwalts hervorgerufen wird. Angenommen, in Berlin wird die Entwicklung so. Latz über dem Reichstag die rote Flagge weht. Wer würde dann das Befreiung-Werk wa gen, wenn der Staatsanwalt mit dem Hochverrat-Para graphen hinter ihm steht? Der 3 81 war für die Mo- narchte gemacht. Mein Rechtsgefühl bäumt sich dagegen auf. .Latz dieser .Paragraph die Verfassung.schützt, die da« Gesindel, Pie Verbrecher und Hochverräter sich selbst geschaffen Haben. Vvrs.r Den Ausdruck weise ich entschieden zurück. Justizrat Schramm: Mutige Männer, die da» Volk retten wollten werden hier verfolgt. Auch die jungen Männer, die den Lumpen Heinz-OrbiS abgetan, könnte kein deutsches Gericht verurteilen. Genau so liegt der Fall Hier. Der Grundsatz her salu» publica darf.auch vor dem Bcratungsztmmer nicht Haltmachen. Für den Angeklagten Ver.net sprach dann Justiz, rat Bauer, der gegen die Auffassungen protestierte, datz sein Mandant die Infanterieschule tim. Auftrage seine» Vater» zum Meutern veranlaßt habe. Gestern wurde vom volkßgericht München gegen de» Oberstleutnant a. V. Oldenburg verhandelt, un ter dessen Führung am Morgen de» S. November, v. I. ein« Volksmenge in den Sitzungssaal de» Münchener Rathauses eingedrungen war, um den Stadtrat zur Hissung der schwarz-weitz-roten Kahne zu veranlassen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Beamten nötigung in Tateinheit mit Hausfriedensbruch zu 350 Mark Geldstrafe. Auf der Suche nach äem Diktator. IN Berliner Blättern werden wieder einmal Ge heimdokumente veröffentlicht über große Pläne zur.Er richtung einer nationalen Diktatur vom Stahlhelm, Do^ kumente, .die obendrein auf .einen Zusammenhang «mit der Reich-Mehrleistung. Hinzuweisen imstande sein sollen. Bekanntgsgeben wird einmal ein Rundschreiben vom 11. November 1928, aus dem hervorgeht, datz der Vorsit zende des Stahlhelm, Kaufmann S e l d t e - Magdeburg, einige Male in Berlin gewesen ist. um Gtresemann die Forderungen des Stahlhelm zu unterbreiten. Der Jung deutsche Orden hat sich dem Stahlhelm angefchlossen. Ferner liegt der Entwurf der Errichtung der Diktatur! selber vor. Ter Diktator will mit einem Direktorium zusammenarbeiten, in dem auch Stresemann sitzen sollt«. Ter Reichstag wird aufgelöst. Besonder» bedeutungs voll sind die Punkte 7 und 8, die folgendermatzen lauten: 7. Streiks sind bis auf.wettert» /verboten. Di« Börse wird bis aus weitere- geschlossen. 8. Es werden mit sofortiger Wirkung Standgerichte etnqesLtzt mit Befugnis der Todesstrafe sür Auflehnung und Sabotage gegen den RetchSverweser,. Stretkhetzer, Plünderer Wucherer, Zurückhaltung von Nahrungsmit teln. Ausfuhr von Nahrungsmitteln. Noske un- -er partetvorstan- -er V.G.P.V. Einen bösen Retnfall Hat der sozialdemokratisch« Parteivorstand erlebt, der eine ReichStagSkandtdatur de» früheren ReichswehrmtnisterS Noske mit der Begrün dung .ablehnte, dieser habe al» Oberprästdent in Han nover so viel zu tun, datz es besser sei, wenn er seine ganze Kraft den amtlichen Pflichten widme. Nament lich wurde auf die Tätigkeit der Welfen htngewtesen. die für ihren eigenen Welfenstaat im Rahmen deS Rei ches eine Volksabstimmung herbeiführen Wolfen. Mit den Gegnern der Kandidatur sei der Parteivorstand der Ansicht ^datz in einer solchen Zeit der erste Verwaltungs beamte der Provinz mehr als je- in Hannover tätig M sein verpflichtet sei. Oberpräsident Noske, der nicht ganz über die radikale Einstellung verfügt, die nach Ansicht des Partei vorstandes von einem künftigen sozialdemokratischen NeichStagSabgeordneten verlangt wird, erklärt dazu fetzt, datz die Ansicht des ParteivorstandeS im Grunde ge nommen auch seine Ansicht sei. Es sei nur schave, datz diese Ansicht gar nicht gegen seine Kandidatur geltend gemacht werden könne, denn die Abstimmung über den Antrag dxr Welfen finde unmittelbar nach der Reichs« tagswahl am 18. Mat statt, also vielleicht vor dem Zu sammentritt des neuen Reichstags, Arnd seine Wahl arbeit wäre nicht zum geringsten Teil ein Kampf gegen die Welfen gewesen. Trotzdem werde es natürlich, bet der Entscheidung des PartekvorstandeS bleiben, also bei der heuchlerischen Versicherung, Patz sie keineswegs we gen der politischen Einstellung deS früheren Reichswehr ministers ergangen sei. Eine Statistik -er NeparatlonskommMon. Die Reparationskommtssion hat eine.Statistik über dieLeistungenDeutschlandS vom. Waffenstillstand bis Ende 1923 und die Verteilung, unter die berschte- denen alliierten Länder veröffentlicht. Danach hatte Deutschland Leistungen im Betrags von 8 411889000 Goldmark ausaekübrt. Wie WTB. hierzu bemerkt, bringt die Abrechnung der Reparationskommtssion gegenüber der letzten bi» zum Juni 1928 reichenden kvin« wesentliche Aenderung in der Bewertung der Reparationsleistungen. Noch im mer sind grohe Posten nicht abgeschätzt. Andere, wie tz. B. die Handelsflotte,.die Saargruben «stv., sind mit den bekannten notorisch viel zu niedrig veranschlagten Wer ten eingesetzt. Nach sorgfältiger deutscher Verech- nuntz erreichten die gutschristlichen Reparationsleistun gen bereit» bis End« 1922 rund 41,6 Milliarden Gold mark, wom noch die 14,3 Milliarden betragend«, nicht auf Reparattonskonto anrechnungsfähigen deutschen Lei stungen htnzukommen, sp datz Deutschland also bi» An fang .1928 Leistungen im W«rte von 55,9 Milliarde« Goldmark bewerkstelligt hat, also da» SHfgch» der von d»r R«pto geschätzten Gumme. , . —