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/luer Tageblatt WLM Mzetger für das Erzgebirge -- ««tüch» AÄl,H rag--« n°-^a—V Enthalt«»» btt «ntUs;u»-«»atrnrnwchnngm» D« aat», D« «ab« «ab ßr- -Untn-Wlchin Fa». poBNeck-n»««' N«1 L^pzig vr.,— Nr. 53 Montag» äeu 3. Marz ZS24 IS. Jahrgang Politische Wochenschau. von Dr. Külz, M. d.R. Gegenwärtig .ist der RelchStntz Mt einem großen Rückblick auf Pie Zeit beschäftigt für die er sich durch! Annahme des ErmächttsungSaeketzeS aus der aktiven ge- sqtzsebertsthen Lat ausgeschaltet hatte. Innerhalb dieser zwei, Monate, Innerhalb deren die Regierung ühne Zu stimmung des Reichstages« ^rber immer in Verbindung Mit dem sogenannten 15. Ausschuß handeln konnte, .sind zahlreiche ttefeinichnetdende Maßnahmen E dem Ge biete deS Wirtschafts- und Öffentlichen Lebens ergrtfi en worden. ES kann nicht ausbleiben, daß manche von die sen Notmatznahmen einer berichtigenden Korrektur aus gesetzt lind. Darauf kommt es aber letzten Endes nicht an, sondern es ist zu tzrüsen, ob die von der Reichsre- gierung auf Grund des Regterungsgesetzes. betriebene Politik in ihrer Gesamtheit notwendig und zweckmäßig war. Stellt sich, die Mehrheit des Reichstages auf den Standpunkt haß diese.Politik zu verwerfen ist, so ist der Konsliktsfall gegeben und es unterliegt keinem Zwei fel. daß dann die Regierung Prävenire spielen und den Reichstag auf lösen wird. Billigt die Mehrheit des Reichstages die von der Reichsregierung.verfolgten Ten denzen so wird sich Wer einzelne Bedenken der Par teien sprechen lassen. Die bisherigen Verhandlungen im Reichstage sind ganz auf die Möglichkeit von Wahlen eingestellt. Die Fenster stehen weit offen, damit fa alle Wähler im Lande draußen die Reden hören« die fetzt von den Erwählten des.Volkes gehalten werden. In Wirklichkeit aber ist weder au? Setten der Reichsregierung noch auf Seiten der Mehrheit der Reichstagsparteien eine klare Willens bildung gegenüber der Frage vorhanden, ob man zweck- mäßtgerweise den Reichstag möglichst bald aufltzst oder ob Ma« ihn eine» natürlichen Todes sterben läßt. Nur di« Haltung der Sozialdemokratie ist partei taktisch betrachtet klar ste gibt sich als Partei der star ken Geste ^kämpft mit schwerem Geschütz gegen die Maß nahmen der Regierung.an« will aber im übrigen von Neuwahlen gegenwärtta moch nichts wissen., weil sie aus den Erfahrungen der letzten einzelstaatlichen Wachlen heraus schwere Besorgnis für ihr« Bestände haben muß. Don gleicher Sorge ist die Deutsche Dolkspartei erfüllt. Sie würde gewiß gern die gegenwärtige Kon junktur im Lande, die antisozialtstisch gerichtet ist, aus nutzen. ober sie möchte dabei doch auch ihre Reihen nicht so stark gelichtet sehen, wie ihr daS z. B. in Meck lenburg wtederfahren ist, und so hofft sie, daß durchs ein längeres Leben des Reichstages unter der fetzigen Erhaltung sich noch mancher Erfolg einstellen wird den sie in einem späteren Wahlkampfe zu ihren Gun sten verbuchen und ausnutzen kann. Entschlossen für so fortige Wahlen treten die radikalen Flügel rechts und tinkS ein, weil sie die.Gewißheit haben können, .daß sie parteimäßig.stark gewinnen. Die Haltung der Parteien ist also in dieser ganzen Frage stark durch taktisch« Etgenintereffen bestimmt. Zn Wirklichkeit müsse« aber bet solchen Dingen nicht die Interesse« der Parteien sondern die Interessen des Staates ausschlaggebend sein und von diesem Gesichts punkte aus betrachtet liegen die Dinge folgendermaßen! Die politischen Zusammensetzungen des Reichstags entsprechen nicht mehr dem Verhältnis der politischen Strömungen innerhalb des deutschen Volkes. In nor malen Zetten würde dies Anlaß sein müssen, durch Neu wahlen die Zusammensetzung der Volksvertretung in Einklang zu bringen mit der politischen Schichtung des Volkes. In solchen normalen Verhältnissen leben wir aber gegenwärtta nicht. Unser politische» und Miet» schaftSleben befindet sich nach schwerster Krist» im Zu- stand« einer langsam einsetzenden Gesundung. Durch «inen Wahlkampf von der Art, Wie er in den nächsten Wahlen erwartet werden muß, würde dieser Gesundungs prozeß ^ganz ergebltch gestört werden. Man denk« sich nur einmal, -ast der Feind bet.bevorstehenden Ver handlungen übe« ein Deutschland gegenüber zu gewäh rendes Entgegenkommen de» französischen Chauvinis mus t« der Latze sein würde daS Material in« Feld zu führen was von politischen Heißspornen in einem Wahlkampf gegen Frankreich produziert wird. Auch innenpolitisch würde ein WahlkamM.in der Hauptsache unerfreulich« Erscheinungen zeitigen. > ^Wenn es der gegenwärtigen Regierung in den nächsten Wochen ge lingt, .ohne die störenden Einflüsse einer wahlbewegung außen« und innenpolitisch da« deutsch« Volk noch ein Stück Wetter al» bisher au« den tiefsten Niederungen her- ausßuführen, so werden die Gefahren einer. Wahlbewe- gunst bet einem späteren wahltermin vielleicht geringer sein, gl« Wißt. Im allgemeinen wird man deshalb Neu wahl«« für den gegenwärtigen Augenblick nicht als er wünscht bezeichnen können r st« würden jedoch, zu einer unumgänglichen Notwendigkeit werden^ wenn di« Mehr ¬ heit de« Reichstage« der Regierung, auf der- fetzt be schrittenen Bahn hindernd in den Wetz treten sollte. Dio Gefahr, -aß das etntreten könnte ist noch nicht ge- bannt, aber sie ist nicht besonders groß da der Selbst, erhaltungstrieb starker Parteien im Reichstage immer wieder nach Möglichkeiten suchen wird, den Reichstag bis zu seinem im Juni vor sich gehenden natürlichen Ende am Leben zu erhalten. Hitler-Prozeß, Vernehmung de« Hauptmann« Röhm und de« Leutnant» Brückner. Hauptmann Röhm, .der am Sonnabend zuerst ver nommen wurde, war der Führer des zu Hitlers Kamvf- bund gehörenden Bundes „Reichskriegsflagge" und hatte beim Putsch, das Wehrkreiskommando besetzt. Er er klärte ^daß er heute noch nicht verstehe, wieso seine Mit wirkung am Putsch vom 8. November strafbar sein solle Er sei Offizier, .beute noch, durchweinen Md, den er dem König Ludwig geleistet habe, gebunden. .Als solcher habe er nicht anders handeln können. — Der Angeklagte erzählte von seinen Erlebnissen im Kriege, .von der Disziplinlosigkeit während der Revolution und von sei nem Schmerz über die Entlassung Ludendorffs, .den er. auch von einer Begegnung im Kriege her, hoch verehre Ten Rückzug Machte der Angeklagte als Schwerverwun deter mit. Er rühmte sich seiner Haltung -en Revolu tionären gegenüber, denen er keine Konzession gemach: habe.^auch nicht die der Entfernung-er schwarz-weiß roten Kokarde. Zn dem Reichskorps Epp machte er die Befreiung Münchens in der Rätezeit mit (Hauptmann Röhm war Adjutant des Generals Epp.) Bet der Aufstellung der Einwohnerwehren wirkte der Angeklagte von Anfang an mit, wobei er wie der an Dr. Ewinger, der damals Staatskommissar war, geriet. Später kam der Angeklagte als Reichswehr offizier in Verbindung mit der vaterländischen Bewe gung und mit Oberstleutnant Kriebes, seinem Mitange klagten. Er gab jedoch, seine Stellung! als Offizier der Reichswehr aus als er in besonders exponierte Lage kam. Er trat dann in besonders enge Verbindung mit Hitlers Kampsbund, weil er beim Wtktngbund (Ehrhardt) die richtigen Männer nicht gefunden habe. Die Verpflichtung der bayrischen Reichswehrtrup-- set Meuteret gewesen. Er wunderte sich über das platte Mitgehen aller Offiziere. Da sei es schon möglich,.sagte er hier- daß ein Offizier, befragt, .warum er auf vater ländische Leute schießen ließ, erwidert, dafür bin ich! be zahlt. Später stellte der Angeklagte des „Reichskriegs flagge" auf mit scharfer militärischer Einstellung als Kampfgruppe. An den politischen Besprechungen nahm der Angeklagte nicht teil. Er stellte sich nur mit seiner Truppe für jede Aktion HttlerS bedingungslos zur Ver fügung. Am 8. November feierte der Angeklagte mit seiner Truppe einen vaterländischen Abend. Tort über raschte ihn die Mitteilung von den Vorgängen im Bitrgerbräukeller und er führte seine Truppe Hitler zu, Der Angeklagte erhielt auf seinem Marsch! -urch die Stadt den Befehl das. Wehrkreiskommando zu besetzen. Er wußte zwar nicht, von wem der Befehl kam; er Mrte ihn aber aus. Die Vorgänge in der Nacht zum 9. No vember im Wehrkreiskommando schilderte der Ange klagte so., wie es Oberstleutnant Kriebes schon getan bat. Ihm war auch am 9. November vormittags die Lage noch Unklar. Gr beschloß aber vorsichtshalber die Ver teidigung wobei auch! Reichswehroffiziere sich! ihm zur Verfügung stellen wvNten. „General von Epp! redete ihm dann zu. die Verteidigung doch! aufzugeben, zumal sich ja die Lage ganz geändert hab« und er gegen dl« Reichswehr dock nicht kämpfen könne. Der Angeklagte ging dann mit EPP nach! Absage de» Kommando« in» andere Lager, wo man ihn überreden wollte, die Partie aufzugeben. Inzwischen waren im Wehrkreiskommando ihm zwei Leute erschossen worden, .darunter Leutnant Casella. Der Widerstand wurde dann aufgegeben, und der Angeklagte stellt« sich! selbst auf -er Polizeidirek tton. Während seiner Untersuchungshaft erhielt er sei nen Abschied au» der Reichswehr genehmigt. Au» den Unterredungen mit General v. Lossow will der Ange klagte den Eindruck gewonnen haben, al» ob zwischen Lossow und Hitler wegen de« Zuge» nach! Berlin alle» VVNig,in Ordnung gewesen sei. lieber die Folgen und di« Rechtlichkeit der Aktion vom 8. November habe er sich Überhaupt keine Gedanken gemacht.. Staatsanwalt Dr. Ehrhard stellt der abfälligen Kritik de» Angeklagten an einzelnen Personen der Reich», wehr da» gegenüber, was General Ludendorff.am Lag« zuvor über die Reichswehr anerkennend sagt«. Auf Befragen erklärt der Angeklagte, daß /r Be fehl gegeben -ave, nicht auf.Reichswehr zu schießen, da er sich mit seiner Trupp« der Reichswehr gleich betrach ¬ tete. Auf.den 10. November habe der Ungesagt» für seine Trüppe eine Nachtübung angesetzt, zu der General v Lossow eingeladen war. Der AWutz au» dem Wehr kreiskommando wurde nicht in Formen der militäri schen Ehren durchgefü-rt. ' - ES folgte sodann die Vernehmung des Oberleut nant der Reserve und Studierender der Staatswtssen- schaft Wllh«lm Brückner. Brückner kam im Frühjahr 1919 nach München und wirkte bei der Befreiung Münchens mit. Aus wirtschaft lichen Gründen hatte er sich Ende 1919 von der vater ländischen Bewegung etwas zurückgezogen. .Später ge wann er die Ueberzeupung, -atz nur Hitler mit seiner anttmarxisttschen Einstellung, der Mann sein würde. Deutschland zu befreien. Insbesondere gefiel ihm! .in seiner Bewegung die große Anzahl von Anhängern aus den Kreisen der Arbeiterschaft. Blutenden Herzens sah er, wie immer wieder von den Regierenden zur Ruhe und Besonnenheit gemahnt wurde. „Wir waren ande rer Ansicht. Mr waren auch die Leute, die von fana tischem Haß .beseelt waren. Die Befreiung der Rhein- Pfalz. ist ja auch schließlich nicht von den Beteuerungen in der Presse und den Parlamenten mit ihrem ewigen Gerede von „Pfalz beim Reich," «Bayern und Pfalz" usw. ausgegangen, sondern nur dadurch möglich gewor den. daß Männer vom Schlage eines Schlageter -en Hochverräter und Lumpen Heinz Orbis niederknallten." Von den Besprechungen vor dem! 8. November bat Brückner nach seiner Versicherung als militärischer Füh rer keine Kenntnis. Ein Soldat brauche sich nicht int politische Erwägungen einzulassen. Er wußte nur von seinen Vorgesetzten das eine, daß . Kahr, Lossow und Seißer entschlossen seien, .gegen den Norden vorzusehen. Das habe er seinen Leuren auch, immer wieder Mm Auf druck gebracht.' Wenn beute behauptet werde, .wir tzät- , ten am Abend des 9. November Reichswehrsoldaten ab- I sichtlich.und unter Drohungen im Bürgerbräukeller fest« ! gehalten, so müsse er betonen, -atz -as garnicht nötig war, die Leute waren alle begeistert. Das beweise auch der Umstand, daß sie sofort den Pleitegeier (diesen Aus- i druck rügte der Präsident) pon den Mützen rissen und ! zertraten. Warum sie ihn dann am nächsten Tage wie- ' der aufgesteckt haben, entziehe sich, seiner Kenntnis. Der Angeklagte gab sodann noch eine Schilderung-on dem Marsche in die Stadt. Der Staatsanwalt bemerkte schließlich, daß die Vor gänge an der Ludwigsbrücke doch, nicht ganz, so harm los gewesen waren und sein konnten, als sie von Brück- ' nor geschildert wurden. Ludendorffs Rückkehr vom Gericht. Die Ovationen für General Ludendorff bei der Abfahrt von der Infanterieschule setzten sich auf dem ganzen Wege fort, bis weit nach Thalkirchen hinaus. Ueberall wurde Gene ral Ludendorff mit Hochrufen begrüßt Das Auto mußte oft schrittweise fahren, weil der Andrang der Menge in den Straßen des Bahnhofsvtertels, zu groß war. In der Send, linger Vorstadt, die das Auto Ludendorffs nach Prinz-Lud wigs-Höhe durchfahren mußte, gestalteten sich die Ovationm zu großen Kundgebungen, für die der General immer wieder danken mutzte. Bei der Ankunft in Prtnz-Ludwtgs-Höhe enthielt das Auto des Generals viele Blumenspendcn, die aus der Menge dem General überreicht worden waren. In der Nymphenburgerstratze wurde dem General eine spontane Huldigung der Arbeiterschaft der Löwenbrauerel bereitet, die das Auto des Generals anhielt und ihm ein grotzes Fatz Bier an den Wagen brachte. Pfalztag ln Mannheim. IM Nibelungensaale dies Mannheimer Rosengartens, Deutschlands grösstem und schönstem Festraume, in dem sich gegen 5000 Personen versammelt hatten, fand gestern üben der feierliche Festakt des Mannheimer Pressetages statt, der sich zn einer machtvollen Kundgebung für die Freiheit der deutschen Rheinlande, tm besonderen der Pfalz, gestaltete. Bald nach 8 Uhr erschienen Reichspräsident Ebert mit Netchswehrmtntster Dr. Gctzler, Retchsmtnistcr für die besetz, ten Gebiete Dr. Hoefle, ReichSwirtschaftSmtnister Dr. Hamm, ferner d^c bayrische Ministerpräsident Dr. v. Knilltng, der badische Staatspräsident Dr Köhler, der hessische Staat». Präsident Ullrich, sowie zahlreiche andere führende Staat» männer mch namhafte Vertreter von Wirtschaft, Kunst und Wtssenschaft. Besonders zahlreich hatten sich die hartbedräna. ten Pfälzer Volksgenossen eingefunden. Der bayrische Ministerpräsident v. Knilltng und der ReichSmtntster für die bes.e-ten Gebiete, Hoefle, hielten An. sprachen. Reichspräsident Ebert antwortete mit einer Rede, in der er das deutsche Volk aufforderte, alles Trennende 'zu- rackzustellen hinter die deutsche Sache und die deutsche Freß Lett. Im Rathaus fand eine Besprechung des Reich-Minister- für die besetzten! Gebiete, Dr. Hoefle, und de« Reichswirt. schastsministtrs Hamm mit Vertretern der Industrie, dec Handels und der Landwirtschaft statt. 2m Anschkch daran