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/luer Tageblatt NnHeiger für -as Erzgebirge »2«-- «MO», s«»«»—»f«m««» LelUgram««, Las.Ua« ^u.„,g,»„g,. «athattra- sie amtliche» Srkantttmachaagrn ter Nato» ter Statt ast te» Matagsrtcht» -in». p»stM»«.«»»,», ft«, LU»^, n«.,ee» Nr. S3 Freitag» äen 14. Marz 1924 19. Jahrgang Wahlaufruf äer Demokraten. Für Demokratie und Republik. Der Reichspräsident bat auf Grund seines verlas, sungsmäßigen Rechts den Reichstag aufgelöst. In Ueber- etnstimmung mit der Reichsregterung. will er Aenderung der auf.Grund des Ermächttgungsglesetzes erlassenen Verordnungen, soweit diese Aenderungen die Gefahr einer neuen Inflation heraufbeschwören, .nicht zulassen. Ein neuer Reichstag soll gewählt werden. Die Wähler haben zu entscheiden. ob nicht die größten Opfer ge bracht werden müssen, um die feste deutsche Währung Lu erhalten. Die Schrecknisse einer zerrütteten Währung sind noch jedem deutschen Wirtschaftler, .jedem deutschen Gehalts, oder Lohnempfänger,, jeder deutschen Hausfrau in furchtbarer Erinnerung. Nachdem es unserem Par teifreund Dr. Schacht gelungen ist, die deutsche Wäh rung zu befestigen, muß Line neue Zerrüttung.unseres Geldwesens mit aller Kraft verhindert werden. Sie wäre ein unsagbares Unglück. Schwerste Katastrophen wären die Folge. Zn dem Streite zwischen gefährdeten Prtvatintcressen und dem gefährdeten Staatsinteresse stellt die Demokratie das Interesse des Staates jn den Vordergrund. Wir müssen den Staat retten. Zerbricht das Reich, dann ist alles verloren. Die Fraktion der Deutschen demokratischen Partei weiß daß, sie in der schweren Arbeit des Reichstages ihre Pflicht erfüllt hat. Ost hat man uns nicht ver stehen wollen. Eine Politik schwerer Opfer, eine Po litik der harten Staatsnotwendigkeiten wurde von uns vertreten. Wir haben die Wirtschaft geschützt; aber die egoistische» Bestrebungen einzelner Berufsgruppen konn ten von uns nicht berücksichtigt werden. Niemals waren die Parteiinteressen für uns ausschlaggebend. Hätten wir uns von ihnen beherrschen lassen, dann wären auch wir in die Opposition getreten, .um mit der so unendlich leichten Kritik an all dem Schweren, das dem Volke auserlegt werden mußte, Stimmung.für uns zu machen. Wir aber stellten das Vaterland über die Partei. , Nach der schwere Erschütterung, .die der frevel hafte Knpp-.Pntsch dem deutschen Volke gebracht hatte, war der eben aufgelöste Reichstag, gewählt wor den. Ein Versuch neuen Hochverrats, der durch den Münchener Prozeß in diesen Tagen grell beleuch tet wird..hat in den letzten Monaten die deutsche Sicher« hcit die deutsche Einheit, den inneren Frieden bedroht. Rücksichtslos muß der Kampf gegen die Verbrecher ge führt werden, die Bürgerkriegsgesinnung.in das arme gequälte deutsche Volk hinetntragen, und die die Bil dung .einer wahren Volksgemeinschaft durch eine scham lose Hetze immer wieder unmöglich machen. Wir.wer den auch in Zukunft Klas.senhaß und Rassenhaß, bekämpfen. Weil wir das tiefe religiöse Empfinden dem deutschen Volke erhalten wissen wollen, wenden wir uns gegen jeden Versuch konfessionelle Zwietracht zu schaffen. Wir haben die Weimarer Verfassung verteidigt. Deutschland ist eine Republik! Um der Staats autorität willen kann der Kampf gegen die Republik ost in taktloser Weise sogar von Beamten der Republik geführt, nicht ertragen werden. Um so dankbarer sind wir der großen Zahl verfassungstreuer Beamter, die in harter Arbeit der Republik gedient haben. Daß sich gerade gegen sie der leider notwendige Beamtenabbau mit besonderer Schärfe richtet, haben wir stets bekämpft und werden wir auch in Zukunft bekämpfen. Tas deutsche Volk muß begreifen,. daß nicht die Lehren der äußersten Linken und der äußersten Rechten uns retten können. Wir brauchen eine starke Mitte die bereit ist. ohne demagogische Phrasen in einem ge« rechten sozialen Ausgleich allen Volksschichten die für den Staat erforderlichen Opfer auszuerlegen. Nur eine starke Mitte ermöglicht die Bildung einer starken Re gierung und verhindert die Gefahr ständiger Krisen. Manches harte Wort wurde über den Reichstag gespro chen. . Wenn er uns eine klare Politik nicht immer er möglicht hat. Lg ist das in erster Linie Schuld.der1enjg.en Wähler, die, unzugänglich der Stimme der Vernunft, sich von den Phrasen betören ließen, anstatt eine sichere Mehrheit der Mitte zu schaffen. Die letzten Jahre haben bewiesen, daß jede Partei, die zUr Ucbernahme der Verantwortung bereit war. die Linie der Demokratie etnhalten mußte. Da ist Line starke Rechtfertigung unserer Politik. - Namens de« Deutschen demokratischen ReichStagSfraktion; Erich Koch (Weser). Anton Erkelenz. Dr. L. Haas. Die französische Kammer vertagte mit .160 gegen 210 SUnnnen einen Antrag, der die WIedcrelnstellnng der entlw senen Eisenbahner verlangte. Minister Le Troquer hatte die VutranenSfrage gestellt. ver veillmag aufgelöst. Gestern abend schon teilten wir durch eine Sonder ausgabe die Meldung des Wol'ffbüroS mit, daß der Reichspräsident den Reichstag aufgelöst . habe. Das Telegramm lautete: Berlin 13. März 1924. Nachdem der Reichs kanzler nochmals die Notwendigkeit der Aufrechterhal tung der auf Grund des Ermächtigungsgesetzes erlasse nen Notverordnungen dargelegt hatte, verlas er fol gende Verordnung des Reichspräsidenten: Nachdem .die Retchsregierung feygestellt hat. daß ihr Verlangen, die auf Grund des Ermächtigungs gesetzes vom 13. Oktober und 8. Dezember ergan genen und von ihr als lebenswichtig bezeichneten Ver ordnungen zUr .Ze.it unverändert fortbestehen zu las sen nicht die Zustimmung der Mehrheit des Reichs tages findet löse ich auf Grund des Artikels 25 der Reichsverfassung den Reichstag auf. Vie letzte Sitzung -es Reichstages. Die Tagesordnung der letzten ReichstagSsttzung um faßte nicht weniger als acht große Seiten; alles Uner ledigte war auf ihr zusammengedrängt. Zunächst wurde das Gesetz chber die Golddts'kontbanken zum zweitenmal beraten. Helsferick machte einige kleine Ausstellungen und bemängelte vor allem die Eile, mit der dieses wich tige Gesetz noch verabschiedet werden soll; fein Antrag wird aber abgelehnt. .Sodann werden das Reichspost- gesetz und der Notetat in dritter Lesung Angenommen. Dann folgt die erste und die zweite Beratung des von den Sozialdemokraten, dem Zentrum, der Deutschen Volkspartei und den Demokraten und der.Bayrischen Volkspartei eingebrachten Antrages: 1. Für die Zeit nach der Auflösung, bis zu den Neuwahlen dem Präsidenten und' seinen Stellvertre tern. sowie den Mitgliedern des auswärtigen Nutz« schusscs und des UeberwachungSauSschusfeS die Auf wandsentschädigung Wetter zu zahlen. 2. Sämtlichen Mitgliedern des Reichstages da- Recht der freien Eisenbahnfahrt zuzugestehen. (Also nicht etwa Ver längerung der Diäten.) Auch dieser Antrag wird mit großer Stimmenmehr heit angenommen. Ein Antrag aber, .die Wahl schon zum 12. Avril stattfinden zu lassen, wird abgelehnt, vor allem deswegen, weil dieser Termin viel zu früh ist. Inzwischen war der Reichskanzler Marx erschienen der das Wort ergriff. Er wies zunächst aus die Wich tigkeit der auf Grund des Ermächtigungsgesetzes erlas senen Verordnungen hin für die Erhaltung der Wäh rung durch vermeiden einer neuen Inflation, Ingang setzung der Wirtschaft und Ausgleichung des Etats. Die ses Werk der Gesundung darf, kaum begonnen, nicht ge stört werden. Dennoch seien Anträge auf, Abänderung oder gar Aufhebung ron der Opposition eingegangen, und die Opposition beharre auf.ihrem Entschluß, .diese Anträge entweder sofort im Plenum des Reichstages zur Abstimmung Lu bringen oder sie den Ausschüssen zur Beratung zu übergeben, was beides für die Regie rung unannehmbar sei. Der Reichskanzler fuhr dann fort: Es kommt hin zu, daß durch die Zuspitzung der innerpoltttschen Ver hältnisse allein schon durch die bevorstehenden Wählen die Erörterung der Anträge zu den Verordnungen hier im Reichstag von Tag zu Tag mehr agitatorischen Eha- räkter angenommen hat. Angesichts dieser Sachlage kann die Regierung eine weitere Verhandlung der für das Volk lebenswichtigen Frage hier nicht mehr zulassen. Da es nach den Verhandlungen mit den Parteien zwei felsfrei seysteht. daß die Mehrheit des Reichstage» dar auf besteht, einen Weg zu beschreiten, der nach der Uebcrzeugung der Retchsregierung da» Volk in»> .Ver derben führt, .hält sich die Regierung für verpflichtet, die weitere Verhandlung über die Notverordnungen zu verhindern und die Entscheidung de» Bolle» selbst anzurufen. Da» deutsche Volk muß sich setzt ent schließen, pb es mit un» in stiller, harter Arbeit Ord nung und Ruhe sichern, ob es den Weg ernster Pfltcht- crfüllungvweiter gehen will zu dem Ziel, . unsere be drückten Brüder an Rhein unid Ruhr wieder mit un» zu vereinigen und Deutschland frei zu machen, oder ob es sich an haltlosen Versprechungen und billigen Schlag worten berauschen, in wildem Drange nach trügerischen Zielen sich in Zwietracht zerreiben und in Haß erschwe. ren will. Tie Retchsregierung stellt sich zunächst.por ihr Werk, Pa» dem deutschen Volk nach den schweren Er schütterungen wieder Ruhe und Sicherheiten gebracht bat. durch da- die Währung erhalten und die Wirt schaft wieder in Gan« gesetzt worden ist. Die Aufrechterhaltung gesicherter Verhältnisse in Deutschland ist auch die erste Voraussetzung Lafttr daß die deutsch« Regierung da» Leben-recht de» dmrtßsteu Volke» -et den bevorstehenden Entscheidungen wahre« kann, .denen sie im Bewußtsein ihrer Verantwortung vor Volk und Geschichte, aber auch in voller Freiheit dos Entschlusses gegenübersteht. Damit in dieser Sage da» Volk entscheiden kann, hat die RetchSregteruna bei« Herrn Reichspräsidenten den Antrag aus Auflösung -eß Reichstages gestellt. Daraus Verla» der Redner die eigentliche Auf lösung. 1 > Di« Zusammensetzung de» aufgelösten Reichstage. Der jetzt aufgelöste Reichstag verteilte sich mit 459 Sitzen auf die einzelnen Fraktionen wie foKgt: Deutsch nationale Volkspartei 67 Mitglieder, Deutsch« .Volks partei 66, Deutsche demokratische Partei SS, Zentrum 65 und 3 Hospitanten, Vereinigte Sozialdemokratisch« Partei 173. Bayrische Volkspartei 19 und 1 Hospitant, Kommunistische Partei 13 und 2 Hospitanten, ferner Bayrischer Bauernbund 3 Mitglieder, Deutschdülktsch« Freiheitspartei 3, Deutsch-Hannoversche Partei 2, .Un abhängige Sozialdemokratische Partei 2, .bet keiner Fraktion 1 (Geisler). Die Opposition in äer Volkspartei. Zur Sezession der nationalliberalen Vereinigung erfäk» das linksdemokratische „Acht-Uhr-AbeU!dblatt" vom General sekretär der Deutschen Volkspartei, Truckseß: „Die Parteileitung ist von dem Vorgehen der Gruppe Quacktz völlig überrascht worden. Der Reichs cmßenminister Strefemann, der Führer der Partei, ist von dem Vor gehen der Partei im Voraus nicht verständigt worden, son dern hat die offizielle Mitteilung dieses Schritte- erst nach seiner Vollendung erhalten. Nach den uns vorliegenden Stimmen aus dem Reiche wird die Gründung mit außeror. lentltchem Mißfallen betrachtet, weil sie so unmittelbar vor dem Beginn der Reichstagswahlen gefährlich und geeignet st, die Anhänger der Partei zu verwirren. Es besteht bei ührenden Persönlichkeiten der Partei die Ueberzeugung, da! »er Versuch gemacht werden wird, die Streber auSzuschalten. ES ist deshalb nicht ausgeschlossen, daß, die Parteileitung gegen die führenden Persönlichkeiten der Arbeitsgemeinschaft sich zu schärfstem Widerstand veranlaßt steht. Dagegen erklärt von der Opposition der Abgeordnete Maretzkv einem Mitarbeiter: Unser Zusammenschluß richtet sich nicht gegen die Par tei. Er bezweckt vielmehr nur eine klare Politik der Parte» gegen jede Koalition mit der Sozialdemokratie. Wir erstre. beu mit aller Entschiedenheit den Bürgerblock und nehmen an, daß die Parteileitung sich mit un» in diesem Punkte soll darisch erklären wird. Sollten uns von der Sette Schwierig keiten auferlegt werden, ist damit zu rechnen, daß wir zu weiteren Konsequenzen schreiten werden. Das StresemaNnorgan „Die Zeit" schreibt sehr zuver sichtlich, ldaß die neue Gründung ebenso schnell wieder ver. schwinden würde, wie der seinerzeit gegen Wassermann oppo nierende „altltberale RetchSverband." Der Parteioorstank lehnt ab. , Der Parteivorstand der Deutschen Volkspartei hat in seiner gestrigen Sitzung zu den Veröffentlichungen über die Gründung einer nationalen Bereinigung der Deutschen Volkspartei Stellung genommen. Der Partetvorstanv ist ein. mütig der Auffassung, daß es keiner Vereinigung von Partei mitgliedern bedarf, um in nationaler, politischer und wirt schaftlicher Hinsicht an den Grundsätzen der alten national, liberalen Partei, wie sie im Programm derDeutschen Vo Partei von 1919 zugrundegelegt sind, festzuhalten, da dieses Festhalten der Grundsätzen der gesamten Partei entspricht. Der Parteivorstand erachtet cs als das selbstverständliche Recht aller Parteimitglieder für ihre Anschauungen inner halb der Partei ihren ganzen Einfluß einzusetzen, wie dies auch bisher geschehen ist. Eine Sondcrorgantsation innerhalb der Partei ist aber für jede Partei unmöglich und untragbar, dq sie die Gesck' scnheit und damit den Erfolg ihrer politischen Arbeit gefäl"-- dct. Der Parteivorstayd weiß sich mit dieser Auffassung im Einverständnis mit den Parteifreunden im Lande. Einstellung -er spanischen Operationen in Marokko. Nach Meldungen aus Madrid sind <Me Operationen der spanischen Truppen in Marotta eingestellt worden, um nach Angabe des spanischen Direktorat» «inen «ün- " sttgen Augenblick für tbre Wiederaufnahme abzuwarten. Ta» spanische Krieg-Ministerium dementiert in scharfen Worten die Bericht« üb«r schwer« Verlust« der «panier bet Ttzzl. Tie meisten G«fall«nen zählen zu den spa nischen Htlfstruvpen. Der „Daily Mail" wird au» Tanger gemeldet, daß zwischen Spaniern und Riffleuten -et Azid Midar <?) ein heftiger Kampf.stattgesunden hat. Di« «panier mußten schließlich den Rückzug antreten und büßten 108 Tot« ein. Die Riffleut« haßen gleichfalls groß« Ver luste erlitt«.