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Mttwoch, ä«n lS. Mlrz 1S24 I». Jahrgang /luer Tageblatt Mnzeiger für öas Erzgebirge Nr. SI WSHmagsstabilisierung unä Reparationen, von Prpfevvr Gusta, Gasssl-sWock-Mt (Schwedm). Iber wert einer bestehenden stabilen Valuta wird durch die Kaufkraft derselben atts dem inneren Markte de« Lande» bestimmt. Die fortwährende Stabilisier»«» ein« solch«» Valuta erfordert mm ein« solch« vegrea- zung der ZahlungSmittelversorMng, daß di» innere Saufkraft d« Valuta unverändert bleibt. In diesem ruht also der Wert der Valuta auf der Knappheit der Zah.ungsmittelversorgun». Sine besonder« „Deckung" der Valuta ist dann nicht erforderlich und kann jeden falls derselben keinen anderen Wert geben, al» sie schon infolge der Knappheit der Zahlungsmittel-Versorgung hat. Eine Einlösung der Valuta in anderen Valuten oder in metallischer Währung kann dabei nur die Be deutung .haben, daß das WectverhältntS zwischen oer an sich festen Valuta und einer anderen auch als fest an genommenen Valuta für jeden Tag genauer, als sonst vielleicht möglich wäre, konstant gehalten bleibt. Ein Land, das wie Deutschland nach einer gewalti gen Inflation, eine Valuta erst zu schaffen hat, steht vor einer in vielen Hinsichten wesentlich anderen und schwie rigeren Ausgabe. Tie neue Valuta des Landes hat noch keine bestimmte Kaufkraft zu verleihen. Ties kann am einfachsten dadurch geschehen, daß man die Valuta an irgend eine fremde Valuta anknüpft, .die einen stabilen Wert besitzt. In diesem Falle beruht also der Wert der neuen Valuta zunächst auf ihrer unmittelbaren Einlös- oarkeit und also auf der Fundierung, die diese Einlös barkeit sichert. Bet Einführung einer neuen Valuta ist es im all- '«meinen praktisch notwendig, .dieselbe an die alte, durch Inflation zerstörte, Valuta anzuknüpfen. Dabei mu- selbstverständlich die Inflation der alten Valuta auf» x gehört haben, und also schon eine gewisse Stabilisierung - derselben eingetreten sek». Di« neue Valuta ist dann im Grunde genommen keine ganz neue, sondern würde besser als eine rekonstruierte Valuta bezeichnet werden können. Die Beibehaltung der alten Valuta bietet «!nter anderem den Vorteil, daß der ungefähre Zahlungsmittelbedarf des Lande- bekannt ist, und datz der Bedarf he- Ver kehrs nach depr neuen Zahlungsmittel ohne allzu gro ße Störungen durch Umtausch der alten Zahlungsmittel gegen die neuen gedeckt werden kann. Wenn einmal die neue Valuta eingeführt ist, mutz ein« bestimmte Knappheit der Zahlungsmittelversorgunfl aufrecht erhalten werden. Die» kann nur durch eine» angemessenen Diskontsatz, geschehen. Der DiSkontsatz mutz ein treuer Ausdruck für die wirklich« Knappheit des Kapitalmarktes sein. Run ist der Kapitalmarkt nach einer langen Inflationszeit gewöhnlich sehr knapp. Die Inflation hat bewirkt, daß die eigentlich« Spartätigkeit aufgehört hat, da niemand Geldfvrderungen in einem sich stet» verschlechternden Neid ansammeln will. Da bedeutet natürlich nicht, dgß die reale Kapitalbtldung vollständig aufgehört hat. Im Gegenteil werden inner halb der Unternehmungen die Geldgewinne in einer Zett von starken Inflationen gewöhnlich- unmittelbar in Real- kapital umgewandelt, das zur Erweiterung und Kesseren Ausrüstung de» Unternehmen» dient. Trotzdem ist am Ende der Inflation-Periode die Volkswirtschaft außer ordentlich schlecht mit Kapital versorgt,eine groß« Men ge von dringenden Kapitalbedürfnissen ist zurückgesetzt und nur langsam, in beschränktem Maße» kann Vie durch die Stabilisierung der Valuta ne« erwachend« Spar tätigkeit befriedigt werden. Deshalb ist der Zinssatz am Ende einer längen Jnflattonspertode sehr -och. Mn« Stabilität der Valuta kann dann m»r bet entsprechenden Diskontsätzen aufrecht «halten werden. Die Kapitalknappbett wird sehr verschärft, wenn die notwendige Wiederherstellung vom Gleichgewicht im Staatsbudget eine drückende Besteuerung erforderlich macht. Die hart« Besteuerung macht also «inen höheren Diskontsatz notwendig al» bet mäßiger Besteuerung «er» forderlich wär« und bedeutet deshalb ein erschwerende» Moment in den Bestrebungen -ur Stabilisierung der Valuta. Durch «ine Wegnahme von Ersparungen und Kapitalien durch HUH« progressive Steuern auf.Einkorn» s men und vermögen muh der Kapitalmarkt stark be einträchtigt und di« ganze Volkswirtschaft in ihr« Ent wicklung ernstlick geschädigt werden.. Reu« Anlagen und Bauten leiden natürlich ganz besonder» unter der Ka- vitalknappheit. Die Folge ist. daß di« Industrien, die / auf di« Konstruktion von neuem Realkapital «tngertch- ck tet sind, sofern ihr inner« Absatz in Frage kommt, ohn« I Beschäftigung stin w«den, und dah deshalb ein« ernste Arbeitslosigkeit in diesen Industrien aufkommt. vollständig unhaltbar wird natürlich di« Lage wenn unter solch«« Umständen noch große Zahlungen an da» Ausland der Volkswirtschaft auferlegt werden. In reutschland kann ein Gleichgewicht HM Kapitalmarkt»» sv wie st» nur durch hohe Zinssätze erreicht werden, da da» Staatsbudget Mr die nächste Zuftmft LHr starke Ansprüche an die Einkommen der Steuerzahler stellen und deshalb die für die Entwicklung der Volkswirtschaft notwendige Kapitalbtldung Vchr erschweren muß. Wür den dazu Zahlungen für Kriegsentschädigungen erfor derlich werden, so würde e» aller Wahrscheinlichkeit nach vollständig unmöglich sein, den deutschen Kapitalmarkt in Gleichgewicht zu bringen. Dann kann aber auch kein« stabile Valuta in Deutschland aufrechterhalten werden. Cnäe äer Delnehmung Lossows. Eine Frage hat die Oefsentlichkeit beschäftigt r War um Ludendorfs in der Stacht vom 8. zum S. No vember nicht offiziell von unserer veränderten Stellungnahme benachrichtigt worden ist. Dc-tz da» nicht geschehen ist, dafür waren militärisch« und nicht militärisch« Gründe maßgebend. Die militärischen Gründe waren die: Hitler hat am Abend de» 8. No vember wiederholt erklärt: „Der nächst« Morgen fin det uns als Sieger oder tot." Ich glaube ihm auch heute noch, Hatz ha» keine Phrase war, sondern daß Hitler zum Kämpfen entschlossen war. Die Kräfte des Kampfbundes in und mn München waren zu jener Zett den überaus schwachen Reichswehrkräften, die auf ihre Kasernen verteilt waren, wenigstens zahlenmäßig weit aus überlegen. Für mich als den verantwortlichen Fab- tor war eine selbstverständliche militärische Notwendig keit: solange dieses ungleich« Verhältnis andauerte, be stand kein Grund, uns vorzeitig zu decouvrieren. Die anderen Gründe waren nur persönli cher Art. Kahr, Settzex und ich waren in der Nacht zum 9. November von tiefster Empörung über den ge gen uns begangenen Treubruch erfüllt. Man hätte doch vielleicht auch Kahr, Lossow und Setßer am 8. nach mittags benachrichtigen können: „Sie, gehen Sie nicht zum Bürgerbräu, da passiert wa- Häßliche», bleiben Sie lieber weg." Wir aber, die wir an jenem Abend ver raten worden sind, von uns findet man da» unerhört, daß wir denen, .die den verrat begangen haben, nicht kochoffiziell unsere Ansicht mitgeteilt haben. Das ist ein Widerspruch, den ich hier gern aufgeklärt haben möchte. Tie Tatsache, daß Hitler und die anderen am Mor gen des S. November genau über unsere Haftung orien tiert waren, läßt sich beweisen. Zwischen 6 und 7 Uhr früh hat Hitler an die Jnfanterieschüler eine sehr hef tige Ansprache gehalten über die niederträchtige Hal tung und den Verrat Lossows und hat sie dann auf Ludendorff oder auf Hitler vereidigt. Trotzdem be hauptet man -ter, daß man um 12 Mv mittags noch nicht gewußt habe, was Kahr. Lossow und Seißer woll ten. Dann behauptet man Wetter: Wa» Leupold zu Ludendorff gesagt habe, sei nicht maßgebend, denn Los sow sei augenscheinlich van seinen Offizieren vergewal tigt worden. Wie wäre es denn nun aber gewesen,.wenn ich. eine offiziell« Mitteilung gesandt hätte? Dann hätte man mir doch auch nicht meinen freien Willen glau ben können, und wa» hätte schließlich eine Benachrichti gung in der Nacht genutzt! Die zweit« yroqge, die di« Öffentlichkeit beschäftigt, ist die.wer den Feuerbefehl an der Feldherrnhalle gegeben bat. von einem Verteidiger ist -ter - gesagt worden, der Befehl sei in der Kaserne I 19 gegeben, stamme also von Lossow. (Sehr scharf.sich unmittelbar an die Angeklagten wendend): Ich dann die Frage klä. ren. Ten Befehl -at der Staat gegeben. Der Staat hat befohlen: Wer die Autorität de» Staates zu Lode marschieren will, der wird manu militari zur Vernunft bekehrt, und wenn Blut dabei fließt. Da» Blut, das am 9. November früh geflossen ist, .haben die auf dem Gewissen, die gegen die Autorität de» Staates mar schiert sind, nicht die, di« geschossen haben. Ich hab« zu Beginn deS Prozesse- ein« Erklärung der Verteidigung gelesen, wonach di« Angeklagten Leute find, die stet» das Vaterland in den Vordergrund stellten und das Vaterland nicht schädigen würden. Der Träger der Autorität de» Staate» in jenen Tagen, dem sein ganze» Leben Dienst am Staate und Pflichterfül lung war. sowie di« Reichswehr und di« Lande-Polizei sind hier angegriffen und herabgewürdtgt worden. Der Staat und der StaatSgedank« sind dabei geschädigt wor den. und d«r Staat vapern wird lang« Zett brauchen, bis er sich von dem ihm hier zugefügten Schaden erholt hat. (Bewegung.) Damit bin ich am Schluß meiner Er, klärungen die ich in öffentlicher Sitzung pvgeben kann. Daraufhin beantragte der Erste Staatsanwalt Stengletn für den Rest der Vernehmung General Los sows den Ausfthlutz der Oefsentlichkeit. Namens der Verteidigung gab Rechtsanwatt Holl noch tzsvor da» Gertcht sich v»r Beratung Mäckz«. .fol- g««de Erklärung ckbr Vie Verteidiger haben an Gen«. ral d. Lossow eine ganz« Reih« wichtiger Fragen zu richte«. Sie gehen jedoch von dem Grundsatz au», daß unter allen Umständen zuerst der Haupt- und Kronzeuge v. Kahr gehört werden mutz.und stellen deshalb alle Fragen an General v. Lossow bi» nach der Vernehmung Kahr» zurück. Gleichzeitig beantragen sie, .General von Lossow nach seiner Vernehmung noch nicht zu entlassen, damit auch später noch Fragen an ihn gerichtet wer den können. Die Verteidigung Weitz, .datz im freien Spiel von Frage und Antwort die Wahrheit in größerer Frische und Ursprünglichkeit festgestellt werden kann.als wenn ein Zeuge feine Aussage au» seinem wohlvorbe- reiteten, zum Teil au- der amtlichen Denkschrift abge- schrieben«« Schriftsatz dem Gericht verliest. Um aber durch die Angaben Lossows kein falsches Bild in der Oeffentlichkeit erscheinen zu lassen, -ringen die Verteidiger gegenüber der Ableugnuns v. Lossow» von dem geplanten Mansch nach Berlin ihr äutzrrste- Befremden zum Ausdruck. Bereit» in der Gehetmsitzunp sind dem Gericht Urkunden und Befehle übergeben wor den die auch dem General v. Lossow nicht gänzlich un bekannt sein dürften. Es liegen eidliche Zeugenaussagen vor, durch die bereit» einwandfrei festgestellt werden kann, .daß .die Angaben Lossows in diesem Punkt der objektiven Wahrheit nicht entsprechen. Hitler ergriff daraufhin da» Wort und erklärt«, datz er alle seine Aussagen aufrecht erhalle. Da» Gericht zog sich darauf zur Beratung zurück und teilte nach län gerer Pause mit, daß am folgenden Tage die Verneh mung v. Kahrs stattfinden würde. Aahr als geuge. Gestern wurde nun nach Eröffnung der Sitzung H)- fort der Regierungspräsident V. Kahr, unvereidigt, ver nommen. Er sagte, datz er am 28. September ISS» z«M GeneralstaatSVommissar ernannt worden sei. Es sei immer von dem Grundsatz« ausgigangem daß im Lande nur der Staat, nur die Staatsgewalt Herr fein dürfe, .sonst niemand. Er habe dabei nicht nur an Bayern, sondern auch an dis Belange de» ganzen Rei ches gedacht. In jener Zeit herrschte große Erbitterung über den zunehmenden verfall der Währung und der Ordnung im Reich; gewisse Kreis« dachten daran, einen politischen Truck herbetzuführen, Um diese Verhältnisse zu ändern. Zu einer Diktatur Httler-Ludendorff.haben aber Seißer Lossow und Kahr immer ablehnend gestan den. Sie seien sich von vornherein darüber Kar ge wesen, datz ein Marsch gegen Berlin für da» ganze Reich verheerende Wirkungen haben müsse. Zur Begründung deiner Ablehnung der Pläne, die auf einen Marsch nach Berlin abzieften, führt« Dr. v. Kahr im Hitler,Prvzetz weiter aus: E» mutzt« mit einer militärische» Aktion Frankreich» und mit der Besetzung wichtiger Handelsstädte gerechnet werden und damit datz einem solchen Angriff von feiten der Übrigen En tentemächte nicht entgegengetreten würde. Datz aber da waffenlose Deutschland in einem solchen Konflikt mit Frankreich vollständig unterliegen müßte, kann niemand bezweifeln. Der Vormarsch Hitler» mutzte autzerdem nach unserer Anschauung zu einem zweiten Krieg« 18SS führe« und dazu, daß das einst durch jahrelange mühe volle Arbeit aufgebaute, pflichttreue Instrument de» Rei ches, die Reichswehr, zerschlagen würde. Ich hatte den aufrichtigen Wunsch, die nationalen Kreise in Bahern, wenn auch nicht unter einen HutLu bringen, .so doch auf eine einheitlich nationale Linie auszustellen. Darum habe ich di« Vertreter sämtlicher vaterländischen ver bände am 27. September zu mir eingeladen. Anfang November verdichteten sich die Gerüchte, datz in den vaterländischen Verbänden EtzPlosionSstim- mung herrsche. Am 6. November berief ,tch, .um die Verbände sobald al» möglich in die Hände zu bekom men Hie Führer sämtlicher vaterländischen Verbände zu einer Besprechung. Ich brachte mein Befremden zum Ausdruck, datz man «ach mir gewordenen Mitteilungen die Namen Lossow und Seißer mißbraucht, datz man die Namen unter Schriftstücke ohn« jede Fühlungnahme mit den Herren gesetzt und damit diese Herren in gewisse Verbindung mit derartigen Unternehmungen gebracht habe. Ich sprach dann davon, da- man der Arbeit der Nationalisten im Reiche bet den herrschenden Verhält- ntssen nachhelfen müsse. Die« könne entweder auf nor malem Wege der parteipolitischen Entwicklung gesche ht». aber dazu hatten wir doch kein besondere» Ver trauen. Es müßten noch versuch« gemacht werden. Ferner käme auch ein anormaler Weg in Frage. Ge meint war da- bereit» erwähnte Direktorium. ,Im An schluß an mein« «usfühmngen erklärt« Lofspw mit militärischer Bestimmtheit r Gegen einen Putsch wird die Reichswehr militärisch Vorgehen. Ueberdies vermrteitte Lossow scharf einen unmittelbar vor der Besprechung bekannt gewordenen Mißbrauch mit der Unterschrift Lossow« und eins« gefälschten Schriftstück folgende«