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. Nr. 42 IS. Jahrgang Dienstag, cken IS. Jebruar IS24 -wer Tageblatl Anzeiger für -as <krzsebtrge rnaeusu 4t« amtlich».u Vikaavtmachaagia -rs Karr» 4«» Staöt m»ö -«» ^«tsAarlcht» /M«. p»fWe»,»»n«s, ft»« i«t»^, o». iss« Das Lacke eines Diktators. München. I8. Februar. Mo dte „Manche, «er Zeitung" erfährt, hat Dr. v. Kahr sein Amt als MeneralstaatSkommtssar niedergelegt. Mit ihm ha be der bayrische Wehrkreiskommandeur General v. Kossow seinen Abschied eingeretcht. Der Komman. deur der bayrischen Landespoltzei. Oberst Setsser, bleibt auf seinem Posten. Wir haben in Deutschland kein Glück mit unseren ..starken Männern". Hitler und Ludendorff hat ihr Weg, auf -em sie dem deutschen Kolke Erlösung sus allen äußeren und inneren Nöten bringen wollten, nur über den Münchener Bürgerbräukeller vor die Schranke deS VolksgertchtS geführt, Vox dem sie sich wegen Hoch verrats hu verantworten haben werden. Und Herr v. Kahr, der Vor noch Nicht aNzu langer Zeit nicht nur in den weitesten Kreisen Bayerns, sondern auch darüber hinaus in ganz Deutschland von vielen als der kom mende große deutsche Staatsmann, als der würdige Nach folger des.Freiherrn von Stein und Bismarcks betrach tet wurde, hat kläglich Schiffbruch! gelitten, aus sein Amt alS Generalstaatskommissar von Bayern verzichten müs- sen und ist vorschnell am Ende seiner politischen Lauf bahn angelangt. 'Kurtz vor Beginn des Prozesses ge gen Hitler und Ludendorff, .bei dem auch über seine Wirksamkeit das Urteil gefällt werden muß, obwohl er merkwürdigerweise nicht auf -er Anklagebank sitzt, hat er nun also doch sein Amt in die Hände der bayrischen Regierung zurücklegen müssen. Als Grund wird ange geben. daß er dte Verantwortung für die vom Gesamt kabinett zu treffenden Maßnahmen zur Wahrung der Wahlfreiheit bei verkommenden Landtagswahlen nicht übernehmen könne. 'Aber eS ist selbstverständlich, d.aß dies nur ein Borwand ist. Herr von Kahr scheidet aus Amte .weil er die Aufgabe, die ihm übertraLen worden war nick^ Lu lösen vermochte und aus Bayern nach deM Worte des Führers der stärksten bayrischen Partei. deS Geheimrats Held von der bayrischen Balks- vartei, eine UnordnungNzelle gemacht hat, in der kein anständiger Mensch mehr seines Lebens sicher ist. So ist Herr von Kahr, der, wie so viele hofften, einst Deutsch land tzu neuem Leben erwecken sollte, heute ein politisch toter Mann, .und es wird sich, abgesehen von seinen aNergetreuesten Soldschreibern in München, .niemand finden, .der Lorbeeren auf daS Grab seiner politischen Wirksamkeit streut. Die Laufbahn des Herrn von Kahr begann in den gutausigefahrenen Geleisen des altbahrischen Beamten tums und er würde vielleicht noch lange eine hervor ragende Stelle unter den „Spitzen der Behörden" .wie SS im offiziellen Jargon heißte eingenommen haben, Wenn er diese Bahnen nicht zu seinem und zu.unserem Unglück verlassen hätte.' Bei Ausbruch der Revolution tM November 1918 war er Regierungspräsident von Oberbayern, aber er tat damals nichts, um den König M schützen.und dte stürzende Monarchie zu halten. Diese« Versäumnis wieder gut zu machen scheint die Richtschnur seiner späteren politischen Tätigkeit gewesen zu sein. Herr von Kahr ist es gewesen, der den Kapp- Putsch in Bakern auf.trockenem Wege zum Steige führte, während er im übrigen Deutschland fehlschlug. Bon da ab.hat er zunächst als Ministerpräsident alles getan, um aus Bayern den Hort der Reaktion und den Sam- melvunlt aller Gegner des republikanischen Systems tzu machen. Gr hat den politischen Verschwörern und Ge heimbündlern, auf dte die furchtbare Rothe politischer Morde in Deutschland zurückWführen ist, eine Freiheit gewährt und den Kapitän Ehrhardt, den einstigen Let ter der Organisation Tonsur, den vom Reichsgericht we gen Metnetd steckbrieflich verfolgten Mann, .zu seiner rechten Hand gemacht. Ein Konflikt mit dem Reiche nötigte ihn zum Rücktritt von der Mintsterpräsidentschaft. doch> war dies für ihn nur ein neuer Ansporn, seine Tätigkeit al» Vorkämpfer der Reaktion mit doppeltem Nachdruck fortzusetzen. Er wuvde der Führer der soge nannten vaterländischen Verbände, in denen sich dg» ge samte antirepublikanisch« Bürgertum vereinigte. Al» nun im Herbst vorigen Wahres .dis Wellen der völki schen Bewegung jn Bayern immer höher schlugen und dte rechtmäßige bayrische Negierung zu verschlingen droht«, glaubt« die bayrisch« Regierung,tn ihm den Mann zu finden, der geeignet war, die Bewegung in ein« mit den besonderen bayrischen Interessen verein bar« Richtung zu lenken. Aber statt dte völkischen im Zaum zu halten, verhandelte er im geheimen mit ihnen, sodaß.sie ihn schließlich in ihr eigenes Lager hinüber zu ziehen hofften. Im Münchener Bürgerbräu,, als er ge- rad« dabet war, eine Art neuer „Menschenrechte" des Deutschen zu verkündigen, setzte Hitler ihm die Pistole auf -ie Brust und Kahr proklamierte sich selbst zum ..Statthalter der Monarchie". Was ihn veranlaßte, noch in derselben Nacht au« der VSGsche« Hürde aus zubrechen und den Httlerputsch zu ersticken, ist heute noch nicht klar. Um so deutlicher aber ist, daß auch Herr von Kahr von Rechts wögen mit auf.die Anflagebank ge hörte. Denn er hat die bayrische Reichswehr zum Un gehorsam geaen ihre Führer verleitet, er hkt dte Re-! publtk.Schutzgesetze rechtswidrigerweise in Bayern außer Kraft gesetzt und er bat bet dem Hitler-Putsch eine Rolle gespielt .die den Verdacht der Mittäterschaft dringend § nah« legt. Ob nun ein gerichtliche» Verfahren gegen Herrn? von Kahr erfolgt und zu der politischen Verurteilung! auch! die juristische, hinzu fügt oder nicht, auf jeden Fall! ist eS erfreulich, daß durch seinen Rücktritt das Ver-! hältniS zwischen dem Reich und Bayern sich! wesentlich aebessert hat. Ta gleichzeitig auch der General von Lossow, der Landeskommandant von Bayern, zurück- ! getreten ist, .ist auch die bayrische Reichswehr wieder in!! den Rahmen der deutschen Heeresmacht eingefügt wor-^ den und ein trauriges Kapitel deutscher Heeresgeschichte" abgeschlossen. Die Reichsregierung hat, um zu diesem Ziele zu gelangen, der bayrischen Regierung einige Zu- aeständnisse gemacht, um derentwillen wir jetzt nicht! mit ihr rechten wollen, weil unS höher als alle son stigen Meinungsverschiedenheiten dünkt r die Erhaltung, der deutschen Einheit. bevorstehenden Regelung der Reparationsfrage mit de» Alliierten. ' Demgegenüber wird in Paris betont, daß «in« vöi. sung-e» ReparationSproblemS zunächst nicht, d. .h. nicht vor den französischen Wahlen, zu erledigen sei. Mac- donald wolle unbedingt auch zunächst dieses Ereignis abwarten. Was die Haltung Frankreichs gegenüber der Zulassung Deutschland» zum Völkerbund anbetreff« so scheine sich nach dem gleichen Blatts hier «tu Wan del vorzubereiten. ' ! ' s, -> - r. Aufruf -es Kreisausschusses -er Pfälzer. Die von dem Kreisausschuß in Ludwigshafen ver öffentliche Proklamation lautet: ' „Die Hohe Interalliierte Rheinlandkommission überträgt in Ueberetnstimmung mit den Anweisungen der drei Regierungen, die sie vertritt, einem Spezial-! komitee die Aufgaben, sich zu dem Zweck« in dte Pfalz zu begeben um alle unmittelbaren Maßnahmen zu prü fen oder vorzuschreiben mit Hinsicht auf die Wiederher!« stellung der öffentlichen Ordnung und dte Wiedertngang- setzung des öffentlichen Dienstes. Gemäß den erhalte nen Weisungen wandte sich das Spezialkvmitee an den gewählten Präsidenten des Pfälzischen Kreistage» und an den Kreisausschuß bezüglich der SU treffende» Maß- Sayern un- -as Kelch. Dl« Witderhersiellnng de» Einvernehmen». Zur Erledigung der sachlichen Streitpunkte zwischen der Reichsregierung und der bayrischen Regierung über i den Vollzug des Reichswehrges.etzeS wurde in den letzten Tagen Zwischen den beiden Regierungen folgendes ver-! etnbartr > U ! ! j! I Uebereinstimmung bestand, daß durch die Lösung des gegenwärtigen Falles dte Bestimmungen der Reichs-! Verfassung und des WehrgesetzeS Über die Einheit des, Retchsheeres und die Einheitlichkeit des Oberbefehls nichts berührt werden. In diesem Rahmen soll a) künftig auch bei der Abberufung deS Landeskom-! Mandanten mit der bayrischen Regierung .ins Be- - nehmen getreten und dabei ihren begründeten ! Wünschen möglichst Rechnung getragen werden. b) bei der Verwendung bayrischer Truppen außerhalb ! des Landes -ie bayrische Regierung, möglichst vor her gehört und dabei den bayrischen Belangen ge-! bührend Rücksicht zuteil werden, insbesondere hin sichtlich der inneren Sicherheit des Landes. c) Die Eidesformel der gesamten Wehrmacht zur Vermeidung von Zweifeln künftig folgende Fassung erkalten: Ich schwöre Treue der Verfassung des Deutschen Reiches und meines Heimatstaates, und gelobe, ass tapferer Soldat mein Vaterland und. seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit zu schützen und dem Reichspräsidenren und meinen Vorgesetzten Gehorsam tzu leisten. Durch vorstehende Vereinbarungen wird der Be handlung weitergehender, .in der bayrischen Denkschrift enthaltener Wunsche nicht vorgegriffen. Durch! diese nahmen. Der Kreisausschuß hak erklärt, bereit z» sei», diesen Auftrag gnzunehmen und mitzuarbeiten an der Lösung der Frage. Ruhe und Ordnung, in der besetzten Pfalz wiederherzustellen und die Verwaltung wieder tn Gang zu bringen. Er betrachtet diese Mitarbeit alS eine vermittelnde zwischen den Delogierten einerseits und den Vertretern der Pfalz. Bayern und des Reiche» an dererseits. Diese Mitarbeit soll «ine vorübergehend« sein bis obiger Zweck erreicht ist. Keinesfalls be trachtet der Kreisausschuß sich! al» eine von der Hohen Kommission eingesetzte Regierung. Infolgedessen wird bestimmt: Von Sonntag, -en 17. Februar, 8 Uhr an, über nimmt der Kreisausschuß jsür eine UebergangSzett und ohne Aenderung der staatsrechtlichen Verhältnisse die Aufgabe, unter seiner Leitung und seiner Verant wortung der BesatzungSbebörde gegenüber alle erforder lichen Maßregeln für die Aufrechterhaltung der Ordnung und -es Betriebes des öffentlichen Dienstes zu ergrei fen. Die „autonome Regierung" stellt von dem näm lichen Zeitpunkt ab jegliche Betätigung..in der Regie rung. -er Verwaltung »und der Polizei ein. Der KretS- ausschuß wendet sich.an die gesamte pfälzisch« Bevölke rung. ohne Unterschied der Parteien, mitzuwirken an der Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der öf fentlichen Ordnung und Sicherheit. Er will Bürger schutz gewähren, .aber er verlangt, -aß ein jeder sich ruhig verhält. Der Kreisausschuß. gez. Dr. BayerSdürfer." Dr. Bayer«dörfer bet d« Metz. Vereinbarungen ist das Einvernehmen zwischen der Retchsregterung und der bayrischen Staatsregicrunp wtederhergestellt und die Jnpflichtnahme -Ls bayrischen Teils der Reichswehr auf die bayrische Negierung vom 22. Oktober 1923 entfallen. « Wie dte „Deutsche Presse". daS Organ der Völki schen in Bayern, mitteilt, ist ein Rücktritt v. KahrS als Regierungspräsident von Oberbayern nicht beabsichtigt. Ein Berliner Blatt läßt sich durch einen Berichter statter Mitteilen, daß der Rücktritt v. Kahrs und von Lossow auk ein« Einwirkung MacdonaldS zurückzufüh ren sei. Da» ist nun allerdings sehr unwahrscheinlich, und es sieht ganz so au», als wenn es sich! Hier nur um eine verlogene Sensationsmeldung handelt. Schachts MWon tn LonSoa un- Parts. Meichsbankprästdent Dr. Schacht ist, von London kommend am Sonntag tn Paris etngetroffen, wo er mehrere wichtige Besprechungen wegen der neuen deut schen Goldn o ten Sank haben wird. Ueber seine Londoner Reise berichtet „Petit Jour nal" er habe dort mit der englischen Regierung.wegen der 26prozentig«n Ausfuhrabgabe verhandelt. Da bei soll er dargestellt haben, daß Deutschland gegenwär. ttg weder diese AusfuhrabggSe noch die Befahungs. kosten zahlen könne. Diese beiden Fragen bildeten fer ner .einen Bestandteil de» ReparationSproblemS und seien unmöglich von dem gesamten Fragenkomplex tzu trennen. Dis „Chicago Tribun«" glaubt zu wissen, daß Dr. Schacht von Londoner Panttn flrrzfctsttge Kredit« für di« deutsche Industrie erlangt Hatz«, und zwar bis zur Dr. Bayersdörfer begab sich am Sonntag zum fran zösischen General de Metz und erklärte ihm, -aß er die sen Besuch als seine erste Pflicht betrachte. Der neue Präsident versprach, die Ordnung.Wiederhertzustellen. Das Direktorium, .an dessen Spitze er sich befinde, habe nur zeitweiligen Charakter und werde 3 bis 4 Wochen, im Amte bleiben. Diese Frist werde genügen, um die Möglichkeiten der Wiedereinsetzung der von den Sepa ratisten verjagten Pfälzer Beamten zu Kubieren. Eln Srtef an Grnrral -r Metz. General dr Metz, der an allem Unglück, da» über dte Pfalz gekommen ist, schuld ist, versucht dte Blutschuld, die an! seinen Händen kekt, auf andere abzuschteben. Ausländischen Pressevertretern hat er Informationen gegeben, die eine voll, kommen« Verdrehung der Tatsachen darstellen, und dte der gegenwärtig in Heidelberg lebende OberregternngSrat Dr. Ritter v. EVsrloin mit einem Briefe beantwortet, tn dem eS u. a. heißt: „Sis wissen, Herr General, wa» e» bedeutet, wenn ein Offizier in ihrem Range und mit Ihrem Namen ausländische Journalisten empfängt. Wenn er dann trotz besserem Wissen und Gewissen Mitteilungen macht, dte schon längst al- Fäl. schnngen erwiesen sind, jo ist er in den Angen aller rechtlich denkenden Menschen ein gemeiner Verleumder, auch wenn« e, General de Metz heißt. Mir selbst machen Sie dann noch den Vorwurf persönlicher Feigheit. Ich hoffe, daß noch einmal der Tag kommen wird, wo ich Sie für diese Beschimpfung persvn- -lick züchtigen kaum Da Sie aber, wie eS scheint, gar nicht wissen, waS Deutsch« unter Feigheit verstehen, so wollen Sie sich merken: Feige ist derjenige, der, selbst bewaffnet bi» an dte Zähne, wehrlos«, friedliche Menschen stündlich und täglich bi» auf- Blut quält, und da» ist dte Lebensaufgabe de« Sen«, ral» d- Metz, und da», tzrrr General, ist di« Wahrheit."