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Mer Tageblatt -LLM Mnzeiger für das Erzgebirse e«l.s«mm„ ft»««^„»„„ «ntdaitaas -I« «nkttchmr 0»lan«t«achans»a O— ««es s« Stadt und da, BrndsgMitchts Hua. ft»«,«<»»;, n«. 1— Nr. 22 Sonnabenä» äeu 2S. Zanuar 1924 19. Jahrgang Die politischen DorgLnge in Englanä unä ihre Lehren sür uns. von Dr. Külz, M. d. R. Die in England sich jetzt abstzielenden innerpvltti- scheu Vorgänge stnd Mr deutsch« Verhältnisse tm we sentlich- stärkerem Matze lehrreich, als gemeinhin er kannt wird. England bat seinerzeit tn viel langsamerer und organischerer Entwicklung als Deutschland den lieber- gang vom Aararstaat zum Industrie- und Handelsstaat durchgemacht. Tie Folge davon war, daß die. sozialen Probleme der Arbeitnehmerschaft nicht in gleich unver mittelter Weise wie in Deutschland das politische und wirtschaftliche Leben bedrängten, .sondern daß sich die führenden Gesellschaft»- und Wirtschastsschichten mit all diesen Fragen viel glücklicher und in einer sür die Be teiligten viel befriedigenderen Weise abfanden, als bet uns. Der Klas.se nkampfge danke fand infolge dessen in England einen viel weniger günstigen Nähr boden als tn Deutschland, und das politische Zweipar teiensystem der Konservativen und Liberalen wurde in England lange Zett durch eine politisch sich auswir- kende Arbeiterbewegung fast gar nicht gestört. Die neuere Zett hat hierin einen grundlegenden Wandel gebracht. Der Krieg brachte, genau so wie tn Deutschland..so auch tn England die breiten Massen des arbeitenden Volkes zum Bewußtsein ihrer politischen Machtstellung .aber während sich in Deutschland die Kon sequenzen hiervon tn revolutionärem Ansichreitzen der Staatsgewalt durch die Sozialdemokratie ergaben, setzte sich in England die Arbeiterpartei in organischem Werden ohne alle unnormalen Eingriffe in. den geord neten Staatsbetrieb als Mitkläger der Staatsautorität durch-. Enge parteipolitische Einstellung liegt der bri tischen Arbeiterpartei bei ihrem Streben nach der poli tischen Macht fern; ihr Führer Macdvnald tut diesen engherzigen Standpunkt mit dem unserer Sozialdemo kratie linker sächsischer Richtung.sehr zur Beachtung.zu empfehlenden Satze ab: „Ter Sozialismus ist kein fest umschriebener Begriff und kann sich durchaus den Um ständen anpassen." Maßgebend für die Arbeiterpartei sind tatsächlich staatspolitische Rücksichten; ihnen ord net sich- ihre Parteieinstellung unter, und nicht umge kehrt, wie das bei uns noch- vielfach geschieht. Dieses Verantwvrtlichkettsyefühl geht besonders klar aus der Tatsache hervor, daß die Arbeiterpartei im gleichen Augenblick, wo durch die Annahme ihres Mißtrauens votums die Regierung Baldwin gestürzt wurde die RegierungSverantwortuna in vollem Umfange selbst zu übernehmen bereit ist. Man vergleiche damit das Ver halten verschiedener Parteien in Deutschland, die das Ministerstürzen fast sportmäßig betrieben, . ohne aber daran zu denken, die aktive Staatsverantwortung selbst zu übernehmen. Gtren-a nationales Berantwortlich- keitSgefühl zeigt die Arbeiterpartei auch- nach außen. Internationale Utopien werden aus.das peinlichste ver mieden. Das britische Prestige, .das unter der konser vativen Regierung .schwer gelitten hat, .in Europa wie der herzustellen, ist die vornehmste Ausgabe, die sich- die Arbeiterpartei nach- außen hin selbst gesetzt hat. Alle in allem; Wir sehen in England im staatlichen Orga nismus sich in aller Ruhe und Gesetzmäßigkeit eine Ent wicklung vollziehen, die bei uns unter revolutionären Wehen und Nachwehen, unter schweren Abirrungen von den staatSpolitischen Notwendigkeiten und unter gefähr lichen parteipolitischen Experimenten vor sich! gegangen ist. Und doch wird auch in England der Rückschlag nicht ausbleiben. Nickt etwa deshalb, weil der auf.Tradi tion haltend« Brite sich mit dem Gedanken einer Ar- beiterregterung stimmunMmäßig nicht absinden könne. DaS ist nicht der Fall, denn in der Labour Party sind viele frühere Anhänger der Konservativen und der Li beralen übergegangen und manch« von den fetzigen Mi nistern der Avbetterregierung stehen sozial und gesell schaftlich dem Alt-England viel näher als den Arbeitern sv der Marinemtnister Oberst Wedgewood, der von den Liberalen gekommen ist, der Kolonialmintster Ponsonby. der au» dem höfischen und diplomatischen Dienst zur Arbeiterpartei kam. der Kultusminister Tvevelhan, der al« einer der reichsten Großgrundbesitzer Unterstaatsse- kretär im früheren Kabinett Asquith war. Die Gefahren für di« Negierung Maedo- nald liegen tn den gleichen Erscheinungen begründet, die bisher in Deutschland in noch viel stärkerem Matze die einzelnen Regierungen gefährdeten r in den wirt schaftlichen und politischen Folgen de« verlorenen Krie ge». Ja. auch England gehört zu den Verlierern de» Kriege». An Frankreich hat es jeden Anteil an eine Vormachtstellung in Europa verloren, an Amerika hat es sein« Etellung al» Weltgeldmacht verlören, und di« Meinung, daß mit der Niederwerfung Deutschland« jeder Engländer reicher werden würde» hat sich al« -lutiaer Irrtum erwiesen; La« durch- die Ausschaltung Deutsch? land» au» dem Gleichgewicht geworfene Weltwirtschafts getriebe weist für England Passivfaktoren auf» die e» tn diesem AuSmatz bisher nicht kannte: Rückgang de» Handel» und starke Erwerbslosenziffern. G» wird auch tn England mit einer politisch so. geschulten Bevölke rung keine Regierung Leben, .die mit einem Schlag und umfassend alle diese Mtßerscheinungen beseitigen könn te. Keine Regierung wird von Mißerfolgen verschont bleiben und diese Mißerfolge werden dem politischen Gegner mehr als sonst Gelegenheit geben, die jeweils am Ruder befindliche Regierung und die hinter ihr.ste hende Partei erfolgreich zu bekämpfen. WS weiteres kommt hinzu, daß mit der gegenwär tigen Negieruno erstmalig in der britischen Parlaments, geschichte eine Mlnd erheitSregierung auftritt und daß an Stelle des früheren Zweiparteiensystems im Parlaments- und Staatsleben mit einer Tretparteien- konstellatton gearbeitet werden muß. Selbstverständlich birgt auch die Außenpolitik gerade jetzt für jede britische Regierung besonders schwierige Probleme. Die Reparationsfrage ist eine britische Angelegenheit fast.im gleichen Umfange geworden, wie eS eine deutsche war, und der französische Imperialismus hat auch England gegenüber die Grenze des Erträglichen erreicht.. So drei Milliarden herauSgrben, .so daß per Bedarf an Goldzirkulation innerhalb Deutschlands gedeckt sei. Wir geben die Ausführungen de» „Petit Paristen" mit dem ausdrücklichen Vorbehalt wieder, daß die Quelle seiner Informationen nicht bekannt ist. Schacht, «rläutoftngen dazu. Dr. Schacht hat einen Vertreter der Lel..Unton empfangen und sich hierbei auch über den Artikel deS „Petit Partsien" ausgesprochen, .der lediglich ein Aus zug auS einem von Schacht schon vor längerer Zett ver öffentlichten Leitartikel sei/ Der Plan aber selber habe sich inzwischen verändert, da solche Dinge immer den jeweiligen Verhältnissen Rechnung tragen müßten. .Er habe keinem Pressevertreter irgend welche Angaben ge macht. Für die Gvldnotenbank. so wie e» sie sich jetzt denke »seien keine internationalen Kredite vorge sehen: die Bank solle .yur mit dem tn Deutschland be findlichen Tevisenbesitz begründet werden; dann aller dings sei internationales Kapital zur Beteiligung »zu gelassen. Dieser Unterschied aber sei von größter Wich tigkeit.' Eine Finanzkontrolle lehne er ab. Nur in den Aufstchtsrat könnten Fremde, auch Neutrale ein treten. Ebenso sei eine Rheinische Bank al».absurd ab zulehnen. poineare und Vr. Schacht. werden britische und deutsche Politik in der nächsten Zett eine nicht unbeachtliche Strecke parallel laufen. Daraus ergibt sich für die deutsche Politik die Auf gabe. keine Hemmungen auf dieser gemeinschaftlichen Bahn aufzurichten. Wir müssen konsequent >fortsahren unsere eigenen Angelegenheiten soweit in Ordnung zu bringen, wie es ohne endgültige Regelung der Itepara- ttonslast überhaupt möglich ist. Ein wirtschaftlich ge sundendes Deutschland wird den wirtschaftlichen und da mit auch den politischen Aspirationen England» immer näher stehen, als ein in wirtschaftlicher und politischer Apathie befindliches Deutschland. Die Zeichen mehren sich. Gott sei Tank, daß -er Tiefstand überwunden ist. Allen, die für da» deutsche Volk an verantwortlicher Stelle zu arbeiten haben, soll das Lin Ansporn zur Verdoppelung ihrer Anstrengungen sein. Die äeutsche Golänotenbank. Informationen de« „Petit Parisi««*. Ter Berliner Korrespondent de» „Petit Parisien" will in der Lage sein, den Plan der -deutsch en .Gold notenbank so wie sie von Schacht beabsichtigt sei, mit teilen zu können und zwar bringt er folgendes: Die Zeichnung finde nicht nur tn Deutschland, sondern auch tm Ausland statt, wobei die deutschen und ausländischen Zeichner nicht verpflichtet seien, .ihre Namen anzugeben, .sie könnten auch durch Tritte zeich nen lassen. Hinsichtlich der deutschen Zeichner sei eine Amnestie vorgesehen. Die Reichs bank werde bei der Goldnotenbank mit einem Goldbetrag beteiligt sein, der nicht mit Hypotheken belastet sei. Di« gezeichneten Be träge in Gold oder Devisen für das Kapital der Bank werden in einem neutralen Lande deponiert werden Der Aufsicht» rat bestehe ausschließlich! aus Persön lichkeiten des Wirtschaftsleben». Die Anzahlungen der Banknoten gegen Gold oder Devisen seien während eines Jahres garantiert. TaS Bankgeheimnis werde eben falls durch das Reich und die Verträge mit den frem den Treukändlern garantiert. Die Zeichnung geb« ein Anrecht auf Line tn Gold zahlbare Dividende. Die Bank sei steuerabgabes.rei. Vom Reingewinn er hebe daS Reich zunächst 2 Prozent de» Aktienkapital» vom Rest de» Reingewinn» würden die Aktionäre zu nächst ö Prozent erhalten und e» sei «ine Verteilung von 50 Prozent desjenigen Verdienste» vorgesehen, der etwa den Betrag dieser Dividende übertreff«. Die Gold notenbank werde in Verbindung.mit der Reichsbank arbeiten und so größere Ausgaben für Organisation und technische» Personal ersparen. Die Bank hab« eine Garantiezeit von 28 Jahren. Bet Liquidation teilen sich die Zeichner in Kapital und Reserven. Venn da« Reich die Bant erwerb«, .so erhalten die Zeichner daS 20fache der mittleren Dividende für die fehlenden Jahre mindesten« das Doppelte des momtnalen Betrage». DaS Reich erhalt« nach Deponierung des Reservefonds und de« etngezahlten Aktienkapital» die Hälfte de» Neber- schuss«» der Dividende, -er nach Abgabe von 5 Prozent an die Aktionär« übrig-leibt,.im Falle der Liquidation die Hälft« de» Reservefonds. Der Korrespondent fährt nach dieser Darstellung fort; Dr. Schacht glaub«, daß.von Deutschland zwei Milliarden Goldmark sich im AuSlande -«finden. Die Goldnotenbank soll mit einem Kapital von einer Mil- Narde Goldmark gegründet werden und werd« zunächst zwei Milliarden Mart, glso SO Prozent, gedeckt in Um lauf -ringen. Sie werde später, ^venn es nötig fei. Neber die Besprechungen zwischen Poineare und Dr. Schacht stnd die Pariser Morgsnblätter mit Mit teilungen außerordentlich zurückhaltend, aber Bedeutung ist den Ausführungen de» diplomatischen Korresponden ten der „Laich Mail" beizumessen, der von Poineare immer gut unterrichtet ist und der schreiben kann, daß die französische Regierung -en Vorschlägien Schacht» grü ßen Wert beilegt und bet Durchführung dieser Vorschläge Frankreich ihnen keinerlei Widerstand bereiten würde. Der „Petit Partsien" mißt der Besprechung zwi schen dem französischen Ministerpräsidenten und dem deutschen ReichSbankpräsidentßn einen Wert bet. der nicht unterschätzt werden dürfe.' Allerdings bestehe zwischen Schacht und den alliierten Sachverständigen wegen der finanziellen Wiederherstellung -es Reichs» noch kein volles Einvernehmen, aber, einzelne Punkte seine» Vor- schlages über Gründung einer Emissionsbank auf Gold grundlage würden sicherlich von ihnen in Erwägung ge zogen/ Schachts Anschauungen scheinen persönlich .zu sein. Im Gegensatz zu Helfserich sei Schacht ein Mann von klarer Ueberlegung, -er all« Fragen methodisch be handle und kühn anfasse. Schacht werde jetzt tn Ber lin sicher Gelegenheit finden,, seinen Plan zu ergänzen und auch von den Anregungen Gebrauch machen, .die ihm die Sachverständigen Angehen lassen. Bei dieser Gelegenheit sei eine Lüge des/„Eclair" , niedriger, gehängt der sagt: Schacht werde wegen seiner versöhnlichen Haltung von den Deutschnattonalen schwer bedroht. Einer soll ihm geschrieben haben, -te Kugel die ihn töte, .sei bereit. ES muß nachdrücklich darauf htngewiesen werden, -aß Schacht während seines Pa riser, Aufenthalts es abgelehnt hatte, .einen französi schen Journalisten zu empfangen, sodaß also di« Be hauptung -e» „Eclair" aus.Erfindung beruhen mutz. Kohl«nau»suhrv«r-ot in Frankreich Durch! eine Verordnung ist -ie Ausfuhr und Wie derausfuhr von Kohle. Braunkohle und Koks verboten worden. DI« Höh« drr Brsatznngefost««. Wir meldeten gestern, daß nunmehr die BesatzunaS- kvsten wieder bezahlt werden sollen, weil man sonst tm Auswärtigen Amte eine Störung -er im Gang« b«? , kindlichen Verhandlungen befürchtet. Wie hoch! sind nun diese BesatzungSkvsten? Eine Meldung der „Kölnischen Zeitung" besagt, -atz nach Schätzungen deS Retchsfinanz, Ministerium» sie sich auf.mindestens 60-70 Millionen Goldmark ,im Monat belaufen. 20—25 Prozent der gesamten ReichSauSgaben werden dadurch verschlungen. K«in« Milderung der Ruhrd«s«tzun-. Da» „Journal" meldet; In einer Sitzung -e» Fi nanzausschusses der Kammer sprach der ginanzmtnister de Last«yri«,.eine Aenderung-zw. Milderung der Ruhr besetzung komme sür Frankreich , überhaupt nicht in Fra ge -a» Reparation-Programm für da» Ruhrgebiet sei bi» vorläufig 1930 -wischen Frankreich und Belgien festgelegt worden. Pari» hint«etr«idt di« nm-riknnischin Ledenamlit'llr dlt« für LnNschland. „Daily Lhrontcle" meldet auS Part», der franzö sisch« Mtnisterrat habe am 21. Januar den deutschen An trag .auf. Priorität der amerikanischen Lebenirmittelkre dite in Ser vorliegenden Fassung endgültig abgelehnt. Ma« K«nna» InVorsicht. Mae Kenn« erklärte auf.her unter seinem vor. sitz abgehaltenen Generalversammlung, d« Midland-