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Nr. IS. Nun I verschiedener Monopol«, darunter «in«» Tabak« und Alkohol» Monopol», vt«ll«tcht log« rin«» El«ktrt-itat»monopol», di« hauptsächlich zu N«paratton»zweck«n hirangrzogrn w«rd«n sollt«». Endlich wird drr iN«ich»bankprästd«nt über di« Renten« Hank «ingthind, Au»ranft« geben. Irgrndwrlch« Beschlüsse werden in Pari» kaum gefotzt werden. Da» Sachverstündigenkomitee will erst in Deutsch« land sich genau« Kenntnis Über Deutschland» finanzielle und wirtschaftliche Lage verschaffen. Vl» Negierung gegen -le freie Lohnregelnng. In der Berliner Presse wird ein Schreiben veröffentlicht, da» der zuständige Referent des Reichsfinanzministeriums für Besoldungsfragen, Geheimrat von Schtteben, an den Reichs. arbeitSmtntster und an den ReichswirtfchaftSininIster gerichtet hat und das sich mit den Unterschieden der Löhne und Gehäl. ter für Angestellte und Arbeiter des Reiches, der Länder und Gemeinden gegenüber den Löhnen und Gehältern in der Privatindustrte beschäftigt. In diesem Schreiben wird ge. fragt, ob ein» Möglichkeit bestehe, daß eine Angleichung der Gehälter in diesem Falle, also zum Teil eine Herabsetzung der Gehälter und Löhne in der Privatindustrie durch Aus nutzung der Schtedsspruchtätigkeit des Neichsarbettsmtniste» riumS erfolgen könnte und in diesem Falle direkt der Erlas; einer Verordnung vorgeschlagen, die Schiedssprüche des Retchsarbeitsmtntsteriums unterbinden soll, die in ihrem materiellen Inhalt über die Löhne und Gehälter des Reiches htnausgehen. Djeses Schreiben wird nun von offiziöser Seite dahin auSgelegt, daß die Regierung an sichs der freien Lohn', und Gehaltsbildung in der Privatindustrte kein Hindernis ent gegenstellen wolle, daß si- aber keine Schiedssprüche über die vom Reiche gezahlten Löhne und Gehälter hinaus zulassen könne, da der Staat nicht auf der einen Seite seinen Ange stellten und Arbeitern niedrigere Löhne zahlen und auf der anderen höhere der Privatindustrie sanktionieren könne. Das stehe auch in Widerspruch zu den Bestrebungen der Ne gierung, eine bessere Lebenshaltung der Angestellten und Arbeiter sowohl des Reiches als auch in der Privatindustrte durch Senkung des Preisniveaus statt durch Exhöhung der Löhne und Gehälter herbeizuführen. Zu diesem bedenklichen Vorstotz des Finanzministeriums äußert sich die gesamte Presse, je nach dem Parteistandpunkt, durchweg in durchaus abfälliger Weise. Der „Vorwärts" glaubt bereits, in dem Kampfe gegen eine solche amtliche Lohnverelendungspolitik eine allgemeine Wahlparole zu ent decken. Seschlüsse -er soziaiöemokratischen Reichstagsfraktkon. In der sozialdemokratischen Frakttonssttzung, hie am Donnerstag im Reichstage stattfand, wurde die politische Lage mit allen Einzelheiten durchgesprochcn. Nach Mehrstündiger Debatte wurden dann für die drei Hauptgebiete des politi- schen Interesses folgende Resolutionen gefaßt: 1. Die Reichstagsfraktion der VSPD. beauftragt den Vorstand der Fraktion, erneut mit der Reichsregierung zu verhandeln, damit der militärische Ausnahmezustand alsbald aufgehoben wird. Die Fraktion beauftragt den FrnktionSvorstand, dem Reichstag ein Ausführungsgesetz zu Artikel 48 der Retchsver. fassung so rechtzeitig vorzulegen, daß diese Vorlage noch vov Ablauf der Legislaturperiode erledigt werden kann. Die Fraktion beauftragt den Fraktionsvorstand, se nach dem Gange der Verhandlungen mit der Reichsregierung die Einb-rufung des Reichstages namens der Fraktion zu beauf tragen. - 2. Der Fraktionsvorstand wird ersucht, bei der Regierung nachdrücklichst darauf hinzuwirken, daß trotz der notwendigen »-chlatt und Un-»fg«r für da» Lrzgibtrg«. vt«n»tag, den Abbau, und Sparmaßnahme die sozial«» und kultur«ll«n Aufgaben de» Reich«« in «rst«r Linie erfüllt w«rden müssen, wie o» t» drr Entschließung de» Reichstage» vom 10. Oktober IV2S bereit» zum Ausdruck kommt. 8» Die sozialdemokratische Retchstag»fraktion stellt fest, datz durch die in der zweiten Steuer.Notverordnung getroffe nen Maßnahmen das bisherige Steuerunrrcht nicht beseitigt worden sei. Zu den einzelnen Punkten der dritten Steuer. Notverordnung fordert Re Fraktion noch folgende»: a) Aufwertung von Geldforderungen nicht zugunsten der privaten Gläubiger, sondern zugunsten der Allgemeinheit zwecks Sicherung der Stabilität der Währung. b) Ein Teil der aufkommenden Beträge ist zur! Schaffung weitreichender Fürsorgemaßnahmen für die dkrch die Geld. Entwertung geschädigten Besitze; von Forderungen, zu der. wenden, sgweil sie sich in bedrängter Lag« befinden. c) Erhöhung der Mieten darf nur schrittweise erfolgen. Für die Lphi>. und Gehaltsempfänger ist rin gesetzlicher Schutz des N 'nllohneS gegen Senkung durch die MtetpreiSer. höhuug einzuführen. g) Erhaltung der ReichSfinanzverwaltuNg bei der Neuge. staltung deZ Finanzausgleichs. — Urberlassung einzelner Ein. nahmcguellen an die Länder und Gemeinden. Komplott gegen General von Seeckt. Das Berliner Polizeipräsidium hat einen der Hinter« männer des in Untersuchungshaft befindlichen Thormann, der das Attentat auf den General v. Seeckt plante, ausfindig machen können, sodaß die .Verhaftung eines noch immer in ein geheimnisvolles Dunkel gehüllten „Dr- E- , der eine Hauptrolle bei dem verbrecherischen Vorhaben gespielt haben soll, in Augsburg durch bayrische Polizeibeamte vorgenommen werden konnte. Der Festgenommene wird jetzt durch Berliner Kriminalbeamte nach Berlin geschafft, wo er sofort vernommen werden wird. Nach dem bisherigen Untersuchungsergebnis hat allen Ernstes der Plan bestanden, und ist seit längerem vorbereitet worden, den General von Seeckt zu beseitigen. Wie jetzt feststeht, ist Thormann zusammen mit „Dr. G." nach Berlin gekommen. Wer „Dr. E." eigentlich ist, wird sich vermutlich auch feststellen lassen, wenn di« Berliner politische Polizei den jetzt Verhafteten zu Gesicht bekommen hat. Es scheint, daß dieser „Dr. G." seinerzeit Thormann vorgeschoben hat, um sich dann im Dunkeln zu halten. Der im Unter« suchungsgefängnis befindliche Thormann versucht jetzt, die Hauptschuld ans den Herrn abzuwälzen, der dem Hauptmord plan mit scheinbarer Bereitwilligkeit nähertrat, um ihn zur Kenntnis der Polizei zu bringen- O Der geheimnisvolle Dr. G., der steckbrieflich gesuchte-und In München verhaftete zweite Beteiligte an dem Komplott gegen General von Seeckt in Berlin, der Komplize des Thor« mann, ist nach Meldung der in Augsburg erscheinenden „Schwäbischen Volkszeitung" der als fanatischer National sozialist bekannte Fabrikbesitzer Dr. Georg Grande! in Augsburg. Ein Pressesknnbal. In Köln ist es zu einem großen Presseskandal gekommen. Das „Kölner Tageblatt" tritr nämlich seit einiger Zeit offen für die Separatisten und für die Franzosen ein. Die Redakteure des Blattes sind darauf hin aus dem Verbände Kölner Presse ausgeschlossen word-m. Das schmachvolle Verhalten erregt allenthalben großes Auf. sehen, sogar in den Kreisen der englischen BesatzuNgsoffiztcre. Don Staät unä Lanä. Au«, 22. Januar. Zum Volksbegehren des LandeSnnSschiisieS. Die Nach, richtenstclle in der Staatskanzlei gibt folgendes bekannt: Nach Paragraph l Absatz 2 des Gesetzes über Volksbegehren und n Januar 1VS4. — Bolk»«lltsch«id vom S, Mär, «Ml kann da» A«samtmintswr1um b«i dem Antrag auf Zulassung An«» volk»L«g«hrM» von d«r Beibringung der Unterschrift von 1000 Stimmberechtigten absehen, wenn d«r Vorstand ein«r Vereinigung den Antrag stellt unk glaubhaft macht, daß 20 000 ihrer sttmmhrrechtigten Mitglieder den Antrag unterstütz«». Der von dem Lande». arbettSauSschttß der Bereinigten Sozialdemokratischen Partei Sachfens am 4. diese» Monat» gestellte Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens über Auflösung de» Landtage» läßt e» zweifelhaft, A damit den gesetzlichen Voraussetzungen ent sprochen ist. Der LandesarbettSau-schuß ist d.eShalb aufgefor- drrt worden, den Nachweis zu führen, daß er di« Eigenschaft des Vorstandes einer Bereinigung im Ginne des Gesetze» besitzt. D. Dr. Dibeliu» gestorben. Am Sonntagvormtttag ist das frühere langjährige Haupt unserer Landeskirche, Oberhof. Prediger und Vtzepäsident de» evangeltsch-luthertschen Lan- deSkonststortums D. Dr. Franz Dibeliu« in Dresden im Alter von 77 Jahren gestorben. Nicht weniger al« 20 Jahr« lang, von 1884 bis 1010, wirkte er als StadtsuperintendMt in Dresden und Pastor an der Kreuzkirche. Bedeutsame Für. derung erfuhren durch ihn mich "eine Reih« christlicher Liebe«, werke, so der Gustav-Adolf.Veretn, die Los von Rom.Bewe» gung in Oesterreich, di» Verbreitung christlicher Schriften. 1804 wurde er zum Oberkonsistortalrat ernannt. In der Landessynode vertrat er den zweiten Wahlbezirk. 1910 als Oberhofpredtger an die erste geistliche Stelle der sächsischen Landeskirche berufen und zugleich zum Vizepräsidenten de» evangeltsch-luthertschen Landeskonsistoriums ernannt, hat er vor allem durch die Wiederaufnahme der General-Kirchen- visitatton in den Ephoralstädten das kirchliche Leben in unse- rem Lande wirksam beeinflußt. Seines Ruhestandes konnte D. Dibelius sich nicht lange «erfreuen. Neue Fahrpreise für Zeit-, Wochen, und Monatskarten. Als die Personentarife mit dem 1. November auf Goldmark umgestellt wurden, waren die Gehälter und Löhne noch Nicht auf Goldmark-Basis aufgebaut. Um dem Wirtschaftsleben Zett zu lassen, sich auf die Geldrechnung umzustcllen, war der Preis für die Zeitkarten, Arbeiterrückfahrkarten und Schüler, fahrkarten vorübergehend um 50 Prozent ermäßigt worden. Nachdem nunmehr der Grund weggefallen ist, der zur vorü- vergehenden Herabsetzung geführt hatte, soll die Notstand». Maßnahme mit Ablauf dieses Monats außer Kraft treten. Da? rüber hinaus sollen die Zeitfnhrkartenpreise eine geringfügige Erhöhung erfahren. Umtausch der kleinen Schaßanmeisungen in Rentenmark. Das Reichsfinanzmtuisterium' teilt mit: Von dem Angebot, dw kleinen Stücke auf Gold-Mark lautenden Schatzanweisungen des Deutschen Reiches für 1923 (Goldanlethe) in Abschnitten bis zu fünf Dollar gleich 21 Prozent Gold km Januar zum Umtausch, in Nentenmark bet d;m RetchsbankanstaWn anzumel. den, ist bisher nur in ganz geringem Umfang» Gebrauch ge. umcht worden. Das ist durchaus verständlich, da die kleinen Stücke Goldanleihe als Zahlungsmittel im Umlauf sind und gleichwertig mit der Reytenmark in Zahlung genommen werden. Anträge zum Umtausch werden aber der Zusage entsprechend noch bis zum 31. Januar entgEngenommen. Der Umtausch In Nentenmark erfolgt bei den Reichsbankan. stalten, nachdem die Nelchsschuldenverwaltung die etngeretch. ten Goldanlcihestücke geprüft hat. Alte Geldlorten und shre Gültigkeit. Wie mitgetetlt wirk» sind die alten Kupferpfennige und Kupferzweipfennigstück« wieder als gesetzliches Zahlungsmittel gültig. Ungültig sind bis jetzt noch die Ntckelmünzen; ebenso nglsirlich auch die Münzen aus Eisen. Die alten Banknoten haben lediglich Pnpirrgülttgkeit. Die Stlbermark wird nach Kur» bezahlt: man erhält für eine Silbermark gegenwärtig 40 Renten. Pfennig. Falsche Rckchsbanknote» zu 10 Billionen Mark der ersten Ausgabe vom 1. November 1923 sind im Umlauf. Vor An nahme wird gewarnt und darauf htng'ewiesen, daß da» Papier De* tste Gast. Novelle von Heinrich Zschokke. R (s. ffortschung.) I In dem Augenblick trat Fran BanteS herein. Frle^ derik« eilte ihr entgegen: „Wissen Sie, Mamachen, wte> der Herr Kommandant heißt?" Da» Antlitz der Frau BanteS ward von einem milden Rot überflogen. Sie sagte sanft lächelnd: „Georg Waldrtch." „Wie, Mamachen, Sie wußten e» und verschwiegen es?" sagte Friederike, die sich noch immer nicht von ihrer Ueberraschung erholen konnte, und nun den hoch, gewachsenen KrtegSmann im Heerkletde mit dem schüch ternen Schulknaben der Vorzeit verglich. „Ja, wahr, hastig," sagte sie, „er ist es. Wo ich auch nur . meine Augen hatte! Ta Kat er ja noch die Schramme am linken Auge, die er sich vom Falle holte, als.-er mir eine Zitronenbirne vom höchsten Baum im Garten brach. Wissen Sie noch?" „Ach, was weiß ich nicht noch Alles s" sagte Wald, rich und küßte seiner ehemaligen, ehrwürdigen Pflege mutter die Hand, und bat auch bet ihr um Verzeihung, nie seit seiner Mündigkeit zum persönlichen Besuch Ke* kommen zu sein. Er behauptete, es sei eigentlich nicht wirkliche Undankbarkeit gewesen, denn er/habe oft mit ehrfurchtsvoller Erkenntlichkeit an diese» Hau» znrückg«- dacht: noch weniger Leichtsinn und Gleichgültigkeit — aber er wisse selbst nicht, wa» ihm immer im Gema: widerstanden hab«, daß «r nie nach Herkeshetm zurück kehren mochte. „Ungefähr wohl dasselbe," erwidert« leise die Mu: ter.„was die seligen Geister abhalten mag, sich nach dem Rauvenstande ihre» elenden Menschentums zurück, zusehnen. Sie waren in Herbeshetm eine Waise und als Waise ^ohne Mutter und Vater, .ein Fremdling. Da» konnten wir Sie nie vergessen machen. Sie waren Knabe, abhängig, oft feklbar. E« zogen Sie keine rel- senden KtndhettSertnnerungen an dl« «i»dt, dir meß» Ihre Schul« al» Vaterstadt gewesen T. Sokrld frei. Jüngling. Mann geworden sind, fühlten Sie sßch aller Orten glücklicher, al» Sie Vet un» sein konnten. Waldrtch blickte mit einer Träne im Auge auf. di. Sprecherin: „Ach, Sie sind noch immer die liebe fromme.. weise Mutter, ich,« schest. Li« baden »echt. ES ist mir aber doch jetzt in der Tat heimatlicher in Herbcöheim, .als ich selbst erwartet habe; und ich ge stehe, der Gegensatz meiner ehemaligen und jetzigen Ver hältnisse mag dazu etwa» beitragen. Wäre ich nur früher gekommen! Geben Sie mir in Ihrem herrlichen Herzen die Rechte de» Pslcgesohne» wieder." Fran BanteS konnte auf die Frage nicht antwor ten. denn Herr BanteS trat rasch herein und sogleich zum Tcetisch. Wie ihm Friederike erklärte, wer ihr Gast sei, stutzte er, streckte dann plötzlich die Hand ge gen den Kommandanten und sagte: „Seien Sie mir sehr willkommen, Herr Waldrtch. Waren ein Knirps und sind mir ganz aus den Augen gewachsen, Herr Waldrtch. Ja, nun heißt e» nicht mehr Georg, son dern Herr Waldrtch, oder wohl gar Herr! von Waldrtch und dergleichen? Sind Sie von Adel?" „Nein." „Und der Bandzipfel da tm Knopfloch ? Bedeutet nichts?" „Daß ich mit meiner Kompagnie eine feindlich« Schanze nahm und gegen drei, .vier Stürm« .sie behaup tete". „Wieviel Mann kostete das?" „Zwölf.Tote und siebzehn Verwundete." „Also nennnndzwanztg Menschenkinder für ein« Achlelelle Setdenband. verdammt teure Ware, dis der Fürst verkauft und doch in jedem Kramladen um ein paar Kreuzer oinhandolt. Setzen wir uns; trinken wir. Friederike, bediene! Biel Beute gemacht? Wt« steh«n dis Finanzen?" Waldrtch zuckt« läch«lnd di« Achselt „wir zogen aber auch nicht der Bent« willen in» Feld, sondern des Vaterlandes willen, datz es nicht di« Beute der Fran zosen bleibe." „Schön, .schön. Ich liebe solche Gesinnungen, und e» ist gut. Haß man auch bei leeren Säcken darauf hält. Und ihr väterliches Vermögen, sicher und solid angelegt? Waldrtch ward rot und sagte dabet lächelnd: „Ich bin sicher, e» gebt mir nicht wieder verloren." Der tot« Gast. Kaum war im Städtchen laut geworden, wer der Kommandant sei, sammelten sich die alten Bekannten wieder zu ihm. waldrtch ward in alle Gesellschaften der besten Häuser gesogen, .und er war tn allen der beste Gesellschafter, geistvoll, witzig, brav, ein angeneh mer Erzähler, mit den Gelehrten gelehrt, mtt den Kunstfreunden Künstler; er zeichnete gut, spielte Flügel und Flöte mtt Fertigkeit, tanzte allerliebst, und die Frauen und Töchter gaben zu, er sct ein schöner, .flllch- tiger, aber eben darum äußerst gefährlicher junger Niann. Was die Gefährlichkeit betrifft^ wußte eigentlich keine de« Schönen bet sich in» Klare zu bringen, ob er durch sein bescheidene» Wesen die Gefahr vermindere oder ver größere. Indessen war e» e ben damals tm! Städtchen keiner Schönen und keiner Häßlichen sehr darum zu tun. Er- oberungen zu machen oder sich erobern zu lassen. Jede vielmehr verwahrte ihr Herz mit ungewöhnlicher Sorg, kalt. Die Ursache dieser Enthaltsamkeit wird, wer nicht zu Herbeshetm wohnt, oder die handschriftlichen Chro niken der Stadt kennt, schwerlich erraten ; wer sie nun aber kennen lernen wird, schwerlich glauben; und doch ist sie unleugbar wahr, ,fe unwahrscheinlicher sie ist. ES war nämlich diese» Jahr die hundertjährig« Jubel, oder Jammerfeter de« sogenannten toten Aaste» der besonder» allen Bräuten tn der Stadt ein bösev Gesell zu sein schien. Niemand wußte genau, welch eüw Bewandnt» e» mtt diesem Aast« hab«. Aber man er zählte sich es sei ein Aesyenst, da» alle hundert Jahve einmal in die Stadt .Herbesheim komme, vom ersten Advent bis zum letzten Advent darin Hause, .zwar -kein Kind beleidige, aber richtig jeder Braut den Hof.mach« und damit end«, ihr da» Aestcht in den Nacken zu drehen, Le» Morgens sind« man sie, da» Antlitz im Rücken, tot im Bett«. Wa» die» Aekvenst aber noch vor allen Gespenstern in der Welt auszetchnet, ist, datz e» nicht etwa nur tn der grsetzltch-n Geisterstunde,.nachvt zwischen elf und zwölf Ubr, sein Wesen treibt, sondern e» soll am heitern, lichten Tag in wahre« Menschengestalt auf» treten, ganz modisch wie andere Srdensühne gekleidet etnhergehen. überall hinkvmmen und sich einführen. Tiefer Gast soll Aeld vollauf haben, .und, wa» da» Aergste ist, wenn er keine Braut eine» anderen findet, selbst die Gestalt eine» Freier» annehmen, die armen Herzen der Mädchen behexen, blotz um diesen nachher, wenn er ihnen mit LtebeStzrillen da» Köpfchen ein we nig verrückt hat. de» Nachts den Kopf umdrehen zu können. ^Fortsetzung ftM)