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. .. , - ---' - - - - Ireilag» äen IS. Januar 1924 19. Jahrgang Nr. IS /wer Tageblatt MM- Anzeiger für Sas Erzgebirge geisg»«»«» kogiStatt Noieezgisirei Enthalten» -I« anttllPen P«IanntmaPnnb<n -I» Rat«« All Eltn-t NN» All MmtOAWßl^lO Mil. p»sW«k,Rs»tt» Nmt Eitpzft n». t«e» 8«m Aetchsgrünckungstag. »in« Radio-Ansprach« do« Raichafinaniminist,»». Retchsstnanzmintste-v Dr. «uther hielt in de» RadtostundeM-G. iw Boxjhau« Berltu folgxnd« An- sprach«: « Zum Dane der Retchygründung rufe ich dem deut» scheu Volke zu: Rettet daÄ Reich ! Aus einem Traum Kurde da» Reich am 18. Januar 1871 verwirklicht. In der schwere» Not der Gegenwart gilt es, alles einzu fetzen, pamit das Reich nicht wieder zum Märchen wird.! Ist es nicht ein Märchenglaube an ein Eselein streik' dich wenn öffentliche und private Kräfte immer wieder daS Reich, .dem kein Kredit mehr zur Verfügung steht, um Zuschüsse oder Steuererlaß oder dergleichen bestür men? Ter Reichsgründungstag mutz .dem deutschen Volke eine ernste Mahnung Mn, daß .es mit der Mär- chenstimmung nicht geht, die Wirklichkeit ist.härter denn s«. Das deutsch« Volk kämpft um sein Dasein. Für diesen Kampf mutz die große Arbeitsleistung von ihnen gefordert werden und die einschneidenden AuS- gabebeschränkungen und die hohen Steuerlasten, .durch welche die Volksgenossen mit kleinem Einkommen und auch die so hart bedrängte deutsche Wirtschaft in vielen Fällen sehr hart betroffen werden. Dieser Kamps, an dessen Ende das Wiedererstarken der deutschen Wirtschaft und damit die Rettung des deutschen Volkes und Reiches stehen muh, kann nur siegreich bestanden werden, wenn all» Deutschen sich der Wirklichkeit, so schwer sie auch ist willig >ünd auch innerlich unterwerfen. Wer.dem deutschen Volke die neue Währung er halten will, und das will doch Wohl jeder, der überhaupt Vernunft hat mutz auch die Mittel dafür wollen, mutz also zu schweren Opfern bereit sein. Unter diesem Zei chen .aber auch nur unter diesem Zeichen werden Volk und Reich- gerettet werde». Demokratie unä Nuslancispresse. Et» starkes Bekenntnis zum Deutschtum legte der demokratische Retchstagsabgeordnete Dr. Külz gegen über den Vertretern der Auslandspresse ab,.die zur letz ten Tagung in Dresden versammelt waren und im Rat. hau« von den Behörden der Stadt empfangen wurden. Als Bürgermeister der Stadt Dresden begrüßte Dr. Külz Lei der Festtafel im Rathaus den Verein der Auslands press« und machte dabei u. a. folgende Ausführungen: „Für Deutschland hat der Weg über höchst« Höhen hinweg in tiefe Niederungen geführt, .in denen wir zur zeit noch wandeln müsse». Aber Sie werden hoffent lich von hier die Erkenntnis Mit hinwegnehmen,->aß wir auch in dem schweren Schicksal, .da« auf uns lastet, den Blick zur Höhe gerichtet behalten, und datz wir mit dem dollen Einsatz unserer nationalen und mit den uns ver bliebene» wirtschaftlichen Energien an die Wiederher stellung von Staat und Wirtschaft gehen. Sie, mein« Herren von der Auslandspresse, würden keine guten An. gehörigen Ihrer eigenen Nation fein, wenn Sie nicht volle» Verständnis für dieses nationale Wallen cheS deutschen Volke» haben könnten. Ja, ich bin als Deut scher st» stolz, auch in diesem Kreise zu sagen: Win Volk wie das deutsche kann und Mutz auch noch grotz bleiben im Nationalunglück, und ich gehe noch Wetter und sage: Nur Verblendung im autzerdeutschen Lager und ödester PässimtSmuS und stumpfsinnigster Fatalismus in den eigenen.Rethen vermöchten zu glauben, datz ein Volk wie das deutsche dauernd aus der Zukunftsentwicklung Europas ausgeschaltet werden könnte. Da» ist nicht Selbstüberhebung, .sondern die einfache, nüchterne Er kenntnis und Würdigung der historischen, geographischen, wirtschaftlichen und kulturellen . Eigenart dellen,. was deutsch heißt wa» deutsch ist und was deutsch! bleiben will: Ueber diesem Bekenntnis zum Deutschen vergessen und verkenne» wir nicht, .datz auch für uns. internatio nal« Gemetnschaftsbedürfnisse und internationale Zu sammenhänge gegeben sind, und niemand wird glücklicher sein al» wir, wenn dies« Zusammenhänge Ich zu einem friedlichen Zusammenleben einer großen Bülkerfamilio aller Kulturvölker entwickeln. Niemand aber kann an diesem Ziel« wirksamer Mitarbeiten als die Presse, penn sie hat in allen Kultzrrstaaten der Walt den am wette- sten ausgreifenden Aktionsradius auf di« WittenSbtl- dunp der öffentlichen Meinung." Dr. Külz entbot der Presse zum Schluß seinen Gruft als per Führerin zu- den MenschhettSzielen der Währ, hett. der Freiheit und der Gerechtigkeit. dl» «Ma Seratungen über -as staaMjch-brlgijchs Memoran-um, Mm Donnerstagnachmittag ist der /deutsch« Ge schäftsträger in Paris v Hvesch 1« Berlin «tngetrof- sen. Der deutsch« Vertreter in Brüssel Rüdiger be findet sich schon Kit einigen Tagen in Berlin. Nunmehr können die Beratungen der Reichsregierung über die französisch-belgisch« Antwort beginnen, zu denen auch Retchsaußenmtnister Dr, Ltresemany von Hamburgpwie- der tu Berlin eintrifft. Schwierigkeiten im SachverstünükgeaausschuK für -le -rutsche Währung. Die Arbeiten de» ersten SachverständigenauSschus- ses zur Stabilisierung -er deutschen Währung scheinen nicht in besonderer Einmütigkeit Var. Ich zu gehen. Im mer häufiger werden in Paris Gerücht« laut, .die zwar der „Matin" zu dementieren für gut befindet,, die aber trotzdem richtig zu sein scheinen. Der „Neuhork Herald" — und das amerikanische Blatt ist natürlich von den amerikanischen Delegierten gut unterrichtet — führt diese Meinungsverschiedenheiten darauf.zurück, datz.feder-er Sachverständigen ein Projekt in der. Tasche Hat, auf des sen Durchführung er dringt. Ma» erwartet mit größ ter Spannung das Eintreffen Dr. Schachts, damit in die Beratungen etwas Ordnung htneinkommt. Dr. Schacht dürfte Sonnabend zum ersten Mal vor dem AuN- schuß erscheinen. Eine endgültige Entscheidung liegt allerdings noch nicht vor. Der Vorsitzende, .der Ame rikaner General Dawes glaubt, .daß ungefähr acht Tage erforderlich sind, .um mit Dr. Schacht zusammenzuar- beiten und der Kommission eine richtige Vorstellung über die finanzielle Währungslage des Reiches zu ge ben. Alsdann werde der Zeitpunkt für die Meise des Ausschusses nach Berlin gekommen sein. Dem „Excelsior" zufolge spricht man in Kreisen des SachverständtgenauSschusseS von derXZründnng einer neueü deuts ch en Emifs.ionsbank, die voll kommen unabhängig von der RetchsLank ist und die sicherste Garantie für die Stabilisierung., der deutschen Währung bildet, ohne daß aber die Annahme diese» Vor schlages bereits unbedingt gekichert wäre. Der frühere Präsident der KrieMaftenkommtsston und gegenwär tige Direktor der Deutschen Bank Dr. Bergmann do» findet sich bereits in Paris. Der Sachverständigenaus- schuß hatte im Augenblick den Wunsch, mit Dr. Berg mann zu konferieren, der aber vorläufig eine solche Ein ladung ablehnen mutzte, da er nicht in offiziellem Auf trag in Paris weile. Aber Dr. Bergmann hatte bereits eine Besprechung mit dem Generalsekretär de» Sach- verständigenauSschusseS, die durchaus Unverbindlichen Charakter hatte. Wenn Dr. Bergmann die Zustimmung der NetchSregierung finden sollte, dürste er auch offiziell mit dem Ausschuß Beratungen pflegen. Streikbewegung. Noch Immer haben die ArbeitMmpfe nicht nach gelassen und aus einer ganzen Reihe von Industrie städten werden Streiks und sogar Unruhen gemeldet. In Düsseldors wurden am Mittwochabend Straßenbahnwagen mit Steinen beworfen. Gegen 7 Uhr abend» schleuderten aus dem OberbilkerMarktplatz zwei Personen gegen Po- lizetbeamte eine Handgranate, .die aber versagte. Die Täter flüchteten unerkannt. Unter dem dringenden Verdacht, .einer der Täter zu sein, wurde ein Arbeiter festgenommen. Etwas später platzte in der Mindener Stratze eine Handgranate. Bei einem Kraftfahrer wur de eine scharfgemachte Handgranate gefunden, .die er zu werfen im Begriffe stand. Poltzeibeamte entrissen sie ihm rechtzeitig. Ter Täter wurde festgenommen. In der Bilker.Allee wurden fünf verdächtige Personen gestellt und nach Waffen durchsucht. Hierbei griff eine dieser Personen in die Rocktasche und schleuderte einem Beamten eine Handgranate gegen die Brust, die dieser abstotzen konnte. Die Handgranate explodierte, ohne jemanden zu verletzen. Die fliehenden Täter, .auf die geschvssen wurde, sind entkommen. Ein größere» Auf gebot von Polizei zerstreute die Meng«. Wetter kam e» st» RheiN am Mittwoch gelegentlich einer Arbetterkundgebung.zu Unruhen, Pie durch die Polizei alsbald unterdrückt wer- den konnte. Ein Poltzetbeamter wurde durch einen Streifschuß leicht verletzt. Wegen Nichtanerkennung -es Achtstundentage» sind die Belegschaften in den Ausstand getreten in Hanau. In Bremen haben die Arbeiter der Hansa-Llohd.Werk« die Arbeit niedergelegt. An einigen Stellen wurde Einigung erzielt, so t» der Aachener Gegend und auf.der Kruppschen Frtedrtch-Alfted.Hütte in Rheinhausen. Auch i» der Textilindustrie de» Be zirk» München,Gladbach haben Arbeitgeber und Arbeit, nehmer ein Uebereinkommen getroffen. Lsusrungsunriihsn t« Paris un- im Elsaß. Aus Paris wird gemeldet r In St. Antoine (vor- ort van Part») ist s» Montag abend zu neuen Kroßen TeuerungSkrawallen gekommen, . weil di« Bäcker x die Brotpreise um te 60 Sous heraufsetzten. Die Demon stranten zerstörten vier BäckerMden und ISj andere Ge schäfte. Di« Gendarrmrie griff ein, wobei zwei Plün derer verwundet und 'üödr 20 verhaftet wurden. Deo» „Echo" zufolge bekennen sich all« Verhafteten zur kom munistischen Partei. Die „Humanttee" überschreibt den Bericht über die Vorgänge in St. Antoin« mit den Worten „Sturmzei chen düS ErnährungszusammenbruchSI" i E Rach Meldungen schweizerischer Blätter au» dem Elsaß ist.es infolge des Frankensturzes am Montag und Dienstag zu Ausschreitungen der Arbeitslosen und Ar beiter gekommen. In Kofmar und.Mülhausen wurden Lebensmittelgeschäfte geplündert. In Straßburg Ver trieb die Polizei die Demonstranten. In Mülhausen forderten die Arbeiter bO Prozent Lohnerhöhung^unter Androhung d«s Generalstreiks. In Straßburg sind alle Lebensmittelpreise seit dem 1. Januar verdoppelt und verdreifacht. Prolmftlonsstockmig in Frankreich, Nach einer Havasmeldung.aus Roubaix hat eine dortige Textilfabrik wegen Erschöpfung, der Lager an Rohwolle und weil sie bei den jetzigen Preisen außer stande ist. .sich neue zu versorgen, .drei Viertel von ihren Baumwollsortierern entlassen. Man nimmt an, daß.sich noch! weitere derartige Firmen von Roubattz und Tour- coing zu ähnlichem Vorgehen gezwungen sehen Werden. 1 —— Mills« polltlfshs Mel>NH»S»n Besserung des deutschen Arbeitsmarkte». Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich ein klein wenig gebessert. In den meisten Bezirken ist eine kleine Belebung eingetreten und es haben hier und da wieder Neueinstellungen von Arbeitern stattftnden können. Die Zahl der zu unterstützenden Er werbslosen, die am 1. Januar 1 628 000 betrug, ist seitdem etwas zurückgegangen. Hoffentlich ersähst diese Bewegung keinen Rückschlag durch den Frcmkünsturz in Frankreich, als dessen Folge eine Überschwemmung mit französischen Waren, namentlich Wein und Luxusartikeln, befürchtet werden mutz und gegm die wir uns insbesondere im besetzten Gebiete nicht Wehren können. Jedenfalls ergibt sich daraus wie Unsinnig es ist, wenn französische. Blätter angebliche deutsche Machen- schäften als Ursache des Frankensturzes hinzustellen suchen. DeMschnationaler Antrag aus Reichstagsauflösung. Da die Wahlen in Sachsen Und anderswo unter dem Schutze der militärischen Befehlshaber ruhig verlaufen sind, alle Befürch. tungen sich also als gegenstandslos erwiesen haben, hat die deutschnationale Fraktion den Antrag auf Auflösung deo Reichstages und alsbaldige Neuwahlen gestellt. I» bayrische» Berfassungsaesschuh fand eine sehr lebhaft« Sitzung statt, in der der bayrische Innenminister Dr. Schweyer erklärte, es sei ausgeschlossen, den Ausnahmezustand aufzuheben. Aus der Rede des Ministers ging auch hervor, daß Ludendorff überwacht worden ist, weil er mit Recht al» Mittelpunkt der nationalsozialistischen Bewegung angesehen wurde, Ludendorff hat auch von verschiedenen Leuten, da runter der Gattin Siegfried Wagners, Geld erhalten, mit dem die nationalsozialistische Bewegung unterstützt werde« sollte. Diese Gelder sind weggcnommen worden, da sie keine Privatgelder waren, sondern dazu bestimmt, einer verbotenen Partei zu dienen. Lanätag. Aussprache über dl« Regierungserklärung. Sitzung vom 17. Januar. Auk der Tagesordnung -er .Sitzung steht als erster Punkt die Aussprache über die Regierungserklärung. Zunächst gibt Abg. Siewert (Komm.) unter gro ßer Unruhe de» Hause» eine Erklärung ab,, die sich ge gen den Landtagsbericht eine» sozialdemokratischen Blat tes wendet, in dem gesagt worden war, die Kommuni sten hätten dagegen gestimmt, daß die Arbeitgeber«^ aabe nicht aus die Arbeitnehmer abgewälzt werden dürfe. (Zurufe: Das ist richtig!) Abg Dr. Niethammer (D. Bv )r Ministerprä sident Heldt hat zur Pressetagung ausgeführt, daß nun mehr eine ruhige, sachlich« Arbeit gewährleistet ist. Da unterschreiben wir auch. Die Deutschnationalen und andere Kreise finden «'verwunderlich, -aß man mit einer Partei, die Jahr und Tag, gegründet auf eine ge ringe Mehrheit, eine einseitige Politik getrieben hat, in eine Koalition etntritt. Wir sind anderer Meinung, obwohl wir nicht verkennen, daß die Vorgänge der letzten Zakre auch schwerwiegend für un» sind. Wir wol, len uns aber mit unseren Gegnern verständigen. Wir gehen an ein« sehr schwer« Außxabe heran. Wir wollen vor allem Ruhe und Ordnung.haben, damit unser« In- dustrt« wieder ausbauen kann. Abg. Böttcher (Komm.), der nunmehr -a» Wort ergreift, begründet d«n kommunistischen Mißtrauen««», trag gegen da» Kabinett -eldt. Die ReIerunAkrtlä. . . - - -