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Mer Tageblatt 16. Jahrgang Sonnabenä» äen 31. Vr. 304 -- /HKAtrgkk fük VÜS IkkMLplrAb -EHML Vies« Mo« «qm di, «millch« »-kmmtm-choes-n »« Naie» »er «»« /t«- »E«d«°»»,"m. m',7, ». >«-«. Das Wichtigste vom Tage. Lee Gtf^nvahnerst^eik im Westen draht a!uf das Reich über'zü'gretfens Berlin ist von wm vereit» ergriffen worden- Dem Matin zufolge soll Dr. Ro^th enaU die Ab sicht haben, der französischen Regierung ein neues Abkommen über den Wiederaufbau der ^erpürten Gebiete zu^ unterbreiten. Die BotfchafrierkoNfetenz soll nicht mehr aus Zerstörung der Deutschen Werke bestehen. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist dem im Vertrage von D«rf</ille» geregelten VchutdenaüSgleichSverfahren nicht belge- treten D'sutf'che Verbi irdlichketten gegenüber Angehörigen diese- Landes können somit un mittel,, bar geregelt werden. « In der Sitzung deS Danziger BoIkS7ag.eS wurde »wch löngecer Tevrrtte die Ratifizierung de« Danz i g * P o i n is 'ch en Wirtschaftsabkommen» In zweiter Lesung mit 63 gegen 22 Stimmen ange- « « m m r rt. ' Zur Politik öes Jahres 1921. N»iH«mwlst«r a. D. Koch, M. d. R. l» dis äußere Politik. Es ist mehr al» ein Jah.f her, daß der dem sch natio nal« Abm-ard:.-?'« Herzt Über dak Kabinett Fehrenbach mit eine.:: SeUcvblick ar.f seine dmtsch-voik-j.'ri.teil'ichcn Nachbar, in dt-zsem Kabiirrtt erkl.ärt Hut, der Weg, den die Regierung aetzs, sei kern N'.chmeSweg, sondern etn Leidensweg gewesen. Diese Bemerkung war wohl nicht ganz freundlich gemeint.. Und dennoch ist es heute für jede deutsche Negierung di« höchste Anerkennung, die man ihr -ollen ka!>«n. Etilen RuhmeSweg vermag ge genwärtig noch niemand da» deutsche Volk zu führen. S» mutz vielmehr entschlossen seinen Leidensweg gehen, und der Führer Mich ft»h sein, wenn er den Abgrund uarm' tdet and in der Ferne Anzeichen für Vie Hoffnung sieht, daß der Weg Allmählich wieder bergan geht. Die« ser Leidensweg ist ein mühsamer, gewundener und ost schwer verständlicher Weg. Wer aber al» Führer de» Volkes einen besseren und leichteren Weg anvreist. der führt e« entweder recht» in den Abgrund einer Kato« strophenpolttik oder link» in den Sumpf de» Bolsche wismus Keine Kata'strophenholtttk! Ganz, beson der» nicht nach autzenl Gewiß, es gibt keinen guten Den Ischen, dem das Herz nicht glüht» bet dem Gedan ken wia viele deutsche Volksgenossen der brutale Ge waltakt des Versailler Frieden», nur noch übertroffen, durch da« schmähliche Unrecht de» Genfer Schiedssprü che« über Oberschlesten, wider ihren Willen vom Vater lande loSaeriissen oder feindlicher Besatzung hreisgege« den hat. Gewiß ist jeder bis in di» tiefste Seele ent rüstet über den erbitterten Krieg, den die feindlichen Mächte unter dem dummen Vorwand der Bekämpfung ke» Militarismus immer noch gegen dfe deutsche Wirt schaft führen, die sie ihrer Flotte und ihrer besten Roh- stosf- und Ernährun.rSZebtete beraubt haben, »Md di, sie jetzt durch Vernichtung der Deutschen Werke und durch Erdrosselung der chemischen Industrie vollend» Vernich- 'en möchten. Gewiß wird sich jeder, der sich di» unge heure Schwere der Un» durch da- Ultimatum aufevleg- ten Lasten klarmacht, von der Unerträglichkeit dieser Lasten überzeugt halten. Gewiß. Wird jeder Augenblicke der Verzweiflung haben, wo er ein End« mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzieht. Solche Gesin nung mag bet jedem, der sein eigene» Schicksal schmiedet, ehrenvoll erscheinenr ein Staatsmann, der für sein Volk verantwortlich ist, darf keine andere Ehr« kennen, al» die, sein Volk so lang« wie möglich am Leben zu er- basten. Ter Staatsmann hat die Pflicht eine» Arzte», der einen Kranken, dessen RettuNg kaum noch möglich erscheint, behandelt und der, anstatt ihn kurzerhmrd zu töten, alle» an sein« Rettung setzt. Niemanden Libt e», der ein Mittel auzug»b« wüßte, wie do» heutige Deutsch land in der Lage wäxe, sich den Machlsprüchen seiner Gegner zu entziehen, wenn e» aber so liegt, so soll man die Regierenden nicht schelten, wenn s«e die Bet drückungen auf sich und ihr Volk nehmen, um Aergere» abzuwehren. Mir scheint, hier gilt do» arabische Wort, da» der bisherig» Außenminister Rosen in seiner neue sten Uebersetzung so hübsch wiedergegeben hat. Hum Rag,! sprach die wand in ihre» Hamner, Was stichst du mich? ' Er sprach. Frag du den Lämmer! gravkretch, am Sind» eine» LüUtoen m»d den Kriege», in feinen maßgebenden Kreisen chauvinit- sttfcher und militaristischer gestimmt als je, wartet auf den Augenblick, um un» den Todesstoß zu versetzen. Tie Einsicht in den friedliebenden und wirtschaftlichen Kreisen Frankreich» von der Solidarität der. europäischen Interessen ist demgegenüber noch 'zu schwächt. Mag sie bet anderen Völkern im Wachsen sein: nirgends wäre sie während de» letzten 'Jahre» stlcrrk und leidenschaftlich genug gewesen, um dem entschiedenen Willen Frank reich» Widerstand zu leisten. Wer unter diesen Um ständen von deutscher Seite eine Katastrophe herbeikithrt, arbeitet Frankreich in die Hände und spielt eiN ver derbliches Spiel mit dem Schicksal seines Volke». Aber e» ist auch garnicht so, daß in au annehmen, müßte, die Vernichtung Deutschlands sei auf Heden Fall unabwend bar. Garantieren wird zwar niemand die Rettung kön nen. Wer sich indessen hie Mühe macht, die Stimmen aus den» Ausland« sorgfältig Ku verfolgen, der wird nicht bestreiten können, daß her Umschwung der Anschau ungen im Auslande seit Annahme de» Ultimatum» starke Fortschritte gemacht hat. Das sstlt übrigen» bi» zu einem gewissen Grade sogar für einige Unterströmun gen in Frankreich. Wer hätte gedacht, daß Frankreich auf dem Washingtoner Kongreß so isoliert dastehen würde, al» e» der Fall gewesen ist? Frankreich ist auf dem besten Weg« dazu, sich au» dem enfent gate in der Welt zum enfent terrtble zu entwickelt'., wenn e» nicht Vernunft anntmmt. So sind gewisse Zeichen der Hoff nung vorhanden.. ES fragt sich nur, ob die Verminst etnßteht, ehe Deutschland an ^Entkräftung zugrunde gegangen ist. Möglich, daß bei diesem Wettrennen die Vernunft siegt. Wenn da» her Fall ist, so bedeutet e« den Erfolg der mißverstandenen unpopulären Poli tik- die wir seit Ja''.eu brlrOöcn hohen. Mißlingt s», so darf iE: die Führer nicht schelten, daß ste für un ser Volk auch das Lej/.e versucht hoben.. Aber auch in« günstrgerLu' Achtle nM man vor Ueberschwänglichkeiten warnen. Es gibt Leute, die sich den Umschwung in der öffentlichen Meinung der ande ren Länder so wirksam Horstellen, daß. st« erwarten, eines Morgens am Frühstückstisch in ihrer Zeitung die Nachricht zu finden, daß der Versailler Frieden auf gehoben sei. O nein! Um »inen Umschwung wird e» sich überhaupt nicht handeln, sondern um eine ganz allmähliche Umstellung. Diese Umstellung wird auch nie so weit gehen, Hatz unsere Gegner auch nur Wirt«! fchaftltch die Wiederherstellung der alten Blüte Deutsch lands wünschten. Vielmehr werden an einer gewissen wirtschaftlichen Unterernährung Deutschlands Länder wie England noch auf lange Jahre hinaus ein star kes Interesse haben. Wenn sich also gewiss« Anzeichen der GetsteSänderung im Ausland« bemerkbar «nachen. so ist da» «richt da» Ende, sondern der Anfang des eigentlichen Kampfe» um die Revision des Versailler Frieden». Wir werden dieses Nessuögewank nicht auf «inmal vom Leibe streifen können, sondern nur ggnz allmählich und Stück für Stück wird es von un» ab- fallen. VS kommt deshalb alle» darauf an, daß wir für diese große vor uns liegende Aufgabe — in zähen! Verhandlungen widerstrebende Gegner immer und im mer wieder von der Notwendigkeit unserer Forderung für Europa und die Weltwirtschaft zu Überzeugen — wirtschaftlich, diplomatisch und publizistisch hinreichend gerüstet sind. Ta» ist der Gedanke, weswegen wir den unnötigen Parteihader begraben, Ausgleich und Ver ständigung erstreben und zu einer breiten, arbeitsfähi gen und stetigen Front im Inland« kommen Müssen. Tie auswärtige Lag« erfordert, Staatsgesinnung urid iVersöhnltchkett. Uebergreisen äes Eisenbahner» . streiks auf cias Reich. Beginn Ses Streikes in Berlin. Nachdem die Funktionäre der Berliner Eisenbahner am TonnerSiag die Uebertragung der Streikbewegung im Westen auf Berlin al» unerläßlich bezeichne! ha ben, hat die Sektion Vertin Freitag vormittag 1l) Uhr den Streik sämtlicher Eisenbahner Groß-Berlin» pro klamiert. Um 11 Uhr verletzen bereit» die HilsSarbei- ter und Angestellten di» Betriebe, un» 13 Uhr folgte dann ein« groß« Anzahl werkstättenarbstter und Bahn- hosöangesteNte. Bi» zum Abend konnte der Znover- kehr noch aufrecht erhalten werden, weil da» Zugpersonal noch nicht verständigt war. Tie Organisation nimmt an, daß bis gestern abend S Uhr der gesamte Etsenbasnbe- rvteb Groß-Berlin» stilltegen würde. Man hofft, auch da» yahrpersonal und di« Lokomotivführer zur Einstel lung de» vienste» zu veranlassen. Di« Gewerkschaften vertmen am Nachmittag darüber, ob und in welchem Umfange ein entsprechender Güterverkehr für di« Zu- fuh» L<-l^».s^i^lu Mst.echtevboltea werden toll. Vk Gewerkschaft gegen Sen Ekfenbahnerverbanö. Im Reichsverkehr-ministerium fanden gestern nach» mittag Verhandlungen der Regierung mit den nicht im Streik befindlichen tarlftrestvn Organisationen der Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner und dem ReichSverbande statt.. Tie beiden Verbünd« haben folgende ultimative Forderungen an da» ReichSverkehrSministerium gerichtet: 1. Die Regierung hat festzuvleiben. 2. Die Regierung ha» eine Proklamation zu er lassen > in der bei Strafe sofortiger Entlassung die Streikenden zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgerufea werden. 3. Tie Regierung hat die eingeleiteten Ver handlungen mit den taristrcuen Organisationen beschleunigt zu Ende zu führen. Weiter wird mitgeteilt, daß hie tariftreuen Äewerk- fchaften auf folgendem Standpunkt stehen: In einem Nachgeben der Regierung gegenüber dem tarifbcüchigen Deutschen Eisenbahnerverband würden die tariftreuen Gewerkschaften eine Schädigung de» Gewerkschafts§rdan<> kcnS erblicken. Tie Negierung würde sich dadurch auch des letzten Restes von Autorität berauben und die 'aristreuen Gewerkschaften haben ein Jnteress« an einer starken Regierung. Würde sie Umfallen <tn dieser Frage, die einen Tarifbruch darstellt, dann wären die turi streuen Gewerkschaften nicht mehr länger in der. Lage, die Negierung Ku stützen. Die Kommunisten >1N der Arbeit. Radikale BetrlebSrütevcrsammlungen in Berlin, Spandau und Tegel haben sich für die Unterstützu n g eines allgemeine.« E ts en bahn e rstr e i k» iin ganzen Reiche durch hie Jndustrtearbeiterschasr auSge- sprachen. In den Versammlungen zeigte sich eine starke kommunistische Tendenz für neue Putsche und Ausstände. Vie Lage km RheinlonS. jJm EtsenbahndirektionSbezirk Essen sind dir Mit glieder des deutschen Etsenbahnerverbande» ausständig. Tie Gewerkschaft deutscher Eisenbahner Hal sich dem Ausstand ntcht angefchlosfet« und fordert ihre Mit- glteder in einem 'Flugblatt auf, den Dienst weiter zu, versehen. Tie Gewerkschaft teilt mit: Durch einzelne Zeitungsnotizen konnte die Ansicht auskommen, als habe sich die Gewerkschaft deutscher Eisenbahner der Streikbewegung offiziell angeschlossen. Tie» ist nicht so. Es »handelt sich um gefälschte Berichte. Tie Ge werkschaft deutscher Eisenbahner nimmt zu dem Streik erst dann Stellung, wenn die Verhandlungen mit dem Mtntstertuln abgebrochen werden. ' l Postverkehr durch Automobil«. Nur noch von Und nach Köln verkehren einig« Per- souenzüge, aber in ganz unbestimmten Zeitabschnitten- Ter Postverkehr wird durch Automobile teilweise aufrechierhalten.' Gestern früh find vier Hundertschaf ten Schutzpolizei aus der Umgegend in Köln etngetrosscn. In den Betricbswerkstütten Elberfeld-Steinbeck ist die technts-che Nothi'lse aufgeboten worden. Ter Gü terverkehr im Essener Bezirk ruht zum grüßten Teil§ -besonders über die westlichen und östlichen Bahnhöfe des Bezirks hinaus, da die Lokomotiven nicht mehr be kohlt werden. Vle Entente mel-et sich. Androhung der Mobilisierung der Eisenbahner. Der TempS meldet: Die interalliierte Rheinlands kommission ist angewiesen, bei einer Gefährdung der Kohlenlieferungen an die Entente durch den deutschen Etsenbahnerstreik die Militarisierung der ItnkS- aHeiniichen Bahnen für die Tauer der Gefährdung durchzuführen. ' ? Die Angelsachsen gegenIrankreich. Zusammenbruch -er Washingtoner Konferenz. Tie U-Bootfrag« bedroht di« Washingtoner Abrü stungskonferenz mit den« Zusammenbruch. Schuld dar an ist da» ach so sehr gerechttgkelts- und friedliebend« Fran kr «Ich, da» neben dem größten Heer der Welt und einer tnchosanten Flott« von Grvtzkampfschiffen nun auch unbedingt noch «ine riesige Flotte von U- Booten haben will. E» ist ein« sehr bitter« Ironie der Weltgeschichte, sehen zu müssen, daß e» keinem der be teiligten Staaten einfällt, auf die Unzulässigkeit be» U-Bootkriege» und auf Abschtffung der U-Boote zu drängen,.»während gerade sie während des Weltkriege» nicht Lästerworte genug finden konnten über den mör derischen U-Vootkrieg, den Deutschland führe. Jetzt, da man diesen Gegner lo» ist» liegt die Sache natürlich ganz ander», und kein Staat kann angeblich di« U-Boot waffe wenigstens -um Schutz der eigenen Küsten ent«