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Mer Tageblatt ^'^5.777^ 9VÜ9 «»««.I..« n» «« ^n,it„aa»na»in« »1. »,»t«0,n. -««nspttch » Fnfchwß Nr. s». . «»«,-»« ., .. „,. ,, ,/»uh, ,»,mm»,. Iiitgramm», Lagittau fluiiczg'blcg,. vkst» Sian «Myatt ol» ammchrn V«kanmmachung«n -«- Kat«» v«r -ta-t Ku«. P,M»«.MIU»I am «,1p,I, m. I»»<. Nr. 2SS Montag» äen 12. Dezember 192l 16. Jahrgang Das Wichtigste vom Tage. Ter deui-s'che Botschafter Tr. Mayrr ist ge« stern wieder t n Pari- etngeiroffen. « Am 12. Dezember wird aus Einladung des MetchSwirtschaftSministerS in Darmstadt eine Zu» sammenkunft der WirtfchaftSminister, der Länder zur Erörterung der gegenwärtiger. Wirtschaftslage veranstaltet. Tie Untersuchung des RetchSausschusssS für die OHPauer Katastrophe hat einen Ge samtschaden von 321 Millionen Mark festgc- stsllt. Davon sind 70 Millionen durch Versicherun gen gedeckt. 251 Millionen müssen noch aus gebracht werden. De Balera veröffentlicht eine E r k l ä r u n a. nach der da» irische Kabinett über die Annahme des Ab kommens mit England geteilter Ansicht »st. « Ter Gesehentwurf de» amerikanischen Senats Über die auswärtigen Schulden setzt den Zins fuss aüf 5 Prozent fest und bestimmt, daß der Fäl ligkeitstermin der zurückzuzahlenoen Obligationen spätesten- der 9. Juni 1947 sein soll. Was wirä repariert? W.W. Reparation bedeutet Wiederherstellung. Ter Gebrauch dieses Worte» zur Kennzeichnung der don Deutschland zu leistenden Abgaben soll also besagen, daß mit Hilfe deutscher Arbeit oder gleichwertiger Geld summen die durch die Kriegführung zerstörten (privaten) Sachgüter wtederherstellt, ersetzt oder vergütet werden sollen. Diesem Grundsatz widersprach zunächst schon di« Höhe der geforderten Summe., 132 Milliarden Goldmark sind gleichbedeutend mit mindestens zwei Dritteln des gesamten französischen BolksvermögenS vor dem Krieges und selbst die willkürlichste Schadenschätzung konnte auf Beträge solcher Größe nur kommen, indem sie, entgegen dem Sinn de» Wiederherstellungsbegrtf- fed, die kapitalisierten Renten des französischen, Heeres mit einrechnete. Die Summen sind somit, an dem an geblichen Zweck gemessen, um ein vielfaches zu hoch; aber nicht davon soll in diesem Augenblick die Rede sein. Dreierlei Tatsachen haben den Versailler Reparations-Gedanken durch Erfahrungen widerleg!: 1. Die Summen können nicht bezahlt werden; 2. soweit sie bezahlt werden, entspricht ihre Ver wendung nicht dem vertraglichen Zweck; S. die Zahlungen schädigen auch die Emp- fäng er. Die Reparationen in ihrer vollen Höhe sind unauf- brtngbar, nicht nur weil die Summen an sich zu hoch sind, sondern mehr noch infolge der verfehlten Zaht- lungsart. Die Entwertung des deutschen Geldes be wirkt, daß jede tn bar gezahlte Milliarde die deutsche Wirtschaft da» vier- bi» fünffache an Sachleistung ko stet; während anderseits jede deutsche Arbeitsmilliarde auf dem Wege tn die Kästen der Empfänger zu einem Bruchteil zusammenschrumpft. Wtederhergestetlt aber wird mit dem deutschen Gelbe nichts. Die zerstörten Gebiete besonders Frankreichs sind entweder schon auf gebaut, oder der Aufbau ist auf unbestimmte Zeiten ver schoben. ES ist ja auch klar, daß die langsam flie ßenden deutschen Zahlungen im riesenhaft gufge- schwemmten Haushalt der Großmächte nur wenig be- deuten. WaS also bezahlt Deutschland, oder was würbe es, wenn e» zur uneingeschränkten Erfüllung fähig wär«, bezahlen'? Die Antwort muß lauten: Vle Heere un- Zlotten -er Welt. Bi» jetzt ist Deutschlands wichtigste Sachleistung die Er haltung de» Besatzung-Heere». Was darüber hinan» gefordert wird, etwa dreieinhalb bl» vier Milliarden Goldmark, entspricht ziemlich genau den Kosten de» f ra n'z ö s bsch e n und polnischen Heere». ES ist noch eine andere BerechnungSart möglich Die Zin sen der Schulden, die der europäische Verband in Ame- rtka ausgenommen hat, kosten etwa zweieinhalb Milliar den Äoldmark jährlich., An ihr« Herabminverung oder Erlassung ist nur zu denken, wenn di« Schulvnerstaaten abrüsten. Gelingt e» ihnen, die Schuldenlast auf Deutsch- land abzuwälzen, so werden sie nicht nur selbst in ver schärftem Maße Wetterrüsten, sondern auch anbrr«, ein. schließlich Amerika, dazu zwingen. Die Reparationen sind die gluan-i-rünsg der Weltkrieg--«- fahr. ! t Staatsgesmnung uml Steuerpolitik dg>. Der RetchStagSabgeordnete Erkelenz sprach sich über diese» Thema in einer Berliner Versammlung folgendermaßen au»: e» kommt weder auf die Art der einzelnen Steuern, noch auf die Einzelheiten der Ge setze an. Gewiß sind auch dies« Dinge nicht unwichtig. Aber angesichts der heutigen Verhältnisse müsse man stch von vielen steuerpolitischen Schlagworten der Ver gangenheit frei machen. Das Schlagwort: Direkte oder indirekte Steuern — fei heute inhaltlos. Alle Steuern, vielleicht mit alleiniger Ausnahme der Erbschaftssteuern, seien abwälz bar und würden meist abgewälzt Und er glaube nicht, daß die sogenannten Sachwertsteuern darin ander» zu bewerten seien, wie etwa eine Umsatz steuer oder eine Einkommensteuer. Sei da» richtig, so lohne sich der Streit mindestens solange nicht, bis wir wieder .etwa zu Verhältnissen wie vor. dem Krieg zu- rrückgekehrt seien. TaS sei aber noch weithin. Heute stehe eine andere Frage im Vordergrund, .nämlich, ob die Bürger des Deutschen Reiches überhaupt bereit seien, die Ovfer tatsächlich zu bringen, die zur Erhal tung de» Reiches nötig seien. Eine Steuerpolitik, div nicht vom guten Willen der großen Macht des Volkes getragen werde, sei gescheitert, ehe sie beginne. Für das Gelingen einer so einschneidenden Steuerpolitik wie jetzt, sei das Maß seelischer Opferbereitschaft entscheidend, da» seinerseits bestimmt werde durch die Stärke der StaätSgesinnung der Bürger. Diese Gesinnung sei ge wissermaßen die Atmosphäre, in der allein eine Steuer politik gedeihen könne, die einen wichtigen Schritt zur Befreiung Deutschlands von den Verpflichtungen des FrtedenSvertrages bedeute. Bei allen bisherigen Steure- debatten außerhalb de» Parlament- habe man zu we nig an diese seelische Voraussetzung, aber dafür zu htel an die technischen Schwierigkeiten der Einzelheiten ge dacht, Damit se! nicht weiterzukommen. Der Wille zur Erhaltung des Reiches müsse an die Spitze treten, dann finde man den Einzelweg leicht. Ter Red ner ging dann noch auf die Verhandlungen RaLitze? naus tn London ein. TäS Ergebnis sei noch unbekannt, aber es scheine, daß die ganze Repavat ton-frage wieder tn Fluß komme. Ohne schwere Krisen wer de das kaum gehen, und wahrscheinlich würden alle Besserwisser später finden, daß Rathenau aus London zu wenig mitbringe. Die Demokratische Partei Habe aber allen Anlaß zur Genugtuung, daß ein mutiger Mann aus ihrem Lager diese schwierigen Dinge ange faßt und der Lösung einen Schritt näher zu führen ver sucht habe. Dieser Tat gegenüber würden die Alles könner der Opposition zwar viel Schäum Wagen, aber gewiß nicht- Bessere» schaffen können. Hanäelsstatistik unä welt wirtschaftliche Solidarität. kvo« «nie»»« Bttlin.r Mitarbeiter.) Tie Erkenntnis von dem innigen Zusammenhang zwischen der internationalen Handelsstatistik und der weltwirtschaftlichen Solidarität war bi» vor kurzem noch bet wenigen durchgedrungen. Das ist nicht eben ver wunderlich- In der internationalen Handel-stattstik herrscht ein unbeschreibliches Chaos, das jeden inneren Zusammenhang vermissen und die Verflochtenheit der weltwirtschaftlichen Beziehungen unmöglich hecvortreten läßt. Die Einsicht von der Reformbedürftigkeit diele» unerträglichen Zustande- hat am 31. Dezember 1913 29 Staaten, darunter auch Deutschland, veranlaßt, tn Brüssel eine Ueberetnkunft auf Vereinheitlichung der internationalen Handelsstatisttk zu unterzeichnen. Allein der Kri^g zerschlug wie so viele- so auch diesen Plan. Ter Nachkrteg freilich, voran das Lon doner Ultimatum, haben seitdem der Welt die unlös liche Solidarität der Weltwirtschaft mit Keulenschlägen in» Bewußtsein gehämmert und sie ihr an praktischen Beispielen schmerzhaft demonstriert. Allein dre allge mein anerkannte Leere blieb bestehen gerade in einer Zelt de» wirtschaftlichen Wiederaufbaues, in der eine unbestechliche internationale Statistik unentbehrlicher denn je ist. Die offizielle Welt versagte. Diese Lücke" hat. nun ein einziger Mann ohne amtliche und ohne geldliche Unterstützung durch di« Industrie au-gefüllt, und es darf un» mit Stolz erfüllen, daß e» wieder ein mal Deutschland, da» ntedergeknüppekte, ausgeraubte, wtrischastlich versklavt«, arme Deutschland ist, von dem der Ruhm au-g-ht, diese- epochemachende Werk geschaf fen zu haben. Auch di« au-ländische Presse erkennt die» mir Verblüffung an. Sein Verfasser ist der von früheren statistischen Ar beiten her bereit» vorteilhaft bekannte S. Zucker mann. In siebenjähriger intensivster Arbeit hat er mit unermüdlichem Bienenfleiß einen statistischen Atlas -um Welthandel verfaßt« in dem «tn Riesenmateriall amtlicher handel-statistischer Publikationen der ganzen Welt auf die kürzeste Formel einheitlich verarbeitet und anschaulich zum Ausdruck gebracht ist. Ta» ungeheure hier errechnet« Zahlenmaterial, die UeberstchlNchkeit der graphischen Tafeln ist schlechthin überwältigend. Un abschätzbar aber ist der Nutzen, der au» diesem Nach schlagewerk den Diplomaten, die Handelsverträge vor» zubereilen haben, dem Exporthandel und der Export industrie, der Wissenschaft, insonderheit der Weltwirt schaft und der Wirtschaftspolitik daraus erwächst. Ter bekannte Zwischenfall in Spa mit der Aktivität der passiven Handelsbilanz Deutschlands und die ganze Welt wirtschaftliche Hetze gegen Deutschland wären nicht an nähernd tn diesem Maße denkbar gewesen, wenn diese» Material von unseren amtlichen Stellen rechtzeitig auS- gewerret worden wäre. Zuckermann geht von dem, schon im Jahre 1914 von ihm aufgestellten Grundsätze aus: Tie Ausfuhr eine- Landes ist zu bewerten nach der Ein fuhr desjenigen Landes, in das dis Aus fuhr erfolgt. Von welch großer wirtschaftstzoMi scher Bedeutung dieses Axiom ist und welch "xeisbare Werte es gerade für die Praxi- hat, das zeigen z. Bi die Grundlagen für die Gestaltung der wirtschaftlichen Beziehungen jür Deutschland und Rußland nach dem Kriege, jene unzulänglichen, irreführenden und schäd lichen Unterlagen, mit denen der Deutsch-Russische Ver» einzelne große und ernst zu nehmende deutsche Organi sation, die selbst an maßgebenden Stellen noch heute als kompetent angesehen wird, selbst noch im Jähr« ISIS operierte und auf Grund deren er die tatsächlich aktive Handelsbilanz Rußland» Deutschland gegenüber al» start passiv darstellte, eine Darstellung, die den Jongleuren der Statistik die Möglichkeit gab, tn unheilvollster Weise gegen Deutschland zu agitieren. So ist das Werk Tri, umph und Anklage zugleich: Triumph, weil e» zeigt, wie man zu einer unbestechlichen Würdigung der wirt schaftlichen Tatsachen gelangt, .gegen die Lügenpropa ganda und einseitige oder böswillige Auswertung macht los sind; Anklage gegen die bisherige Tatenlosigkeit un serer führenden Kreise und das Chaos der internatio nalen Handelsstatistik. Rein tabellarisch wird hier schon "im Jahre 1916 fepgestellt, daß unter handel-statistischer Betrachtung die wirtschaftliche Bekämpfung der Mittel mächte durch die Entente auch nach dem Krieg« zweck los ist- Der praktische Geschäftsmann ersieht au- einer einzigen Tabelle dieses Werkes, in dem 60 Staaten ge nau untersucht und 182 Länder im ganzen, praktisch also die ganze Welt, berücksichtigt sind, dl« wirtschaft lichen Rivalitäten der Staaten untereinander. Au» an« , der«» Tafeln werben die klausalen Zusammenhänge er sichtlich. sodaß für die weltwirtschaftlich« Ausbildung der weitesten Volksschichten wie für Diplomaten und Wissenschaftler die unentbehrlichen Unterlagen ohne weiteres gegeben sind. Das Mißtrauen gegen alle», was au» Deutschland kommt, wird dadurch paralysiert, daß die amtlichen Unterlagen sowohl in der Währung eines jeden Landes, als auck einheitlich im Goldfrank ausgedrückt sind, sodaß der internationale Vergleich tn denkbar leichtester Weise gegeben ist. Trotz der in zwischen einpetretenen territorialen und golvparitäti- schen Verschiebungen bleiben die Ermittlungen und gra phischen Darstellungen unerschüttert als Warnung und Wahrzeichen für den innigen Zusammenhang zwischen tnlerua.tonaler Handelsstatisttk und weltwirtschaftlicher Solidarität. Las Ausland hat wie gesagt die Bedeutung diese» Werkes erkannt. Es ist daher die dringendste Pflicht der führenden Kreise Deutschlands, im Zilleress« unserer Behauptung tn der Weltwirtschaft, diese neuen Unter lagen ausgiebig und zielbewußt auszuwerten, um stL bei handelsstatistischen Auseinandersetzungen erfolgreich durchzusetzen und dem andauernden Mißtrauen gegen Deulich-and die Spitze bieten zu können- Dazu gehört indessen auch die baldige Verwirklichung dec von dem Verfaiser vorgeschlagenen Maßnahmen und zwar 1. di« Ausarbeitung eine» Gesetzes, wonach die Statistik al» Rcichssache und die Handelsstatisttk als eine selbständig- Disziplin erklärt wird; 2. die Reorganisation der un zulänglichen Handelsobtetlung de» Statistischen Reick»- amt»; 3. die Einrichtung von Vorlesungen und Kursen über Handelsslaiisttk al» selbständige Disziplin; 4. di« über Handelsstalisttk al» selbständige Disziplin; 4. dw Schaffung eine» handel-statistischen Fond». Tie ziel» bewußte Auswertung dieser neugeschaffenen Unterlagen und ihre Fortsetzung kommt letzten Ende» der deutschen Volkswirtschaft -ugutv. e Japans zustimmenäe Antwort. Pz- Tie in Washington «tngetroffen« Antwort der japanischen Regierung rückt zweifellos die Wahrschein lichkeit in den Vordergrund, daß dttz itvitferenz von! washtngion «tn postttve» -rgednt» hüben Whxtz.