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».M--^ /^nA^zZ^r sur vUv ^kMGvtzkAG ßZHMK L«i«gramm„ Tageblatt fiu,«rzg,birg,. Dieses Slatt enthält öle amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er Stadt Nu». paM^Reate» Mn»r2^,2. reee. Nr. 275 Sonnabenä, äen 2ö. November tS21 IS. Jahrgang Das Wichtigste vom Tage. Der preußische Minister des Innern Severing hat dahin entschieden, daß der Zentrumsabgeocdnew Ge heimrat Bitter auch weiterhin aus dem Posten des Overprästdenten der Provinz Overschle sien bleiben soll. » In amerikanischen Flnanzkrets.en will man zn Anfang nächsten Jahres eine besondere Konferenz zwecks Behandlung der Nepa-ations- fra'geu und der interalliierten Schulden ver anstalten. * Der englische Außenminister richtete in einer Rede bemerkenswerte Warnungen an Frank- reich. * Ein Teil .der amerikanischen Delegation bet der A b rü stu n g s k o u s e r e n z ist der Ansicht, daß jedes Uebereinkomme n über die Rüstung zur See die Gestalt eines Vertrages, aber nicht nur eines Einvernehmens haben müsse. Mämplung cler üalulskUssttoM? W. W. Allem Anschein nach haben leider diejenigen Recht, die die gegenwärtige Entwertung dec deutschen Valuta nicht für vorübergehend halten. Man mutz also damit rechnen, daß die Mark im Auslände jetzt nur noch den 4. oder gar 5i. Teil der Kaufkraft hat, die sie im Sommer dieses Jahres besessen hatte. Was das für die deutsche Volkswirtschaft bedeutet, ist der breiten Oeffentltchkeit bisher noch lange nicht klar genug geworden. Man empfindet schmerzlich die neue Teuerungswelle, die über Deutschland dahin geht, man empört sich über den Ausverkauf durch das Ausland, durch den uns Deutschen die Waren entzo ren und die Preise verreuert werden, — aber man denkt nur selten daran, datz dies erst der Anfang einer weiteren Preissteigerung sein mutz, wenn die deutsche Valuta sich nicht bessert; denn — das ist der ausschlaggebende Faktor — die jetzige niedrige Kauf kraft, die die Mark im Auslands besitzt, ist im In lands bisher nur zum Teil wirksam geworden. Bei uns sind in den letzten Monaten die Preise im Durch schnitt um etwa 50—100 Prozent gestiegen; aui dem Weltmarkt aber mutz man fetzt, wenn mau den Preis in Mark ausdrückt, 400—500 Prozent mehr als im Sommer bezahlen. Nun können die deutschen 'Inlandspreise keine von den Weltmarktpreisen unabhängige Entwicklung neh men. Sir steigen zwar nicht gleichlaufend mit einer Ba- lutavcrschlechterung und passen sich ihr vielleicht sogar nicht restlos an; aber sie werden durch sie doch in sehr hohem Matze beeinflusst. Unser Wirtschaftsleben ist näm lich durch unzählige' Fäden Wit der Weltwirtschaft ver bunden selbst in dem von der Weltwirtschaft abgeschmt- teueu Nutzland haben die Preise eine schwindelnde Höhe erreicht. Wichtige Zweige der deutschen Industrie sind auf den Bezug ausländischer Nohstok.fe ange wiesen, z. B. auf Kupfer und Baumwolle. Gelangen später Fabrikats aus Rohstoffen^ die zu den jetzigen Preisen importiert sind, zum Verkauf, so müssen natür lich auch die Verkaufspreise entsprechend hoch sein Aber nicht genug: Gewaltige Mengen von Lebensmitteln werden aus dem Auslande bezogen, um die deutsche Bevölkerung zu versorgen; denn die deutsche Landwirt schaft ist gegenwärtig nicht in der Lage, sämtliche be nötigten Nahrungsmittel hervorzubrtngen, — zumal durch den Versailler Vertrag wertvolle agrarische Ueber- schutzgebiete verloren sind. Kann eS da wunbernehmsw, datzs nhji der Geldentwertung auch die Preise für die Nnhrunps- und Genutzmtttrl die aus dem Auslande stammen, steigen! ES sei hier als Beispiel an die Kolonialwaren erinnert oder an die Margarine, deren Rohstoffe fast sämtlich etngeführt werden müssen. Ge rade bet diesen Waren ist ja auch den breitesten Sch ih ren der Bevölkerung die Preissteigerung bisher am deut lichsten zum Bewußtsein gekommen, — und doch darf mau nicht vergessen, datz die jetzt zum Verkauf gelan genden Waren noch aus Rohstoffen htzrgcstellt stnd, die vor dem Ntesensturz der Mark in den letzten Oktober tagen importiert worden sind. Aber auch die landwirt schaftlichen Erzeugnisse Deutschlands werden zum gro- tzen Teil in ähnlicher Weife wie die industriellen von der ^Geldentwertung betroffen. Die deutsche Landwirt schaft ist auf zahlreiche ausländische ProdukiionSmittel — wie Futtermittel, Phospborsäuredüngev u. a. — an gewiesen. Immerhin ist Fe nicht in demselben Matze wie viele Industriezweige vom Weltmarkt unmittelbar abhängig; daher steigen ihre Erzeugnisse auch nicht so schnell im Preis« wie andere Produkte. Anderseits mutz ab« hei fortschreitender allgemeiner Geldeiltwertung auch Pie Landwirtschaft höhere Preise für Arbeitslöhne sowie Produktionsmittel deutschen Ursprungs — Dünge mittel, Kohlen, elektrische Kraft, Maschinen usw- — be zahlen und ihre Preise entsprechend heraufsetzen. Angesichts dieser Sachlage ergibt sich die Frage, wie sich die fortschreitende Verschlechterung der Valuta und damit die Preissteigerung verhindern läßt. Durch greifendes kann man nicht schaffen, solange aus Deutsch land die Bedingungen des Versailler Vertrages^zumal die Reparationszahlungen, lasten. Aber eins Hemmung dec Geldentwertung und vor allem eine weftsichtige Matz nahme für eine Zeit, wo Deutschland nicht mehr für das Ausland arbeiten mutz, besteht in der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Durch solche wird wird nicht nur die Handels- und Zahlungs lanz günstiger gestaltet, sondern auch ein ideeller Wert für die Beurteilung der deutschen Wirtschaftslage durch das Ausland geschaffen, wodurch wenigstens einer wei teren 'Geldentwertung entgegengearbeiret wird. Tie Durchführung dieser Produktionssteigerung ist in erster Linie Sache der Landwirtschaft selbst, sie darf aber nicht durch wirklichkeitsfremde Erlasse vom grünen Tisch ge hemmt werden. Glänzende Vereinsamung. lBon unserem Berliner Mitarbeiter.) Es gab eine Zeit, in der unter dem Zwange der Tatsachen die englischen Staatsmänner das Wort von der splendid Isolation prägten. Tas war igns Zeit wo England nach einem Einvernehmen mit Deutschland strebte, sich aber nicht der franko- russischen Allianz an den Hals werfen wollte. Dje Gegensätze zu Rußland überwogen aus Gründen der Besorgnis um dis asiatischen Besitzungen Englands, und ^Frankreich trieb in Afrika eine England gefährlich erscheinende Expansionspolitik. Damals Hai Deutschland den Fehler begangen, die Verständigung mit England abzn lehnen, sich aber auch sonst nichts zu sichern obwohl der Treibundverirag wegen der Haltung Ita liens und dem Zerfall Oesterreich-Ungarns täglich brü chiger wurde. England hat sich trotz der stolzen Sorache Joe Chamberlains nie Wohl in der glänzenden Verein samung gefühlt, und es hat sie sehr bald selber autzge» geben durch die Anlehnung an Frankreich und Ruß land. Nach dem Weltkrieg steht die Entente jetzt vor ihren schwersten Prüfungen. Frankreich treibt eine offen imperialistische und militaristische Politik. Tas Land, das Amerika allein fünf Milliarden Dollar schuldet, ohne dafür auch pur einen Pfennig Zinsen zu zahlen, will gleichzeitig nicht nur Riesenheere unterhal ten, sondern strebt auch noch nach einer starken Flotten macht. Aber seine Verbündeten sind in einer peinlichen Lage. Tie englische Kriegspropaganda samt ihren ame rikanischen Tochtergesellschaften haben während des Krie ges die ganze Welt mit den französischen Lägen vom deutschen Ueberfall überschwemmt. Jetzt nutzt Frank reich die so geschaffene Weltstimmung rücksichtslos für seine NttstungS,Zwecke aus. Lord Curzon ist jetzt in seiner Rede viel deutlicher geworden als di« britischen Delegierten auf der Washingtoner Konferenz. Er droht, mahnt und warnt. Er 'schildert Frankreich die Gefah ren einer splendid Isolation. Er will überall ein ge- weinfchaftlicheS Vorgehen. Nur so glaubt man das imperialistische Frankreich an die Leine legen zu können. Tie Sorge des britischen AußeymtnisterS ist nur zu berechtigt. Frankreich hat jetzt im nahen Orient durch sein Sondervorgehen ein Abkommen mit den An gora türken getroffen, das einen schweren Schlag ge gen die Engländer bedeutet. Aber man kann nicht be haupten. datz dort, wo die Entente an einem gemein schaftlichen Vorgehen festhält, nun Frankreich irgendwie gezügelt würde. Ter beste Beweis dafür ist die ober schlesische Entscheidung. Wie.haben die eng lischen Blätter sich erst gegen Frankreich ausgesorochen. Tie e.nglifche Presse war es, die die ersten Enthüllun gen über das französisch-polnische Geheimabkommen brachten. Llohd George verkündete das ehrliche Spiel und setzte sich mit seiner Autorität in einer Rede für das Verbleiben des ungeteilten Industriegebiets bet Deutschland ein. Aber England wich, dann doch zurück, und heute liegen die Tinge so, daß es für uns weit aus besser wäre, wenn jene Entscheidung, die wir als einen frivolen Bruch de» FriedenSvertrage» empfinden müssen, allein gewalttätig von "Frankreich entschieden worden wäre, als datz sie durch einen Schein des KechlS von der alliierten Botschaflerkonferenz und dem Völker- bundrat gedeckt wird. Was also hat eS für einen Sinn, nach gemeinschaftlichem Vorgehen öu rufen, wenn man sich in der Gemeinschaft dann doch jedem auch noch so ausschweifendem Verlangen Frankreichs fügt? Di« Er folg« de» gemetnfchastltchen vorsehen» sind bisher in Wahrheit gl»ich Aull gewesen,. Lürd Curzon ivetß auch nur zwei Beispiele anzuführen, zu denen Man dbendvetn sagen mutz, daß sie geradezu unglücklich ge wählt sind. Ter englische Außenminister ist der Mei nung. daß per russisch« Vormarsch Legen War schau im vorigen Jahr gescheitert sei, weil die Entente kein« Vernichtung Polens zugelassen haben würde. SS ist doch reichlich kühn, bei den russischen Roigardisten dies« politische Erkenntnis anzunehmen. Schließlich nimmt Lord Curzon für die Entente-Gemeinschaft in Anspruch. Karls Staatsstreich am Erfolg gehin dert zu..haben. Auch das ist eine willkürliche Behaup tung, der jede Beweiskraft fehlt. Tie große Enten« trieb im Gegenteil «in Spiel, da» von dem Exkaiser als Ermunterung gedeutet wurde und nur die real« Bedrohung durch die unmittelbaren Nachbarn der Klei nen Entente veranlaßte die ungarische Regierung zu einem energischen Handeln. Lord Curzon sollte end lich .die Gründe für Frankreichs Vorgehen in der eng»» lischen Politik suchen. England läßt Frankreich am Rhein schalten und walten, es erträgt politische Mißerfolge und greint Über di« Sonderbündeleten deS wahnwitzig gewordenen MilitärstaateS. Auch Ame rika Hai Mcht gewagt, Briand offen entgeaenzutxeren. Freilich hat man sich gehütet, die Garantieerklärungen zu geben, die Briand als Voraussetzung für «ine RH» stungsverständtgung bezeichnete. Auch Amerika will sich nicht desavouieren. CS hat den Krieg für seine Rü- stungstntcressenten in einen Kreuzzug umgelogen und jetzt scheut man vor dem Eingeständnis der eigenen Feh ler urü» Sünden. Nur allmählich bricht sich die Wahr heit in der Welt Bahn. Es ist bedauerlich, daß die deutschen Nationalisten diesen Prozeß durch ihre Agitation fortwährend hemmen. Hat doch auch Briand seine Washingtoner Rede im wesentlichen mit dem Material bestritten, das Ludsndorff und Genossen ihm täglich lieferten- Dennoch glauben wir, daß die Entente an Frankreichs ^Gewaltpolitik eine» Tage» so bitiere Enttäuschungen erleben wird, daß noch bedeu tend entschiedenere Worte nötig werden, al» stK jetzt Lord Curzon gesunden hat. Frankreich marschiert »war nicht in eine glänzend«, aber in eine mor a l ii.che ver- etnsamung hinein, und eS ist pur di« Frag«, ob di« demokratischen Kräfte in seinem Lande den Lauf hem men können, bevor der Imperialismus seiner jetzige» Regierung eine neue Katastrophe anrichtet. Die Wüstenwanäerung. Erkelenz über di« Ziel, btt DemskrM«. Abgeordneter Erkelenz, der in Bremen zum Vor sitzenden des demokratischen Parteivorpande» gewählt wurde, setzt sich im Demokratischen, Zeitung-dienst mit den Ergebnissen des Parteitags auseinander. Den Korn punkt erkennt er richtig, indem er die Frage Wüsten wanderung .oder heroischer Untergang? stellt. Goll«» wiv uns so fragt sr, dem rachsüchtigen Feinde zulieb« zum Beispiel eines großen Teile» unsere» Besitze». -«» Restes unseres Reichtums, der erreichten Kulturhühl» un serer Lebenshaltung entäußern, damit da» Reich.g«r«ttat wird? Oder sollen wir das Reich und unser« gaqzen Staatseinrichtungen schlimmstensall» zerfallen lassen lassen, aber dabei vielleicht Unseren Privarbesitz reiben, damit dereinst aus ihm eine neue staatliche Auferstehung möglich werde? Tie A ntwort formuliert er folgender, maßen: . ' ' . , . I : j - I !. i. .1 l 1. Wir wollen Deutschland und da» deutsch« Volk nicht in einer, heroischen Torheit zerstören. Mit Selbst bewußtsein und Kraft gehen wir hinein in die Wüsten wanderung, die uns von Oberflächlichkeit und Phrase reinigen soll. Wir wählen zielklar den un» vom Schied sal diktierten Werkeltag der deutsch«» Ge schichte, den Werkeltag harter Erneuern ngSorbett und Zukunftshoffnung. 2. Wir halten auch in schwerster Stund« den Vals»« und Staatsgedanken hoch gegenüber aller Ichsucht de» einzelnen. Wir geben Deutschland und da» Reich nicht verloren. Wenn unser Glaub« an da» Volk tzn stark sein.sollte, dann wollen wir mit dem Volke zu- gründe gehen, nicht aber verzagen und d«m einzeln»», erlauben, sich und sein bißchen Mammon in Sicherheit zu bringen. 8. Wir wollen die gemübigt« Ardetlnetzmer- schast noch mehr al» bitzhvr mit dem Volk und dem Staat au »sühnen. De» KlassenkynPf von oben und un ten wollen wir überwinden duxchdie Einheit von Volt und Staat. Ohne Opfer, ohne «in« geistige Reuetaftel- lung aller Volk-klassen ist do» nicht zu erzielen. , 4. Wir lehnen den Autoritätsglauben, die Knechtsge» stnnung de» alten Klassenstaat«», di« Monarchie atz. Li» lehnen ebenso ab die Massenverhimmelung und Vor- gvtierung, die Unterwerfung unter da» Geschrei der Toren. Unser Ziel ist ein fxeied. seldftverant, wörtliche» Volk, datzdsm fretgeWtihlten