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lue. >d» 7 llk>r findenden :nd Nr. 2SS IS. Jahrgang Montag cken 14. November 1S21 «MM MkAetgtt für oas vrMevtrAt WWW Jernsprech » Anschluß Nr. LS. " »v-uh-»»rmuma!' r,i»orpmm„ «ng,blatt Nurrr-srbiro». vlefes Slatt enthalt öle amtlichen Sekanntmachungen -es Rates oer Staat /tue. p.Meck.ttonw, Mt Leipzig Nr. I»o». am An- rktand. zu s»N«ll>«N, ,sten wulUn. /nll voküufi, Mstn, ösl, I-v, Y>wul-,I, u,w. Nlc vi«!<i r ätttufir. 'M I,»n N«clü» »««rkl". l eUmlttne en- stUNA «blatt »rb-!' t>. M: - nm n irr, fast nm :e, alt 'Ks^Il^ b lampe irtchtung -delstr.«!i. -u«c iMsch pvt,iv»rt AN f<n. ««r v-ig-blult. ll«n«r vagen lvraufkN. r. », Mtlde., ckttneu ttmlehn iurschkn bllll» Schneeterg« , I. link», neuer lanrus sähr. vurschm i prelewertt» f'N. S. 1 Dvs Wichtigste vom Tage. Tie gestrigen Stadlverordnetenwahlen brachten in Dresden «ine Stärkung, in Leipzig ein Gleichblei ben der bürgerlichen Mandate. * Gegen die Teuerung sind in einer Besprechung der Minister der Länder Maßnahmen erwogen worden. W In der Eröffnungssitzung der Washingtoner Konfe renz schlug Staatssekretär Hughes eine Herabsetzung der Jlottenstärke für Großbritannien, die Bereinigten Staa ten und Japan um 1 878 043 Tonnen, d. h. um über die Hälfte und eine Schisfsbaupause von zehn Jahren vor. Tiefer Vorschlag erregte Sensation, da man weder aui so radikale Eingriffe, noch darauf gesagt war, daß man England die größte Flotte zugestehen würde Stimmungsbild vom Demokratischen Parteitag. Erster Tag. Im festlich geschmückten Saal ded Parkhauses in Bremen eröffnete Tr. Petersen als Parteiführer am 12. November die erste Sitzung des dritten ordentlichen Par teitages der Deutschen Demokratischen Partei. Der Weits Raum ist mit Vertretern und Gästen aus Allen deutschen Gauen dicht gefüllt. Ein ernstes kurzes Wort gilt den Toten des letzten Jahres, dann aber fordert Petersen auf, weiter die Pflicht der Lebenden zu erfüllen und den Kampf für die demokratischen Ideale fortzuführen Zunächst erstatten Jansen und Hermann Fischer die Be richte über die Arbeit und Kassenführung im abgelau fenen Geschäftsjahr. Ernst mahnt der verdiente Schatz meister der Partei, der Politischen Arbeit der Partei die Grundlage zu schaffen. Frau Dönhoff berichtet über die Frauenarbeit. Die zum Geschäfts-, Organikotions- und Kassenbericht vorliegenden Anträge werden ohne besondere Debatte erledigt, die Erhöhung des an die Reichsgeschäftsstelle abzu,führenden Beitrags auf 8 Mk. wird angenommen. Nun konnte Senator Tr. Petersen mit seinem großen politischen Bericht beginnen In hin reißender Rede und mit starkem Temperament gibt er einen Ueberblick über die politischen Geschehnisse des abgelaufenen Jahres. Unser Volk, arbeitsam und fried lich gesinnt, verdankt der Demokratie, den Weg zur Evo lution zurückgesunden zu haben. Petersen geht aus von dem Gedanken: Wie festigen wir als Republikaner die in der Weimarer Verfassung .festgelegt« Staatsform'? Er beantwortet diese Frage dahin, daß man möglichst breite Massen gewinnen soll und moralische Eroberun gen für die deutsche Republik machen müsse. Tie Deut sch« Demokratische Partei könnte das Land vor dem Hinabgleiten in russische Zustände nur durch eine Zu sammenarbeit mit der Sozialdemokratie bewahren. Aber die Sozialdemokratie vermag jetzt nicht moralische Er oberungen zu machen- Ti« Abschaffung peS Reforma tionsfestes in Thüringen und die Erklärung des 9. No vember .zum Feiertag bekundet «inen ungeheuerlichen Mangel an Liberalismus und Toleranz unter Schonung kultureller, historischer und religiöser Gefühle, den sich die deutsche Jugend und die deutschen Frauen am we nigsten gefallen lassen werden. In der Wirtschaft kann es keinen Fortschritt ohne schaffende Einzelpersönlichkeit geben. In der Steuerpolitik keinen Haß, sondern eine Erfassung des Besitzes. Als Hauptziel' der demokratischen Politik kennzeichnet Petersen die Schaffung der breiten Mitte. Wir müssen die Shnothefe sein zwischen Sozia lismus und Reaktion und müssen, über das entpersön lichte sozialistische Ideal das soztülliberale Persönlich^ keitSideal stellen. Petersen geht dann, vielfach von stür mischem Beifall unterbrochen, kurz auf das UlltmatNm die.Flaggenfrage und Oberschlesien ein. Er bittet um Kritik, lehnt aber scharfe verbitternde Angriffe ab. Er hat mit besonderer Wärme und großem Geschick gespro chen. Rauschender Beifall begleitet ihn beim Weggang vom Rednerpult. Nach kurzer GeschäftsordnungSdebattc nahm Tr. Rathenau unter Händeklatschen da» Wort. Er hielt ein gut durchdachtes und mit großer rhetorischer Vollendung vorgetragenes Referat über das Erfüllung». Programm. Er stellt unsere passive Zahlungsbilanz als da» Grundübel an den Anfang seiner Ausführungen und fordert zum Schluß, daß wir mehr erzeugen und weni, geb verbrauchen. An diese ernüchternde und doch er schöpfende These schließt er dann eine wahrhaft Mn- -ende Betrachtung über feine bisherige« Tätigkeit an. Ta» Wiesbadener Abkommen erläutert er in seinen Ein zelheiten und setzt sich mit jenen auseinander, die nicht erfüllen wollen, und mit jenen, die zur passiven Rest- stenz raten. Er nennt di« zweiten schlimmer al» vi< ersten, weil iKr« Politik hie gleichen Folgen hat, aber ihr» Argument» den Anschein der Sachlichkeit erwecken. Rathenau fordert, daß man den Lingen enta/g-enaehen und gerade die drohendsten Gefahren abwenden soll. Tie meisten, die gegen das Abkommen von Wiesbaden reden, kennen den Versailler Vertrag nicht und ver gessen, daß Wiesbaden eine Besserung gegenüber Ver sailles ist. Besondere Beachtung findet die Mitteilung, daß die Wiesbadener Verhandlungen mit voller Kennt nis Her englischen Regierung geführt wurden und daß Str John Braeburrh Rathenau persönlich den Weg von Wiesbaden als den richtigen bezeichnet hat. Rathenau wies mit Recht auf den unerhörten Zustand hin, daß heute diejenigen geschmäht würden, di« sich bemühten, den Wagen wieder aus dem Schmutz herauszuztehen und noch dazu von denjenigen, die die Schuld daran tragen, daß.xr in den Schmutz geraten ist. Er fertigte seine Widersacher ab, die sich nicht entblödet hätten, Bremen mit antisemitischen Flugblättern zu überschwemmen, mit vornehmer Sachlichkeit ab. Tie Meinungsverschieden heiten über die Taktik behandelte «r in einem humori stischen und versöhnlichen Ton, ohne seiner sachlichen An schauung etwas zu vergeben. Gleich Petersens Refe rat wurde auch die Rathenausche Rede mit gespannte ster Aufmerksamkeit angehört und mit Beifall überschüt tet. Erst nach 2 Uhr schloß die Vormittagssitzung, die bereits um 9 Uhr begonnen hatte. Zweiter Tag. Der Sonntag zeigte einen noch« besuchteren Sitzungs saal, als der vorausgegangene Sonnabend. Besonders aus der näheren Umgebung Bremens waren noch zahl reiche Parteifreunde herbeigeströmt, um der allgemei nen politischen Aussprache über den Bericht des Partei vorsitzenden Petersen und über die Rede Rathenaus, über die Probleme der Erfülbungs- und Wirtschafts politik beizuwohnen. Professor Gerland-Jena leitete die Sonnlagsverhandlungen, gelegentlich abgelöst von seiner Kollegin im Partetvorstand Frau Ministerialrat Dr. Bäumer. Die Eröffnung der Sonntagsverhandlun gen geschah durch Verlesung eines Begrüßungslele- gramms der Demokraten des Saarlandes. Es wurde mit tiefer Bewegung vom Parteitag entgegengenommen, als man Hörle, daß es nur durch Mittelspersonen auf Um wegen zu seinem Bestimmungsort habe gelangen kön nen. Auf demselben Weg wurde herzliche Erwiderung der Grüße und Treugelöbnisie durch den Parteitag ab zusenden beschlossen. In der weiteren Politischen Aussprache kamen wie am Tag zuvor wieder verschiedene Meinungen und An sichten zum Ausdruck. Sowohl die Kritiker der Reichs tagsfraktion, wie ihre Verteidiger schickten sehr gewandte Redner vor und die Aussprache hielt sich durchaus aus hohem Niveau. Von den Reichstagsabgeordneten war es Neichsminister a. D. Dernburg, der den Stands punkt der Minderheit der Fraktion vor dem Parteitag rechtfertigte und sowohl das Drängen auf die Demission Wirths, wie das Bestehen auf Notifizierung der Nechis- ver'wahrung für unberechtigt-erklärte. Er wies auf die großen gesetzgeberischen Pläne hin, die es erforderlich machen, daß der Parteitag die Aktionskraft der Frak tion nicht durch papierne Beschlüsse schwäche. Umfassend und gründlich war die Rede des NeichsministerS a. T. Koch, der in seiner geschickten Art zu sprechen nach! einer mittleren Linie suchte und mit Recht volle Selb ständigkeit .der Partei nach recht» und nach links for derte. Unter starkem Beifall vertraten besonder» zwei Redner dje beiden Richtungen: Professor Gerland- Jena und Landtagsabgeordneter Tr. Bernd-Stettin. Ihnen folgte der frühere Staatssekretär Haußmann, der.rückhaltslos die Retchstagsfraktton in Schutz nahm, aber.zugleich auch mit voller Schärfe das Bekenntnis zur Republik und Demokratie am Schluß seiner Rede herausarbeitete. VerbandSdtrektor Schneider er klärte pnter stürmischer Heiterkeit, daß alle Liebeser klärungen nach links und rechts illegitim seien. Unsere Liebe müsse ausschließlich unserer angeheirateten Frau, der demokratischen Partei gelten. ES war bemerkens wert, »daß die wirtschaftliche Frage einer Beteiligung de» Privatkapitals an den Eisenbahnen durchaus ein heitliche Ablehnung auf dem Parteitag, fand. Ueberein- stimmend war man der Auffässung. daß diese Frage politisch überhaupt nicht behandelt werden dürfe, sondern eine wirtschaftliche Zweckmäßigkettsfrage sei. Ebenso einmütig lehnte man das Vorgehen der Industrie ab, diese Tinge durch ein politische» Ultimatum lösen zu wollen. Die KormittagSsthung wurde noch durch manche temperamentvolle und interessante Rede zu einem be sonderen Genuß. Staatssekretär <r. D. Meyer beklagte das Ausscheiden des verdienten HandelSmtnM<rS Fisch beck au» .der preußischen Regierung, Mit stürmischem Beifall wurde Erkelenz empfangen, der das Bürger tum ermahnte, nicht in seins frühere Rückgratlostgkeit -urück-ufallen, sondern sich bewußt auf den Boden einer sozialen Demokratie zur Ueberwtndung de» Klassen kampfe» zu stellen. Am Schluß -er Bormittag»sitzuna teilte der Partetvorsttzenoo Petersen mit, daß die Fraktion eine Sitzung abgehälten habe und von dem ein gebrachten Entschließungen einstimmig nur derjenigen zustimme, in der die Klärung durch die gründliche und offenherzige Aufklärung begrüßt, zugleich aber auch der ReichstagSsraktion für ihre künftige Arbeit das Ver trauen ausgedrückt werde, dessen si« zu ihrer Betätigung bedürfe. Tann trat die Mittagspause ein. Aus der Sitzung des Sonnabend nachmittag, in der dis politische Aussprache begann, ist noch nachzutragen, daß Neichsminister a. D. Preuß die Debatte eröffnete. Er sprach wie immer geistvoll und formvollendet. Sehr beachtet wurden auch die außenpolitischen Ausführungen von Melchior-Hamburg. Pfarrer Korell polemi sierte gewandt aber scharf gegen die Abg. Preuß und, Puschke und besonders gegen die Frankfurter Zeimng, die daraufhin von Prof. Rade-Marburg in Schutz genommen wurde. Auch die Opposition versicherte nach drücklich, daß sie den Frieden wolle. In der Erkennt nis, daß eine demokratische Partei eine Notwendigkeit für unser Vaterland sei, gebe es keinen RichiungSstreit. Die Eröffnung äer Abrüstungskonferenz. Hartungs Programmrede. Die Konferenz in Washington wurde am Sonnabend vor mittag eröffnet. Präsident Harbins hieß die Delegierten willkommen Md er innerte an die Daten, an denen d.« einzelnem Mächte in dun Weltkrieg eingetreten sind, um eine gemeinsame Sache zu ver teidigen. Hartung betonte als Hauptzweck der Konferenz, daß die kriegsmüden Völker sich über den Krieg äußern. Er führte weiter ans, die Menschheit hasse die Opferung von Menschenleben und habe sie niemals gefordert. Die Konfe- ree.k Habs die Pflicht, das Streben der Völker nach Brüderlichkeit zu stärken. Die Welt breche unter der Last ihrer Schulden zusammen. Man müsse ihr die Lasten von den Schultern nehmen. Alle den kenden Menschen wünschten effektive Beschränkung der Rüstungen und die Verfehmung des Krieges. Harding charakterisierte dann den, Standpunkt der Vereinigten Staaten mit folgenden Worten: Wir han deln nicht aus Furcht, wir verfolgen kein niedriges Ziel, wir ver dächtigen keinen Feind. Wir haben den Wunsch, uns mit Ihnen an diesen Tisch mit ehrlichem Willen und mit internatio. nalem Verstehen zu setzen. Die ganze Welt verlangt prak tische Ergebnisse. Aber eine Besserung der Lage kann nicht er reicht werden, wenn nicht alle Nationen zu Opfern bereit sind.- Wir wollen nicht sagen, daß es erforderlich sein wird, seine Rechte aufzugeben und auf seine Freiheit zu verzichten. Wir wollen die Bestrebungen der Völker und die nationalen Notwendigkeiten nicht verkennen. Kein notwendiger Stolz soll gedcmütigt. keine Nationalität erdrosselt werden Aber wir haben begriffen, daß wir uns weniger auf den Krieg vorbereiten. Nichts kann indessen dugchgeseht werden, wenn wir gewisse natio nale Besüchtungm nicht gebührend beachten. Wir müssen alle darauf ausg-chen, die Ursachen dieser Befürchtungen zu beseitigen. Harding erklärt weiter, eine Prüfung der kalten und harten Realität der Tatsachen lasse ohne weiteres erkennen, daß <ine Beschränkung der Rüstungen ganz abgesehen von den Eefllhlsgründe-n, schon deshalb unvcrmeidl ch sei, weil Vas Wettrüsten unmögliche Ausgaben beanspruche. Vor dem augenblicklichem Zeitalter sei die Welt w'cdcr in io tra gischer Weise zu Einsichten geführt worden, aber der Weg, tvn man verfolge, werde ein edlerer fein, wenn man die Vernunft, das Gewissen und die Brüderlichkeit reden lasse. Wir haben uns, sp fuhr Präsident Harding fort, hier versammelt, um der Hu manität zu, dienen, wir hoffen auf ticies Verstehen, das dazu dienen wird, die Friedensgarantien zu verstar- k e n. Mr haben uns hier vereinigt, mit dem Mandat, die Lasten der Völker zu vermindern und endlich eine bessere Ordnung auf zurichten, die der Welt ihre Ruhe geben wird. Der amerikanische AbrUstungsplan. Nach einer Information, die Revier an autorisierter Quelle in Washington erhalten hat, soll der A b r U st u n g s v o r- schlag, der der Konferenz vorgelegt werden soll, auf folgenden Grundsätzen beruhen: Zwischen den drei Seemächten EnglaiU», Amerika und Japan soll ein Ab r üstungsv e rtra g geichlos- sen werden, bet dem die Erfordernisse der Sicherheit jedes einzel nen Landes entsprechend berücksichtigt werden. Die besonder« Lage, in der sich Englanv als JNlularmachl befindet, wird aner kannt, ebenso die Notwendigkeit, daß England aus diesem Grunde feine Seemacht aufrechterhalten muß. Die Vereinigten Staat«» dürfen mit Rücksicht auf ihre territorialen, maritimen und poli- ttichen Alteressen und in Anbetracht ihrer ausgedehnte» Küsten im Atlantische» und Pazifischen Ozean mit Riicksiäst aus oie Er haltung der Momoedoktrtn ihr« Flott» auf dem «»<«» chen Stande halten wie dt, stärkste Seemacht, nämlich England. , - Durch ein besondere» Abkommen sollen die drei Seemächte sich verpflichten, während einer bestimmten Periode keine Flottenneubauten in Auftrag zu geben. Während dieser ZeitspE dürfen nur solche Schiffe auf Stapel gelegt wetten, die bestimmt sind, veraltet« Typen zu ersetzen. Bestimmte Mgeln werden aufgestellt werden, um festzustellen, wann ein Kri«g»schtff al, veraltet anzus.h.n tst. DI« lech» Schlachtkr«uM, die augen blicklich von den Vereinigten Staaten gebaut werden, Men vol lendet werden. St« »erden al» in d»r deste-endeck amerikanisch«»