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IS. Jahrgang Dienstag, äen 4. Oktober 1S21 Anzeiger für -as Erzgebirge durch «ft« s»t»> L,1 6>» »-« »»»-«Ich M,r«, j.« »»r s»IchIft.N»U« -»,»»»« m« »»»kt,»>ich. g»rnst>r«ch - Fnschlug Nr. SZ. L-ftgramm,, Lag,blatt flu«r,g»blrg». vkfrs Statt enlhült -k» amtlichen Bekanntmachungen -es Nates -er Sta-t )lue. p-stsch»ck.ck»n,», ftmt L»ip,ig a». Id»». Nr. 232 Das Wichtigste vom Tage. Das Reich »ka bi nett beriet gestern über Vas Wiederaufbauabkommen und sprach sich für die Ratifizierung des Abkommen- aus. Heute vormittag wird sich der Auswärtige Au« schütz de» Reichstage« mit dieser Angelegenheit be- schäWgeu. ' Di« Äntlschetbung deS VölkerbundSrate» über O bersch le sien soll am 11. November ver kündet werden. D!e schwedischen Wahlen haben mit einen Sei b-r so taltstischen Parteien geendet, de d:n > e r e n Parteien -4 St he aozöuviumei heben. Hllitiernilse sür äie Regierungsbildung. p',. Obwohl die rasche Konso.'t'dternn r und Ver macht, um den Anforderungen Frankreich» nachzukom men. Di« deutsche Regierung habe nicht nur zwischen dem 81. Mat und 31. August «ine Milliarde Goldmark bezahlt, sondern habe auch im September mit den Ver tretern der größten GefchäftSverbände verhandelt, um die für die künftigen Zahlungen nötige Summe in Goid zu sichern. Manche Leute hätten gedacht, daß mit Hilfe dieser wichtigen Geschäfts- und Bankverbin dungen Deutschland in der Lage sein werde, eine inter nationale Anleihe zu begeben, die 5 oder 6 Milliarden Go.d be ragen würde. Von anderer Seite werde jedoch behauptet, datz e) für Deutschland unmöglich, sein wür de. mehr als den dritten Teil dieser Summe zu sichern. Dies'« Pessimistische Anstchf werde auch von denen ge teilt, denen der Wiederaufbau unterstehe Sie seien er An icht, datz Zahlungen in Gold bald eine ' o l l ko m m e u e Unmöglichkeit sein würden. Es et« nur einen Ausweg, nämlich den, datz Deutschland oie A liierten in sein Vertrauen ziehe und selbst! dhe be. « Methode Vorschläge, um die Schwierigkeiten zu ü en. Man könne mit Sicherheit erwarten, datz die« ein» der Hauptfragen sein werde, mit denen sich die liei c-un.i un erec Regierung eine LeoeuSn otwen-- oigi'eit erster Ordnung ist, — ist doch gestern an der Minister für den Wiederaufbau auf einer der nächsten Zusammenkünfte befassen würden. '< ör e der Do.lac wieder auf über 180 gestiegen — la.len es dennoch einzelne Politiker osfenbur für elin rrsttebendwerlcs Ziel, der Regierungsbildung .Steine in ven Weg zu wälzen. Nachdem in Görlitz die Sozial- l rmvwatle überflüssigerweise ein Mtndestprogramm nu'ges.e.it harte, haben jetzt die Unabhängigen in ler Beantwortung per mehrheit»sozialistischen Anfrage, wie sie sich zu einem Eintritt in die Koalition stellen würden, ein Programm auSgearbcttet, da« einfach ihr« jüngsten Parlamentsanträge reproduziert. Nun aber kommt auch noch der Abg. Tr. Mittelmann von der Deutschen Volkspartet und stellt allerhand Bedingun gen auf. Er verlangt nichts mehr und nicht» weniger, als daß Rat Henau und-Wivth den von ihnen bis her sachlich eingenommenen Standpunkt aufgeben, und sich auf den Boden des Aktionsprogramms der Deutschen Vo.kspartei stellen. Es mutz befremden, datz die offi zielle Korrespondenz der Deutschen Volkspartet einen Züchen Artikel an leitender Stelle wiedergibt. ES kann sich für keine Partei darum handeln, Programme auf- zuslellen, denen sich die anderen Teilnehmer an einer, Koali.ion zu unterwerfen hätten. ES ist ausschließlich Aufgabe des Reichskanzlers, ein Programm zu entwer fen. Di« Parteien haben daun die Möglichkeit, zu ihm Stellung zu nehmen. Man kann nur nut Beoaueru seststellen, daß dies alles Stein« in den Weg einer sachlich notwendigen Gruppierung bedeutet, von deren Zustandekommen ungeheuer viel, wenn nicht alles, ab hängt. * Neue Koalition» Besprechungen. Unter Vorsitz de« Reichskanzler» Tr. Wirth wurden gestern i'n der Reichskanzlei die Besprechungen mit den Führern d«r KoälittonSvarteten und der Deut« der Marksturz hält an l Der Dollar 127 Mark. Nachdem am Freitag voriger Woche eine gewisse Besserung des Markkurse» zu verzeichnen gewesen war und auch am Sonnabend die fremden Wechsel noch nicht den Höchststand der Vortage erreicht hatten, brachte der gestrig« Montag eine neue Steigerung der ausländischen! Valuten, insbesondere de« Dollars, der den Stand von 127 erreichte, was einen Rekord in der gegenwärtigen Tevtsenbewegung bedeutet, soweit di« amtlichen Notie rungen in Frage kommen. Wenü die New Yorker Devisenkurse sogar beträchtlich über Parität gehan delt worden sind, so kommt als Grund dafür ein ge wisses zufälliges Moment mit in Betracht. Tie neue Aufwärtsbewegung hatte erst am Sonnabend eingesetzt, so datz das Publikum in der Proviirz erst im Laufe de» Sonnabend nachmittag davon erfahren haßte, für diesen Tag war also keine Orderaufgabe mehr möglich. Angesichts dieser neuen Entwicklung zeigt sich aus der Provinz ein sehr starkes TeckungsbedürfniS, dessen Be friedigung gestern auf die Kursentwicklung ungünstig «ingrwirkt hat. < ' Neue Enthüllungen aus Bayern. Dl« sozialistische Münchener Post veröffentlicht in einem Umfange von fast fünf Spalten Enthüllungen über die in München bestehende Reichssahne Ober land. die auch nach Obe csch le st en Beziehungen unterhält. Der Hauptorganisator von Oberland und von der Nachrichtenzentrale München ist nach diesen Enthüllungen der gesuchte Hauptmann von Kessel, dessen richtiger Name Kiefer lautet und der in Grafel« scheu Volkspartei über di« Frage der Regierungs neubildung im Reich« fortgesetzt. Vertreter der Un ¬ klug bet München wohüt und über außerordentlich große Geldmittel verfügt. Es besteht eine eigene Spionage- abhängigen waren zu dieser Besprechung nicht -uge- zo-en. Der preußische Ministerpräsident Tteger- wa ld batte gleichfalls ein« Aussprache mit den Fiichtern dee Koalition-Parteien In Preußen etnberufen- Im Anschluß daran fand eine Beratung de« Reichskanzler» Dr. Wirth mit dem preußischen Ministerpräsidenten abtetlung gegen da» feindliche Ausland, eine Einbruchs- abteilung, eine Abteilung zur Beseitigung und lieber- wachung Unzuverlässiger in den eigenen Nethen und ein« Gpionageabtetlung gegen politische Gegner. Leiter der Ctnbruchsabtetlung ist Oberleutnant Rail. Eine Mvrdstell« soll tatsächlich existieren, und zwar un- S.egerwald statt. Rücktritt de» R»tch,«mähruNg»minist«r, H»rm»s? Zn der sozialistischen Press« wird da» Gerücht Ver breitet, daß der ReichsernährungSmtntster Tr. Herme» au» der Regierung ausschetden und den Botschaftern posten in Washington übernehmen wolle? darau wtvd die Bemerkung geknüpft, daß da» Ausscheiden de» Mi nister» die neu« Ka'btnettSblildung erleich tern würde. Von angeblich unterrichteter Sette wird dl« Möglichkeit de» Rücktritte» nicht von der Hand ge wiesen und betont, eine Entscheidung sei noch.nicht zu erwarten. Herme» gehört der Zentrumspartei an. Das Problem äer Goläzahlung. ter Führung des Hauptmann» Oesterreicher. Die Ver> bindung mit der Münchener Polizeidirektion wird auf rechterhalten durch «inen Herrn Weil, der fxüher bet der grünen Polizei war. Zahlreiche Akten von Ober land gehen nach dem Zimmer Nr. 117 der Münchener Polizetdtrektion zur politischen Polizei. Leiter der Aus, landssptonage ist Oberleutnant Pongratz. Tie Mord- kommisston bestand in Oberschlesien unter der Bezeich nung Wurfkommando. Im Gegensatz zur Münche ner Organisation verfügt di« Zentrale Breslau über sehr groß« Geldmittel. Bor einigen Tagen wurde Haupt mann von K«ssel in Gräfelfing der H asret und der Münchener Polizetdtrektion eingelt«fert. Kessel ist in» Polizetdirektion»gebäube in Police Haft. Ta er nach Breslau über geführt werden soll, ist von Oberland be. gs»! Wird»». ab sichtig?, ihn auf dem Transport gewaltsam zu Ve- freien. In Oberfchlesten wurden ßon Oberland zahl, reich« standrechtliche Erschießungen vorgenommen. Was, fendrpot» der Dttinchener Organisation sind der Mün, chener Post bekannt. Dis Sturmgruppen der National sozialisten arbeiten zusammen mit den Zettsretwilligen« Kompagnien 4 und 18. Sämtliche Angehörig« der Sturmtrupp« sind mit Gummiknüppeln, «in grober Teil auch mit Pistolen ausgerüstet. Sowett di» Enthüllungen iw» spztalisttschen Blatts». Es bleibt abzuwarten, ob si« nicht in nicht» zerfließen werden. ' I > Di« Heuptsrag« »ei dmr b»„rst»h»«d«n M— vesprechung««. Im Obferver schreibt Felix Mtllet, die für etwa Mitte Oktober geplante neu« Zusammenkunft gwi- schen Dr. Rathenau und Loucheur bezwecke nicht die Abänderung de» Wiesbadener Abkommen», sondern wahrscheinlich nur die weitere Erörterung de» R«pa- r ation »Problem». Hier ergeb« sich aber «in« ernste Schwierigkeit, di, so bald wie möglich geregelt werden müss«. Da» Wiesbadener Abkommen berühr« nicht bi, Zahlung in Gold. Ohne dies» Zahlung s«i Frankreich »um Bankrott wrurt,ttt. Ztveikllo« würden von deutscher Sait» groß, «nstrsngungtn go- Cm angebliches Hinäenburg»Wort. Hindenburg über schwatzwetßrot. Ta? nationalistische Hamburger Tageblatt bringt in seiner Sonntagausgabe zum Vorabend de» Geburtstag» Hindenburgs, ein« Unterredung mit dem Feldmarschall. Danach soll Hindenburg gesagt haben» Wir müssen bet Schwarzweißrot bleiben. Wa» ist un» denn Schwarzrohgold? Grüßen Sie mir die Jugend und sagen St« ihr, ich wünsch« icir von Herzen die Erfüllung ihrer Hoffnung. Auf die Frage, ob nicht auch die Pflege des deutschen Geiste» d«r Jugend gepredigt werden solle, soll der Generalfeld-' marschall weiter erwidert haben r Ja, und va» be deutet noch lange nicht den Krteig. Mein Freund Lu dendorfs hat doch eben jetzt erst wieder mit Nachdruck! darauf hingewtesen, daß wir gar keinen Krieg Mi- reu können. Es fehlen uns alld technischen Hilfs mittel. Flugzeuge, Kanonen, Lank». Trotzdem müssen wir doch immer daran denken, den Geist zu pflegen, um für alle entstehenden Möglichkeiten vorbereitet zu sein. Bergeben» wehrt man da» Wort ab vom Dolchstoß von hinten, und doch yvben wir täglich neue Beweise dafür. Nehmen Sie sich in der Presse der Ausländsdeutschen an, die so treu an Schwarzwettzrot festhalten. Die ganz« Fassung diese» Interview» läßt den ver dacht hochkommen, datz es sich tziier um eine Fälschung handelt. Ja, man liest e» so ziemlich au» den Zettt» heraus, datz da» Produkt aus der beschränkten Gedan kenwelt jugendlicher Fanatiker stammt. Tenn nur poli tischen Kindern kann «in» solch« Oberflächlichkeit der Betrachtung eigen sein, wie sie in den zitierten Wartens zum Ausdruck kommt. Man sollte doch vor der Person Hindenburgs etwa» mehr Respekt haben, al» daß man ihm den Dolch in die Hand drückt gegen die republi kanische Entwicklung der Jugend. Ulein« psNtif-Irck rN«ld»»Hisei». Die militärischen Sanktionen. Der Berichterstatter dr. Ob- ferner teilt mit: Nach Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktio nen worden England und Italien Frankreich fragen, ob es auch der Aufhebung der militärischen Sanktionen zu stimme oder nicht. Dann würden dt« französischen Wirtschaft ler von der Loucheurschen Schul« gezwungen, sein, Tarb« zu bekennen- Di« Berhckndlnngen übe» d«n Konttollansschuß im Rhitl- laiw. Aus Anlaß der Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktions bestimmungen soll am 10. Oktober in Koblenz eine Bespre chung zwischen deutschen und französischen Vertretern stcUtstn- den, di« sich mit der näheren Ausgestaltung de, vorgesehenen interalliierten Kontrollorgan» beschäftigen soll. Die Einladung zu dkisen Verhandlungen sind bereit, im Gang«. Hochverratsprozeß Jagow. Wie au» Leipzig gedrahtet wird, soll die Verhandlung vor dem Reichsgericht gegen, den früheren Polizeipräsidenten v. Jagow und den früheren Oberpräsioen« ten v. Wangenheim wegen Hochverrat» am Donnerstag den 27. Oktober beginnen. Da» Gutachten über Oberschlesi««. Roch «lv«, Meldung der Agone« -ava, au» Senf bestätigt », sich» datz ber Böllerbundsrat in der Lag« sein werbe, sein Gutachten über dl« obe»lch^estsche Frag« nächsten Sonnabend oder Sonn tag bekannt, «geben. Temp» sügt dieser Meldung hinzu, der Bötterb«nd»rat werd« an diesem Lag« dem Lberfwn Rat der Alliie-t«n die Lösung Mitteilen, di« »» für dt« Lot- lung Obers chlesien» anempsehle. Ueberwachung der deutschen Gin« und Ausfuhr in Frankreich. W e mitgeteilt wird, hat die neue Kontrollkommission vorübergehend« Maßnahmen getroffen, um die deutsch» Sin und Ausfuhr zu überwachen. Sie hat tn»b»soNo«r« Maßnahmen für die Erteilung von Aus- und E«nfuhrb»wtllt- gungen getroffen. (Diese Maßnahme ist offenbar Vergil- tungomaßnahm«, für den^Bqykott franMcher Luruswarm in Deutschland.) Ein belgische» Antidnmping-Sesstz. Der Brüsseler Korr«- spondent dc, Temp» berichtet, der Minlsterrat hab« grundsätzlich entschüd'N, dem Parlament einen Gesetzentwurf zum Schutz» geren die Emil'^rung vo, Waren au, ehemals s«ind- licken Ländern mit niedriger Währung »ugehen zu lassen. Polen fordert Snitschädtgung »on Deutschland. Di« Time» ^melden au» Warschau: In der «usschußsttzung des Reichstag« teilte der Außenminister mit, daß er den ««sandten in verlin ! mit Entschädlgungsforderungen beauftragt hab«, dt» sich au, dm schnellen Rückzug der deutsch.« ?«s°*uni,«°r m«. in Polen und in der Ukraine tm Rov»mb«r und DeRmber 101» E^Noll»'»"Forde,ngen übe, bis Sch«t»,li,»t. General Rokl,t hat in einem neuen Schritt bei d«r Relch.r.gierung die baldig, Durchführung stirer letzt«« Beanstandung g«g»n dis militärisch« Organisation dir, deuhschrn «Schutzpoli zei in Erinnerung gebracht, wie wie erfahren, in d», Relchiregieung di« Absicht, sich nunmehr direktan d»n votschaft*rrat zu winden, um di« Anordnung»« d», So» n.ral. Rollet, di« für di« «»gterung unannehmbar sti«, zur Aufhebung -u bring»». mz» v»»t«a»n« d« MlAd^RaKfttatio« m WafHingtt» vm Lim»» m»L»n au» was-ingüM» Wxatt, Johnson Mts mit