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11. Jahrgang Montag, äen 17. Juli ISIS. Ar. ISS del kine fkleaenrlrunageblmg Ser Neutralen!? Ein KretS hervorragender dänischer Männer und Frauen, darunter daS Oberhaupt der dänischen Landes kirche, Bischof Ostenfeld, und der Kopenhagener Bürgermei ster Jensen, fordern in einem Aufruf daS gesamte dänische Volk auf, sich einer großen Friedenskundge bung anzuschließen, die am 1. Au gust. dieses traurig sten Gedenktages deS Menschengeschlechts, tnallenneu- tralen Ländern, durch Abhaltung öffentlicher Ber- sammlungen, BolkSumzüge, Gottesdienste und Glockenläu ten veranstaltet werden soll. Der Ausruf stellt alle« Wer- einen und Gemeinden, der Geistlichkeit, den Schulen, Leh rern und dem gesamte« Volk anheim, am 1- August dem ge ¬ meinsamen Protestgegenden Weltkrieg und zukünftige Kriege sich anzuschlteßen und den ernsten Willen» Dänemarks zur Aufrechterhaltung der Neu tralität und seinen Glauben an eine internationale Rechts ordnung wie einen internationalen Gerichtshof, sowie fei nem innigsten Wunsch nach einem baldigen, aus daS Recht anstatt auf die Macht gegründeten Frieden hinzugeben. (W. T. B.). Var rcds«rsl verOim v-k Ser kitttchelMg. Das Schicksal Verduns, schreibt Petit Journal, müsse sich nun bald entscheiden. Das Blatt, daS von zwanzig Divisionen spricht, die, abgesehen von den stets etntreffenden Nachschüben dem Gegner vor Verdun zur Verfügung bleiben, gesteht zu, daß die deutsche An griffs wucht trotz des französisch-englischen Drucks im ArtoiS un geschwächt ihr vorgestecktes Ziel verfolge. Wesentlich erleichtert wird nach dem TempS und dem Petit Parisien die Aufgabe des Angreifers durch den Vollbesitz des Dorfes Fleury und der von ihm bis zum Südsaume des Chapritewaldes errungenen und behaupteten Stellun gen. Wenn also auch die Entfernung der Deutschen von den Forts Souville und TavonneS geringer als ein Kilometer ist, so sei die französische Heeresleitung durch aus nicht entmutigt, denn hinter Souville und Tavepnes drohen dem Gegner noch wett erheblichere Schwierigkeiten, nämlich der stark befestigte Rand des SpttalwaldeS und der benachbarten Gehölze, sowie dis Linie Belle- Ville und St. Michel. DaS Echo de Parts schließt ! seinen den bevorstehenden schweren Kämpfen bet Verdun gewidmeten Artikel mit der beachtenswerten Aufforderung an die Bevölkerung, dem Oberkommando unter allen Um ständen das Vertrauen zu bewahren. ' vle csiiasliel flsnkerenr. Das Londoner Pressebureau teilt mit: Der Schatz kanzler und die Ftnanzmtnister Frankreichs, Rußland- und Italiens hielten am Freitag und Sonnabend eine Reihe von Besprechungen ab und berieten sich auch gemeinsam mit den MunttionSmtnistern Großbritanniens und Frank reichs, sowie dem russischen Generalstabschef über die finan ziellen Abmachungen, die nötig sind, um den militärischen und anderen Erfordernissen der verschiedenen Regierungen im gemeinsamen Interesse der Alliierten gerecht zu werden. Der Finanzsekretär des Schatzamtes, der Lordoberrtchter und der Gouverneur der Bank von England nahmen eben falls an den Beratungen teil. ES wurde einAbkommen über die gemeinsamen Interessen der vier Mächte erreicht, mit dem Ziel, ihre vereinten Abmachungen für Vorräte und, Finanzen weiterhin zu koordinieren. Ferner wurden b e - sondere finanzielle Abkommen zwischen FrankretchundJtalien beschlossen. Die Bespre chung mit dem russischen Ftnanzminister soll am Montag beginnen. (W. L. B.). * Eine Demonstratio» de» Stnnfeiner. Wie Daily Telegraph meldet, unternahmen etwa 100V Stnnfeiner am Freitag eine Demonstration in To rk, in- Sorgen um Verdun. Ltdj schreibt, sie habe aus Pari- die vertrauliche Nach richt erhalten, daß man in dortigen militärischen Kreisen um die nächste Zukunst der Feste Verdun ernstlich b o » s o rgt sei. Es könne aber keine Rede davon sein, daß die Franzosen, um schwere Verluste zu vermeiden, dio Festung pretSgeben werden. (W. T. B.). Der wlre? Im Nsmpkgebkt an üer r-maie. (Amtlich). Seine Majestät der Kaiser wellte am Sonn tag wieder im Kampfgebiet an der Somme. Er «ahm von» Oberbefehlshaber der Armee die Meldung über die stattae- habten Operationen entgegen und hatte unterwegs eine Be sprechung mit dem Chef deS Generalstabe- des Feldheere-. Bei dem Besuch in Lazaretten zeichnete er Schwerverwun- dete mit dem Eisernen Kreuz aus. Wie mehrfach anläßlich seiner Anwesenheit bei den» Kämpfe« an der Maas 1« letzte» Zett, sprach er auch an der Somme dm tapfere« Truppe» seine Anerkennung und seinen Dank auL DaS furchtbare deutsche Feuer. Der Spezial-Korespondent der Köln. Ztg. auf dem westlichen Kriegsschauplatz meldet, daß die Engländer selbst mit Bewunderung und Schrecke« als den Haupt grund ihrer Mißerfolge die furchtbare Wirkung des ArtilleriesperrfeuerS, da» wir beim Sturmbegtnn auf und unmittelbar hinter ihre vorderste» Gräben richteten, angeben, wodurch dis Sturmwellen am Vordringen verhindert wurden, sowie das Feuer unserer bombensicher eingebauten! Maschinengewehrs di« plötzlich aus verschüttet geglaubten deutschen Gräben durch mörderisches Feuer dis Sturmtrupps« massenweise hinmäh len. Unbeschreibliche Zuskinv« in Le Hvllre. DaS Hamburger Fremdenblatt erhält von seinem Ko penhagener Berichterstatter vom 13. Juli folgende- Tele gramm: Ich sprach soeben mit einer Persönlichkeit, di- am 7. Juli in Ls Havre geweilt hat. Da sollen zur Zeit unbe schreibliche Zustände herrschen. In ununterbrochen« Folge kommen von der Front Züge mit englischen Verwundeten und alle öffentlichen Plätze und Anlot gen sind mit Verwundeten angefüllt, die zum großen Tell unter freiem Himmel liegen müssen. Beständig laufe» Schiffe mit Verwundeten nach England aus« In L« Hao« treffen die Verwundeten teilweise noch ohne jede« Verband und vollständig mit Schmutz und Blut bedeckt ein. Um die Kunde von diesen Uebelständen nicht in dis Welt dringen zu lassen, haben die englischen Behörden je den Verkehr zwischen der Bevölkerung von Le Havre und den Mannschaften der im Hafen befindlichen Schiffe ver boten. Feuertaufe der Russe« an der Westfront. Nach Pariser Blättermeldungen haben die in Frank reich eingetroffenen russischen Soldaten bei den letzten Kämpfen an der Westfront die Feuertaufe erhalten. SeoKes Hauptquartier, 17. Juli vorm. Westlicher Kriegsschauplatz. zwischen öem Meer» un- -er Nncre steigerten -t» Eng- län-»r ihr Zeuer an mehreren Stellen zu größter Heftigkeit. Sm Sommegebiet blieb Sie Artillerielätigkeit bet-erfeit» sehr b»-euten-. Er ist zu fetnülichen Teilangriffen gekommen, in welchen -i» EnglanSer in Gvillerr weiter ein-rangen un- -i» füSlich von Stasles zu lebhaften Kümpfen geführt habe«, im Uebrigen aber schon im Sperrfeuer scheiterten o-er in -emselden nicht zur Vollentwicklung kamen. Vie Sahl -er in -en Kümpfen um Stocher gemachten Gefangenen erhöht fich auf 4 Offiziere 34- Man«. Vie am tr. Juli eingeleiteten größeren franzöflschen -»«griffe -stllch -er Maar wur-en bi» heute Morgen fortgesetzt. Erfolg» erzielte -er Gegner in -em blutigen Ningen nicht, son-ern er büßte an einigen Stell«» SoSen ein. -In Ser übrigen Krönt keine Ereignisse von beson-erer S»-»utung. Ein französischer Vorstoß im Anschluß an eine Spreng ung nör-lich von Sulche» «urS» abgewieson. wlr sprengte« mit gutem Erfolg auf -er Eombres-tzohe, eine »eutsche Patrouille bracht» bei Lanfeoicourt in Lothringen einige Gefangen« ei«. Um ir. Juli ssnä außer äen gestern dericdieien rvrl wettere telnäli»» plugreuge äußer «»recht gesetzt worlttu. Vas eine i« Lutttzämpk dinier Ser felnülicken rioie süülich Her komme, <>»r anüerr ilurch Abschuß von üer Lrüe vrerllncoutt nu Ser oise in unserer front. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe -es Generalfel-marschalls von Hln-enburg. verstiiritter feuer leitete westlich «na Illüll» von NIga sowie an »er vlinatront russische Unternehmungen ein, Sei llatdarinendok (Mitch sslga) schritten »tartze ketnaiiche «rillte au. hier bat »Ich ein leddattes «»recht entwickelt. Prinzen Leopol- von Sapera. «eine werentlichen krelgnlrre, Heeresgruppe -es Generals von Llnstngem raawerillch von ruck wnrae aurch aen aeuirchen «tger- rtoß aer relnaiiche Angriff angedatten. vle truppen wur-en aaraurdi» rur vertrürrung aer vetteiaignngellnle ohne Le- «tttigung Sur» aen Segne» hinter litt rlp» rurllckgeradrt. A» anSeren riesten slim att Kursen glatt »dgewltttn. Heeresgruppe -es Generals von Sothmer. Vie Lage ist unverän-ert. Salkau-Krirgssthauplatz. Ni»«» neuer. Oberste Heeresleitung. (in heftiges Gefecht südlich Riga. Erfolgreicher -eutscher Gegenstoß Milch -er Somme. — Zusammenbruch englischer, ftaazöstscher, russischer un- italienischer Ragriffe. — Vie TI-Soot-Hatzrt uach Amerika. — Mhen von -em Sran-e in Taloi -e-roht. Jazeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /wer Sonntagsblatt. sr«g»'n»«u»,"°w'I Sprrchstun-e -e» Ne-aktton mit Ausnahme -er Sonntage nachmittags 4—ü Uhr. — Telegramni-A-resse, Tageblatt Aueerzgebirg». -ernspreche» -S. AWremw«-!» °"hm»a"'o«st«üung!ia Zür unverlangt etng»san-t» Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet wer-ea. amtfkNpi eicht »euwch lr—— m fser amilSGe ijtiegrdericdl voR heule rl > Bönig Albert von Belgien über äen Brieg nach äem Briege. Der amerikanische Journalist Barn eß von der Chtkago Tribüne wurde von dem König von Belgien zu einer Unterredung empfangen, deren Inhalt der Jour nalist in seinem Blatte veröffentticht. Die Aeußerungen des Königs sind aus manchem Grunde recht interessant, weil aus ihnen unschwer ein Mißtrauen gegen die Absichten Frankreichs und Englands Belgien gegenüber HerauSzulesen ist. Aus der Veröffentlichung des Ar.ie- rtkaners greisen wir folgende Aeußerungen des, wie Bar- neß sagt, sehr niedergedrückten und verärgerten Königs heraus. Belgien trägt ohne Zweifel die schwersten Lasten des Kr eges. Mehr als jeder andere westeuropäische Staat hat Belgien Opfer für die Sache der Verbündeten gebracht; diese Tatsache ist auch in England und Frankreich gern und willig anerkannt worden.- Es hat allerdings manchmal den Anschein, als erwarte,man, Belgien werde früher oder spä ter die Dankesschuld vergessen, die eS an seine Verbündeten abzutragen habe. Wenigsten- konnte man derartige Er wartungen aus den Aeußerungen einiger französischer und englischer Blätter HerauSzulesen. Demgegenüber muß aber betont werden, baß sich Belgien in politischer Hinsicht kei ner DankeLschuld bewußt ist, daß Belgien viel- mehr erwartet, daß die großen Dienste, die die belgische Ar» mee und daS belgische Volk für die Sache der Entente ge leistet haben, voll anerkannt werden, und daß Belgien es ist, da- einen Dank au fordern hat. Auf die Frage Bar- neß, wie sich nach Ansicht de- Königs dio Beziehungen Englands zu Freund und Feind nach dem Kriege gestalten würden, antwortete ber König nach einigem Ueberlegen: Die Frage nach dem Verhalten Englands nach Beendigung deS Krieges ist augenblicklich sehr schwer zu beantworten, denn augenblicklich sei man noch mitten im Kriege, dessen Ende sich nach Lage der Dinge auch schwer Voraussagen ließe. Die Dingo sind noch zu sehr im Flusse, sie können sich jeden Tag anders gestatten, sodaß es unmöglich ist, jetzt schon ein festes Bild von unseren zukünftigen Plänen und Handelsbeziehungen zu geben. Bevor die Selbst ständigkeit Belgiens.nicht nach jeder Richtung hin wieder- hergestellt worden ist, wird sich kein Programm entwerfen lassen. Wenn aber Belgien- alte Selbständigkeit wiederhergestellt werden soll, so müssen auch unsere alten Handelsbeziehungen wieder angeknüpft werden. Belgien kann kein Mtlitärstaat werden, sondern muß ein Handels- und Industriestaat bleiben. Für die Beurteilung unserer handelspolitischen Interessen dürfen keine Freund schaftsbeziehungen in Frage kommen. Belgien kan« ohne das große Hinterland Deutschlands keine unabhängige und gesunde Handelspolitik treiben. Ohne den deutschen Durch gangsverkehr verlöre Antwerpen den größten Tell seiner Bedeutung. Es wäre eine vollständige Verkennung der wichtigsten Grundsätze der Wirtschaftspolitik, wenn man dem Kaufmann durch Gesetze vorschretben wolle, woher er seine Ware beziehen, und wohin er sie liefern dürfe. Der Handel darf im Frieden keine politischen Feindschaften kennen. Wenn sich erst die Welt auf sich selbst besonnen haben wird, dann wird auch die Einsicht an Bedeutung gewinnen, daß der kommende Frieden auf bau en muß^ daß die alten Gegensätze durch ihn ausgeglichen werden müssen. Zu diesem Zweck muß freilich der StandpunktderUnversöhnlich- keit preisgegeben werden, der von den Böllern der kriegfüh renden Staaten nicht in der Weise empfunden wird, wie ihn leider mehrere der führenden Blätter beider Mächtegruppen verkünden.