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»» Mittwoch, Sea S. Jaal 1-21 Die gesähräete Entente. Hinausschiebung -er Konferenz. Daily Lhronicl« schrEt in einem: Di« Entente — »L«- schri»ben«n vrttlrl: Die nächste Ansammenrnnft de. Oberste« Rat«, sei noch nicht festgesetzt worden. Dabei häuf ten sich di« Fragen an^ mit denen er sich beschäftigen müsse. Oberschlesien bleib« da» Hauptproblem. Ja der Verschlep pung der Behandlung dieser Frag« läge« ernst* Gefahren. Matzer- dem seien jedoch noch vorhanden da» Problem de» nahen O st en», da» der Aburteilung d«r Krtegsbeschul- digten, Über da» 'nach der Lravesti« der Gerechtigteit in Leip zig zum mindesten gesagt «erden müsse, daß st« rin« weiter« Gr- Srterung erfordere. Schließlich mühten noch ein« oder zwei R e- parationefragen vor dem Oberst«« Rat« erörtert werde«. Daily Throniel« erklärt, ein endgültige» interalliierte» Abkom men üb« «ine gleich« Politik in Obrrschlrfien durch Frankreich and England sei für den europäischen Frieden unentbehrlich. De» Grundsatz der beiden Länder, sich frei« Hand zu bewahren, so weit da» unter den Frtedraoverträgen möglich sei, und alle paar Wochen «ine Konferenz de» Oberste« Rat«» abzahalten, führ« in der Praxi» zu Unträgltchkeitea. Man brauch« nur di« Sl«d«n zu lesen, die während d« letzten französischen KammerdeLatte gehal- ten wurden, um stch zu vergegenwärtigen, dah «t« Fortschritt aus dies« Grundlos« den Tod d«r Entente bedeuten würde. (Die Travestie der Gerechtigkeit ist «in Vorwurf, der lediglich di« Ent-eme selbst trifft.) Der. T«np» wendet sich -ege« den Gedanken ein«» englisch-fran-öftfchen Bündnisse» und sagt u. a.r Es wäre naiv, anzunehmen, datz TW* land di« französisch« Politik in Europa und besonder» Deutschland gegenüber blind mitmachen würde. ES WM« d« vielmehr an den Entscheidungen teilnehmen wollen, mit dem Hinweis darauf, daß e» ja auch« an den.Er fahren beteiligt sei und bei diesen, Beratungen würde England ketneSwM, wie man naiv annehme, immer, für Schonung Deutschland» «intveten. In Wirklichkeit sei England am Gedethen Deutschland», seine» Konkur renten. viel weniger interessiert^ al» der Gläubige« Srankreich. Di« ftanzüsifch» Politik laust» also Gefahr, in doppelter Hinsicht durch die anglischen EinwLnHe paralistert zu werden, nümlich wtznn sie eine» 'Swang auSüv« und wenn sie Deuthhland schonen wolle. Pein liche vteibungen zwisch«n Frankretch und England Wür den dadurch unvermeidlich. SugNsch« «sog» mi dw ftauMsthe PoNttk. Ter Londoner Berichterstatter deH Manchester G«r- dian schreibt. »» würde .unmöglich sein, ein BLnlm« auf der Grundlage eintzr französilchen Politik ab- zuschlleßen. die auf di» Erdrosselung Deutsch land» gerichtet sei. Di» französische Regierung habe, was von den amtlichen britischen Kreisen außerordent lich bedauert werd», sich bisher geweigert, diese Frag« in einer Konferenz 'zu erörtern. — Ter diplomatische Mitarbeiter der Daily News sagt, in En gl a nd .werde ein formelles BündniS'mil.Frankreich nicht gewünscht. Tie französische 'und britische Politik seien heut« grundsätzlich von einander verschieden. E» sei zwecklos, zu behaupten, daß beide Länder dasselbe Ziel hätten, wenn es doch nicht der Fall sei. D« erwankt« Lloyd Georg«. Llohd Georg«, der stch sehr erschöpft fühlt..WM wahrscheinlich die ganze Woche aus dem Land« bleiben und sich dann wach Wales bmeben, um der Hochzeit seines Sohnes veizuwohnen. ES ist.daher wahrschein lich, daß er nicht vor dem 17. Juni nach London zurück- kehren werde. Bon einer Einberufung der inter alliierten Konfer»nz von Boulogn« vor diesem Tage könne daher Nicht gesprochen werden. » Zranz-sischer Protest gegen öas eugilsch-r«jMe Abkommen. Tailh Telegraph erfährt, haß am LS. V. M. da» französische Ministerium de» Aeutzeren d«r britisch«, Botschaft in Paris eine von Briand unterzeichrytte, Not« über die ^Handelsbeziehungen mit Räterußland überreicht HM., Die Not» enthalt einen energischen Protest wegen di« in Artikel 9 d«W britischen Handelsabkommen» mit Rußland Nwdergeleg- ten Grundsätze und gegen die durch di« Entscheidung de» britischen AvpellationSgerichtS geschaffen», vag«, vriand legt dar, daß .der Artikel 9 de» Abkommen» dahin au»« gelegt werden könne, daß die bolschewistisch« Regierung gestatte, .nach England Nicht Nur Geld, fondern auch Wertpapiere auHzuführrn, die Nicht al» Eiaentum der britischen. Regierung anerkannt werden könnten. Brtand erklärt«, dadurch würden di» Franzosen ihre» Eigen tums, da» von den Bolschewisten für beschldanahmt er klärt wurde, verlustig gehen. Tie französische Regie rung begreife vollkommen die Notwendigkeit der Wie deraufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen mit Ruß land. Sie könne jedoch' nur erfolgen, wenn die frühe ren Sch ulden anerkannt und di» räuberische Ge setzgebung für nichtig erklärt werde. Daher halt« e» di« französische Regierung in voller Uebereinsttmmung mit der Erklärung des amerikanischen StaatSsekretär» Hughes für notwendig, die britisch« Regierung zu be nachrichtigen, daß.Frankreich sich weiger«, di« im Ar tikel 9 ausgedrückten Ansichten anzunehmea, und daß sie sich die Recht« der französische« Bürger in aller Form Vorbehalten werd». Die Wahrheit bricht sich Bahn. Di« Deutsche All«. Ztg. veröffentltcht nachstehende* Brief L« berühmten englischen Schriftsteller, Jerome K. Jerome, der ist Manche« Hinsicht beachtenswert ist: Während de» letzten dwei oder drei Jahre hab« ich viel geschrieben und gesprochen- .Es ist mir klar, daß d«r Lesser« Teil England» — da» nüchtern« und nach denklich« England — so denkt wie .Sie und ich «S «tu». Und ich hab« auch Franzosen und Französinnen getrof fen. die aus dasselbe Ziel kinarbeiten. < Unglücklicher weise ist die Mehrheit hier wie anderswo noch blind durch Hatz, und ihr« Erziehung .seht nur langsam vor wärts. Die von un», Pi» um die Herankunft der Ver nunft bemüht sind, stoßen auf fotzend» große Schwie rigkeit r Der überwiegenden Mehrheit de» englischen Volke» ist pon unserer Press« und unseren Politikern gesagt worden, Paß Deutschland allein die Sch uld am Krieg» trägt« daß Deutschland allein sich aus ,d«n Kritzg vorbereitet halt», daß e» allein an so etwa» wie einen Krieg.gedacht hat.« Wir erklären ihnen, daß di« Schuld zu gleichen Teilen ver teilt werden muß, Paß der Wille zum Krieg Englands Frankreich und Ruhland 'genau so vorwärts trieb, Wie Deutschland. Wir weisen sitz auf die Tatsachen hin. die bekannt geworden sind. «auf. di» geheimen Doku- ment« ,.di« man entdeckt hat, aufdt«H « stLndn iff.e, di» gemacht worden sind. Unglücklicherweise wird imZ immer Wied« da» ZugeständklD einiger wohl- meinendev Deutscher entgegengehalten, da- die Schuld allein auf Deutschland falle. Jedenfalls kommt von Deutschland kein« begründet« und sachkundig» Vev- tetdigung gegen diese Anklage. ^Jch selbst halt» e» für »ine ungeheure Unterstützung, wenn die deutsche Regitz rung Mit einer Entgegnung aus- .diese Anklage hervor treten würde. Gchzenwärtig setzt stch der Gedanke fest, daß Deutschland st« nicht einmal ab leugne». Deutschland zeigt darüber weder Entrüstung doch Unwillen- Di« Zeit ist gekommen, wo der deutsche Standpunkt von jenen immer wachsenden Schaven von Engländer» vle verschSrNr Lage In vbriWrsirn. Amtlich wird miipeteilt, .bah von de« deutsche« Re- gftwung keine Not« Wer die Drohung der Interalliier ten Kommission, da» oberfchlefische Industriegebiet solle von den interalliierten Truppen geräumt werdens an die alliierten Trupp»» gerichtet worden ist, daßi aber di« deutschen Bot1.Laf.tir Nom, London uvd Pari» angewiesen worden sind, mündlich Börstel lungen zu erheben. Dcv Botschafter Sthamer hat sich in London -tieft» Austrage« bereit» entledigt. Da» an d»n oberschlestschen General Höfer gerichtete Ultima tum der Interalliierten Kommission hat di« deutsch« Regierung selbstverständlich veranlaßt, nochmal» ihren Standpunkt in der oberschlestschen Frag« »u präzisier«» und die Schutzmächte duf di« «erantwoptuna H intz Uweisen, di» st» in Oberschlesten zu tragen Hw den. Man jy AM Übrigen in deutschen politischen Kretz- sen der Awinung. baß General Höfer mit der Ablehnung de» Ultimatum»^«» getan hat, was er tun mußt». Mw» hofft, daß aus den B«ü>r«hung»L, di« zurzeit »wi ¬ schen Höft», und General Henneker stattfinden, sich ein befriedigend»» Ergebnis erreichen lassen wird, wenn man ihnen auch ohne besonder«» OvtimtSmu» gegenüb« rsteht. All« Mitteilungen au» Vberschlvsien lauten einstimmig dahin, .daß die deutsch« oLerschlüsische Bvdötterung und der Selbstschutz stch mit übermenschlichen Kräften zurück- gehalten haben uNd daß nur die Hoffnung, daß die In teralliiert« Kommission ihrer Pflicht der Säuberung Oberschlesiens genügen würde, .die Bevölkerung bisher veranlaßte, die Nutz« hu bewahren. Man glaubt, .daß Ruh« und drbnung An Oberschliesitzn nur durch «ine energisch« Aktion der englischen Truppen wiederhergestellt werben könnte, und legt den französischen Truppen gegenüber da» stärkste Miß trauen an VeNTag, da nach ihrem bisherigen Ver halten eine sogenannte Säuberungsaktton per Franzo sen nur eine Stabilisation der Korfanthmacht bedeuten würde. In deutschen Kreisen Oberschlesiens ist man nach wie vor der Meinung^ daß mit Korfanty, der den Landfrieden gebrochen hat unk dessen Anhänger sich als Räuberbanden betätigen, keinesfalls verhandelt wer den darf. Was bis von dem General Lerond befür wortet« Schaffung etztzer Neutralen Zone be trifft, .so weist man darauf.hin, daß baS in Gleiwitz erschienen« Polenblatt Standart Polski diesen Vorschlag als von Polnischer Seite herstammend bezeichnet und den Deutschen die Verantwortung für den Fortgang des Aufstandes zuzuschieben versucht, weil sie diesen Vor schlag obgelehnt hätten. Aus dieser Mitteilung de» pol nischen Blattes geht also klar hervor, dah die Stellung nahme LerondS auf polnischen Einfluß zurückzusühren ist. (!) ' Der veutfche Selbstschutz «»geschaliei. iBlättermeldungen zufolge, erklärte der englische Kommandant Henntker 'in 'Oberschlesien dem Führer des deutschen 'Selbstschutzes General Höfer, .ec, sei verpflichtet, .dem deutschen Selbstschutz vorläufig f.edeA weitere Vorgehen ^u unttzt sagen. Ein gleiches werde aber auch von den Insurgenten verlangt. Falls letztere diesem Befehl nicht Nachkommen', würden Über all dort, wo sie angxisfen, englische Truppen eingesetzt werden. — Times melden aus Oppelft, daß General Hüf.er in einer Unterredung, mit britischen Offizieren erklärte, er verpflichte sich, nicht vorzurücken,.so lange d'ie P ollen sichn'icht rührten. Ter Times- Berichterftatter sagt, daS sei gerade, die Schwierigkeit, denn niemand, und am weniMen der Stab der Auf ständischen, könnt« garantieren, daß sich die Aufständi schen nicht 'rührten. Ter Stab der polnischen Aufstän dischen besteh« zum größten Teil aus nicht oberschle stschen Polen; sie hätten das Vertrauen ihrer Leute und der örtlichen Befehlshaber verloren, die alle Krieg auf eigene Rechnung machen. Der «st* englisch« Bericht. Titz Londoner Tailh Mail meldet, daß der erste Bericht über die Lag« in Oberschlesien von dem briti schen General Sir Harald Stuart in London ein getroffen ist. Der General bezeichnet die Lage als sehr ernst. Er stellt zwar kein Sympathisieren der fran zösischen Truppen mit den polnischen Insurgenten fest, wohl aber eine bemerkenswerte Zur ückhalitung in bezug auf deren Raubzüge., so datz Pie Säuberungs aktion fast.allein durch die englischen Truppen vorge- tumuwm werden Muß. Das Wichtigste vom Lage. RtzichSVMfchaftltmintste« Htz,m»ß teilte Mit, Aß Kn sed»»stanü ßn» f^«i«n Getreideb«. okrtWafjtUNL rrlchtz nsvgrtch wär« und daß In- ölgedMm an Mi Ftzelkaad» de« Brote* nicht * De» pveuMH» Ministerpräsident Stege-rwald oVNAtzk« über die Arnvildun* de* preußischen Kabinett*, er tret» für ein«,Politik der Mitte ein, die von der bentMen Dolk»part«t bi» tzur kotzlaldewvkratk« reicht. 8« d« gestrigen Mtzungl der Union der D vlker- bundsblsreAi'nig.ungen erfolgte einstimmig die Aufnahwe der deutschen Liga für den Völker bund tzn die Union, welche die Aufnah me Teu t sch- land» iv den Völkerbund einstimmig ^emp fahl. i TaS Unterhaus genehmigte in zweiter Lesung mit 312 gegen 92 Stimmen den Gesetzent wurf über dein Schutz der Hanptindustrien. DK EMkntivauSsthuß-er englischen Bergar beiter beschloß, «in» Delegiertenkonferenz d«S BergarbetterbundeS auf den 10. Juni einzube - rufen und eine Abstimmung über die Vor schläge der Grubenbesitzer 'zu empfehlen. lleuoranungSerftngesteiiienversichttnng kW. Saft einiger Zett hat in der Tages- und Fach dresse eine lebhafte Erörterung darüber eingesetzt, ob eine Erweiterung der Angestelktenversicherungspflicht, die von der ReichSregierung geplant sei, wünschenswert erschein«. ES wurden zum Teil hohe Einkommenzsssern genannt, bis zu denen di« Versicherungspflicht der An gestellten ausgedehnt worden 'soll, und es entspann sich im Anschluß daran «in Gedankenaustausch über die Zweckmäßigkeit dieses Vorhabens.. Es erscheint notwen dig, di« Diskussion auf den Boden der Tatsachen zurück zuführen und feyzustelltzn, dah die Beratungen über diesen Gegenstand soeben zum Abschluß gelangt sind. In diesen Tagen ist von der Regierung eine Novelle zum Versicherungsgesetz für Angestellte an den Reichstag ge langt. Darin sind einige besonders dringliche Fragen der. Nngestelltenversicherung geregelt worden Eine grundlegende Umgestaltung der Angestelltenversicherung liegt dagegen nicht vor. Im wesentlichen sind es einige Gesetzesbestimmungen, die im Hinblick auf die fortschrei tende Geldentwertung, einer Aenderung bedürfen. So wird LS vor allem von den Versicherten begrüßt werden, daß die Lei st uv gen der Angestelltenversiche- ruH gegenüber dem bisherigen Zustande wesentlich er Höht werden sollen, und daß gleichzeitig .ein Grund betrag vorgesehen ist, ünter dem die Renten nicht h«r- untergehen dürfen. Eine gewisse Erhöhung der Beiträge ist allerdings damit verbunden. Tiefe Er höhung hält M, jedoch iv mäßigen Grenzen. Tie Bei träge, die je zur Hälfte von Arbeitgeber und Ange- stellten aufzubringsn sind, gehen in der höchsten Ge haltsklasse nicht Wer 98,40 monatlich hinaus. Tie Ber- sicherungspfli'cht ist nach der Novelle bi» zu einem Jah reseinkommen von 28000 Mark ausgedehnt wor den. Tie Gründe für diese Maßnahme liegen auf der Hand. ES ist bekannt, daß die bisherige Grenze von) 15 000 Mark längst nicht mehr den infolge der Geldent wertung gestiegenen Gehältern entsprach, sodaß die An gestellten. für die im Jahre 1913 di« Angestelltenver sicherung geschaffen worden ist, vielfach gar nicht mehr als Pflichtversicherte an ihr teilnehmen konnten. Bon großer Bedeutung ist, datz die Novell« ein neue» Bei- tragsderfahren durch, Kleben von Marken an Stelle der bisherigen ZahlungSweise vorsteht. ES unter liegt keinem Zweifel« daß diese» Klebesyftem die Ber- waltungskosten der Reich-Versicherungsanstalt sehr be trächtlich herabdrücken wird, da künftig die umständlich» Kontenführung überflüssig werden wird. Auch für die bettragentrichtenden Beteiligten, also Arbeitnehmer und Arbeitgeber, jviird da» neue System bequemer sein. uer Tageblatt S Nk. iri. MM-och, »,a ,ml „r,. . >». 7°h-g°-s-