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IS. Jahrgang. nun-e« mit ft»O»ahmt »»« Soun» UN- -etertaain. Unsrer Arltuugraurtr«-,» UN- stnrga-rftrUrn, s»Mr nur poftanftaltea un- Srtrfträsrr nrhmrn SrstrUunr» «ntGrgru. Nr. IIS. » Dienstag, -e« 24. Ma! 1-21. Mer Tageblatt LSS S j »u'ch »,.M«ausk,l»t -I«, tentpch Das Wichtigste vom Tage. Nurn Reichsminister de- Aeutzern ist der Gesandte im Haag Tr. Rosen ernannt worden. * Tie Aufhebung -er Z ollsanktr onen am Rhein soll nach einer Mitteilung, aus englischen Quel len bis spätestens 0. Juni erfolgen. Di« Mu- mnng der Städte Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort soll bereits einige Tage vorher angeord- uet werden. « Wie Reuter erfährt, ist beschlossen worden, vier britische Jnfanteriebataillone vom Rhein nach Oberschlesien zu*entsenden. . Eine deutsche Note an die Revarations- komMission fordert Maßnahmen zur Wieder herstellung der oberschltzsjschen Kohlenlie fe rung an Deutschland. » Das deutsche Angebot auf Lieferung von 25000 provisorischen Häusern für das Wie- derau.fbaugebiet wurde von Frankreich an genommen. * Gestern wurden in Kopenhagen zwischen Vertre tern Deutschlands und Dänemarks Verk lungen eingeleitet zur Lösung einer Reihe von Fra-' gen .die sich ans der Einverleibung Nord schleswigs in Dänemark ergeben haben. Der neue Außenminister. Der Reichspräsident hat den bisherigen deutschen Gesand ten im Haag Dr. R o s e n zvm Minister für die auswärtigen Angelegenheiten ernannt und dem Reichskanzler die Ent lastung für die Führung der auswärtigen Geschäfte erteilt. Tr. Friedrich Rosen wurde in Jerusalem ge boren, wo sein Vater in den 60er Jahren preußischer Konsul war. Wie sein Vater und dessen Bruder, so hat sich auch Friedrich Rosen als Orientalist einen Ra inen gemacht. Nach Abschluß seiner Studien im Jahre 1888 war er zunächst Lehrer der hiudustanischen Sprache am Orientalischen Seminar in Berlin. Im Jahr« 1890 irat er als Dolmetscher in den diplomatischen Dienst ein und wurde zunächst in Teheran und Buschir in Per-- sien, .dann 1897 als Konsul in Bagdad und seit 1899 iin Jerusalem verwendet. Daraufhin wurde er 1900 in die politische Abteilung des Auswärtigen Amtes nach Ber lin berufen, wo er bis 1904 das Orientreferat innehatte.. Im Jahre 1905 erfolgte seine Entsendung nach Abessi nien, wo er mit dem Negus Menelik in Addis Abeba einen deutsch-abessinischen Handelsvertrag abschloß. .In zwischen war die Marokkokrise ausgebrochen; Rosen wurde nunmehr als Gesandter nach Tanger entsandt. Vorher hatte er noch im September 1905 einen beson deren Auftrag in Paris zu erfüllen, wo er mit dem Kabinett Rouvier die Verhandlungen über die Fort-, setzung -es Programms der Algeciraskonferenz führte. Nach Abschluß der Konferenz, aus der er u. a. das Deutsche Reich vertrat, kehrte er zunächst wieder als Gesandter in Teheran nackt Persien zurück. 1910 kam er in gleicher Eigenschaft nach Bukarest und 1912nach Lts.sabon, wo er bis zum Eintritt Portugals in den Krieg (März 1916) tätig war. Im Oktober 1916, als der deutsche Gesandte im Haag x Kühlmann Nachfolger des Grasen Wolff-Metternich in Konstantinopel wurde, kam er au dessen Stelle nach Holland. Daß.Rosen hohe staatsmännische und diplomatische Fähigkeiten besitzt, konnte er unter schwierigen Verhält nissen in Teheran, Lissabon und zuletzt im Haag be weisen. Er ist mit dem Geschäftsbetrieb an der Zentrale durchaus vertraut und verfügt über eine groß« Per-' sonenkenntnis, was insofern von Bedeutung ist, als er mit dem solidarischen Beamtenklüngel in der Wilhelnv- straße keineswegs zusammenhängt, sondern Liesen stets als Außenstehender objektiv seit Jahren zu kritisieren Pflegte. Tr. Rosen weilt seit zwei Tagen in Berlin. Tie Sozialdemokraten haben ihre Zustimmung zu seiner Ernennung von der Ernennung Küsters zum Pressechef abhängig gemacht, so daß von dieser Kandidatur wieder mehr die Rede ist. Tr. Wirth soll als Reichskanzler nicht abgeneigt sein, bas Portefeuilles des Finanzministers beizubehalten. Für den Staatssekretär von Hantel wird ein Posten im aus wärtigen Dienst gesucht. Wie verlautet, ist es möglich, daß er Gesandter in Stockholm an Stelle des nach Mos kau gehenden H. Nadolnh wird. Der Reichskanzler über äie politische Lage. Einem Mitarbeiter des B. T. gegenüber äußerte Reichskanzler Tr. Wirth über di« gegenwärtige inner- und außenpolitische Lag« u. a. folgendes r AlS^ bald nach der Bildung der Regierung sind die zustän digen Ressort» angewiesen worden, die Reparations frage, die Art unserer Leistungen nach, großzügigen Gedanken zu bearbeiten und sie ist Norm von Gesetz entwürfen einem engen Ausschuß -es Kabinetts und nachher im Kabinett selbst ' >>en. Unsere Po litik mutz von sachlicher ^r.re her auf.lange Sicht gestellt werden. Tie Leistungen sind programmatisch zu entwerfen und unter streng sachlicher Würdigung .dem. Reichstage zu unterbreiten. Goll Deutschland wieder frei werden vom harten Truck der Gegenwart, io kann di« Bef.retung nur durch Arbeitsleistung er folgen. Diejenigen Parteien, die sich an der jetzigen Regierung beteiligen und beteiligen wollen, müssen ihre Mitarbeit auf Jahre einstellen. Tie Vertreter derjeni gen Parteien, die ja gesagt haben, müssen ihre Partei angehörtgen auf Lahre des Opfers vorberetten. Niemand soll ausgeschlossen sein: .der auf sachlichem Bo den am Wiederaufbauprogramm Mitarbeiten will. Auf die Frage, was ihn zum Jawort beim Ultimatum be stimmte, entgegnete der Reichskanzler: Die Sorge um das Deutsche Reich, um die deutsch« Arbeit und die deutsche Industrie, die Sorge um das deutsche Volk uud die Sorge um die deutsche Zukunft. Wer in aller Welt hätte bei Ablehnung -es Ultimatums an Deutschlands Willen geglaubt^ bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit den Friedensvertrag zu erfüllen? Nie mand! Tie ganze Welt hätten wir gegen uns gehabt wenn wir nach dem Krieg das Leben und die Gesund heit von Millionen nicht scheuten. Und wieviel mehr müssen wir in der Gegenwart Geldleistungen auf uns nehmen, wenn wir dadurch deutsches Land un deutsche Freiheit retten können. Im Kriege kostete ein Monat einige Goldmilliarden., also ungefähr so viel wie die festen Annuitäten, die wir jährlich zu zählen haben. Mich hat immer die Ueberzeugung in der Po litik geleitet, daß die Richtung der Politik scheitern muß, die meint, daß man durch das dauernde Hin halten und Ausweichen und durch, das Bedingung stellen oie Lage meistern könne. Notenwechsel über üie oberschlesischen Freikorps. In den letzten Tagen bat zwischen dem deutschen Reichskanzler und dem französischen Botschafter Lau rent ein Notenaustausch über dile Bildung von Frei-i korps in Oberschlesien und die zu ergreifenden Gegen maßnahmen stattgefunden. Tie Not« des französischen Botschafters vom 19. 5. lautete folgendermaßen: Herr Reichskanzler! Ew. Exzellenz hat mir gestern (am 18.) von den Maßnahmen Kenntnis gegeben, die das Reichswehrministerium getroffen hat, um die Bildung von FBeikorpS zu verhindern, die das Reichsverkehrsministerium verfügt hat, um jegliche Be förderung von Freiwilligen und Waffen nach Oberschle sien zu untersagen. Nach den mir zugegangenen Informationen sind diese Maßnahmen z« spät getroffen worden, «m das Eindringen bedeutender bewaffneter Kontingente von außerhalb nach Oberschlesien zu verhindern. Die in der Gegend von Kreuz burg unter Befehl v. Arnim vereinigten Freikorpssollea mehrals8VVVMann zählen. Gleichfalls wird die Anwesen heit der Freikorps v. Aulock bei Oppeln und Schmidt bei Krappitz gemeldet. Die Gruppe Ratibor, die einen täglichen Bericht ver öffentlicht, soll Uber SVVUMann und mehrere Kano nen verfügen. Die erste Maßnahme, die diese Lage gebieterisch erheischt, ist die strenge Abschließung der Grenze zwischen dem deutschen Gebiet und dem Abstimmungsgebiet durch die deutsche» Behörden. Die polnische Regierung hat bereits einer derartigen an sie gerichteten Aufforderung entsprochen. In zweiter Linie wäre ich. Ew. Exzellenz dankbar, wenn Sie die zuständigen Behörden, anweisen wollten, der Interalliierten Kommission die Aufgabe der Lebens mittelversorgung zu erleichtern. Schließlich mutz ich, erneut därauf bestehen, daß die Reichsbank außge-' fordert wird, unverzüglich, die zur Bezahlung der Ar beiter notwendigen Fonds nach Oberschlesien zu entsenden. Nach den Angaben,, die die LegationSräte Richard Meher und Moltke gestern abend dieser Bot schaft gemacht haben, soll diese Sendung M die vi«Il lache Bedingung geknüpft sein, daß die Kommission die Pekuniäre Verantwortung Mr die Bewerkstel ligung ihrerseits übernimmt und daß die Zahlung auf gewisse Betriebe beschränkt werde, dis nach Ansicht der deutschen Vertreter der Kontrolle der Insurgenten ent zogen siud. Dieser Einspruchs ist mit dem Buchst«-- den und Geist des Vertrages unvereinbar, wonach die Regierungskommission als Vertreterin der alliierten Mächte die ausschließliche Verantwortung.für die Aufrechterhaltungs der Ordnung trägt. Unter die sen Umständen ist die deutsche Regierung gehalten, sich auf.die Kommission zu verlassen, die Beförderung und die Verteilung der Fonds nach, ihrem Ermessen sicher- zustellen. Würden die verfallenen Löhne weiterhin zu rückbehalten werden, so würden Sie. sich, schwerlich dem Vorwurf entziehen können, die allgemein« Wiederauf nahme der Arbeit unmöglich zu machen und die Anar chie zu verlängern, wenn sie die, Kommission zu unter drücken bemüht ist. gez. Charles Laurent. Die deutsche Antwort, di« auf die vorstehende Robe gestern ergangen ist, hat folgenden Wortlaut: Herr Botschafter l Ew. Exzellenz hat mir mit der Note vom 19. d. M. di« Auffassung der französischen Regierung über gewisse Oberschlesien berührende Fragen übermit telt. Ich benutze gern jede Gelegenheit, um durch Er örterung mit dem in Berlin beglaubigten Vertreter der beteiligten Regierungen die Möglichkeiten zu erschöpfen, den Brandherd in Oberschlesien -u beseitigen, bessert Fortbestehen, wie SW. Exzellenz mit Recht aus- führen, den allgemeinen Frieden auf» schwerste gefähr den muß. Ew. Exzellenz hat aus den Maßnahmen.der deutschen Regierung ersehen, daß diese die Bildung von Freikorps stuf deutschem Gebiet«, und den UebertriU von nichtbesetzten deutschen in dä» besetzte Gebiet nicht dulden. Etwa, garrz ander« ist der Selbstschutz, den di« an Leid, Lrbrn und Eigentum auf, höchst» gefährdet» Bevölkerung Ob«, schlesien, in Ermangelung stglichm Schutze, durch di» staubst, jchm Lruppen und in berechtigter Notwehr «ege« polnisch« Insurgenten von sich au, m bilden genötigt war. Auf diesen au» dem Zusammenschluß de, Bevölkerung her- vorgegangenen Selbstschutz in einem Gebiet, da, der Verwaltung der Interalliierte« Kommission untersteht, hat di» deutsch« Negi«- rung »einerlei Einfluß. Die deutsch« Negierung hat öt« die bisher getroffenen bekannten Anordnungen hinau, aber An weisungen erteilt, daß die ,«r Heber« achung der Grenz- «nie de» besetzten Gebiete« aus deutscher Seite vorhandenen Sicherheitsorgane wesentlich verstärkt werden. Ew. Exzellenz erwähnen, die »polnische Regierung hübe der Aufforderung zur Sperrung der Grenze ent sprochen. Demgegenüber hübe ich die Ehre, festzustellen daß eine Verfügung der polnischen Regierung vielleicht ergangen sein Mag, daß die Grenze aber tatsächlich völlig offenstehl und tagtäglich, der Uedertritt polnischer Soldaten, sowie der Nachschub von Munition und Materialien jeder Art für die Insurgen ten erfolgte. Aus der Menge des hierüber vorliegen-» den Materials erwähne ich nur einen Vorfall, der sich in den letzten Tagen ereignet hat: In dem noch im Macht bereich! -er Interalliierten Kommission befindlichen Kreise Kreuz bürg Hatzen in der Nacht zum 20. Mai 2 50 bis 3'00 Polen dLV Grenze überschritten und den Ort Costau angeKsfen. Auch! hier mutzte der, anwesende örtliche Selbstschutz eingreifen, Um das Le ben friedlicher oberschlesischer Bürger zu schützen. Ter Angriff konnte unter wenigen Verlusten abgeschlagen werden, nachdem die eingedrungenen Polen vom Dorfe- ein Gehöft in Brand gesetzt hatten. Tie Leidest, d!« die unglücklichen Bewohner von den mit grausamstem Raffinement vorgehenden Banden zu erdulden haben, sind unbeschreiblich. Aus der großen Anzahl von unerhörten Vorfällen sei hier nur an die vor weniigen Tagen durch die Polen erfolgte Mißhandlung der beiden, Ingenieure Winckler und Lebbe in Friedenshütte erinnert, die in der Turn-: Halle über ein Pferd gelegt und mit Peitschenhie ben bis zur Bewußtlosigkeit geschlagen, dann wiederholt durch Erfrischungen zum Bewußrsein gebracht und daraufhin weiter geschlagen worden sind, so daß sie jetzt hoffnungslos darniederllezen. Mi« deutsche Regierung ist ständig bemüht, Mittel und Wege zu finden um die unbeschreibliche Oual der oberschlestschen Bevölke rung zu mildern. Sie ist in Uebereinstimmung mit Sur«, Ex' zellen, grundfiitzlkch bereit und gewillt, in jeder praktischen Weife auch durch Lebensmittel, und Geldsendungen die Lage zu erleich tern. Es besteht jedoch nach der übereinstimmenden Ansicht aller Beteiligten, sogar der unmittelbar betroffenen Kreise tu Ober» fchlesien die objektive Unmöglichkeit fü, di« Gewähr, daß EÄd oder Lebensmittel tatsächlich in die Hände der wirklich Empfangsberechtigten gelangen und nicht dem Zugriff der Insur genten unterliegen. Der Präsident der Interalliierten Kommission verfügt wenige Kilometer hinter Oppeln über keinerlei Machtbefugnisse mehr und ist nicht in der Lage, seine etwa gegebenen Garantien in die Tat umzusetzen. Auch die von ihm ausgestellten Bescheinigungen haben bei den polnischen Insurgenten, hie teilweise beginnen, sich in wilde Banden aufzulösen, keinerlei Geltung mehr. Tie daraufhin von Major Salerou vom polnischen Hauptauartier persönlich erbetenen schriftlichen Ausweise wurden auf -er Fahrt von den polnischen Posten eben falls nickt anerkannt, so daß die Deputation wie der umkehren mutzte. Ten Ausführungen dieser Not« werden Ew. Exzel lenz entnehmen, -atz di« deutsche Regierung alles zur Besserung, der Lage ist Oberschlesien zu tun bereit ist, soweit die tatsächlichen Verhältnisse es nicht unmöglich machen. Tie deutsche Regierung will di« Hoffnung picht aufgeben, daß es den Bemühungen der Interalliierten Kommission gelingen werbe, .endlich! Mittel und Wege zu finden, die ordnungsmäßig« Gewalt in Oberschlesien wiederherzustellen unh die Be völkerung van dem Joch! der polnischen Insurgenten zu befreien. Ich benutze auch diesen Anlaß -sw. g«z. Dr. Wirth. Oberschlesien. verrückt gewordene Nach». In einem lesenswerten Artikel weist der Observer darauf Hin, daß die industrielle Entwicklung Oberschi«-' siens völlig der deutschen Initiative zu dan ken sei. Zudem sei das Gebiet jetzt, wo Deutschland schon so viel Land abgegeben hab«, ein absolut un entbehrlicher Teil der deutschen HilfSouel- len. Tie Polen haben schon viele Millionen Ruthe neu, Weißrussen und Litauer annektiert, ferner 3 Millionen Deutsche. Dazu wollen sie noch Oberschlesien haben. Sie argumentieren an dieser verwickelten Grenze ein fach so, -atz die Bolen in den gemischten Bezirken über Anderssprachige herrschen dürfen,, aber nirgendwo An derssprachige über die Polen. Ta» ist verrückt --- wordeneRache. Es ist -ie Verkennung aller Ver nunft und aller Ueberlegung praktischer Politik. Für England war es höchste Zeit zu Händeln. Mt Bezug auf.Belgien Haben wir für intelrnational« Gesetze und Verträge gekämpft. Polen hätte au» eigener Kraft nie mals wiederhergestellt werden können. Niemals hätte Bolen ohne England- Anstrengungen wieder existieren können, wenn di« Bolen in Oberschlesien verstuh«,