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1-. Jahrgang. Vlenstag, -en L-. /^pril 1921. Nr. Sa-e"rs-"lrg- Das Wichtigste vom?age. M« R'e Parationskommission hat beschlossen, vbn Deutschland di« Ablieferung von einer Milliarde Goldmark an die Bank von Frank- rtztch -t» spätesten» 80. April zu verlangen. Die Erklärung Nr. Simon» im Reichstag über die Note an Amerika ist Auf.heute der- Ich «den worden. Nach den neuesten Meldungen aus Ame rika, die von Paris aus Bestätigung erfahren, soll Harbins nunmehr doch bereit sein, das Schiedsrichteramt zwischen dev Entente und Deutschland zu übernehmen. » Die n^euen deutschen Vorschläge für den Wiederaufbau, die der Wiedergutmachungs- komMission überreicht worden sind, schließen si ch an die Vorschläge der deutschen Gewerk schaften an. Auf persönliche Vorstellungen einer Abordnung mit teldeutscher Arbeiter hat der Reichspräsident An weisung gegeben, daß die Sondergerichte das Recht des Stra fausschubs haben, besonders un ter Berücksichtigung der z ah lrei chen jugen d li chen Angeklagten. * Der GeschäftSordnungSauSsch uß des Reichstages hat mit allen gegen vier Stimmen be schlossen, die Jmunität des Abg. Erzberger für die Strafverfolgung wegen Einkommensteuer- hinterztehung und Kapitalflucht auf zu heb en. Deutschlands neues Angebot. 0tv!> Es wird einer genaueren Prüfung überlassen bleiben müssen, um di« Unterlagen für ein wirklich zu treffendes Urteil über das neue deutsch« Angebot an die Alliierten und seine nächsten Folgen zu finden. Ti« Dinge sind fetzt in rasendem Fluß, und es kommt auf unserer Seite alles darauf an, die Entwicklung nicht ohne Not zu stören. Warten wir also zunächst noch ad, welches Schicksal dem neuesten deutschen Versuch! zur Lösung der Reparation-frage beschieden sein wird, und halten wir daran fest, daß..nunmehr alles darauf ankommt, daß die Einheitlichkeit der deutschen Front auch weiterhin standhält. Tas führt zwanglos zu einem kurzen Rückblick auf die verflossenen letzten Tage, die bis zum Rande erfüllt waren von äußerster Nervosität und höchster Spannung. Beides wirkte sich .aus in einer Fülle von Sensationsmeldungen über eine Re gierungskrise, über den nicht mehr vermeidbaren so fortigen Zusammenbruch der bisherigen Regierungs mehrheit und in einer allgemeinen Empörung darüber, daß das Kabinett sich immer wieder für die unbedingte Geheimhaltung seiner Pläne entschied. Was di« Krisle anlangt, so hat man inzwischen gesehen, daß die er wähnten Sensationsmeldungen durch die Wirklichkeit nicht bestätigt worden sind. Damit soll aber natürlich nicht gesagt sein, daß .die Tage des Ministers Tr. Si mons und vielleicht auch mehrerer anderer Mitglieder des Kabinetts Fehrenbach gezählt sein würden,, wenn die Aktion mit Amerika einen absoluten Mißerfolg haben würde. Es war von Anbeginn ganz selbstver ständlich, daß Tr. Simons nach dem Scheitern der von ihm ganz persönlich borgeschlagenen Demarche beim Präsidenten Harbins von sich aus seinen Rücktritt be antragen würde, und es unterlag ferner keinem Zwei fel, daß die Unzufriedenheit des rechten Flügels der Deutschen Volkspartei mit den deutschvolksparteilichen Mitgliedern des Reichskabinetts so stark spar, .daß sie im gegebenen Augenblick auch die Demission der Herren Heinze, v. Raumer und Sch olz erzwingen müßte. Erklärlich war aber schließlich auch, daß die Parteien für diese verschiedenen Eventualitäten nyue Männer bereit haben wollten. ES war sedoch bezeichnend, daß, .soweit wir sehen, die Namen der eventuellen Kandida ten sn der Oeffentlichkeit nicht genannt worden sind, denn darin lag zugleich der Beweis dafür, .daß tatsäch lich von einer akuten Regierungskrise nicht die Red« war. Wiederum ist dabei ein Vorbehalt zu machen: all diese Kombinationen gehen über die Mehrheits sozialdemokratie und ihre eventuellen Wünsche rmd Plä ne hinweg. Man weiß aber, daß die Sozialdemokraten infolge der Vorgänge in Preußen auch im Reiche in die schärfste Kampfstellung gerückt sind. Bedeut sam ist in dieser Hinsicht der Lettaufsatz de» Borwärt- vom letzten Sonntag, der die Bedingungen zu eine:» Wiedereintritt in die Regierung sowohl dem Inland« wie vor allem unseren Gegner genau umschreibt. Aber auch hier wird di« weiter« Entwicklung, natürlich ganz davon abhängen, welchen Gang di« RevarationSfrag« nimmt. « vle veucn Vorschläge noch «kcht bekannt. Die v»,ösfentltch«ng ans Wunsch Am eeika, verschoben. Zu der neuen deutichcn Not«, in der di« neuen deutsches Ge» genoorschläg, nach Ame^w ^err^-lt ' 'rden wird gemeldet: Di, bleher erfolgten veriif'?!. - er den Inhalt der ve- genvorschlttg« find zum grofnü . mg ßyr un,uv«rlitfiig, Kom- Linnttonen aufgebaut. Zudem ist veu « »«r tkaatsch«r «eit, de» dringend« Wunsch geäußert morden, jede Veröffent lichung über de« Text der Not« und insbesondere jeden Kom mentar ,u v « rm «id « n. bi» von amerikanischer Seit« di« deut schen Vorschläge mit einem entsprechenden Begleitschreiben den Alliierten übermittelt worden find. Der Text de, deutschen Bor- schlüge wird deshalb auch nicht vor der Weitergabe der Not« durch Am«rika brkanntgegcbrn werden. Auch der deutsche Außen minister Dr. Simons hat, entgegen dem ursprünglichen Plan, gestern im Reichstag« nicht üb«, den Inhalt der deutschen Er- tzenvorschläge gesprochen. Hiernach ist die folgende Pariser Meldung mit allem Vorbehalt aufzunehmen r Nach der Daily Mail weiß «in« Havas-Depesche aus Berlin folgende vier Punkte als die Grundlagen der neuen deutschen Vorschläge zu melden: 1. Angebot einer Summe, die weit über die in London ange botene hinausgeht; 2. Aufnahme einer internationalen Anleihe zur Zahlung der ersten Rate; 8. Uebernahme der Schuldender Alliierten an die Bereinigten Staaten; 4. Zahlung eines Teils des Gewinn» der deutschen industriellen Produktion. UebrigenS war,, wie ein im Laufe deS heutigen Vormittags beim Auer Tageblatt eingegangenes Tele gramm meldet, die deutsche Note in Washington gestern abend noch nicht eingegangen, als Hughes das Amt verließ. ES wird angenommen, daß irgend eine Ver zögerung in der Uebermittlung eingetreten ist. Eine neue Golöforöerung! Nach einer von der Agcnce Havas veröffentlichten Note der Reparationskominission hat diese in ihrer Vollsitzung vom 85. April infolge der Ablehnung der deutschen Regierung, den Me tallbestand der Reichsbant nach Coblenz und Köln überführen zu lassen, beschlossen, die Ablieferung von einer Milliarde Eoldmarkandievank von Frankreich bi» späte sten»« 0. April zu »erlangen. Aufschub weiterer Zwangsmaßnahmen. Laut einem TempS.Bericht über die Freitagsitzung des französischen Ministerrates, an der Fach und der Direktor der französischen Kohlenkommissirm tcilnahmen, ist die Besetzung der weiteren deutschen Gebiete auf den 5. Mai festgesetzt. Ter Direktor Chatillon-Com- mentrh wurde dem Mlitärbefehlshaber als Zivilkom- missar beigegeben. Frankreich plant die Besetzung Frankfurt». Wie Loucheur dem belgischen Korrespondenten mit teilt, ist von Frankreich auch eine Besetzung Frank furts und der Eisenbahnlinie, die dort aus Süd deutschland mündet, geplant. Doch hängt dieser Teil! der Besetzung von einer Beteiligung Belgiens ab, worüber noch verhandelt wird. Das belgische Außen ministerium ließ die Presse wissen, daß die belgische Regierung vollkommen einig sei, die neuen Sanktionen durchzuführen, es werde nur noch über den Umfang der belgischen Beteiligung verhandelt. * Interpellation über öle auswärtige Politik. Deutscher Reichstag. Präsident Löbe eröffnete um 3V^ Uhr gestern die stark besuchte Sitzung mit einer Ansprache, in der er den Tirolern diie für die Kundgebung ihres deut schen VolkSbewutztsetnS und des Vertrauens zur deut schen Sache, die sie durch! ihre Volksabstimmung für Len Anschluß an Deutschland gegeben haben, dankt. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation der Unab hängigen und der Teutschnatronalen über die Lage in der auswärtigen Politik. Abg. Dißmann (Unabh.), der die Interpellation seiner Fraktion begründet, er hebt schärfsten Protest dagegen, daß die Regie rung den Reichstag noch immer nicht über ihre jüng sten Schritte bei der Entente unterrichtet hab«, die für das Schicksal des deutschen Volkes von größter Bedeu tung seien. Zu stürmischen Szenen kommt «S, als der Abg, Dißmann aus/ührt r Tier Ge waltfriede von Versailles und der Inhalt der Note an Amerika seien diktiert von demselben Geiste der re aktionären Gewalt, die den Friedensvertrag von Brest-LitowSk diktiert hat. Als der Redner in scharfen Worten die Beisetzung der früheren Kaiserin als monarchische Demonstration bezeichnet, verlassen die Abgeordneten der Rechten und des Zentrums unter Pfuirufen den Saal. Abg. Tr. Hoetzsch (dntl.,) be gründet ausführlich die deutschnationyle Interpellation. Das Telegramm an Harbins fei die vollendetste Ent würdigung Deutschlands. Die Außenpolitik der letz ten sechs Wochen sei weder klar noch eindeutig. Außenminister Simon«: Die n«ue Not« der deutschen Regierung an Amerika ist ^etzt in Washington eingegangen. In diesem Augen blicke halten wir und die amerikanische Regierung es nicht für ange-eigt, den Wortlaut und Inhalt der Note schon mitzuteilen. Wir wollen das erst Dienstag mittag tun. Wir schlagen deshalb vor, die Beant wortung der Interpellation auf Dienstag zu vertagen. Nach den schweren Angriffen des Abg. Hoetzsch gegen mich fällt mir dgS Festhalten an diesem Vorschläge sehr schwer. Ich mutz aber daran festhalten Und bitte, dar aus nicht zu schlietzen, daß ich auf sein« Angriffe nicht dies«- und 1«n«S antworten könnt«. — Hierauf wird die Weiterberatung auf Dienstag 2 Uhr nachmittag pertagt. psNttfche rNel-Wirs««. Ne« Konstituierung d« preußische« Einwohn—ae-ren. Di, preußischen Einwohnerwehre »haben, nachdem da» oll>«n. burgische und da, Württemberg«,che MtnMrium da» F-rtbchchen der Einwohnerwehren al» rechtlich zulässig erklärt haben, wenn die Waffen unter der Obhut der Regierung stehen^ bei dem preußischen Staat-Ministerium zur Anzeige gebracht, daß st« sich im Mat diese» Jahre« neu konstt luteren werben. Auch weiterhin kein Verfahren «n Ueberschichten. Da, Er? göbnis der Dorabstimmung unter den Mitgliedern detz alt«, Bergarbeitierverbandes über die in den letzten Verhandlungen zwischen dem Zechenverband und den Bergarbeitervertretern ge troffenen Vereinbarungen in der Ueberschichten- und Lohnfrage liegt noch' nicht vollständig vor. Es läßt sich aber schon erkennen, baß die Vereinbarungen mit einer Mehrheit von 2 :1 ab gelehnt worden find, so, daß zunächst auch weiterhin kein« Ueberschichten vevftchreN werden, sondern neue Dar- Handlungen aufgenommqn werden müssen. Fünszigjahrseier der Z«ntrumsv«rtei. Am Sonntag nach mittag hat die Reichstagsfraktion des Zentrums den feierlichen Akt ihres fünfzigjährigen Bestehens im Plenarsitzungssaale des Reichstags begangen. Die Abgeordneten mit ihren Damen und eine Reihe vqn Mitgliedern des Preußischen Landtages waren eüschie. nen. Auf per Ministerbank hatten der Reichskanzler Fehr « n- Lach jowte die Minister Eeßler und Wirth Platz genommen. In der Festrede gab der Vorsitzende Dr. Trimborn einen htstori- schen Rückblick auf die Entwickelung der Partei. Sine zweit« Volksabstimmung recht, der Oder. Der neueste Trick der Polen ist die Veranstaltung einer zweiten Volksabstimmung recht» der Oder. Di» Abstimmung wurde auf die Weise ausgesührt, daß in den einzelnen Orten di« Polen zu Versammlungen einberusen und veranlaßt wurden, Ent- schließungen zugunsten eines Anschlusses an Polen «ntgegenzuneh men. An der Spitze dieser Bewegung steht der bekannt« Etat Oppersdorfs. General Lerond hat den Abstimmungs bericht entgegengenommen, »ährend di» Vertreter der übrigen Mächte ihn «blehnten. Ein neuer Dreibund gegen Dentschlaud? Echo de Paris meldet mit aller Bestimmtheit, daß Mischen Frank reich, Tschech,-Slo»akien und Jugoslawien »1« Desensiubündnis abgeschlossen würbe, da, die Teilnahme der bet- den mitteleuropäischen Staaten für den Fall größer», militäri scher Zwangsmaßnahmen Frankreich» »kder Deutschland Beteifst. Volksabstimmungen in ganz Oesterreich? Die Innsbrucker Nachrichten melden, daß die erste Folge der Abstimmung in Tirol der offizielle Antrag der Tiroler Landesregierung an die Wiener Zentral-Rsgierung sein werden Volksabstimmungen in ganz Oesterreich bis Ende Mai zu veranstalten, um ein getrenn tes und selbständiges Vorgehen Tirols auszuschließen. Da» Ende de« englischen Bergarbeiter streik». Der Courant meldet au» London: Di« Unz»sried»nh«tt der Bergleute über die Folgen de, Streik» ist außer ordentlich groß. Die Mehrzahl der Arbeiter hat di« Wieder au s n a h m e der Arbeit beschloßen. Die Verlust» au Ar beitsleistungen betragen bis jetzt über ein» Millians Schilling. In den englischen Grubenbezirlen herrscht ins«!,« des Streik— Eeldmittelknappheit und größte N«t der Berznebett», Generalstreik in Italien. Nach römische» Meld»»- «en Wiener Blätter traten Montag morgen die vew.eksch as ten in ganz Italien in den General ft r»iL Da di« Eisenbah enr der Streikparole Folge leisteten, ist seit gestern morgen der Eisenbahnverkehr eingestellt. Südtir «lhat sich dem Generalstreik angeschlossen. Der letzt« Zug »erließ Mon tag abend » Uhr Bozen. Die Ursache der B«»eg»ng liegt in dem passiven verhalten der Regierung gegenüber de« stetlgwachsenden Ausschreitungen der Nationalist«». Sitzung äer städtischen Körperschaften zu Aue. ch. Nachdem vor Wochenfrist erst.da« Stadtverord netenkollegium in Anschließung an eins Rat-Vorlage sich grundsätzlich für Erbauung eines Freibades in Aue ausgesprochen hatte, folgt die Verwirklichung Ve» W» n«S auf dem Fuße. In aller Beschleunigung soll die Badeanlage geschaffen werden^damit sie noch in die sem Sommer der Benutzung übergeben werden kam». Wenn nicht unvorhergesehene Ting« eintreten, wird schon in den großen Ferien, unser« Schuljugend sich im Schwarzwasser tummeln können, und die Er wachsenen werden, wie es den Anschein hat, vielleicht ebenfalls nur bis dahin zu warten brauchen, um die Fremden eines — Familien bade- zu genießen. Sa ähnlich wie iü Wannsee und anderen großstädtischen neuzeitlichen Badeanlagen, denn das Familienbad ist vom Modernen Freibad kaum noch zu trennen. Mo dern aber soll das Auer Freibad werden, da- steht fest. Deshalb wird es auch .nicht allein den Zwecken eine- Schwimm-, Luft« un- Sonnenbaöes genügen, vielmehr soll eS mit «Mer Reih« von Ein richtungen ausgestattet werden, die ebenso großzügig sind wie sie in gesundheitlicher Hinsicht vorzüglich sich bewähren werden. Lie^ekuven werden durchgMtzrt werden können und Kurbäder genommen, Einrich tungen, die in erster Linie unseren durch den Krieg Arg mitgenommenen Kindern zugute kommen sollen. Wei ter werden der Jugend Lurngeler-nh-tt«« D« Verfügung gestellt werden zur Kräftigung und Stählung des Körpers, für die ganz Kleinen wird «- an entspre chender Spielbelustigung nicht fehlen — kurz: was eine vom Geist« der Zett getragen» Anstatt dieser Art erfordert, wird im Auer Freibad vorhanden sein. Dieser großzügige Ausbau des Bade- wurde gestern in einer öffentlichen gemeinschaftlichen Südi zung der städtischen Körperschaften beschlos sen, die unter Vorsitz Bürgermeister Hofmann» ab gehalten wurde, un- an der-neun Stadträte sowie 19 Mitglieder de« GtaLtverordnetenkollegium- tetlnahmtzn.