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'» Jahrgang. Jesttag, M»ril I»21. Muer Tageblatt -. .. tül» MM»SS«MlI« M»»MM M««I» DM» M «saß »SM MMM 1 ^» M,»». «,« »„ p»st »i^i,«,h,uL >»«, m«e, >»n,ili» »M m,,k. p»ft-ast«lt«» «« »Nifti«,«» «»»»a 0,N,U»„«> «I»«!»». Nr, Das Wlchllgste vom Tage. Dl» IluDNchtsSfkreln« omsilliaStschs Ssr mKttstürsg k» der Nstzaratlonlfrsg« scheinen W«ntg gAnstig hu ßeia. « 8m Uvtsrhau» »rklürt« ülohb G«vrg«. »VMM Vie -putschen vor^lätz« nicht genü- gtztt zollten, ivär« man zu einer gemeinsamen A k tiv« verpflichtet, jedoch nur insoweit, al» Vies« Mtion die Kohlengebiet« Westfalen» betreffe. Di« Frlst ßur Einreichung der Ginkpm- mienpeü«r«rkl8rungen ist durch ein« Verfügung de- ReichSmtnistrr» der Finanzen di» zum 1Ü. Mai V. 8. verlängert worden, ' M Dl« evtzliWe« Vergarveit«« haben da» An- gebot dvr Negierung abgelehnt. Die Aufnahme äer äeutfchen Note. pktz^. Während cruS Amerika ein Milder Wind weht, der gewisse Hoffnungen sprießen läßt, während man sich in London nach den vorliegenden Presse meldungen vorerst abwartend verhält, sind Vie Aeuße- rungen der Pariser Presse so, wie sie erwartet werden mußten, nämlich ablehnend. Nach! Viesen Aeuße- rungen soll da- deutsche Angebot "nichts Neue- gebracht haben. DaS deutsche Angebot wird überhaupt in den Hintergrund gerückt gegenüber anderen Forderungen, die im Augenblick wichtiger erscheinen. Wir erleben setzt, was man bereits dorauSaihnen könnt«. Wer nur eini germaßen di« Psyche der französischen Presse kannte, und wer nur einigermaßen über di« politischen Strö mungen in Frankreich! unterrichtet war, der wußte, daß di« Folge eines deutschen Angebotes, da- eine annehm bar« VerhandlungSbasiS darstellte, der Schrei Nach Ga rantien war. Bitten wir Garantien, so wird Nns immer entgegengehalten werden, daß wir zu wenig bieten, und neben der Garantiefrage ist eS besonders di« Frage der Vorleistungen, di« heute den Vo lttischen Ton bestimmt? Jetzt kommt Frankreich her und fordert, dgß wir bi» zum '1. Mat zwölf Milliarden zahlen sollen? Man weiß natürlich! sehr genau, daß kein Land der Welt in Einern Augenblick solche Sum men zahlen kann? Nicht wir sondern die Repara tiv nSköm Mission hat die Frage der Vorleistungen zu einer Krisis reifen lassen. Seit dielen Monaten schon bemühen wir uns, Klarheit über diese Frag« zu erhalten? Ti« ReparationSkommission Hat zwar be hauptet, daß wir nicht zwanzig, sondern nur acht Mil liarden Vorleistungen gemacht hätten. Sie hat es aber unterlassen, für ihre Behauptungen auch Beweise an- zugeben. Trotzdem di« deutsch« KriegSlastenkommtsston immer wieder di« Einzelheiten der Berechnung der ge leisteten Werte gefordert hatte, ist ihr eine Antwort, nicht zugegangen. Bei dieser Frag« «geht eS auch dar um, .festzustellen, was von den Vorleistungen bei der Reparationssumme iU Abzug gebracht werden darf. Auch hier sind lange Verhandlungen gepflogen worden, di« bisher noch nicht zu einem befriedigenden Abschluß, gebracht worden sind. So ist es -. B. ein unhaltbarer Zustand, wenn die Wert« für die Uebereignung der Saargruben nicht als abzugsberechtigt eingesetzt werden. Klarheit besteht auch nicht über Vie Folgen des Artikels 835. Während nach deutscher Auffassung für di« an 80 Milliarden fehlend« Summ« statt der bisher au«ge- gebenen unverzinslichen Bons verzinSdar« ausgege^en werden müssen, droht die ReparationSkommission mit den Sanktionen. Wir sehen also, daß di« Krifi» noch nicht beigelegt ist, selbst wenn Verhandlun gen über das deutsch« Angebot Zustandekommen sollten. Da» Auswärtig» Amt zur Lag». Gegenüber Pariser Drahtungen, di« bereit« eine Entscheidung Amerikas melden, kann festgestellt wer den, daß im deutschen Auswärtigen Amt noch kein« weiteren Nachrichten aus Washington eingetrossen sind. Amtlich wird bestätigt, daß der englisch« Botschaf ter bet dem Außenminister Simon» vorgesprochen und ihn um Aufklärung über gewiss« Punkte g«b«t«n hat. UeüersetzungSfehler scheinen einig« Mitzver- ständntsse verursacht zu haben, so besonder« in Punkt 1 in bezug auf das Mort Gegenwartswert. Dies« Mißverständnisse sind "durch «ine Rückfrop« ve» Herrn Tresel beseitigt worden. In Kreisen de» Auswär- tigen Amte» weist Man gegenüber V«r Stellung nahme der Pariser Press» darauf hin, .daß d«p neu« deutsche Gegenvorschlag «ine Reihe von Möglich keiten umfcksse und durch,außretcht «inseitig fest gelegt sei. "Es gehör« schon «in schlechter Wille dckzu, um nicht wenigstens eine VerhändlungSbasi» für wettere Verhandlungen zu Vieten. Tin noch höhere« deutsche» Angebot? Wi« die Vosstsche Zeitung ßu wissen glaubt, hab« Loro d'Abernvn den Eindruck Mit auf die Reise ge nommen, daß di« führenden deutschen Kreise geneigt feien, die Vorschläge Deutschland» »einer neuen ein gehenden Durcharü§" -7 l.u unterziehen, um «ine Einigung mi? n Au.terten -u ermög lichen. / ««e^q-fwfWn« »s Deäly Ehrvniel« zufolge find di« deutsch» «»werd ft-ckftSM-r«. GraßmoNN. Hu«, »ittmann und Silderschmidt, in Vondon eingetrossen, um Wit hervorrogenden Politikern und Arbeiterführern Über di« ReparotivnSfrageund den Wi«de»aufdaud«r zerstörten Gebiete hu beraten. Lord S»org» drdamrt. Im Unterhaus erklärte Llohd George, er bedauere sehr, daß die deütschen ReParationSvor- schlage durchcku» 'nicht zufriedenstellend seien. Si« würden gegenwärtig Mit' den anderen Vor schlägen zugleich von den Finanzsachverständigen aller Alliierten seh, sorgfältig geprüft? Zur Frage d«r Besetzung de» Ruhrgebietes sagte Ver Preinier- Minister, .er zweifle daran, daß di« Entscheidung -«» Obersten Rate» vor Montag vder Dienstag fallen könne. wa, «acht Amerika? Times melden aus Washington, daß aller Grund zu der Annahme bestehe, daß die Vereinigten Staaten der deutschen Regierung mttteilen werden, die deutschen Vorschläge berechtigten Vicht zv einev Ueb ermittel ung an di« Alliierten; man habe somit keinerlei Hoffnung, daß die mNitKrischen Maßnahmen der Alliierten gegen Deutschland verhindert werden können. Demgegenüber meldet Daily Telegraph au« RewYork, trotz de» fr an- zösischen Veto» sei man der Ansicht, daß Präsi dent HardingS Regierung ihr« Bemühungen fort- setzeu werd«, um eine Regelung der ReparationSfrag« zustanvezubrtngen.' Daily New» schreiben, wenn Deutsch land «in ReparattonSangebot mache, welches als ver nünftig angesehen werden könne, seien di« ameri kanischen Finanzleur« vielleicht ber«ir, einen gewissen Teil der deutschen Obligationen! als Teilzahlung der Schulden der Alliierten zu Übernchmen. Simons Antwort an äie Opposition In der gestrigen ReichStagSfitzung wurde die Be sprechung über die auswärtige Politik fortgesetzt. Nach dem Tr. Stresemann gesprochen hatte, ergriff das Wort Tr. Simon»! um' ouSzufÜhren, er habe In London nicht gegen da» Schuldbekenntnis Protest er heben können, weil fa di« Entente diese» Bekenntnis in Händen habe, und ein etwaiger rhetorischer Erfolg habe die Gefahren schwerer Schädigungen für da» deut sch« Volk bedeutet. Er habe ab«r den deutschen Stand punkt zur Schuldfrage schriftlich fixiert. ES wird da» Bestreben der deutschen Regierung sein, die fremden Archive zu öffnen und dann die Schu'ldfrage unter neutraler Kontrolle fest stellen zu lassen. Ter Vorwurf, daß die Regierung zu wenig Vorfühler nach Amerika auSgestreckt habe, trifft nicht zu. Unser entsprechender Versuch ist gescheitert. Für di« Behauptung, die Form unserer Note sei de mütigend, ist mir kein Beweis erbracht worden Wir sind bemüht gewesen, der Psyche der. Gegen seite gerecht zu werden. Nun macht man uns das auch zum Borwurf. Ein Wegwerfen der deutschen Ehr« ist in dem Schiedsspruch nicht zu erblicken. Herr Helf- ferich hat mich al» den Kämpfer Mr Gerechtigkeit be zeichnet, .natürlich mit dem Hintergedanken, ich sei als Minister nicht brauchbar. Demgegenüber sag« ich, daß ich zu lange Jurist bin, um für die Politik der allen Schul« in Frage zu kommen. Ich steh« auf dem! Stand- Punkt« unbedingten Gerechtigkeitsgefühle». Ichgebe die Hoffnung nichtauf.datzwirdoch noch zu Verhandlungen kommen werden. Frei lich mutz der GerechtigkeitSgedank« mehr al» bisher berücksichtigt werden. Wie di« Franzo sen bet den Reparationen rechnen, wird bewiesen da durch, daß unsere Sachverständigen die Forderungen von 179 Milliarden auf 132 Milliarden zurückschrauben konnten. ,und felbst da» ist zweifellos noch zu viel, andererseits ist doch die Forderung einer Ent- scheidungSfrist von 24 Stunden nicht geeignet, «ine fach- gemäße Verständigung zu erlangen, lieber den Inhalt der Note wolle er nicht sprechen. E» mache aber den Eindruck, al» ob der franzvstfche Außenminister sich der Wirkung -er geplanten Sanktionen nicht mehr so sicher sei. Weder di« Schweiz, noch Ita lien, noch die Tschechoslowakei wollen sich.den Sank ttonen onschlteßen, und wa» sonst verlautet, beruht auf Kombinationen. Daß Deutschland keine militärisch« Gefahr für Frankreich bedeutet,, wird auch von England anerkannt. Redner gibt sooann eine Ueb«rsicht über da» Ergebnis der waffenabli«f«rung, di« grandioseste Leistung, di« jemals ein Land geleistet hat. Wir besitzen Vicht einmal tausend Kanonen. Unser« Festungen sind ohne Geschütze,, aber ich habe noch nicht« davon gehört, -atz nun auch die anderen Etappen mit der Weltabrüstung allmählich beginnen. Bisher hat nur Deutschland abgerüstet. Nur mtt der bayrischen Einwohnerwehr hapert e» noch. In bet Frage der Luftschtffahrt verlangen wir ein Schiedsge richt. Gegenüber den versuchen der Alliiert««, un» Nichteinhaltung unserer Verpflichtungen in der Ent waffnung» frag« vorzuhalten, Muß festgestellt wer den, daß wir unser«« Pflicht«« ganz nachg«. komm«« sind. Auch in der Frage der Bestrafung der KrwjMhnldlgm Wh« ww jetzt vor d« «ufnM» dw Verhandlung«». Gegenüb«, dem groß»» polnt» fchsn H««rs von SSO000 Mann find vejdrgnifle st» Open wohl derochttgt, dst RnfISgnng ds» Grs»»- b«dölki»rnng Asigt und St omß Hwa» geschehen, um di« Bevölkerung zu beruhigen. Di« Vorwtzrf« r» aktionörm Umtrieb« sind nicht am Platz«. Mne Grkun-j digung Mi der Botschasterkonfnwnz hat gestern die Antwort gebracht, daß Polen b«r«it» fett Ja nuar adrüste. Das stimmt nicht zu unseren üb rigen Informationen, denn neue Jahrgänge werde« zu Hebungen «Ingezogen, aber nicht wieder entlass«». Di« Maßnahmen der deutschen Regierung find Nur darauf gerichtet, zu verhindern, daß die «rr»gte Bevölkerung sich zu Zwischenfällen hiNr«itzen läßt. Die Verhand lungen mtt Polen werden fortgesetzt. Namentlich große Wirtschaftsabkommen und Vie oberschlesische Frag» bilden den Gegenstand der Verhandlungen. Mtt der Teilung vberfchlefi««» Pud selbst Piel« Po- len nicht einverstanden. DaS Problem ist aber so schwer, daß.seins Lösung Sin« Schicksalsfrage für Europa ist. ' Di« Untersuchung Aber die Unruhen in Mittel deutschland hat zweifellos ergeben, daß «in Zusam menhang zwischen der Kommunistischen Partei Deutsch land» und Rußland besteht. Für ein« Beteiligung der Sowjetregierüng indessen hab«n sich kein« Beweise erbringen lassen. E» besteht daher kein An laß, den Plan weiterer Verhandlungen Wit Rußland wegen Aufnahme von Handelsbeziehung«« fallen zu lassen. Im Übrigen vollzieht sich ein Wech sel in der Haltung der Powjelregierung, die sich allmählich wieder den Forderungen den Weltwirtschaft anzupas.sen versucht. Auch in bezug auf den Wiederaufbau müssen wir in di« Zukunft blicken, nicht nach rückwärts. Redner führt Stimmen aus dem Ausland« an, Vie ebenfalls allmählich den -rutschen Standpunkt würdigen. (Bravo i) Neue Enthüllungen Scheläemanns. so««» di» LSI? kcheümta «St. Nur zwei Bogen stark ist Schetdemann» neu» str» Werk: Papst, Kaiser und Sozialdemokratie in ihren Friedensbemühungen im Sommer 1S17 —. aber »» ist da» Interessanteste, ,wa» Über di« FrwdenImögltchketten des Sommer» 1S17 geschrieben wurde. La» Schrift stück brinpt di« Wahrheit auf Grund amt lich« «deut scher Dokument« und beweist, daß di« damalig« deutsche Regierung die vorhanden» FriedenSMügltchkeit absichtlich zerstörte. Nur ein paar kurz« Auszüge au» der Broschüre: Ter Kaiser spricht sich gegenüber Nun tius Pacelli Ende Juni warm für den Frieden aus: seine militärische Umgebung sabotiert diese- Bestreben mit Hilfe anonymer Briefe, die dem Kaiser al» Tokumente von katzbuckelnden Heuchlern und Ohrenblä sern unterbreitet werden. Doch, Vie Friedensaktion des Papste» geht weiter und setzt nach! der Annahme der Friedensresolution erst mit vollem Hochdruck «in — aher eines fordert Rom: ein klare» Wort Über Belgien! Nuntius Pacelli will am 4. August Vach Berlin kom men, um die Antwort zu holen — er wird vertröstet, trotz.seiner erneuten Bitt«, bi» zu Ver am 7. August 1S17 stattfindenden Ent«ntekonfer«nz dis Antwort zu haben. Berlin gibt dies« Antwort nicht. Rom drängt weiter in mehreren Depeschen und Briefen. Lu Ute« glück ».Reichskanzler Michaeli» gibt am 28. August auf erneute» Drängen de» Papste» die Parote aus. daß Deutschland da» Odium eines etwaige» Scheitern» des päpstlichen Vermittlungsversuch«» auf unser« Gegner abwälzen und sie in» Unrecht setzen müsse, darum be absichtig« er di« A'ngelegencheit ziemlich dila torisch zu behandeln,. Danach ist gegenüber allen eindringlichen Bitten Rom» gehandelt worven — trotz aller Mahnungen au» dem neutralen Ausland und au» Washington. Ter Kaiser schreibt nun auf einmal: ES ist gut, daß Wilson hinauSgeichmissen wird. Die päpst lichen Diplomaten iv München, Bern, Brüssel, Haag, Wien bitten anfangs September händeringend um eine Antwort über Belgien; der englische Gesandt« am Va tikan sagt dem Kardinalstaatssekretär in diesen Tagen, daß eine günstige Antwort Über Belgien der für Eng land wichtigste Punkt sei. Ta» Berliner Aus wärtige Amt erfährt da» alle» sofort in amtlicher Form. Alle» umsonst, denn Berlin weigert sich, «in klar«» Wort über Belgien» Unabhängigkeit zu sprechen. Dar auf erklärt der Nuntius in München am 22. Septem ber, daß die FrtedenSaktton de» Papste» damit al» ge scheitert anzusehen sein dürft«, -i« er noch am 30. August al» ungemein aussichtsreich bezeichnet Satt«. Auf Grund dieser unwiderlegbaren Dokuments sagt Schetve- mann r sie sprechen eine erschütternde Sprach«. Al» im Juli ISIS der damalige gt-nanzmtnister Erzverger, ver da» mir jetzt bekannte Material wahrscheinlich damals nicht gekannt hat, in der Nationalversammlung einig« dürftige Angaben über die Vorgänge im Sommer 1S17 mach«, erregte da- schon «in« schier beijptellose par lamentarische Sensation. Schetbemann erbringt de» Bewei», daß im Sommer 1S17 die Vertrauensleute des Reichstage» von der Regierung noch weit schlimmer getäufcht worden sind, al» man bisher angenommen hat und daß von Berlin au» da» GPenteil von dem geschehen ist, wa» der Papst al» unerläßlich bezeichnet