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IM» flnz-Ig-r für »as «rzg-blrs- !sUM«! fluer Tageblatt ^.-,» »«. -1 ""'" Nr. »7. Mittwoch, -en 27. /^pril 1-21. Id. Jahrgang. Vas Nichtigste vom läge. Ein» vlvtwort au« Amerika auf Pie d»ut- sft» Reparatlonsnot« ist nach den Informatio nen der Berliner Blätter im Laufe d«D gestrigenj Abend» bei den Bdrlinar amtlichen Ntattan noch nicht eingetroffen. gn Wafhingtan ist man sehr Hoffnung», vvll, daß di« neuen deutschen Vorschläge die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwi schen Deutschland und den Alliierten unter Teil nähme Amerika« gestatten werden. Nach den Bestimmungen der Interalliierten Rhein- landkommission dürfen Leben »Mittel, Kohlen uüd Rohstoff« aus dem besetzten Gebiet nicht nach dem unbesetzten Gebiet ausgeführt werden. Meldungen aus Halle zufolge ist mit der Aus weisung der in Mitteldeutschland befindlichen verdächtigen Ausländer begonnen worden. Bei der Tiroler Abstimmung erklärten sich von 146468 abgegebenen Stimmen 144342 für und 1794 gegen den Anschluß Tirols an Deutschland. Demnach^ Wurmten 98,59 Prozent für den An schluß. Die äeulschen Vorschläge. Dem stellvertretenden amerikanischen Geschäftsträger in Berlin ist am 24. d. M. folgende Note Übergeben worden: Tie Regierung der Vereinigten Sraa- tvn von Amerika hat durch ihr Memorandum vom 22. April in dankenswerter Weise die Möglichkeit, eröffnet, nochmals auf dem Wege von Verhandlungen das Re parationsproblem zu lösen, bevor eS durch Zwangsmaß nahmen unlösbar gemacht ist. Tie deutsche Regierung würdigt diesen Schritt der amerikanischen Regierung nach seiner ganzen Bedeutung. Sie hat sich bemüht, in den nachstehenden Vorschlägen das Aeußerste anzubie ten, was nach> ihrer Ueberzeugung die deutsche Wirt schaft selbst bei günstigster Entwicklung aufzubringen vermag; sie lauten folgendermaßen: I. Deutschland erklärt sich bereit, zum Zwecke der Reparation eine Gesamt Verpflichtung von SS Milliarden Eoldmark Legemvartswert onzuerkennen. Deutschland ist auch! bereit, den Wert dieser Summe in Annuitäten, welche seiner Leistungs fähigkeit angepaßt sind, zum Gesamtbetrags von 200 Milliarden Goldmarkzu zahlen. Deutschland will seine Zahlungsverpflichtungen in nachstehender Form mobilisieren. II. Deutschland legt sofort rin« interaationalkn Anleih« auf, dxren Höhe, Zinsfuß und Amortisationsquote zu vereinbaren wären. Es wird sich! an dieser An leihe beteiligen und ihr weitgehende Vergünstigungen gewähren, sie auch! mit solchen Unterlagen ausstatten, daß ein möglichst großes Aufkommen erwartet werden Ikann.' Ter Ertrag dieser Anleihe wird den Alliierten zur Verfügung gestellt. III. Ten Betrag der zu zahlenden Summe, welcher durch die internationale Anleihe nicht gedeckt ist, wird Deutschland nach Maßgabe seiner Leistungsfähig keit verzinsen und amortisieren. Deutsch land hält hierfür zurzeit nur «in« Verzinsung von 4 Prozent jährlich! Mr möglich!. IV. Deutschland ist bereit, di« beteiligten Mächt« an einer Besserung seiner Finanz, und Wirtschafts lage tsilnchmen zu lassen. Di« Amortisation der Restlumm« wäre zu diesem Zwecke variabel zu gestalten. Im Falle der Besserung, für die ein Jndexschema festzu stellen wäre, würde sie steigen, im Fall« der Ver schlechterung entsprechend sinken. * V. Um die Restsumme möglichst rasch abzutragen, will Deutschland sich mit aller Kraft am Wiederaufbau der zerstörten Gebiete bet«iltgen- ES hält den Wie deraufbau für die dringendste Aufgabe der Repara tion, weil dckmit am unmittelbarsten das Krtegselend und der Völkerhaß gemildert wird. Deutschland er bietet si!ch!, den Wiederaufbau bestimmter Städte, Dör fer und Flecken selbst zu übernehmen, oder auf jede ttndere, den Alliierten erwünscht« Weise mit seiner Arbeit, seinen Materialien und seinen Hilfsmitteln ttm Wiederaufbau mitzuwirken. Die Kosten seiner Leistungen würde es selbst zu tragen haben. (Nähe res ist hierüber in der deutschen Wiederaufbaunote an die Reparationskommisston gesagt.) VI. Zum gleichen Zweck« ist .Deutschland bereit, über den Wiederaufbau hinan» nach! einem möglichst rein kaufmännische» Verfahren Sachleistungen für die geschädigten Staaten zu übernehmen. VII. Um den unverkennbaren Beweis seine» guten Willen« zu geben, ist Deutschland bereit, der Reva- rationSkommission alsbald den Betrag von 1 Milliard« Soldmark in folgender Form zur Verfügung zu stellen: tt. 150 Millionen Goldmark in Form von Gold, Silber und Devisen, h. 8S0 Millionen Goldmark in Retchsschah. wechseln, di« längsten« 8 Monaten in De- Visen und ausländischem - «.rpapreren eingelöst werden VM. Fall» es dem Wunsche der Bereinigten Staa ten pon Amerika und der Alliierten entsprech«» sollte, würde Deutschland willen» sein, nach Maßgabe sei ner Leistungsfähigkeit Verpflichtungen der Alliierten au» ihrem Schuldverbältni» zu den Ber einigten Staates auf sich! zu nahmen. IX. Deutschland schlägt vor., daß über di« Art und Weise, wie die deutschen Leistungen zu Repa- rationSzw ecken auf die deutsche Gesamtschuld an- zurechnen sind, insbesondere über die Festsetzung d<x Preise und Werte unter Hinzuziehung von Sachver ständigen verhandelt wird. X. Deutschland würde bereit sein, für alle Arten von Kredit den Geldgebern in einer näher zu verein barenden Weife aus öffentlichem Eigentum und öffentlichen Einkünften jede erforderliche Garantie zu geben. XI. Mit der Annahme dieser Vorschläge erlö schen sämtliche anderen Verpflichtungen Deutschlands zu Reparationszwecken. Auch wird da durch das deutsche Privatvermögen im Ausland« frei. XII. Deutschland hält seine Vorschläge nur für durchführbar, wenn das System der Sanktionen alsbald aufhört, die gegenwärtige Basis der deutschen Produktion nicht noch! weiter verringert, dis deutsche Wirtschaft zum freien Weltverkehr zugelassen und von unproduktiven Ausgaben entlastet wird. Tiefe Vorschläge sollen den festen Willen Deutsch lands bezeugen, die KriegSschaden bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit zu ersetzen. Sowohl die an gebotenen Summen, wie die Zahlungsmodalitäten rich ten sich! nach, dieser Leistungsfähigkeit. Soweit über de ren Beurteilung Meinungsverschiedenheiten bestehen sollten, empfiehlt die deutsche Regierung, sie durch eine allen beteiligten Regierungen genehme Kommission aberkannter Sachverständiger prüfen zu lassen. Sie erklärt im voraus, deren- gutachtliche Entscheidung als bindend anzunehmen. Sollte eine ander« Form der Vorschläge nach Ansicht der Regierung per Ver einigten Staaten die wettere Behandlung der Angelegen heit erleichtern, so würde die deutsch« Negierung bitten, daß sie aüf die Punkte aufmerksam gemacht wird, in welchen etwa der amerikanischen Regierung eine! Aenderung wünschenswert erscheint. Auch würde dis deutsche Regierung andere Vorschläge der amerikani schen. Regierung bereitwillig entgegennehmen. Tie deutsche Regierung ist zu tief davon überzeugt, daß der Frieden und die Wohlfahrt der Welt von einer schleu nigen gerechten und billigen Lösung der Reparations frage abhängt, um nicht alles zu tun, was in ihren Kräf ten steht, damit die. Bereinigten Staaten in di« Lage versetzt werden, die Aufmerksamkeit der alliierten Re gierungen auf di« Angelegenheit zu lenken. Die äeutschen Vorschläge vor äem Reichstage, In der gestrigen Neichstagssitzung folgte nach Er ledigung einer Reihe kleiner Anfragen die Besprechung! der deutschnationalen und unabhängig-sozialistischen Interpellation über die auswärtige Politik. Minister Timon» Verlas zunächst den Wortlaut d^r Note an di« ameri kanisch« Regierung und ging sodann auf die Repara tionsfrage ein. Tie Kluft, die in London bestand, war zu groß, um noch während der dortigen Konferenz überbrückt werden zu können. Neue Verhandlungen wurden uns durch die Entente sehr erschwert. Aber es mutzte ein Weg geschaffen werden, um zu neuen Ver handlungen zu kommen. Unser erster Plan, auf dem Weg« der Typenhäuser den Wiederaufbau Frankreich» zu betreiben, wobei nicht allzuviel deutsch« Arbeiter' nach Frankreich! verpflanzt werden sollten, hat sich nicht als glatt durchführbar erwiesen. Infolgedessen haben wir andere Vorschläge unterbreitet, die sich! an die Er fahrungen anlehnen, die wir beim Wiederaufbau Ost preußens gemacht haben. Frankreich! möchte das Haupt gewicht auf die Geldzahlungen legen, wodurch! natürlich der Wiederaufbau uns sehr verteuert wird. Di« Pläne der freien Gewerkschaften, die die Regierung.in ihren, Vorschlag ausgenommen hat, können erst.nach! einer ge meinsamen Verständigung mit den fremden Regierun gen duxchgeführt werden. Ter zweite große Gedanke, der uns leitet, war der Plan einer tm Reichsfinanj- ministerium ausgearbeiteten tutrrnational« Anleihe, die auch zugleich, unserem eigenen Geldbedürfni» ab helfen soll. Laß ich! zu diesem Zwecke mit den Entente regierungen neu« Verhandlungen einleiten mutzte, leuch tet ein. Sin« Vermittlung neutraler Regierungen habe ich! picht nachgesucht. La» Beste wäre e» gewesen, mit Frankreich direkt zu verhandelns aber was un» au» Frankreich entgegentünte, war nicht ermutigend. Des halb hab« ich, mich wählend meine» Schweizer Aufent haltes auf.da» bekannte Interview eingelassen, um den Eindruck in Frankreich! zu zerstören, als seien Wit ledig lich ein unwilliger Zahler. Neu itt dem Interview war nur der Satz über die Zugehörigkeit zum Kabinett. Lieser 6ezog sich aber nicht auf das augenblickliche Ka binett, .sondern aus ein beliebige» Kabinett der Zukunft- Somit schien der Weg über Amerika der beste. Eine neutrale Macht bot sich un» an, um den Weg nach Amerika zu ebnen. Da» habe ich ohne Bedenken angst- nommen. Was di« Indiskretionen! ist der deutschen Presse anbelangen, die an Landesverrat grenze«, so hab« ich bislang, um nicht ein« fremd« Macht tzu kompromittieren, von einer Verfolgung der Sach» Ab- stand genommen, werd» fetzt aber entsprechend« Schrittst einleiten. ...... D«, Schritt Lei Amerika war gewiß ungewöhnlich,, aber ein Staat, der sich selbst auf den Boden d«s Schiedsgericht» stellt, eignet sich am besten zum Schiedsrichter. Wir haben ja auch , nicht Amerika selbst angerufen, spndern die Instanz der Ge rechtigkeit. Ist .das nun eine Würdelosigkeit? (Zuruf« rechts: Ja! Zentrum und links: Nein, nein!) Di« Ge schichte selbst wird di« Berechtigung meines Standpunk tes anerkennen. Ti« Verantwortung war groß. Da» Kabinett hat sie übernommen, und ich, will sie tragen. Nachdem nun Präsident Harding wohl das Schiedsgericht abgelehnt, aber sich' zu einer Vermittlung bereit erklärt hat, mutzte auch, der zweit« Schritt getan wer den. Bislang sind allerdings noch! keine Rückfragen von amerikanischer Seite an uns gelangt, was bei der Kürz« der Zeit ja auch nicht Wundernehmen kann. Redner be gründet sodann den Inhalt der Note im einzelnen und geht insbesondere auf die Annuitäten ein, für di« wir trotz der Schwankungen im Wirtschafts leben noch eine feste Summe anbieten müßten, in die eventuell die Uebernahme der amerikanischen Schulden der Entente eingezogen werben kann. Nurdurchetn« finanzielle Kraftleistung können wir au» der traurigen Lage Herauskommen,. in der wir jetzt zu ver kümmern drohen? deshalb brauchen wir die internatio nale Anleihe, an der sich Deutschland natürlich selbst beteiligen wird. Was nun als Nest von Ententeforderungen bleibt, das ist mehr als eine politische al» eine technisch« Angelegenheit. Unser Nationalvermögen ist dahingst- schwunden. Wir könnten daher auch der deut schen Produktion ket!ne neuen Fesseln mehr an le gen. Alle Beschränkungen der deutschen Wirt schaft müssen fallen. Sollten wir un» überschätzt haben, so soll die Ziffer 4 der Note für eine Berichtigung»- Möglichkeit Fürsorge treffen. Redner geht sodann ein gehend auf den Wiederaufbau Frankreichs «in. Unser. Standpunkt, daß Deutschland alle seine Reparations verpflichtungen bis 1921 in Höhe von 20 Milliarden Goldmark voll erfüllt hat, wird von der Entente nicht geteilt. Schon bet den Schiffen rechnet di« Entente anders al» wir. Wir bieten nun nochmals ein« Milliarde Goldmark auf diesen Posten, aber der Eingriff t« «nfer« StetchsLank Wär« ein Eingriff in die Privatrechte. Gegen diesen müssen wir Protest erheben. WaS wir also aus Repa rationskonto geleistet haben, .soll durch ein Schiedst gericht festgestellt werden, ebenso sollen in allen strit tigen Fragen Sachverständig« ihr Urteil abgeben. Red ner warnt davor, üb er triebe ne Hoffnung en aus Hie Annahme Amerika» zu letzen. E» werden noch viele Schwierigkeiten sich ergeben. Auf dem Boden der Pariser Forderungen ist die Genesung Europa» nicht möglich. Deutschland allein könne nicht di« Kriegsschulden der ganzen Welt tragen. Nur eine allgemeine international« Wirtschaftskonferenz werde die Schwierigkeiten au» der Welt schaffen können. Zur Schuldfrage meinte Redner, daß e» Auf gabe de» Auswärtigen Amte»'sei, den Boden zu be treten für dis geschichtliche Forschung. Im übrigen! halt« er sich! an Lloyd George» Worte, daß all» mehr oder weniger in den Krieg hineingestolpert seien. Da» genüge ihm. Sollte aber die amerikanisch,« Ver mittlung fehlschlage«, .so sei er überzeugt, daß unser Volk auch! darüber hinwegkomme und auch! di« Sanktionen ertragen werde, .und wenn wir 40 Jahr« durch die Wüste Zehen müssen, wir werden schließlich doch in das Land der Freiheit gelangen. (Bravo!) Präsi dent Löbe teilt mit, zwei Fraktionen hätten den Wunsch geäußert, .die Debatte zu vertagen. . In der Abstim mung wird die Vertagung gegen die äußerst« Linke, be schlossen. — Mittwoch! mittag 1 Uhr Weiterberatung. Das Gemeinäewahlrecht im sächsischen Lanätage. Zu Beginn der gestrigen Sitzung! wurde auf Vor schlag des Präsidenten der Personal, und BesoldungS- plan der LändesbraNdversicherungSanstalt ohne Vorberatung dem HauShaltSauSschutz überwiesen. Auf der Tagesordnung stehen zunächst einige Kapitel de» Nachtrages zum Staatshaushalt für 1920, und zwar über di« Staatstheater. di» technische« Staatsan stalten zu Chemnitz, die Bergakademie zu Freiberg untz die allgemeinen Ausgaben für den Bergbau utzv. Die einzelnen Kapitel werden nach den Anträgen de» Aus schusses angenommen. Als nächster Punkt wird Über den Entwurf «ine» Gesetzes über Di» Wahl der Gemtindrvertret» und die Regelung der damit in Zusammenhang stehen den Angelegenheit beraten. Minister de» Innern Li pinski begründet den Entwurf und bittet, da» Ge setz einer wohlwollenden Prüfung zu unterziehen und die Verabschiedung nicht hinau-zuschieben, um der grw