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1». Jahrgang. Nr. -7 i Was Crzberger ISN verschuläet hat lieber die unheildolle Rolle, die Erzberg« in de» Friedensfrage gespielt hat, werden letzt neue bemer kenswerte Einzelheiten veröffentlicht, die besonder« Be weiskraft besitzen, weil sie dem «Miellen Organ den .deutschen Jesuiten, den Stimmen der Leit, entnommen sind, also von einer Seite stammen, die kicher keiner grundsätzlichen oder persönlichen Voreingenommenheit gegen Erzberger verdächtig ist. Di« Lage im Frühjahr 1917 war durch die allgemein? Friedenssehnsucht der Völker und die dadurch beeinflußt« Haltung der Regie, rungvn gekennzeichnet. Der B av.lt, der. Über di» Sach lage genau unterrichtet war, schlug folgendes, letzt »um ersten Mole genau bekanntgeaebene» Jrisden »Pro gramm vor: 1. Gegenseitige Abrüstung hi» zu «ine« gewiss« Maß. 2. Herausgabe de» politisch und militärisch zu neutralisierenden Belgien durch Deutschland, aber nicht an dis Entente, unter Freistellung seine» wirt schaftlich« Anschluss«». S. Rückgabe der deutschen Kolonien an Deutschland durch. England. 4. Freiheit der Meer«. S. Gerechte Lösung der polnischen, bel gisch« und armenisch« Frage. S. Ueber strittige Ge bietsteile soll der Friedenskongreß entscheid«,-unter Berücksichtigung des Wahnwitze», wegen gewisser For derungen da» Ganze aufs Spiel Lu Hetzen. 7. All- seitiger Verzicht auf KrisgSkosten, Dieses FriedenSprogramm fand bei den hauptsäch lich« kriegführenden Mächten ein« sehr günstige Auft nähme. Der frühere Deutsch« Kaiser erklärte seine Be reitwilligkeit, auf.der Grundlage der Vorschläge deck Papstes in Verhandlungen etnzutreten. Tie Kabinett» von Frankreich, England und Italien stimmt« allen Punkt« des päpstlichen FriedenSprogramm«» zu. Die Friedensverhandlungen schienen unmittelbar vor der Tür zu stehen. Da zerschlug Erzberger» Friedentzent- schließung im Deutschen Reichstag und bar Sturz de» Reichskanzler» v. Bethmanrr-Hollweg allo Hoffnungen. Tie Friedensresolution in Verbindung, mit dem Be kanntwerd« der unzuverlässig« Haltung Oesterreich- Ungarn» und der übrigen Verbündet« Deutschland» — auch hier hatte Srzberger durch eine Indiskretion seine Hand im Spiel« — sucht« di« KriegSenergt« der Alliierten auf» neue an und zeitigte in ihn« den un beugsamen Entschluß, sich auf keinerlei Jri«d«»ver- Handlung« «inzulassen, bevor Deutschland vvllla gm Bod« lag. So wurde die päpstlich« Vermittlungen- rückg «wies en, und da» Schicksal nahm kin« Lauf. Ties« Erinnerung an di« schlimme Wirksamkeit Lr» bergerS ist gerade fetzt besonder» zeitgemäß, wo er Mo der anfängt, sich zu regen, indem er für di« Unter» werfung unter da» Varis« Diktat Stimmung zu Ma ch« sucht. Li» wassm «ne, m«»V i, d« »«Mi«h« »dm Schächte, versteckt. E» muß betont werd«, daß di« Gefahr «in« un mittelbar drohend«, au» sich heran» so-brechend« «uh. ruhrbewetzung in Mitteldeutschland trotz aller Hetze der Kommunist« zu keiner Leit, .auch nicht ftn März d. I-, anzunehmvn war. Erst durch die Entsendung von Schutzpolizei nach Mitteldeutschland Wit der Aufgabe, den immer mehr sich häufend« Hebelgriffen und Ge setzwidrigkeiten, wie dem Erwachsend« Verbrechertum unter der Arbeiterschaft «tgegenzutreten, kam der Stein ins Roll«. Ter Oberpräsident der Provinz Sachsen war am 14. März d. I. mit dem Verlangen hervorgetreten, das Industriegebiet de» Regierungsbe zirks Merseburg mit Schutzpolizei zu beleg«, und zwar, .um die Landwirtschaft gegen die zahlrei chen Felddiebstähle durch organisierte bewaffnete Ban den zU schützen und in den großen industriellen Wer ken die Massendiebstähle wertvoller Rohstoff«, wie Gru benholz, Kupfer usw., zu verhindern, wozu sich die Werkpoltzisten außerstande gezeigt halt«, sowie um di» Nachforschung nach verborgenen Waffen fortzusetzen. Ed folgt in d«r Denkschrift -in- eingehend« Darstellung des LuUandeS und seiner BeLämpimig. Ter kommunistisch verhetzt« Teil der Arbeiterschaft sah in o»ejer Belegung des Industriegebiete» mit Schu^ Polizei den willkommenen Anlaß zu Streik und Aufruhr. Seit Monaten von skrupellosen Hetzern bearbeitet, war der Boden Nr den Aufruhr günstig vor bereitet. Tie Spannung war zwar, wie sich setzt zeigte, hier derartig, daß ein geringfügiger Anlaß die Ent-! ladung auslöste. Zum Schluß heißt e»r Di» Aufstandsbewegung in Mitteldeutschland hat klar und deutlich bewiesen, datz Reich nnd Staat starker, zuoerllissige» Machtmittel L^ürsen, um di« Ruh«, Sichrrhttt ,«d vrdnnnO ach- recht zu erhalten. Besonder» klar ist zutng» getreten, detz neben dem auf Ivo voo Mana beschränkten Reicheheer, ftnrt» nnd Alt organisiert« Polizeiträste unbedingt notwendig find. Tie Gesamtverluste der Schutzpolizei vom 21 bis einschließlich ,31. März 1921 betrugen an Dow« 84 Beamte, darunter zwei Beamt« im OfftzierSrang? ver wundet 83 Beamte, darunter 2 Beamt« im VM-ierü- rang; vermißt wird «in Beamter im Unteroffizier»- rang. ES wurden rin gebracht Gefangene einschließlich d«r Festgenommenen 3470, Gewehr« 12S0, Pistol« 10, Maschinengewehre 30, Munition 3200, Personenkraft wagen drei. Lastkraftwagen 11. «ine Anzahl von zurück- gegebenen Tankwagen, Anhängern, Pferdefahrzeug» Lü usw. »o»e io» m«ouM»t aicht teuttich ieobaet». fluer Tageblatt::: IW7LNAM post-astol««» ua» ni»«,n 0,ri,Uua,.a ,»!«»I«n. l ' »» Die Denkschrift über äie Märzunruhen. An der Denkschrift des preußischen Mini- steriumS des Innern über die Märzunruhen 1921 heißt es u. a.: Bereits im September 1920 war in Weißensee «ine Kampforganisation der K. A. P. T. auf gedeckt worden. Infolge des Prozesse» verzichtet« die Berliner K. A. P. L. von diesem Zeitpunkte ab dar- auf, in dem geplanten Umfange größere Kampfverbände zu organisieren, da sie während des Prozesses sich im mer mehr davon überzeugte, daß die Behörden über alle ihre Bestrebungen, insbesondere Wer die unter dem Deckmäntel von Sportvereinen gebildet« Kampf organisationen genau unterrichtet waren. Tatsächlich sind denn Auch hei den letzten Unruhen, obwohl eS an Aufhetzung wahrlich .nicht vpfthlt hatte, keine Kampf organisation« der V. K. P. T>. oder K. A. P. D. in Berlin in Erscheinung getreten. S» war der Stnatoregierung bekannt, das, fett den Lagen de» Kapp.Putsche» gröbere Mengen Waffen und Munition in den Händen der Arbeiterbevölkerung Mitteldrutschland» geblieben waren. Bet den Ermittelungen zeigte sich wehr und mehr, daß in Mitteldeutschland zwar ein« Kampforganisation nach Art der im Januar im Ruhrgebiete aufgehobenen und der in Frankfurt a. M. unschädlich gemachten nicht bestand, daß aber in fast all« Betrieb« die in Ar beiterkolonien dicht beieinander wohnenden Mitglieder der kommunistischen Parteien oder der Allgemein« Arbeiteruinion sich im Besitz« von Waffen befanden und gesonnen wav«, tm Falle einer Erhebung die Waffen zu gebrauch« und sich zu Trupp« zusammenzusch ließen. Jede Aktion war hier in weit höherem Grad« al» anderwärts auf die Betriebsorganisationen eingestellt. Gerade weil eine einheitliche Oberleitung und eine straffe Organisation, wie im Ruhrgebiets fehlt«, wav «S ungleich schwerer, Ver drohend« Gefahr zu begegn«, was nur durch Festnahme hinreichend ver dächtiger Führer oder durch Beschlagnahme der Waft fen hätte gescheh« können. Jeden verdächtig« Kom munisten zu verhaft«, war umnögttch. Das Wichtigste vom Tage. . Vkch v« Feststellung« kn vb»rdrüfidium der Drdvtnß Sachsen betragen di« Schäden an Ge- vüudm, Material und Bargeld wühr«nb de» Auf- rühr« tzn d« vrovM Sachs« stb«, » Milliarden Mark. vlvhd Georg« teilt« im Unterbau« mtt' daß lein Abkommen mit Frankreich über Sank- tivnen getrosten sei für den Fall, daß Deutsch- bis zum 1. Mai seine Verbindlichkeit« nicht erfüll« sollt«. Marschall Noch hat der Entente bereit» ein« Entwurf Nr ein« vergrößert» Besetzung vor. Ukgt, die da» ganz« Nuhrgebiet umfassen dsll. Der fvütz«»« Gouverneur von Ventsch- Südwestafrika Generalmasor a. D. Theodor Leut- wein ist vergangene Nacht iw 72. Lebensjahr« ge- Korben. rUna hervorbring«. Tie Abkehr Amerika« vom Ver sailler Vertrag bedeut« für die Alliiert« ein« Ver schlechterung ihrer Lag«, da die Bürgschaft Am«, rrka« g«g«n »«»tragOverletzungen fort- Wiläe Gerüchte über eine neue Äapitalsabgabe in Deutschland. Aus London Weitz der United Telearavh zu mel- den: Man erwartet hiev mit außerordentlichem !Jn-! teresse di« neu« deutschen Vorschläge hinsichtlich! der Wiedergutmachung. ES lauten Gerücht« um, angeblich au- vorzüglicher deutscher Quelle!« daß die deutsch« Re- gierung eine KapitaleabgaVe in Höhe von 40 Prozent plane, die etwa 180 Milliarden Einbringen solle, wo-j von die eine Hälft« der Entente, die ander« Hälfte dem deutschen ReichSschatz überwiesen werden solle. Wie weit diese Gerüchte auf Wahrheit beruhen, kann von hier «US nicht beurteilt werden, jedenfalls scheint die Hart- näck^keit, mit der dies» Gerücht« d bebgnpftn, nicht ohne Bedeutung zu s».». In des.- Änterhüll-un«, -re oer Vertreter des United Telegraph! mit Finanzleutett hat te, erhielt er dem Eindruck d.M diesLr Plan weft mehr als irgend ein anderer al» ein Beweis des gut« Wil lens der deutschen Regierung betrachtet werden dürfte, weil man sich davon gleichzeitig viel zur Stabilisie rung pes Markkurses versprech«,.. Dem Vertreter des United Telegraph wurde wörrlich gesagt: Wenn Deutsch land dies tut, wird man englischerseits gewissen Vor schlägen. die den Aufschub gewisser anderer Vertrags verpflichtungen bezwecken, leine Schwierigkeiten in den Weg legen. Wir Haden bereit» kn Deutschland mehrere solcher Vermögensabgaben gehabt; zuletzt da» sehr beträchtlich in dis Volkswirtschaft eingreifend« ReichSnotopfer. Die ses Experiment innerhalb AahreSfrist noch, «in zweites Mal zu wiederholen, wäre ein wirtschaftlicher Aderlaß, der dem siechen deutsch« WirtschastSkörper den Todes stoß geben müßte. Daher halten wir die vorstehend wiedergegebenen Londoner Gerücht« eben nur für Ge rücht«. Weiter» AbgaL, deutschen Mfendahamatertal». Nach dem Beschluß der Reparationskommission. Wutz Deutschland an Polen für die Bahnstrecken de» frühe ren preußischen Anteils noch 481 Lokomotiven ab geben. Auf Verlangen der polnischen Regierung hat der Präsident der Kommission, .der lapanifche Dele gierte Fujita Tanaka, entschied«, daß 354 Lokomo tiven in gutem Zustande umgehend abgegeben werd« Müssen und der Rest von 127 Lokomotiven nach .er folgter Reparatur in deutschen Werkstätten. Ti« Ab gabe der 354 Lokomotiven begann am 11. April und müß in 14 Tagen durchgpführt sein. Tie Ver handlungen über die Verteilung -er Personen« und Güterwagen und der ReserveMateriali« sind noch tm Gangs. «Vermittelung äes Vatikans? SW» Anregung H«Ving» 7 Ti« Germania berichtet an auffallender Stelle Über ein« Vermittlung zwischen Deutschland und der Entente. Es soll sich um den Versuch einer neutralen Macht handeln, die Harding zur Anb ah-! nkrig neuer Verhandlungen zwischen Deutschs land und der Entente bestimmen Möchte. TaS Zentrums blatt will zuverlässig erfahren haben, daß diese Ange legenheft das Kabinett in den letzten Tagen eingehend beschäftigt habe. E» stehe festig daß man im Kabinett der Meinung sei. dir angebotene Vermittlung.dürfe von uns nicht zurückgewiesen werden. Ties« Nachricht wi derspricht nicht der immer bestimmter werdend« An kündigung, daß Deutschland von sich au» neue Vor schläge an di« Entente richten will, aber es scheint, daß daran gedacht wird, .diese Vorschläge durch neutral« Vermittler dem Präsidenten der Bereinigt« Staat« vorher zu unterbreit«. ES erhebt sich nun dis Frage, welche neutrale Macht e» sein könnte, von der di« Red« ist. Zunächst.wird man geneigt sein, auf die Schwei- zu raten, in -er Tr. Simons soeben seinen Urlaub verbracht hat, und wo er aufsehenerregend« Interviews mit der Ankündigung neuer Vorschläge ge geben hat. Allein, wie verlautet, handelt «S sich nicht um die Schweiz. Es liegt nahe, danach.an den Vati kan zu denken, und wenn diese Vermutung zuträft, würde «S sich fa auch erklären, daß gerade die Ger mania den Plan mitteilt und so stark hervorhebt. Man könnte in dieser Annahme bestärkt werden- durch die Tatsache, daß der Reichsaußenminister in der Schweiz den deutschen Gesandten beim Vatikan empfangen und mit ihm Über sein Interview vor dessen Veröffent lichung gesprochen hat. Es dürfte schließlich vielleicht auch.kein Zufall sein, daß Scheidemann in der Rede, die er dieser Tage in Mannheim gehalten und. die einiges Aufsehen erregt hat, sich ausführlich Wit der päpstlichen VerMittlüngSaktton im Jahre 1917 beschäf tigt Hot. Ta di« Germania witteilt, daß das Kabi nett wegen der jetzigen neutral« Vermittlung schon vor einiger Zett mit den Führern der parlamentari schen Fraktion« Rücksprache genommen hat. dürfte Scheidemann, als er seine Red« in Mannheim hielt, da von unterrichtet gewesen sein. Ob er bei seinem Ein geh« auf die päpstliche Vermittlung di« Absicht ge habt hat, der Politik der RetchSregierung «inen Ge fallen zu tun, oder ob er gar im Parteitnteresse die Sozialdemokratie zur Führung und Mithilfe bei sol chen Vermittlungsaktionen oder wohl gar zur Führung bet solchen außenpolitischen Aufgaben empfehlen wollte, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist es bemerkens wert, .daß die Germania in derselben Nummer, in der sie von der jetzt erwarteten Vermittlung spricht, auch auf die Vermittlung des Vatikan» vom Jahve 1917 an Hand eines Aufsatzes aus den Katholisch« Stimmen der Zeit eingeht. 1S0 R» 1»0 Milliarden Matt Soldmatt. Wie Pertinax im Echo de Pari» mitteitt, werde der Betrag, den die Reparationskommission in einigen Ta gen über die Gesamtderpflichtungen De»rt,ch- lands festsetzen werde, -wisch« 130 und ISO Milli arden Goldmark schwanken. Amerika» Einwendungen gegen den Versailler Vertrag. Ter Matin meldet aus Newhork, der Senat Wer- de di« Resolution Knop annehmen, aber die Ab stimmung hätte nur einen theoretischen Wert. Tie Regierung werde sich dann bemühen, die Teil« d«S Ver-! sailler Vertrage« aufrechtzuerhalten, die den Wünsch« Amerikas entsprech«, aber diejenigen beseitigen denen mvn nicht »üstimmen könne, nämlich die Klauseln über da» internationale Arbeitsamt, Wer Gchantung, all« Grenzf«V.s«tzunaen in Mittel- evropa, die Klauseln Wer Danzig und da» Saar- gebiet, sowie all« Klauseln. «Ker den Völkerbund. Ter Matin meint, vielleicht werde die Klausel st v«r die Reparationen bestehen bleiben. Di, vestürzua» ÜS— Hardtn«. Reuter meldet zur Kongreßbotschaft Harding», daß si« tt» d»r europäische* Lüg» »»» Srritag, -en 15. §prtt 1-21