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Das Wichtigste vom Tage. Ein» schriftlich« Einladung zur Londo. «vr Konferenz ist der deutschen Regierung durch den englischen Botschafter zugestellt worden. D-i» R «1 ch » r « tzi« rUnü hat gegen die Bestrebunl» gen der Saarregierungskommisfion^, da- Saarland als stiratSrechtlich selbständige» Gebiet zu be. handeln, also staatsrechtlich vom Reiche zu lö sen, energisch Einspruch erhoben. Die französische Kammer gab in ein-r Tages ordnung der Erwartung Ausdruck, daß die franzö sisch» Regierung gegebenenfalls die entsprechenden Strafmatznahmen'gegen Deutschland zur Anwendung bring«. Ein Funkspruch au» Mvskau berichtet, daß der polnisch,russische Friede gestern unter zeichnet worden ist. * Tie Sitzung des VölkerbundSrateS, die mn 21. Februar in Genf eröffnet werden sollte wird zu derselben Zeit in Paris stattfinden Die Einladung nach tonäon unä ihre Beantwortung. .«Don der britischen Botschaft ist dem Berliner Aus wärtigen Amte am 8. Februar folgende Note zuge- gangen: Herrn Dr. SimonS, Minister des Auswärtigen. Herr Minister! Ich habe die Ehre, Ew. Exzellenz zu benachrich tigen, daß ich von S. M. Regierung Weisung er halten habe, den Leiter der deutschen Regierung.und seine Sachverständigen ein z.u laden, in London am 1. März mit Vertretern von Frankreich, Groß britannien, Italien, Japan und Belgien an der Kon ferenz teilzunehmen, -ie in der Note von Herrn Briand an den Präsidenten der deutschen Delegation vom 29. Januar angedeutet war. Ich soll weiter Ew. Ex zellenz .ersuchen, die Güte zu haben, so schnell wie möglich die Namen der Delegierten und der Berater mitzuteilen. Ich benutze die Gelegenheit usw. (gez.) T'Abernon. Darauf ist gestern vormittag durch einen Vertreter des Auswärtigen Amtes der großbritannischen Botschaft folgend« vom 9. d. M. datierte Note an den britischen Botschafter Lord T'Abernon zugestellt worden: Herr Botschafter! In Erwiderung Lhrer Note vom 8. d. M., Nr. 59, beehre ich mich, den Emtzfung der Einladung zu der Konferenz in London am 1. März d. I. zu bestätigen. Unter der Voraussetzung, daß die Verhand lungen der Konferenz sich auch auf die noch zu übermittelnden Vorschläge der deutschen Regierung erstrecken werden? .erklärt sich die deutsche Regierung bereit, bevollmächtigte Delegierte und sachverständige Berater, deren Namen so bald wie möglich angegeben werden sollen, zu der Konfe renz M entsenden. Ich benutze auch diesen Anlaß usw. E <g«z.) Tr. Simons. Ver Relchstagspräsiöent zur Londoner Konferenz. Kein« Regierungsbildung möglich. In der Breslauer Volksmacht nimmt Retchstagsprä- sident Löb« zu den Londoner Verhandlungen über die Forderungen der Entente Stellung. Er bedauert, daß die Entwaffnungsforderungen, die in Spa bereits zugestanden waren, nicht schon von Deutschland selbst vollkommen durchgeführt worden sind. Bäume die bayrische Reaktion sich gegen die von Simons zugesazte Erfüllung der EntwasfnungSbedtngungen auf, so ge fährde sie nur die Sicherheit des Reiches und müsse von der RetchSregierung.mit allen Friedensfreunden nieder gezwungen werden. Zur Forderung des Milliarden- fachen Kriegstribut» erklärt Löbe, di« Verpflichtung zur Zahlung von 226 Milliarden Goldmark und etwa Ü6 Milliarden AuSfuhrabgaben unterschreiben,. hieße nicht nur wider Treu und Glauben, sondern gegen alle Vernunft ein« Verpflichtung eingehen, deren Unmöglich keit sich beim ersten Zahlungstermin kratz offenbaren würde. Also wird di« deutsche Regierung bet ihrem Nein bleiben müssen, auch wenn di« feindlichen Mächte so gütig.sein sollten, sich M oder 60 Milliarden ab handeln zu lassen, wozu sie jedoch nicht dt« gertnqst« Bereitwilligkeit zeigen. Ter RetchstagSprälident er örtert dann die Anschauung, daß. vielleicht schon in den ersten Märztagen die Aussicht auf «inen Ausweg ver baut sein könnt« und dt« Alliierten ihr« Drohungen wahrzumachen beginnen würden. Wird das Ruhr- gebiet besetzt, so dürfte weder die Arbeit-freudig- keit der Bergleute gehoben werden, noch die Qualität der Kohl« sich bessern. Tie Wirkungen verminderter Förderung würden nicht nur die Franzosen spüren. In Deutschland selbst würde da» Heer der Arbeitslosen so wenig Steuern suhlen, wie di« stillgelegten Betriebe, und di» gesunkenen Produktionskräfte würden allen Au», fuhrabgaben ein schnelle» Ende machen. Welche polt- tischen Strömungen dann nach oben kommen, läßt sich SV nicht obsehen, eine» nur ist sicher, weder ein« Re gierung Lergt-Ludendorss—Scherich, noch tine solch« von Levi-KSnen-Adolf Hoffmann wär« prwillt, g«. schweig« denn imstande, irgendwelche Zahlungen auf Frankreichs Ansprüche zu vollziehen. Ob aber dl« neuen Wirren, in die Deutschland gestürzt würde, auf unser Land beschränkt bltcben, erscheint sehr unwahrscheinlich. Sin krankes Glied am großen europäischen Körper steckt die anderen an, und halbtnvalid« Staaten liegen genug vor unseren Toren, dt« schnell vom Fieber ergriffen sein würden. Bayerns Entscheidung. Kein Nachgeben, aber Hochhalten der «elcheelnheit. Ein« aintltche Mitteilung besagt: Tie Berliner Be sprechung der Staats- und Ministerpräsidenten vom 5. Februar gab in Bayern Veranlassung zu ein gehenden Beratungen sowohl im Ministerrar ivie im Schoße der Koalitions-Parteien. Im Mittelpunkt die ser Verhandlungen stand dt« Forderung der Entwaff nung und Auflösung der Einwohnerwehren, deren Bei behaltung für Bayern nach wie vor nach der Über einstimmenden Anschauung aller beteiligten Faktoren eine Lebensfrage bilde. Dieser Standpunkt, ,dn ausschließlich durch die Sorge für den staatlichen Wie deraufbau bestimmt wird, kann auch durch die neue Lage nicht umgestoßen werden. Hierbei stand die Einheit des Reiche» für alle'Betei ligten außer Frage. * Tas B. T. meldet aus München, daß di« Ver handlungen der bayrischen Koalttionsparteien Wer die angckündigte Note des bayrischen Kabinett- an die Rsichsregierung aln Mittwoch in später Abendstunde zu einer grnndsätzlichen'Einigung geführt hätten. Tie endgültige Formulierung der Note sollte gestern fortgesetzt werden. Tie bayrische Regierung werde in der Note zwckr von ihrem Standpunkt über die Zweck mäßigkeit einer einheitlichen Behandlung der Pariser Beschlüsse nicht äbgehen, .werde sich aber in der Entwafsnungsfrage den Anordnungen, welche die Reichs regierung für notwendig Kält und verfassungsmäßig verfügen wird, nicht widersetzen- Bayern sei ge willt, .die schwere Not, welche der Frieden von Versail les uns auferlegt hat, gemeinsam mit den Ländern und dem Reiche zu tragen. Entente-Maßnahmen gegen Bayern. Ein Berliner Mkttagsblatt bringt ein« Meldung aus Straßburg, wonach .in einer Sitzung Kes Obersten KriegSrateS in Paris die Besatzung bayrischer Städte in Aussicht genommen werden soll für den Fall, .daß die Einwohnerwehren nicht restlos entwaff net würden. In Berliner politischen Kreisen ist darüber noch nichts bekannt geworden. Man ist aber hiev der Meinung, .daß derartige Pläne der Entente immerhin in der Luft liegen, vct di« Londoner Presse schon vor einiger Zeit Maßnahmen gegen Bayern als Ersatz für dis Besetzung -es Ruhrgebietes vorgeschlagen hat. Kein Verhandeln in der Entwaffnungsfrage. HävaS meldet: Ter deutschen Regierung ist am 9. d. Mts. sine Mitteilung Zugegangen, wonach .die Alli ierten es ab lehnen, in London Wer die Entwaffnungs frage mit Deutschland nochmal» zu verhandeln. Die Be ratungen in London müßten sich ausschließlich auf die WiedererstattungSfrag« beschränken. Tie Verzögerung der Entwaffnung über die letzten Fristen hinaus würde zu den bereit» beschlossenen Maßnahmen gegen Deutschland führen. Die wirtschaftlichen Wirkungen lies Pariser Diktats. Auf.der Sachverständigenkonferenz am Mittwoch ist von den wirtschaftlichen Wirkungen der Pariser Be schlüsse und den wirtschaftlichen Folgen für Deutschland viel gesprochen worden. Von unterrichteter Sette ver lautet, daß insbesondere durch den Sachverständigen Rathen au in eindringlicher Weise betont wuroe. daß »» vor allem auf die Produktionskraft der deutschen Wirtschaft ankommt. Es genügt nicht, einen Vroduk- tionSgang aufzustellen, der nur von finanziellen Ge- sichtwunkten getragen ist. Wenn man überprüft« welch» Ueberschüsse bei sparsamstem Eigenverbrauch aü» der deutschen Volkswirtschaft herausgeholt werden können, so bleibt nichts andere» übrig, gl» von der letzten Zah lungsbilanz auszugehen, die für. 1913 vorliegt. Legt man die Ziffern für den gesamten Handel zugrunde, so ergibt sich für 1918 «in« Einfuhr von 12 Milliarden Goldnurrk (im folgenden ist immer von Goldmark die Rede) .und ein« Ausfuhr von fast 11 Milliarden, so daß ein Passtvsaldo von etwas.Mer ein« Milliarde Mk. erscheint. Tatz wir ein solche» Passtvsaldo unserer Han- drttbilanz ertragen konnten, unser« Zahlungsbilanz aber nicht passiv, sondern aktiv war, kam dahier, daß wir außer der Einfuhr ein« Meng« von Reserven be- saßen und zwar aus dem im Ausland« investierten deut, schen Eigentum, .aus dem Besitz von ausländischen Wert papieren, au» den Leistungen der deutschen Schiffahrt usw. All da» berücksichtigt, kamen wir schließlich zu einer aktiven Zahlungsbilanz. Und um dies« zu er- reichen, waren im Jahre 1918. wie erwähnt, neben der Einfuhr noch über ein« Milliarde Goldmark nötig. Schätzt man dl» deutsch* HandelAdikantz für da» Jahr 1920 vorsichtig und sachverständig mit etwa S Milliar den Einfuhr und höchsten» ö Milliarden Ausfuhr «in, sy «gibt dä» ein Passivsaldo der Handel»btlanz von 8 Milliarden. Diese» Passtvsaldo wird aber in der Zahlungsbilanz von 1920 nicht durch neu, Aktivposten ausgeglichen, wie Wit ft« früher hatten, im Gegenteil, dl» Zahlungsbilanz von 1920 schließt mit einem noch stärk««» Passtvabschluß gl» die Handelsbilanz, w«U wir all« Wert« verloren haben, di« wir früher zum Aus gleich der Zahlungsbilanz bi» zur Herstellung «ine» Aktivum» heranzwhen konnten. Denn die Liquidation de» deutschen Eigentum» im Ausland«, der Abfluß der Wertpapiere infolge de» Kriege», die Verteilung unse rer Flott«, di« Abschltetzung von den Weltmächten, da alle» hat ein* Balancierung unmöglich gemacht. Eine stark« Passivität der Zahlungsbilanz wird auch dadurch bewirkt werden, daß ein« starke Ueberfremdung unserer werbenden Anlagen im Inland« stattgefunden hat, so daß die Zahlungsbilanz Deutschland» im Jahre 1920 mit einem Passtvsaldo. von weit über 3 Milliarden Goldmark abschlietzen wird. Um unter diesen Voraus- fcitzungun das Gleichgewicht zu «halten, müßten »vir demnach ein Mehreinkommen von 60 Milliar den Papier mark erzielen. Vielleicht könnte ein« wettere Beschränkung der Einfuhr Platz greifen, aber die Alliierten selber drangen darauf, un» französischen Rotwein und französisch« Parfüms, englische Zigaret ten usw. zu verkaufen. Im Grunde genommen kommt man zu dem Resultat, daß wir die Einnahmequellen nicht vermehren und di« Einfuhr nur wenig drosseln können. Erhöht« Ausfuhr aber ist nur durch .Mehr produktion möglich. La» bedeutet ab« wieder neu* Rohstoff einfuhr und somit eine neue Belastung der Passivseite der Bilanz. Ties« Steigerung ist durch di« hohen Rohstoffpreise ziemlich Krotz, .selbst wenn man an nimmt, daß nur ein Viertel des Wertes des Ausfuhr- gutes in den eingeführten Rohstoffen zum Ausdruck kommt. So würde also ein Ausgleich der gegenwärtigen Zahlungsbilanz «st hei einer Verdoppelung .unser« gesamten Ausfuhr möglich sein. Kommt dann die Ausf.uhrabgabe von 12 Prozent, so ist ein weiterer Ausfuhrüberschuß von 11 Milliarden erforderlich. Dabei sind die Annuitäten nicht berücksichtigt,, die von 2 Milliarden auf 6 Dtilli- arden steigen sollen. Zieht man alle Faktoren in Rech nung, so müßte die Ausfuhr das dreifache de» gegen wärtigen erreichen. Dabei sind die B«sq dun «»ko sten mit 0,25 Goldmilliarden und die Zahlungen nach dem Ausgleichsverfahren, .die jährlich 0.75 Goldmtllit- arden erreichen dürften, nicht in Anschlag gebracht. Ob die Entente unsere Kvhlenlieserungea in dt» Annuitäten einrechnen wird, davon hat man auch noch nichts gehört. Immerhin bleibt, daß wenigsten» eine Verdreifachung der Ausfuhrleistung ,d«S besten V orkriegSiKb^e» 191S notwen dig wäre. Dabei haben wir landwirtschaftliche und in dustrielle Ueberschußgebiet« durch den Versailler Ver trag verloren, so daß es unS ausgeschlossen erscheint, die Produktion in so kurzer Zeit so erheblich.zu stei gern, abgesehen davon, daß die Massenflut der deutschen Waren in den anderen Ländern neue schwere Krisen Hervorrufen oder bestehende verschärfen müßte. 6nr aussekenmegenöe UntemSmg. Kriegsgefahr zwischen, England und Amerika k Tas Hauptthema der englischen Presse ist gegenwär- tig .der von amerikanischen Blättern au» London ge» bracht» Bericht über di« Unterredung «ine» hohen Be amten be» britischen Auswärtigen Amte» mit einem amerikanischen Journalisten in London..in welcher der englisch« Beamt« davor aewarot haben soll, daß sich da» englische und da» amertkanische Volk voneinander entfremden und erklärt haben soll: Wir gehen auf einem Weg«, der zum Krieg führt. Dieser Bericht stammt von der Hearstpresse und ist von der United Preß in den Bereinigten Staa ten derbrettet worden. Er hat dort beträchtlich^'» Aufsehen erregt, er beruht jedoch, wie in amtlichen Dementis von den englischen Blättern mitgeteilt wkst, auf .einer falschen Darstellung Ker Tatsachen. Der von dem amerikanischen Berichterstatter erwähnte Hobe Be- 'amte war der britische Botschafter kn den LVeirÜhi« Staaten, .Str Auckland Gedde», der in einer vertrau lichen Unterredung ,mit einem amerikanisch«« Journalisten in London di« Frag« der englisch-ameri kanischen Beziehungen erörtert«. Der Hauptzweck der Unterredung war, die Notwendigkeit «ine» engen Edv vernehmens zwischen Großbritannien und den vereinig ten Staaten zu betonen. Time» melden, daß di» Mehr zahl d« amerikanischen Berichterstatter in einer Son dersitzung die Frage ihrer zukünftigen Beziehungen zu. den Vertretern der Hearstvresse und der lArtte» Preß erörtert haben. Daily Expreß meldet au» Rewyork, daß da» Staatsdepartement die amerikanisch» Botschaft in London beauftragt hat, heim Auswärtigen Amt in London Erkundigungen in der Angelegenheit einzu- ziehem Sollt« e» sich bestätigen, daß Str Auckland Ged des zu dem amerikanischen Berichterstatter von der Möglichkeit «ine» Kriege» zwischen Ameri ka und England gesprochen hat, .so unterlieg» »» keinem Zweifel, daß die» auf sein» Stellung bet der augenblicklichen amerikanischen Swgierung nicht ohne