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Jahrgang. Montag, -,n 7. februor 1»2i Nr. 31 Das Wichtigste vom Tage. DI« Einladung d«r AlliiortrN zur Teil- Nochm« an d«r Londoner konf«r«n» M in vor- ttn mündlich Adordra^t worden. «Vor dtouvisch, Minist»» b«» Innern hat »in bedingt«» verbot der Tanzlupbarrel- ten erlass«». Auch da» bayrisch« Ministerium hält seinen Beschluß auf Verbot de» Karnevals ausrechi. . » Ein« Abstimmung im ungarischen Parla ment hat «in« Mehrheit gegen die RegierungS- Vorlaa« Eber die Thronbesteigung durch «inen Habsburger ergaben. « Der Ausschuß de» schweizerischen Gewerk- schaftßbunde» lehnte in seiner gestern abgehalte' n«n Sitzung di« geylanten Zollerhöhungen und oll« Beschränkungen der Einfuhr ab. uer Tageblatt Htacht, daß Wohl di« physisch« Macht d«r Z«n- tralmticht«, besonder» Deutschland», temporär zu brech«» war, daß aber der E «ist, da» wtsien und da» können t«»«» Lande» «in» unbedingte Not- Wendigkeit für di« ganz« Weltordnunp b«- d«ut«t. Ties« Erkenntni» beginnt sich heute fast all gemein in Amerika -u verbreit«» und wird bereit» durch industriell« Zeitschriften eingebend und zum Nutzen Ame rika» weiter entwickelt. Hierin gipfelt der Wendepunkt für die momentanen traurigen Verhältnisse Deutschland», und mit der Einführung de» neuen Präsidenten wird der sofortig« Frieden mit Deutschland «intreten. Die ser anrerikanisch.deutsch« Fried«» ist unbedingt notwen dig, nicht allein, um Deutschland »u helft«, ««in. um auch in Amerika wieder ein Erwachen de» ganzen ge schäftlichen Leben» in Bewegung zu setzen. Amerika kann di« augenblickliche Per- sUMPfsung he» ganzen Welthandel» nicht mehr lang« ertragen, e» bricht in seinen Ueberprvduktionen an Rohstoffen und Le bensmitteln ohn« Ausfuhr in seinen großen industriellen Unternehmungen zusammen. Es kann nicht mehr ohne Ausfuhr irgendeiner europäischen Macht «inen NegierungSlredit gewähren, .da. solch« Kredite gemäß der Konstitution bereit» die Grenz« erreicht haben. .Ame rika ist deshalb gezwungen, einen allgemeinen und euro päischen Weltfrieden zu fördern, um nicht allein seine eigenen Interessen zu wahren sondern auch die Gesun dung pes internationalen Handel» mit einem auf.fried licher Grundlage aufgebauten Frieden zu bedingen. Wie wett Amerika mit seinen großen politischen Tendenzen bei den alliierten Regierungen durchzudrtngen vermag, wird mehr oder weniger von den großen arbeitenden Massen der einzelnen Länder abhängen. Zweifellos» sind dies« Masken des Hader»,, de» Kampfes und detz überreizten Ehrgeizes einer Handvoll Politiker über- drüssig. Tie Völker trachten alle nach einer allgemein friedlichen Weltverständigung. Ti« Vorbedingung dieser Weltverständigung ist der international« Handel und die gesamte Weltindustrte, .die beide das friedliche Leben aller Völker in sich bergen. Ziehen wir alle diese wichtigen kommerziellen und politischen Fragen zusammen, so sind wir der Ansicht, daß Pas große demokratische Amerika in feder Bezieh ung die Macht besitzt, den langersehnten Weltfrieden.... 1V21 zu schaffen. Deutschland wird von Ame- rika seine finanziell« Hilf« erhalten, .mutz aber dafür sorgen, .daß da» wettere inner« Zerfleischen aufhövt,.und mit dem «nertkantsch- deutfchen Frieden wird unbedingt auch «in« Er leicht» rung pes furchtbaren Versailler Frieden» «intreten. Li« Weltfinanzen verlangen solches, und ohne Amerika und Rußland ist eine finanziell« Gesun- düng einfach .unmöglich, denn dies« beiden Län? der sind durch ihre natürlichen Hilfsquellen entscheidend. Aus den angeführten Gründen müssen wir es augen blicklich unterlassen, .bindende Preiskotierungen der von uns geführten und Ihnen bekannten Waren zu geben, denn die täglichen Schwankungen sind so groß, daß un sere Preise bei Briefausgabe den täglichen Kabelange- boten gegenüber als unmögliche Konkurrenz und al» ein falsches Bild des wirklichen Marktes erscheinen. Wir müssen ferner bis zur Besserung de» ganzen übers«» Ischen Handel» darauf bestehen, daß un» bet Erteilung Irgendwelcher Aufträge Kredit« in Newhorker Ban ken eröffnet werden. Wir bemerken jedoch, daß wir hierin ein« Besserung «intreten lassen werden, sobald die finanziell« Loge geklärt ist. Amerikanische Stimmungen. Eins großes amerikanisches Ausfuhr haus gibt einer Dresdener Firma in einem Briefe fol gendes interessante Bild von den Stimmungen in der Union. Nach dem Dresdener Anzeiger heißt es in dem Briefe: Wir nehmen Bezug auf unser Schreiben vom 20. August 1920 und gestatten uns, zu bemerken, daß die darin ausgedrückten Bedenken fast völlig zur Wirklich keit geworden sind. Wir haben deshalb unterlassen Zur verflossenen Jahr« abermals unsere gesellschaftlichen und politischen Ansichten unseren Vertretern zugehen lassen. Wir wären einfach in di« Lage versetzt worden, die sei nerzeit geschilderten Verhältnisse nur noch schwärzer zu entwickeln, .und unter dem allgemeinen Truck der zer rütteten Weltinteressen hielten wir es für geraten, wei tere geschäftliche Bericht« einstweilen etnzustelle». Das ganze Geschäft in Amerika war in den letzten drei Monaten des Jahres 1920 ein Chaos und ver zeichnete Verluste, die im allgemeinen die während des Krieges gemachten Gewinne bet weitem überschritten ha ben. Ti« Privatkredite wurden von den amerikanischen Banken zurückgezogen, große Posten aller Produkte wur den gezwungen auf den Markt geworfen«, und der dadurch bedingt« demoralisiert« Warenmarkt braucht nicht mehr, erörtert zu werden. Lieser Zustand kann einfach mit dem Wort« Panik in kommerzieller Weise bezeichnet werden. Das Jahr 1920 ist nun mit allen seinen Lei den und Enttäuschungen verflossen, und soweit wir die Zukunft in geschäftlichen und politischen Beziehungen zu beurteilen vermögen, dürft« in absehbarer Zett »in Au frassen zu ruhiger Ar bett und gesunder« Verhältnisse für di« Zukunft zu erwarten sein. Ta» amerikanisch« Volk hat durch die Wahl de» neuen republikanischen Präsidenten Harbins die ganz« Welt davon v«rständtgt, daß der Versailler Fried« mit dem berüchtigten Völkerbund« ein Unding ist, und daß England und Frankreich den Gedanken aufgeben müssen, unter Vorspiegelung allgemeiner und demokra tischer Ideen von Humanität auf Kosten von Amerika die Vorteil« de» Stege» am sich reißen zu können. Ame rika, soll überall hilfreich etngretfen, soll überall feine Finanzen frei zur Verfügung stellen, aber mutz nach Nettoregistertonnen «ingelaufen. Polen -raucht nicht nur Lebensmittel, Kleider und.Rohstoffs sondern auch Jndustrie«rz«ugntss, allfr Art. Rußland» Wirtschaft». Politik war darauf gerichtet, Pvlen niederzuhalten und nicht an den Welthandel anzuschließen. Taoon zeugen u. a. die vernachlässigt« Wetchselregulierung und der ge ring« Ausbau de» Eisenbahnnetze». Ta» versäumte läßt sich nicht im Handumdrehen gutmachen r aber di« Anw- rikaner haben fetzt ihr« Hand im Spiel und wollen Po- len in die Höh« bringen, natürlich in der Absicht, da bei zu verdienen. . , England ist.im Welthandel und Weltverkehr aber vi«l zu sehr erfahren, ..al» daß «» nicht erkennen sollte, wa» Amerika bezweckt. England Weitz, daß Polen die Tür zu dem riesigen russischen Wirtschaftsgebiete ist und möchte Amerika in Polen wirtschaftlich nicht allmächtig werden lassen. So hat auch der englische Schiffsverkehr im Tanziger Hafen seit 1913 erheblich zugenommen. Während damals 102 englische Schiffe mit 78 970 Netto- registertonnen im Tanziger Hafen erschienen, .stieg diese Zahl im vergangenen Jahre auf 215 mit 256 464 Metto- registertonnen. Sogar französisch« Schiffe, die bis 1913 Überhaupt nicht im Tanziger Hafen erschienen wa ren. zeigen sich seit-1919, wo ihre Zahl 9 mit 12014 Nettoregtstertonnen betrug, während sie 1920 auf 16 mit 23 889 Nettoregistsrtonnen stieg. Holländische, .nor wegische und schwedische Schiffe laufen zwar den Tan ziger Hafen wie früher an, allein di« Zahl der Schiffe, und Tonnage des Jahres 1920 bleibt hinter der des Jahres 1913 sehr erheblich zurück. Im Jahre 1913 liefen 99 holländische Schiffe mit 37 381 Netto registertonnen ein; 1920 betrug ihre Zahl nur 48 mit 29 236 Nettoregistertonnen. Noch viel ungünstiger ge staltet sich das Zahlenverhältnis der norwegischen Schiff«. Während 1913 nicht weniger als 203 Schiffe mit 124 248 Nettoregistertonnen eintrafen, waren es 1920 nur 59 mit 34197 Nettoregistertonnen. Etwas weniger ungünstig gestaltete fick das Verhältnis schwe discher Schiffe mit 332 und 70 249 Nettoregist-rton- nen im Jahre 1913 und 103 mit 26 459 Nettoreaister- tonnen im Jahre 1920. Die Zahl der deutschen Schiffe ist naturgemäß am größten; doch ist ihre Zahl von 1898 Schiffen mit 526 498 Nettoregistertonnen im Jahre 1913 mit 1006 und 204 958 Nettoregistertonnen im Jahr« 1920 noch nicht erreicht. Tie Schisse anderer Länder kommen bet dem internationalen Verkehr im Tanziger Hafen weniger in Betracht. Wenn in Polen und den anderen russischen Randstaaten erst Ruhe und Ordnung herrschen werden, kann der internationale Schiffsverkehr im Tanziger Hafen zu großer Bedeutung gelangen. Tie Weichsel ist eine mächtige Verkehrsader, die bis weit nach Polen und Rußland hineinceichr und einmal eine groß« Rolle für Len osteuropäischen Ver kehr spielen wird. Die Einladung nach Lonäon. Per französisch« votfchafter hat am Freitag im Auf trag« de» Präsidenten der Pariser Konferenz anläßlich feine» Besuche, beim Neichomintster de» Aeußeren münd lich di» Einladung übermittelt, zum 1. März deutsche Delegierte nach London zu entsenden. Der Minister hat sich die Antwort auf di« Einladung oorbehalten. »W. Hr. Eharle» Laurent, Exzellenz, beglaubigter Botschafter der französischen Republik beim Deutschen Reich, Hat nun also anläßlich cineS Besuch«», den er dem deutschen Außenminister macht«, im Auftrage des Prä sidenten der Pariser Konferenz mündlich eine Einladung für di« Londoner Konferenz, die am 1. März stattfin den soll. Merbracht. Gr hat seiner Einladung nichts! hinzugefügt, und Tr. Simons war daher nicht in der Lage auk diese Einladung zu antworten, sondern hat sich vielmehr die Antwort Vorbehalten, da erst noch eine Reihe Von Vorfragen geklärt werden müssen. Wir müs sen erst wissen, welchem Zweck die Londoner Konferenz dienen soll. Wir haben die feste Zusage, auf der Wie- dergutmochungskonferenz als gleichberechtigte Dec hand l un g st eil nehm er zu gelten. Zu dieser Gleichberechtigung gehört aber auch die Tatsache, daß nicht über ein feste» Abkommen verhandelt wird, son dern daß.da» jetzige Abkommen nur den Charakter von Vorschlägen hat. denen wir andere Vorschläge entgegen stellen, über die ebenso verhandelt werden muß wie über das Pariser Abkommen. Hierüber müssen wir erst kla ren Bescheid haben, und nur. wenn diese Vorfragen in dem hier skizzierten Sinne beantwortet worden sind, hat «Süberhaupteinen Zweck, nach London zu gehen. In jedem anderen Fall können wir vorerst darauf ver zichten, .besonders aber dann,, wenn- die deutschen Ver treter nur gezwungen werden sollten, ihren Namen un ter «in fsrtiggestellteS Diktat zu setzen. Auch die Aus kunft. ßl»s der Ministerpräsident Briand in der Kam mer gegeben hat, Paß Über die Flüssigmachung der Schuld gesprochen werden würde, genügt uns keineswegs. Tas will nur bedeuten, daß man darüber verhandeln w-ill, wem der ProvistonSprofit an etwaigen Krediten, die man Deutschland unter Umständen vielleicht geben will zufallen soll. Wie die Stimmung, in Deutschland ist, davon können sich ja die hier weilenden Ententevertre ter, wenn sie die Augen ausmachen, überzeugen. Sie werden dank ja sehen, daß eine Gleichstellung mit dem Deutschland vor der Unterzeichnung de» Versailler Ver trages vollkommen irrig, wär«. In dieser Beziehung ist besonder» der Aufruf wertvoll, den dt« deutschen Ar beiter- und Angestellten-Gewerkschaften an die Arbei ter der Welt gerichtet haben, ein Aufruf, der darauf hinweist, daß man jetzt ein« Summe von un» erpressen will, die so groß ist, wie das ganze deutsche National vermögen vor dem Kriege. Die deutschen Arbeiter sind nicht Willens, Sklavendienste für die Entente zu leisten, Wie das ganz« deutsch« Volk nicht willen- ist, ein Skla- venvolk der Entente zu werden. Danzigs internationaler Hafen. DD.«. Die wirtschaftlich« Notlage der vom Kriege betroffenen Länder hat bewirkt, daß diese in der Fern« nach Hilfs suchen. Ta richtet sich in erster Linie der Blick nach AMertka, und die Bereinigten Staaten Ha ben denn auch — wenigstens für das neuerstandene Po len — ein« HtlfStätigkeit entwickelt, Pie einzig dasteht. T«r Weg pon Newhovk nach Warschau führt über Dan zig »und da» Erscheinen mnerikanischer Handelsschiffe tm Tanziger Hafen bedeutet den Beginn einer neuen Zeit. Bi» zum Jahre 1913 hatte noch kein Schiff unter amerikanischer Flagg« den Tanziger Hafen angelaufen. E» schien, al» ob «» nur die Linien Newhovk—Hamburg oder Newhovk-Bremen gäbe. Tie Nordsee nahm , fast allen überseeischen Verkehr auf, und die Ostseehäfen ver lor«!» itmmer mehr an Bedeutung^ nur Stettin weist «inen steigend«» Verkehr auf. Li« in Newhork und Warschau entstandenen polnischen Schiffahrtsgesellschaft ten haben nach dem Krieg« alle Kräfte aufgeboten, um den Seehandelsverkehr — in erster Linie mit den Ker- einigten Staaten — einzurichten und zu steigern, .und di«s«» Bestreben scheint nicht ohn« Erfolge g«blteb«n zu sein. Im vergangen«» Jahre sind im Tanziger Hafen nicht weniger al» 6Ü amerikanisch« Schiff« mit 2L8 400 ttle-ire tz-oNtiselr* rNalöiriisait. Die Negierung bleibt bet ihrem Nein! Der L. Z. zufolge erklärte Reichsmintster Simon» in einer Unterredung mit dem Berliner Vertreter der Hearst-Presse von Wiegand auf die Frage« ob die Regierung wirklich bet ihrem Nein -lei ben werde: Ich kann nur sagen, wenn di« deutsche Regierung auch n«retnJotavonderErklär«ngabweicht,dt»tch tm Reichstage in ihrem Namen abgegeben habe» daß nämlich di» Pariser Beschlüsse für un,unänn«hmbar find,fv bleib« ich nicht länger tm Amt« und «erde da» Meinige dazu tum, daß mein Nachfolger nur dieselbe Politik betreib«« kann wie ich. Auf dt« Frag« Wiegand», Mas geschehen würde, wen» die Alliierten Zwangsmaßnahmen ergriffen, erwiderte Simon»: Dann müssen mir eben einig« Zett leiden und da, Leid ertragen. Di« Konferenz der Minifterprästdente«. Amtlich wird gemeldet: Unter dem Vorsitz de» Neich»kanzl«r» fand am Sonnabend ein« Besprechung der Staat»« und Ministerpräsi denten mit dem Reichslabinett über di« durch dt« Not, »om r». Januar geschaffen« politisch« Lag« statt. Der Minister de» Au»« «ärtigen gab einleitend «ine Uebersicht über de» Inhalt und dt« wetteren Absichten de» Reich»kabin«tt». Der Netch»«trtfchaft»- Minister ergänzt« dies« vueführungen nach der wirtschaftlichen Seit«. Der N«ich»minist«r de» Innern legt« dt« tm Inland zu ergreifenden Maßnahme« dar. Sämtlich« Anwesenden erklärte« ihr grundsätzlich«, Einverständnis mit der Stellungnahme de» Neichakabtnett», wie sie sich au« der Reich»tag»rede de» Mini ster» d«, Nuewärtigen vom 1. Februar ergibt. .ein« Der Arbeit»plan de, R«ich»tage». Nach den vorläufigen Ar- No-ns-n Ir.l M- B-rMun, Mk», ab« matz na« "n?» weltp olttischen EntwicklurHen ferngeha lten den kann. Ferner wird di« wegen der Beratung über di« Ne- wsrdrn. E» soll und muß sich dem alten Ränkesptel fü- parattonrnote zurückgestellt« -Interpellation über Oberschle- ! Gerade dies« Momente haben da» amerikani« st«n Ende Februar besprochen werden. Sollt« di« au««ärtige ich» Volk aufgeweckt und «»zur Erkenntnisse* Lag« «in Zusamm«ntr«t«n de» Reichstag«, vor d«n preußisch«»