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1». Jahrgang. un»flnz-ig-r für ^L^tzA^^vötsbb »as Erzgebirge ILMM «MSs-ME-ENMSL^i^SSSsZMSWWMS , .— «.,» pli,'«ng»n, i«M,r», s»il«ng»nu»>r>>,»« >»»» PsganstMlin u»s »kl,ft'«,», n,tzm,» s»st,uu«,,« ,»»,«I»»i llr. SZ. Mittwoch, -rq -. Zebruar 1-2l. Das Wichtigste vom Lage. yoretgn Vfflee gibt Vrkorrntr Der deutsch« Bot- schäft«r hat di« britisch« Negierung in Kenntnis ge fotzt datz di« deutsch» Regierung di« Stnla» düng -ur Londoner Konferenz annimmt. LI« Konferenz wird am 1. Mürz stattftnden. Nach W<alth»r Rathenau- Berechnung kommen dl« Ententefordetungen einer tätlich 14- stllndtgen Frohnarbet't der Deutschen auf anderthalb Menschenaltern gleich. * In Bremen lief.ein neu<r DaNryfer,.Hinden- buirg getauft, vom Stapel. W Tschitscherin hat eine Roke an Lord Cur- zvn gerichtet, in der er mitteilt, Krassin werde nach London zurLckkeh ren, um di« Wirt schalt Sver- handlungen zu Ende^u führen. TaS Hvmerule-Gesek für Irland wirb wahrscheinlich zurückgezogen werden, da die Iren auf ihrem Standpunkt dehar ren, zwei Parlamente in Irland nicht dulden zu wollen. Der Crnst c?er Stunäe. Dio mehrfachen Beratungen, die das Neichs ka bln et t am Montag abhielt, haben noch zu keinem ab schließenden Ergebnis geführt. In politischen Kreisen Berlins erwartet man mit Spannung den Ausgang der Ministerberatung in München und verkennt nicht dem Ernst der Latze, der eintrvten würde, wenii Bayern starr auf seinem Standpunkt beharrt. Man hat den Ein druck, daß der energische Widerstand, dem von Kahr durch die übrigen süddeutschen Vertreter in der Kon ferenz begegnete, .persönlich zwar nicht ohne Einfluß auf den bayrischen Ministerpräsidenten geblieben ist, däß aber die festen Instruktionen, die ihm mitgegeben worden waren, keine Revision seines Standpunktes zu ließen, wodurch es ihm auch unmöglich erschien, seiner seits sich zum Wortführer der Berliner Auffassung in München zu machen. In der Retchskabinettssitzung am Montag konnte infolge der völligen Ungeklartheit der bayrischen Stellungnahme demnach auch nichts weiter als ein Referat über die Situation gegeben werden. In politischen Kreisen wird die Ansicht ver treten, daß auch ohne die Zustimmung Bayerns der von der Reichsregierung' formulierte Standpunkt in der Entwaffnungsfrage voll und ganz aufrechterhalten wer den mutz, selbst auf.die Gefahr hin, daß man in der Antwort an die Entente gezwungen wäre, eine Aus nahme für Bayern vorzubehalten. Ehe man sich aber dazu entschließt, glaubt man, daß der Autzeumi-i nister alle nur möglicheU Anstrengungen machen wird, um Bayern zum EinlenkeN zu bewegen. Es kann des halb unter Umständen erwartet werden, daß! nach Ab schluß des bayrischen Ministerrates Außenminister Si mons persönlich .nach München reist, um sich mit den dortigen politischen Kreisen auszusprechen Neber die deutschen Gegenvorschläge konnte in der Kabinettssitzung naturgemäß auch noch keine kla re Einhelligkeit gewonnen werden. Es liegen An zeichen dafür vor, -ätz man bei der Frage der Aufbrin gung her Entschädigung durch eine Neuordnung des deutschen Steuersystems etwas eingehender verweilt. Man ist in politischen Kreisen der Auffas sung, daß die Belastung des deutschen Volkes durch direkt« Steuern ihre Höchstgrenze erreicht hat, die auch eine Vermehrung der indirekten Steuern außerordentlich schwierig machen würde. Man glaubt deshalb, daß. bei einer Vermehrung der indirekten Steuern eine Neugestaltung Fes direkten Steuersystems unumgänglich ist. Unr- satzsteuer»und Kohlenpeuer werden voraussicht lich sehr bald eine Aenderung erfahren. Die Aufrecht erhaltung der zwölfprozentigen Zollannuitäten müßte allerdings di« Wirtschaftskraft Deutschlands derart schwächen, -atz auch durch das härteste Steuersystem ein irgendwie befriedigendes Ergebnis nicht erzielt werden könnte. Jur Neäe Lloyä Georges. Aus deutschdemokratischen Kreisen wird geschrieben: Tie Rede Lloyd Georges in Birmingham erfordert ge rade von demokratischer Seite eine offene und deutliche Antwort. Lloyd George droht. Er glaübt in dem Wi derstände Deutschlands gegen die Pariser Beschlüsse den Geist Deutschlands von 1914 wieder zu erkennen, spricht von der Sach« der Gerechtigkeit, in deren Namen die Alliierten die Hetlighaltung der Verträge gegen die Männer von 1914, gegen die Klasse, die den Krieg pro voziert hätte, erzwingen würden- Das heutige Deutsch, land, entwaffnet, zermürbt, durch.die Politik der Alli- irrten zerrissen, mit -em Deutschland von 1914 Alt vergleichen, ist nutzloser Hohn, und wird wohl auch Yon den Flagellanten in den Kreisen der Unabhängigen, auf die Lloyd George spekuliert., nur als Hohn empfunden werden. Nicht die Alliierten stehen dem Deutschland von 1914, sondern da- völlig umgestattete, hilf- und wehrlos« Deutschland von 1921 steht genau demsel- Len Geeist, genau denselben Männern gegenüber, .auf denen heute noch der alliierte Anteil — und da» ist der größer« und schwerere — an der gemeinsamen Schuld am Weltkrieg lastet, den Männern, die dem Za ren silberne Schwerter überreicht, die russisch« Rüstun gen durch die Bedingungen ihrer Anleihen beschleunigt, die serbischen Pläne, die zum Kriege führen mußten gefördert und unterstützt, die Herrn Ssasonow aus Ve- terSburg in d«r Unterredung von Balmoral über Vie Freud« aufgeklärt haben, mit der England jede Gelegen heit ergreifen werde, den deutschen Konkurrenten zu vernichten. Deutschland weiß daß eS denselben Män- n«rn noch heute gegenüber steht, daß dieselben Männer noch heut« dieselben Pläne haben, daß die Beschlüsse von Paris nur die Fortsetzmrg der Pläne sind, .die zum Weltkrieg geführt, .sich im Versailler Frieden völlig ent- schleiert haben, und jetzt sogar über den Versailler Frie den hinaus fortgesetzt werden sollen. ES ist nach den Worten Clem«nceauS: Tie Fortsetzung des Krie ges mit anderen Mitteln, gegen die 20 Millionen Deutscher, di« zuviel auf -er Welt sind. Es ist der alte Konkurrenzneid. Deutschland soll ruiniert werden, und wenn der Versailler Friede dazu nicht ausreichen soll te, .muß er erweitert. Werden- Diese Erweiterung ist Paris. Tie Heiligkeit der Verträge? Aber die soll Wohl nur für uns gelten? Wie -kommt man dazu, unter Androhung Pon Sanktionen, von uns mehr und ande res zu erpressen, als der Vertrag von Versailles von uns fordert? Wenn Lloyd George- diesen Vertrag für nicht allzu heilig hält, so ligt er vielleicht Grund dazu, denn er weiß besser wie. wir. wie dieser, heilige Vertrag, diese magna charta der neuen Weltfreiheit, zustande kam. Er erinnert sich VH ne Zweifel däß dieser heilige Ver trag auf.einem Rechts- und Tre-ubruch, nämlich aus der Mißachtung -es Notenwechsels den Wilson namens -der Alliierten mit der deutschen Regierung über die Vor bedingungen der Wasfenniederlegung geführt hat, auf gebaut ist, daß er ohne mündliche Verhandlung, ohne die Möglichkeit der Geigenrede einem wehrlosen Volke als eine dicke Paragraphemsammlun-g mit Gewalt in den Schlund gezwungen wurde«, anders als Artaxerres und Cyrus oder irgend jemand anderes, auch das vor republikanische Deutschland, Verträge schlossen, die An spruch erhoben, heilig gehalten zu werden. Deutschland sieht in den Beschlüssen von Paris nur die alten Pläne der Vernichtung. Deshalb ist ejs zum äußersten Widerstand entschlossen. Tas Maß ist Poll. Der Jall Pnesöorfs. Tex preußische Minister des Innern hat einem Ge heimen Negierungsrät,.Major a. D., namens v. Pries- dorfs, der bisher Inspektor der Schutzpolizei war, mit einer kurzen Frist von kaum vier Wochen gekündigt und als Grund angegeben, daß die von ihm innegehabte Stellung zukünftig aus Sparsamkeitsrücksichten fort fallen werde; doch wird dem Beamten in Aussicht ge stellt, -atz er später als Leiter -einer demnächst zur Ver staatlichung gelangenden Polizeiverwaltung wieder ver wendet werden soll? Herr von Priesdorsf soll gegen die von ihm als ungesetzlich empfundene Kündigung Ein spruch erhoben und einen dienstlichen Urlaub angetre ten haben. Die Sache macht auf den ersten Blick einen unangenehmen Eindruck. Tie Begründung mit oer Sparsamkeit reicht natürlich nicht aus, und man ist ver sucht, nach Politischen Gründen zu suchen. Sie werden von verschiedenen Setten verschieden dargeftellt. Von der «inen, nebenbei gesagt, einem demokratischen Blatt Berlins, .wird behauptet,, daß ^Priesdorsf dem Verein sozialdemokratischer Polizeibeamten entgegxngetreten sei, weil er in der Polizei ebensowenig parteipolitische Agitation dulden wolle, wie sie in der Reichswehr ex- tragen werden kann, und das Blatt hat nun vermutet daß Herr Seoertng im Hinblick auf die Preußischen Wäh len seine Partei in seiner eigenen Beamtenschaft habe fördern wollen. Wenn diese Darstellung zutri-fft, wäre das Vorgehen des Ministers natürlich entschieden -zu verurteilen; aber wir halten es für ziemlich -ausge schlossen, daß der Fall so liegt — denn so töricht ist der Minister Severtng schwerlich, daß er 14 Tage vor den Wahlen seiner Partei eine solche Blöße geben wür de, .die natürlich von den gegnerischen Parteien, nament lich der Rechten, weidlich ausgenützt werden würde. Nach anderen Darstellungen hat der ehemalige Major von Prtesdorff sich nach -er Revolution zum Sozialismus bekannt und für die völlige Abschaffung eines Heeres in Deutschland sich ausgesprochen; später sei er aber dann ganz nach -er Rechten hinübergeschwenkt und habe den deutschnationalen Abgeordneten Material zugelrt- tet, -äs gegen den Minister verwendet werden sollte. Er hat ferner, wie es heißt, unter seinen Beamten nam- hafre Beträge verteilt, ohne daß man wüßte, woher das Geld stammt, und als der Minister Aufklärung vpn ihm fyrdert«, .dies verweigert. Trifft das zu, so hätte der Minister, .statt solche eine unzulässige wahltaktische Hand lung zu begehen« vielmehr offenbar einer, parteipolitisch gefärbten -Agitation ein Ende gemacht. Jedenfalls be darf der Fall einer genauen amtlichen Aufklärung, die auch von der Gegenseite, picht bestritten werden -kann- Bi» dahin wird man gut tun mit -em Urteil zurücki- zuhalten. Ltteins politische M«lö»ri*seir. Lorbsreituna, dl« die Organisation de, Händl«, t» Aussicht stellen, dir Organisation d«, schaft regeln und ein dritte» Rahmengesetz, da» d,, Fach, organtsattonen des Handwerk» nr» regelt. «et al» diesen Rahmengesetzen werden Voraussetzungen geschaffen wer. den, durch dt« dir in der Vrrfasjung festgelegt« Mitwirkung dr^ Arbeitnehmerseite in besonderer Weise gesichert wird. 1120 Protestversammlungen. Nach den am Montag früh vor liegenden Nachrichten aus dem Reiche sind am Sonntag im Reichsgebiete in insgesamt 1120 Prot« ft Versamm lung en Kundgebungen gegen die Pariser Beschlüsse gefaßt worden. Auch das amerilanisch, Staatsdepartement dementiert. Da, Staasdepartrment teilt amtlich mit, daß der amerikani sche Kommissar in Berlin nicht ermächtigt sei, ver. Handlungen mit Deutschland «tnzul»tten. Es stellt auch in Abrede, daß der Kommissar versucht habe, Besprechungen über die Frage von Verhandlungen -zur Herbeiführung ein«. Sonder- friedens mit Deutschland einzuleiten. Rücknahme der amerikanischen Besatzungstruppen? Die Fran zosen sind entschlossen, für den Fall, daß die Amerikaner ihre Be- sahungstruppen am Rhein verringern sollten, den Ausfall durch Verstärkung des französischen Kontingent» wettzumachen. Man rechnet damit, daß Harding alle Amerikaner vom Rhein zurückziehen wird. Neue Wafsenfund, bei Königsberg. Nachdem kürzlich in et- nem alten Militärschuppen etwa 30 unbrauchbare Feldgeschütze aufgefunden morden waren, hat das Wehrkommando eine Durch suchung aller Festungswerke angeordnet. Dabei wurden in einem außerhalb des Forts V gelegenen nichtbemachten Unterstand 750 Gewehre durch einen Offizier des Zeugamts aufgefunden. Die Waffen sind ordnungsmäßig zerstört und der Treuhandgesell- schaft übergeben worden. Eine Untersuchung ist eingeleitet war- den. Die lleberschichten im Ruhrgebiet. Die Verhandlungen >wi- schen der Regierung und den Vertretern der Bergarbeiterverbände wegen der Verlängerung des Ueberschichtenabkommens in Essen haben am Sonntag zu einer prinzipiellenEinigungge- führt. Die Vertreter der Bergarbeiter haben sich einverstan- den erklärt, daß die lleberschichten bis zum Abschluß der Ver ständigung weiter verfahren werden. Belgische Truppenzusammenziehungen. Auch an der belgischen Grenze mehren sich die Anzeichen dafür, daß die Alliierten An stalten treffen, durch Anhäufung von Truppenmassen einen Druck auf Deutschland auszuüben. Ganze Züge von bel gischen Truppen, Geschossen und Kriegsmaterial werden insbe sondere vor Malmedy beochachtet. Man gewinnt an der belgischen Grenze den Eindruck einer Mobilisation. Die Entente droht mit Besetzung Wien». Die karltstische Wiener Montagszeitung bestätigt, daß die Mantelnote, die dem Protokoll der Pariser Verhandlungen beigegeben ist, das Anschlußverbot aufs neue betont. Gleichzeitig verweist das Blatt darauf, daß der Wiener französische Geschäftsträger nach dem österreichischen Kabinettswechsel dem Bundeskanzler Dr. Mayr mitteilte, daß, falls Oesterreich tatsächlich den Anschluß zu voll ziehen beabsichtigt, die Besetzung Wiens durch südsla wische Truppen in Aussicht genommen sei. Ein polnisch-rumänisches Bündnis? Matin veröffentlicht eins Unterredung mit dem Fürsten Sapieha, der die bestimmte Mitteilung machte, daß Polen und Rumänien ein Bündnis ab geschlossen hätten. Die Tschechoslowakei ist vorläufig noch nicht daran beteiligt. Sapieha sagte, sie werde später daran teilnehmen, aber in einem kritischen Augenblick habe sie Polen verletzt und diese Wunde müsse erst heilen. Aufruhr in Galizien. In den Karpathen Ostgaliziens besteht, wie von Berliner parlamentarischer Seite verlautet, seit mehreren Tagen längs der galizisch-tschechoslowakischen Grenze ein er bitterter Kleinkrieg zwischen der ukrainischen Bevölke rung und den polnischen Okkupationstruppen. Das polnische Kommando schickte Truppen gegen die Aufständigen aus. Die Besetzung äer höheren Beamtenstellen. Die Bereinigung sächsischer höherer Staatsbeamten hat den sozialistischen Zeitungen folgende Erklärung übersandt: Die kürzlich ver öffentlichte Erklärung der Vereinigung ist vielfach nicht richtig verstanden worden. Ein Bet spiel mast gei gen. worum es sich für die- Vereinigung handelt: An genommen, eS soll die Stelle eines Faktors oder leiten den Metteurs in einer Druckerei neu besetzt werden, Und der Geschäftsführer oder Inhaber der Druckerei beruft nun etwa einen Tischler in diese Stellung, weil er in ihm einen zuverlässigen Gesinnungsgenossen besitzt, den er an dieser Stell«, für wünschenswert hält. Gang Zwei fellos werden sich die Setzer der Druckerei gegen dieses Verfahren wenden, selbst Mnn der Tischler einige Zei tungsartikel verfaßt und in einer Pressekommisston tätig gewesen sein sollte, also Fernstehenden al- «ine Art Sachkundiger erscheinen könnte. Und dabet könnte die Druckerei eine Zeitlang Wohl auch mit dem Tischler Iwet terarbeiten, .wenn die Setzer sich fügten und eitrige Er fahrene unter ihnen sich bereit fänden, dem Tischler. Imit ihrem Rät zur Seite zu stehen und sein« Obliegenheiten für ihn zu erfüllen. Uber mit gutem Recht wird sich jede Facharbeiterschaft gegen ein solche- Verfahren zur Wehv setzen. Die Vereinigung sächsischer höherer Starrt«, beamten wendet sich nun dagegen, daß diese- Verfah ren etwa bei der Besetzung leitender Beamten stellen zur Anwendung gelange, wie die- in einer Reih« von Presse.Artikeln gefordert worden ist. Die Frage lautet also:, Sollen Beamtenstellen besetzt wer den mit Fachleuten oder tnit Dilettanten, die vartei- ! politisch tätig gewesen sind? Toxin liegt, daß .sich die ! Vereinigung durchaus nicht gegen die Veruftrng der-