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ftuer Tageblatt M"WMLMMW»aEiWWM«WWM«WMl n,. 14. Das Wichtigste vom Lage. Wie <ü»H Kattowitzgemeldet wird, dead sich ri pen i« Bolen, Oderfchlesien während der Adsti In nung durckl Unterbrechung der Droht, und Visen- «hnlverblndungen vonDeuts.chla.nd zuisolieren. Der Secolo meldet au» Turin..da- vom Botschafter- kckt auch dir Verstärkung der,französischen und englischen Truppen in vberschlesion zur Sicherung der bevorstehenden Abstimmung ange- ordnet wurde. < ' O In Newhork Hot sich etk Ausschuß von be- kannten Deutschamerikanern gebildet, um ein« umfassend« Bewegung gegen die schwarze Schmach einzul«i!t«n. Na!ch «in« Meldung au» dem Sekretariat de» Völ kerbundes tritt der Bölkerbund»ratam 20. Mürz dis Bülkerbund-tagunp.Anfang Geotember 1S21 zusammen. gum iS. Januar I92i. von Senator TV. Peterstw, Mitglied de- Reichstage-. Träger der deutschen Geschicke und der deutschen Geschichte ist von jeher da- ganze Volk gewesen. Tas bleibt richtig, auch wenn man, wie wir von unserer liberalen Weltanschauung aus den Wert der Persön lichkeit hoch, ja entscheidend für die Entwicklung eines Volkes etnstellt. Tenn es ist wie eine einzelne Persön lichkeit, es waren und werden sein die vielen tüchtigen Persönlichkeiten, deren Zusammenwirken im Vinke den Stand von Politik, Wirtschaft und Kultur bestimmt. Tie Gründung des Reiches 1871 verdanken wir in erster Linie der Masse des Volkes, welche von den Befreiungskriegen ab in wachsendem Matze ein einheit liches deutsches Reich, gefordert und erstrebt bat. Bis marck war der geniale Gestalter dieses BolkSwillens, Kaiser Wilhelm I. der verständige Fürst, der sich dem Sehnen des Volkes zur Verfügung stellte und dem klugen Rat des verantwortlichen, Staatsmannes folgte. So hat das deutsche Volk nicht allein ein Recht, son dern di« Pflicht, .der. Reichstzrümdung zu gedenken. We der di« Fehler* .noch der unglückliche Ausgang der Staats form von 1871 dürfen unS daran hindern. Tenn das Volk ist lieben. Tas^Volk allein mutz und kann nach dem Zusammenbruch der. alten Staatsform das n«ue Reich politisch, wirtschaftlich und kulturell wieder aufbauen. Gerade sein« Leistungen^ in der Ver gangenheit, sein« immer wieder, erwiesene Kraft ^Schick- saisschläg« SU überwinden, au» Unterdrückung und Un glück neue Kräfte wachsen zu lassen, .gibt uns dir Ge währ für eine gut« Zukunft.' Könnten wir nicht auf die Tüchtigkeit unseres Volke» au» seinen Taten in der Vergangenheit heraus vertrauen, wir wären verloren. So ist e» in erster Linie Pflicht der demokratischen Par teien. dem deutschen Volk am 18. Januar 1921 die Taten unserer Väter ins Gedächtnis zu rufen und eS zu .mahnen, sich dieser Laten in der. neuen Staatsform der Republik wütdig zu erweisen, ik der e» ielbst Trä ger und Bildner seine» Geschicke» geworden ist. « präfl-eal Ebert zum Nelchsgrün-ungstage. Der Reichspräsident hat au» Anlatz deS heutigen! Tage» folgende Kundgebung erlassen: Am 18. Januar sind KO Jahr« seit ver Einigung Per deutschen Stäm me zu einem einheitlichen StaatSgebi.lv« ver gangen. Di« Sehnsucht unserer vorfahren, da» heiße verlangen weiter Schichten de» Volke» in allen deut schen Gauen fand hierdurch ihre späte Erfüllung, und dies« Erfüllung blieb von Dauer. In allen schmerzlichen Verlusten, die uns jetzt durch Krieg und Frieden betroffen haben, ist uns — fast al» einziges >— da» eine große Unglück erspart geblieben, daß die deutschen Länder wieder au'sein- an berge fallen sind. Sie halten aneinander fest. Darüber wollen wir. un» freuen, wenn wir auch mit besonderer Trauer an diesem Tage zu allen deutschen Landesteilen hinüberblicken müssen, die gegen ihren Willen von ihrem stammverwandten Lande getrennt sind und auf.da» besonder» schwer leidende Oesterreich, da» mit dem Herzen zu un» strebt, wie wir zu ihm. Unsere innere staatliche Einheit weiter zu erhalten und zu festigen, mutz Unser aller fester Will« jein. Wenn un» auch politisch« und wirtschaftliche Anschauungen mehr al» gut ist trennen, in einem sind wir all« einig r Gren-! zen sollen un» nicht trennen! Dis Einheitlichkeit un sere» deutschen Vaterlandes ist.für uns alle ein Stück unsere» Glauben», unserer Liebe und unserer Hoffnung. Berlin, ^i8. Januar 1921. Der Reich »Präsident (geg.) Ebert. Der Retch»kanzler (gsz.) Dohrenbach. Aufruf an Sie -rutsche 7»ge«-. Der erste Vorsiümd« de» Reichsbundes deutsch demokratischer Jugendderetn« Heinrich Lands hl, er läßt zum 18. Januar folgenden Aufruf.an die deutsch« Jugend: Deutsche Jugend! Fünfzig Jahr« be steht heute das Deutsch« Reich Am 18. Januar 1871 wurde die staatlich» Einigung der Deutschen, di« Sehn- sucht de» deutschen Bolte» seit den Bekreiung»krteg«n, Vlrnrtag, -rn 1». Januar 1-21. verkündet. Ein gewaltiges Werk war vollbracht, di« Grundlage für »ine neu» deutsche Größe gelegt, tznd eine glänzend« äußere Entwicklung nahm Bismarck groß« politisch» Neuschöpfung in den folgenden Jahr zehnten. Jetzt aber, .fast SO Jahr«, nachdem «in glän zender Sieg un» die staatlich« Einigung brachte, hat «ine furchtbare Niederlage dem Staat von 1871 zusam- menvrechen lassen.' Er mutzt« zusammenbrechen, weil Bi-marck» Werke nicht mit der fortschreitenden Ent. Wicklung de» deutschen Volke» fortgäbtlldet worden wa ren, weil der Staat nicht im volk-bewußtsetn lebte, weil 'Volk und Staat nicht ein» ivaron. Aber die deutsche Einheit ist geblieben! Ta» deut- sch« Volk, .jetzt erst, durch die gemeinsame protze Not, al» Volk wirklich geeint, ist nicht zusammongebrochon. E» will al» einige» Volk wetterleben und hat sich.de»^ halb sofort einen neuen Staat, seinen deutschen B olk»staat, .geschaffen- Deutsche Jugend, auf! Die Weimarer Verfassung Mhrt da» Werk von 1871 fort und vollendet e». Durch.sie ist die staatliche Eini gung pon 1871 fprtentwtckelt worden zur Bolk»einigung. Wir Jungen glauben an diese BolkSelnigung allem Partei, und Klassenstreit zum Trotz. Wir Jungen wollen sie verwirklichen — in feder Hinsicht. Tie deutsche Volksgemeinschaft ist unser Ziel, nicht al» Phrase, sondern als Wirklichkeit im po litischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben. Wir Jun gen müssen und wrrden den jungen BolkSstaat mit warmem Leben erfüllen. Ter Weg ist frei. Von uns von jedem einzelnen Deutschen. hängt jetzt das Schick sal Deutschlands ab. Wir müssen als Glieder dieses Staates Persönlichkeiten sein, erfüllt von sicherem Selbst- bewußtsein und starker Derantwortungsfreude, welche die Vollendung der Persönlichkeit und ihrer Freiheit erst im Dienst« an der Gesamtheit und in der sozialen Ge rechtigkeit erblicken. 'Fichte hat 1813 gesagt: Bon den Deutschen wird erst dargestellt werden, ein wahrhaftes Reich des Rechts, wie es noch nie in der Welt erschienen, in aller der, Begeisterung für Freiheit de» Bürgers, die wir in'der, alten Welt erblicken, .aber ohne Aufopferung der Mehr zahl der Menschen als Sklaven, ohb« welche die alten Staaten nicht bestehen konnten: Für Freiheit gegrün det, auf ^Gleichheit alles dessen, wa» Menschenantlitz trägt! — Wir jungen Deutschen! Am! 18. .Januar 1921 letzt un» geloben, daß wir jene Begeisterung der Frei heit und der Gerechtigkeit in unserem, Herzen wachhal ten wollen, damit im deutschen BolkSstaat irtzt das Reich de» Recht» entstehe! Die Regierung Vrianä. Nv. Herr Peret hat den von Millerand bekomme nen Auftrag, .ein Ministerium zu bilden, nicht aus,Äh ren können, weil er nicht in der Loge war, den Gegen satz zwischen Briand und Poincare zu überbrücken* So wohl Briand als auch.Poincare waren prundsätz- lick bereit, Ln das Ministerium Peret einzutreten, je doch verlangten beide für sich daS wichtige Autzenmini- srerium. Peret hatte Poincare das Finanzministerium zugedacht, der aber nicht bereit war, -ie zweite Geige zu spielen, insbesondere deshalb nicht das Finanzmini sterium Übernehmen wollte, weil er den Finanzminister als abhängig vom Außenministerium ansah. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß von irgendwoher Winke ge kommen sind, auf Herrn Poincare zu verzichten. Ter Widerstand gegen ihn hat sich auch in der französischen Presse bereits bemerkbar gemacht, und in der Lat hät ten Verhandlungen, .die PoiNeavv sowohl mit den Alli ierten al» auch.mit Deutschland geführt hätte, Schwie rigkeit«« gebracht, .ohne daß sie Erfolg-Möglichkeiten ge boten hätten. Wir können das Ministerium Briand deshalb begrüßen, weil mit Aristide Briand ein Alarm der ersten politischen Garnitur den Posten des Ministerpräsidenten und des Außenministers übernom men hat. Peret wäre ebenso wie LeygueS nur der Strohmann Millerands gewesen. Wenn auch Herr Briand eine Politik machen wird, die im wesentlichen mit d«r MtllexandS übereinstimmt, .so ist doch die Ab hängigkeit von dem Präsidenten der französischen Re publik nicht so groß, wie -sie e» bei den vorgenannten Persönlichkeiten gewesen wär«. Briand ist ein Mann, der einen Sinn für die wirtk.ch.aftlichen Notwen digkeiten hat. Er wird sicherlich auch aus Deutsch land hera.uSho.len wollen, wa» auS Deutschland heraus zuholen ist, aber man kann doch immerhin damit rech nen. daß er auch gewisse LebenSnotwendigkeiten Deutsch land» begreifen wird. Als Ersatz für Poincare ist Barthou in das neue Ministerium eingetreten. Bar- thou bedeutet ohne Zweifel «in« Konzession an die Na tionalisten. Für die befreiten Gebiet« wird Louch « ur tätig sein, dem die Materie de» Wiederaufbaues bereit» durch.sein« frühere Tätigkeit bekannt ist. Loucheur ist Ftnanzmann genug, um ebenfall» zu erkennen, worauf «» ankommt. Wenn er früher einmal versucht bat. in der Frag« de» Wiederaufbau«» der zerstörten Gebiete Forderungen aufzustellen, die wir nicht erfüllen können, so, wird «r sich «vielleicht -im Rahmen de» neuen Mini sterium» auf'.Möglichkeiten besinnen, .die wirklich beiden Ländern nützen. Die Anwesenheit Barthou» braucht nicht sonderlich tragisch genommen zu werden, da er allein ja nicht in der Lag« ist!» da» Gesicht und die Politik de» Gesamtministerium» zu ändern. Wa» schon an divser Stelle betont worden ist. daß nämlich die Kam- 1-. Jahrgang. merm«hrh<it Angst vor ihrer eigenen Courage bekom men würde, ist eingetreten. Schließlich ist nur «in Wech sel der Personen zu verzeichnen, vtzlne daß in der Ge samtpolitik «in« Aenderung eintreten dürfte. Eine solch« Aenderung kann schon au» dem Grund« nicht etntreten weil auch die französische Politik in' gewissem Ginne zwangsläufig jst. , > v/iand» Programm, " Tie Neue Zürcher Zeitung meldet au» Parts: Briand» Au-sprache mit den Parteiführern am Sonn- tag^mittag schloß mit den Worten: Wir werden Frank reich» Vormachtstellung in Europa für 30 Jahre befestigen. Wir werden aber auch dem früheren Feind« Gerechtigkeit wiverfgh- ren lassen müssen. — Dazu wird noch gemeldet: Da» Genfer Journal erfährt au» Part»: Nach rtner HavaS- meldung hat Briand folgende Richtlinien keiner Poli tik festgelegt: 1. Notwendig« Erfüllung de» Der- sailler Vertrage» von Deutschland, 2. Ernste» Einvernehmen mit den Alliierten 3. Auf rechterhaltung der politischen Stellung Frankreich» auf dem europäischen Festlande. England will nicht» wissen. Ter diplomatisch« Mitarbeiter de» Daily Ehroniele ist.offiziell ermächtigt worden, das von der französischen radikalen Presse verbreitet« Gerücht, die britische Vte- gierung habe ihr Veto gegen' die Aufnahme VoincareS in das neue französische Kabinett ausgesprochen, al» falsch zu bezeichnen. — Dieses Dementi kommt bemerkenSwerterweise erst, nachdem das Kabinett Briand ohne Poincare gebildet ist. l Hoovers Hilsswerk für äie Rmäer Mitteleuropas. AuS Newhork wird der deutschen Presse die Nach richt zur Verfügung gestellt, daß bi« erste Massenver anstaltung in der von Herbert Hoover organisierten WohltütigkeitSkampagne zur Aufbringung von 33 Mil lionen Dollar für die notleidenden Kinder Mitteleuropas am 19. Dezember im Metropolitan-Opernhaus attpe« gefunden und einen vollen Erfolg erbracht hat der Liste der Spender finden wir Mr. E. H. Harriman mit 25 000 Dollar, Mr. Felix Warburg -mit 10 000 Dollar und manche andere in Deutschland bekannte Namen mit ähnlichen Beträgen. Eine Summe von 612000 Dollar ist allein durch diese Zeichnungen, Mir den Hoover-Fond» gesichert worden. — Ta- Hilfswerk ist aus breitester Grundlage organisiert. DaS amerikanisch« Rote Kreuz und die über das ganze Labd verzweigten Organisa tionen haben sich zu gemeinsamer Arbeit zusammen gefunden. Ihre Vertreter bilden den Eurooean Relief Ciouncil, der unter HovoexS Vorsitz die gesamte Hilfs tätigkeit leitet. Nach Schätzungen des European Relief Council gibt eS in den Ländern Mitteleuropa» zurzeit etwa 3 500 0000 Kinder, .die bis zur Einbringung der nächsten Ernte vor weiteren Entbehrungen geschützt iver- den müssen. Tie private amerikanische Milvrätiakeiv hat bei ähnlichen Anlässen bewiesen, daß sie großzügig zu geben versteht. So erscheint die Hoffnung berechtigt, daß .sie auch diesmal die zur Verwirklichung der Hoover» schon Pläne erforderlichen gewaltigen Mittel — «s han delt sich um einen Gesamtbetrag von 33 Millionen Dollar oder nach gegenwärtigem Kursstand umgercchnet, von 2V» Milliarden Mark — zufämmenbringen wird- Ter Bericht, den der amerikanische Senator Cor- mick ans .Grund seiner Europaretse seinem Freund« Hoover erstattet hat, .mag.seinen Anteil daran haben, daß die erste Massenveranstaltung in der -roßen nord amerikanischen Wohltätigkeitskampagne zugunsten der Kinder Mitteleuropas die besten Aussichten eröffnet, daß die Mittel aufgebracht werden,.di« Hoover für not wendig hält, damit in Mitteleuropa 17 000 Waisenhäu ser, Hospitäler, Kliniken und öffentlich« Küchen ununter brochen t n Tätigkeit bleiben können.' Las amerikanisch« Hilfswerk wird von sieben großen humanitären Gesell schaften organisiert, die ihre Arbeit Über da» ganze Land aüsgedehnt haben, ES ist.erfreulich, daß man von Amerika etwas so eindeutig Gute» -neiden kann. Die deutsche Oeffentlichveit ist seit langer Zeit geneigt, nach den Erfahrungen, die wir mit Wilson gemacht haben, die Enttäuschung Mer feine Politik auf unser ganz«» inneres Verhältnis zu dem amerikanischen Volk ein wirken zu lassen. Allein, e» bleibt nun einmal richtig, daß in Vor amerikanischen Seel« neben dem berechnenden Geschäftsgeist eine kräftige und stet» gepflegte Mensch lichkeit gelebt hat Und noch lebt.- Man darf nur nicht di« beiden Seelen sozusagen durchoinandermengen, wie wir^ es während de» Kriege» vielfach.getan haben. Da mals hat mancher unter un» einseitige Hoffnungen auf don Gerechtigkeitssinn und di« Humanität der Ameri kaner gesetzt. Jetzt aber müssen wir un» hüten, .in den gegenteiligen Fehler zu verfallen, in dem amerikanischen Charakter etwa nicht» weiter sehen zw wollen, al» Ge schäftssinn und kühle BerstandeSpoltttk. DaS Puri taner« und Quäkertum hat in ihnen in langer Ueber- lieferung ein« seelisch« Kultur entwickelt, deren Eigen art und Wert wir anerkennen müssen. Eine Probe da von ist eben da» Hooversche Hilfswerk für di, Kinde« Mitteleuropa».