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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 22.12.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-192012228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19201222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19201222
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-12
- Tag 1920-12-22
-
Monat
1920-12
-
Jahr
1920
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«r. LSS. Luer «agediatt und Anzeiger für da» Grzgevirge. Mittwoch, den SS. Dezember 1VS0. Mederaefdaee» erstreben »nd all« Anstrengungen machen zue Vesttgun» bester veztehungen mit den vllierten und dem verbündeten «er.tien. »te Gärung in Indien« Di« von Thandt organtstertr Pro« testbewegung breitet sich in ganz Indien au», besonder» bei den Studenten und den unteren Volksschichten. Die Gebrüver Alt. di« wie Dhandt daraufhin arbeiten, daß ave Inder di« Mitarbeit mit den Engländern verweigern, sind vorwiegend in moyamedanitz schen Kreisen tätig und halten in Moscheen Brandreden. Die Lag« ist infolge der bevorstehenden Inkraftsetzung der indischen V»rfassung»r«form beunruhigend. Wettere Auflösung von Abwickelungsbehöräen. vom 1. Januar 1921 ab werden erneut ein« großes Anzahl von Abwicklungsbehörden aufgelöst. Es bestehen von diesem Zeitpunkte unter dem Reichsfinanzministerium (Retchsabwick- lungsamt nur noch die Heeresabwicklungsiimter (früheren Kriegsmtnisterten der Länder Preußen, Bayern, Sach, sen und Württemberg) und die Vbwicklungsintendan« turen (früheren Intendanturen der Armeekorps). Aufgelöst werden alle Abwicklungsämter (früheren Generalkommandos) und all« sonst noch bestehenden kleinen Abwicklungsstellen. Die Restarbeiten der Abwicklungsämter werden von Zweigstellen der Abwicklungsintendanturen bearbeitet. Solche Zweigstellen be finden sich in Dresden-N., Große Klostergasse 4, in Leipzig, Ehren steinstraße S Die Abwicklungsintendanturen mit diesen Zweig stellen sind die einzigen Dienststellen, die vom 1. Januar 1921 ab di« persönlichen Ansprüche der Kriegsteilnehmer und Hinterblie benen erledigen, soweit dafür nicht die nachfolgenden Behörden zuständig sind. Die Versorgungsangelegenheiten sind an das Reichsarbeitsmintsterium übergegangen. Eie werden von den Versorgungsämtern (früheren Bezirkskommandos) bearbeitet. Un ter dem Neichsministerium des Innern stehend, bearbeitet das Zentralnnchweiseamt für Kriegernerluste und Kriegergräber alle mit Kriegerverlusten zusammenhängenden fragen (Vermißten nachforschung, Nachlaßsachen usw.) Dem Neichsministerium des Innern unterstehen jetzt die Landesaufnahmen der früheren Bun desstaaten. Sie bearbeiten alle Vermessung!-- und Kartenange- legenheiten. Außerdem unterstehen dem Reichsministerium des Innern das Reichsarchiv sowie die in Vorbereitung befindlichen Neichsnebenarchive der Länder und Provinzen, welche die Akten des alten Heeres verwalten. Zu o^rn Wirrungskreis der Reichs Zentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene unter dem Reichsab- wicklungsanit gehören alle Angelegenheiten der fremden Kriegs gefangenen Dir Angelegenheiten der Proviantämter, der Garni sonverwaltungen und des Militäcbauwesens des alten Heeres werden von den Landesfinanzämtern — Abteilung Reichs chat- verwaltung — zu Ende geführt. Hierbei wird erneut darauf auf merksam gemacht, daß Ansprüche auf Grund geschlossener Verträge nach dem 39. März 1929 nicht mehr geltend gemacht werden konnten. Die Bearbeitung folgender Angelegenheiten ist zur Beschleu nigung der Abwicklung bei den Abwicklungsämtcrn zurzeit ein gestellt : 1. Sämtliche Arbeiten für Ordens-, Ehren- »nd Abzeichen. Angelegenheiten. 2. Sämtliche Anträge auf Eharakterverleihun- gen und Erteilung der Erlaubnis zum Tragen einer Uniform. 3 Anerkennung und Berichtigung von Personalbogen. 4. Dtenst- leistungszeugnisse für nicht mehr in de^ Abwicklung tätige Per sonen (diese müssen sich unmittelbar an ihre früheren Dienstvor gesetzten wenden). 8. Sämtliche Arbeiten statistischen Inhalts für da» Zentralnachweiseamt und andere Behörden. 6. Arbeiten jeglicher Art an den Militärpässen, wie auch deren Aushändigung. 7. Nachforschung nach verschwundenem Heerevgut. 8. Gedenkblät- ter sind nur noch auf Anfordern der berechtigten Angehörigen zum Versand zu bringen, Gesuche zu 1. und 2. werden nur dann noch bearbeitet, wenn sie bis 29. Dezember 1929 eingegangen waren. Don Staät unä kanä. Aue, 22. Dezember 1920. Zur Feier de» Hohneujahrstage», Der Sächsische Landtag hat am 17. Dezember beschlossen, daß künftighin der Hahneujahrs- tag und der Frühjahrsbußtag als staatliche Feiertage Wegfällen sollen. Don maßgebender kirchlicher Stelle erfahren wir hierzu folgendes: Durch diesen Beschluß des Landtages wird die Frage, ob die kirchliche Feier der beiden Feiertage aufrecht erhal ten wird, in keiner Weise berührt. Ob künftighin das Epiphaniasfest auf den darauffolgenden Sonntag verlegt werden soll oder nicht, wird kirchlichersett» demnächst geregelt werden, ebenso die Fra<ge der kirchlichen Feier de» Frühjahrsbubtages. Für den S. Januar 1921 verfügt eine soeben erscheinende Verord. nung de, Evangel-luth. Lande,konststorium», dah andies 1 ein > Tage Gottesdienst stattftnden soll« Verlängerung der Weihnacht,serten «egen Prennftofsmangel. Da« sächsische Kultusministerium gibt in einer Verordnung be kannt, daß es zulassen will, daß für Schulen, die nicht ausreichend mit Heizstoffen versorgt sind, der Unterrichtsbeginn nach den Weihnachtsserien auf den 19. Januar festgelegt wird. Die Entschließung steht den Direktionen der staatlichen und den Kdm. Missionen der nichtstaatlichen höheren Lehranstalten, sowie den Beztrksschulämtern zu. Sächsisch« Industrie und Kohlennot. Aus Dresden wird ge schrieben: Der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Indu strieller nahm in seiner Sitzung vom 18. Dezember d. Js. auf Grund zahlreicher Vorstellungen aus Milgliederkreisen erneut Stellung zu der Frage der Kohlenvedsorgung der sächsischen In dustrie. Es wurde hierzu an Hand eines von sachverständiger Seite gehaltenen ausführlichen Referates festgestellt, daß die Koh lenversorgung der sächsischen Industrie immer noch völlig un zureichend ist und die vorhandenen Produktionsschwierigkei- ten in zahlreichen Branchen der sächsischen Industrie in erster Li nie auf diese ungenügende Kohlcnzufuhr zurückgefllhrt werden müssen. Die mangelhafte Kohlenlieferung ist nach Meinung des Gesamtvorstandes in erster Linie auf die Wirkungen des 2 p a - A b k o m m e n s , ferner aber auch darauf zurllckzufiihren, daß trotz aller Aufklärungsarbeiten des sächsischen Landeskohlen amtes die Bedeutung einer ausreichenden Kohlenvcrsorgung der sächsischen Industrie nicht an allen Berliner Stellen voll gewürdig-t wird. Es ist dringend nötig, daß bei al len Vie Kohlenwirtschaft betreffenden Maßnahmen die besonderen Verhältnisse des sächsischen Wirtschaftslebens voll gewahrt wer den. Tausende von Erwerbslosen könnten be schäftigt werden, wenn genügend Kohle Zuge- wiescn würde. Zu diesem Zwecke wolle die Regierung alle Mittel nufbieten, um die Belegschaften der sächsischen Steinkohlen" rcviere dazu zu veranlassen, daß sie gleich den Belegschaften der übrigen deutschen Steinkohlenreviere sich zum Verfahren der achten Arbeitsstunde entschließen. Weiter muß ver langt werden, daß die sächsisch« Regierung ungesäumt und Zu an nehmbaren Bedingungen dem privaten Kohlenbergbau dieienigen staatlichen Kohlenfelder zur Verfügung stellt, die er Zur Vergrö ßerung .der Betriebe und zu ihrer größeren Wirtschaftlichkeit und damit zur Hebung der Produktion benötigt. Dem Gemeinwohl wird nach Ansicht des Vorstandes zurzeit weniger durch Erörte rungen über die lleberfiihrung des Kohlenbergbaues in die Ee- meinwirtschaft gedient, als durch Maßnahmen zur Heb ung der Produktion. Die Besserung der Lage des sächsischen Arbeitsmarktes hat im November weitere Fortschritte gemacht. Die Zahl der unterstützten Ermerbslo'cn verminderte sich vom 1. zum 15 November von 98 253 auf 93 228. Gegenüber der Erwerbslosen- j ziffer von 112 931 am 15. September ist die Besserung ganz er heblich. Der Rückgang ist jedoch nicht allgemein und beruht zum Teil auf den stärkeren Anforderungen des Weihnachtsgeschäfts, so daß sich nicht übersehen läßt, ob die Besserung der Arbeitsmarkt-! läge ein« dauernde sein wird. Infolge Einstellung der Außen arbeiten haben sich die Arbeitsmarktverhältnisse' in der zweiten Hälfte des Monats vielfach ungünstiger gestaltet. Gottesdienst für Taubstumme. Am zweiten Weih rachtsfeier- tag, den 26. Dezember, mittag 12 Uhr, wird Pfarrer Leßmül-^ lerin der Nikolaikirche inAue einen Weihnachtsgottes-! dien st für Taubstumme halten. Nachmittag iL3 Ubr fin de: im Restaurant Muldental ein« gesellige Zusammenkunft der ' Gottesdienstbesucher statt. Zwecks Erlangung der gesetzlichen Fahrpreisermäßigung müssen sich die ta Mummen Teilnehmer an Pfarrer Leßmiiller in Aue wenden. Einstweilige Forterreilung des Religionsunterrichts an den! Volksschulen. Das sächsische Kultusministerium hat engeordnet, > daß bis zum Inkrafttreten der in Artikel 146. Abi. 2 ' -r Reichs verfassung vorgesehenen Bestimniung der Landesgesetzg bung Re ligionsunterricht nach dem im Derordnungswege getro fenen Be stimmungen erteilt werden muß. Versetzung in den Ruhestand. Die Direktionen und die Schul kommissionen der höheren llnterrichtsanstalten werden veranlaßt, denjenigen Lehrern, die Lis zum 31. März 1921 da 65, Le bensjahr vollendeten, die sofortige Einreichm q der An träge auf Zurruhesetzung aufzngeben. Die nach der 3 erordnung vom 31. März 1919 zu erstattenden Dordrucküerichte werden bis Ende dieses Jahres erwartet. Zur Aufbringung von Beihilfen für Rentevrmpfä, ge« haben die Postonsialten auf Beschluß des Reichstages von st tzt ab die versicherungsmarken zum doppelten Nennwert» zu ver kaufen. Zulatzmarken werden noch zum einfachen Nennwert» ab gegeben. Für Veteranen I Die Kriegsteilnehmer von 188», 18öS, 1870/71, di« Veteranenbeihilf, erhalten, werden ersucht, morgen vormittag 9 Uhr in der Ratskanzlet de» Stadthaus»» sich einzu finden, Di, Empfänger von Milttärversorgunnsgobühmlissen «erden darauf aufmerksam gemacht, daß die nächste Zahlung der G«' bühren bereits am 23. Dezember stattftndet. Wie un» von zuständiger Seite mitgeteilt wird, ist es zur Vermeidung oe» Andranges sehr erwünscht, daß sich die Hinterbliebenen in der Zeit von 8—10 Uhr vorm., die Kriegsbeschädigten aber in der Zeit von 19—12 Uhr vorm. zur Abholung ihrer Ren ten an der Zahlstelle — am Postschalter — einfinden. Die Mili tär-Versorgungsgebührnisse werden auch auf Wunsch der Empfän ger gebührenfrei ins Hau» gebrach- Antrag« hierzu sind schrift lich auf einem Vordruck an die Postanstalt zu richten, di« mit der Auszahlung beauftragt ist. Von ihr werden solche Vordruck» auf Verlangen abgegeben. Weihnachten in der Methodlstenlirch« (Evangelische Frei» kirche). In der Methodistenkirche ist für Weihnachten «in abwech». lungsreiches Programm aufgest-llt worden. Am ersten Weih- nachtsfeierrag findet wie alljährlich früh S Uhr Thristmett« statt, wobei das Weihnachtsfestspiel Christnacht zur Aufführung gelangt Abend 6 Uhr findet das eigentliche Weihnachtsfeft statt. Da sollen die Kinder zu ihrem Rechte kommen, Anschließend ist Bescherung für Kinder, dann für Witwen und Waisen. Am 2. Wcihnachtsfeiertag ist vormittag kein Gottesdienst. Abend 7 Uhr findet die gewohnte Weihnachts-Eesangs-Aufführung statt. Ein Gang zur Methodistenkirche zu Weihnachten wird sich für Jeden reichlich lohnen Preise für Pöklinge. Das Landespreisamt schreibt: Wohl ftn ^inbl ck aus den erfahrungsgemäß vor dem Weihnacht,feste stärkeren Einkauf von Lebensmitteln aller Art durch das Publi kum ist in verschiedenen Fällen in den letzten Tagen eine E r - böbuv.a der Preise für Pöklinge nm 1 bis 2 -tt für das Pftmv zu ueobvlbten gewesen. Dos Landespreisamt weist darauf hm. dost voll, Mitteilung von maßgebenden Fachkreisen eine derartige Erhöhung durchaus ungerechtfertigt ist. * Auerbach i. V, 21. Dezember. Eroßfeuer. In der ver- gai-genen Nacht ist das bekannte Mustergut Hermanns« h o f der Eünnelschen Brauerei in Wernesgrün bei Rothen kirchen niedergebrannt. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Millionen Mark. Auch große Maugen Getreide wurden ein Raub der Flammen. Oelsnitz i. V., 21. Dezember. Einbruchsdiebstahl. Im benachbarten Rebersreuth wurde bet einem Gutsbesitzer ei» Einbruch verübt, wobei den Räubern 30090 Mark in bar, Sparkassenbücher über hohe Beträge, sowie viel Wäsche usw. tu di« Hände fielen.. Hartmannsdorf, 21. Dezember, RaubüVerfakk, Dem Laufburschen einer hiesigen Handschuhfabrik sind im Espigwald« zwischen Kändler und Hartmannsdorf von zwei maskierten MLn- nein 55 Dutzend bunte Handschuhe mit Korb und Schlitten geraubt worden. Die Täter haben die Handschuhe in eine mitgeraubte grüne Zeltplane gepackt und sind wahrscheinlich in Richtung Bahnhof Limbach gegangen. Leipzig,-21 Dezember. Ausgabestelle amsrtkant- scher Lebensmittelpakete. Auch hier wird ein Zweig unternehmen der American Relief Administration Warehouses er öffnet, um den Einwohnern von Leipzig und Umgebung Gelegen, heit zu geben, ihre Foods Drasts einlösen und dafür die entspre chenden Lebensmittelpakete empfangen zu, können. Es handelt sich um die bekannten Hoover Food Drasts, Lebensmittel- Schecks, die von drüben an in Deutschland wohnende Ver wandte und Freunde geschickt werden. Dresden, 21. Dezember. Thristbaumwucher, Wie nicht anders zu erwarten war, haben auch die Preise für Christ» bäume in diesem Jahre eine für viele Kreise unerschwingliche Höhe erreicht. Für eine zimmerhohe Ficht« z. B. werden 15 verlangt. Gegen die betreffenden Händler ist auf Grund der Aeußerung des Wirtschaftsministers über die Weihnachtspreise beim Landespreisamt Anzeige erstattet worden, da in dem be treffenden Falle statt 4 5 ein Preis von höchstens 10 ,4t ein schließlich aller Spesen für Transport usw. als angemessen nach gewiesen werden konnte. Gerichtssaal. Rückfällig, Diebin. Das wegen Eigrntumsvergehen wieder- holt bestrafte 25jährige Dienstmädchen Elsa Gertrud Vläß au, olfings Mesenmsnngerie. Romon von Karl Muusmann. Deutsch von Bernhard Mann. LS. Fnrtletz>nig. -Ach glaub«, Daß er anfäll-gr, schlaff 5.U werden," änßer-t« Zitla. „vielleicht trinkt er such zu viel. Er. scheint sich sehr mit Henri angefreundet zu Hellen." Baptiste war seiner Saebe. aber doch nicht ganz so sicher. Namentlich fetzte «s ihn in Erstaunen, daß Ha rald eines Tages an ihn herantrat und ihm sagte: „Das Spannen des Seiles scheint eine schwere Ar beit zu sein. Meiner Ansicht nach hängt es zu schlaff. Wenn du nicht- dagegen hast so werde ich deinem Ge- hilfen dabet zur Hand gehen." - Baptist» konnte, ohne unhöflich zu sein, seine T ienst« nicht abschlagen, und Harald erschien jetzt fast jeden Tag bet den Proben und abends während der Vorstellung, um beim Spannen des dlles zu heften. TaS iirl Acrv- tipe umsomehr auf, als sein ehemallgcr Jugenbgefährte jetzt mit seiner Menagerie genug zu tun hatte. Eines Vormittags fand Baptist«, als er zur Probe kam, «inen Brief vor. Er war von Zitla und hatte folgenden Inhalt? „Harald ist n-uh Helslnpör gefahren, um sich dort «inen Platz für seine Menagerie auszusuchen. Ec kommt erst morgen zurück. Komme heute abend nach dem Feuerwerk zu mir. Vielleicht ist es dar letzte Mal, oaß wir zufammen sind. Ich habe dir noch so viel zu sagen. Lttla." Tiefe Zeilen beunruhigten Baptist«. Den ganzen Tag befand er sich in einer nervösen Erregung. Gr ahnt«, daß die unvermeidliche Katastrophe sich näherte, und! hckß Madame Eafch>v»r» Weissagung in (Lrjüllnng gechen würde. Harald» Reife war wohl nichts anderes Ä» «Kne Falle, di» ihnen vielleicht auf Henris Rar ge stellt wurde. Fw da» Ivar sicher. Und doch jühlts.er mit Schraten, daß er, wenn der Letlpunkt rm war, der ! Versuchung nicht widerstehen könne. Seine st meicnmg ! zu Zitla war in dem Grade gewachsen., daß er sich nicht mehr beherrschen konnte. In dieser Stimmung betrat Baptiste am Abend des neunzehnten Juli bei beginnender Dunkelheit das Ti voli. Er merkte gleich, daß etwas Ung<wöhn:iches im Gauge war. Ein« Menge Menschen umstanden die Bäu me am Eingang, an denen immer die neuesten Depeschen angeschlagen waren. Sie enthielten die Nachricht von dem Ausbruch des denisch-i.rauizüfischen Krieges. RaPtisteS Äugen leuchteten und funkelten. Ter alte militänsu.e Geist .seiner Vorfahren war in ihm erwacht Hier galt es, sich für sein Vaterland zu schlagen und wie seine Väter auf pem Schlachtfeld« Lorbeeren izu. l-n'.trn oder zu fallen. Schnell entschlossen eil.e er in die Restauration des PantomimenlheaterS, in der er sich sonst.fast nie sehen ließ. Dort traf er Henri im Kreise der Mitglieder des Pantomiwentheatecs, die mit lauter Stimme die Aussichten des Krieges erörterten. Ailf Baptistes Frage, ob er ihn nach Paris begleiten und sich mit ibm zum Kriegsdienst stellen walle, lachte Henri nur und sagte: „Fällt mir gar nicht ein. Frankreich hat genug Soldaten. Es braucht mich nicht. Uebrigens bist du ja hier kontraktlich gebunden. Ich glaube nicht, daß man Sich wotassen wird." Hieran hatte Baptiste in seinem Eifer ebensowenig gedacht wie daran, daß er noch heute abend auftrcten mußte. Während er hierüber nachfann. tagt« Henri Plötzlich: „Da fällt mir etwas ein. Wenn du durchaus reisen und dich für das Vaterland totfchietzen lallen willst, w kann ich in deinen Kontrakt eintreten. An Stelle oes auf dem Kriegsschauplatz weilenden Baptist« Royal wird fein Bruder Henri Royal sich dem hochverehrten Publikum auf hem Seil zeigen." „Tas ist ein Gedanke!" rief.Baptiste au». „Ich habe keine Zett zu verlieren. Ter Abendzug gM in einer Stunde, und e» gibt noch manche» zu .ordnen.« Folge mir schnell in» Büro der Direktion." Tie Sache war in wenigen Minuten erledigt, Henri Royal trat in den noch vierzehn Tage dauernden Kon trakt Baptiste» ein und war infolge diese» plötzlichen gut bezahlten Engagements in gehobenster Stimmung. Ein leidlich anständiges Kostüm besaß er auch noch, während alles Uebrige ihm von Baptist« zur Verfügung gestellt wurde, dessen Gehilfe einstweilen zur Beaufsichtigung der Sachen in Stellung blieb. Baptiste hatte setzt nur noch wenige Minuten, um an Zitla einen kurzen Ab schiedsbrief .zu schreiben. . Im Tivoli herrschte infolge der ersten KrieaSnach- richten und der immer von neuem! kommenden Depeschen' ein reges, buntes Leben. Die Menschenmenge hielt sich aber mchr al» sonst in der Nähe de» Eingänge» und Konzertsaales auf. Für da» Feuerwerk und den Seil- tanz schien man dagegen wenig Interesse zu haben.. Eine gewisse Aufmerksamkeit erregte es aber, al» man plötzlich eine Droschke im langsamen Schritt durch die Hauptailee dem großen Rasenplatz zufahren sah. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte hier ein Unglücksfall statt» gesunde.,. Es war aber wohl nicht so schlimm. Lin solcher Artist kommt ja meisten» leicht wieder auf dir Bein«. Tie Leute, die in der Nähe der Droschke stianden, dachten aber anders al» da» große, gleichgültige Publi kum. Sie blickten mit Entsetzen in da» totenbleiche Ant litz mit den großen, wilden Augen, die wie hilfesuchend umherflackerteu. Be! jeder Bewegung, die der Körper machte, wand der Aermste sich im fürchterlichsten Schmerz. Keinem der anwesenden Artisten war e» zweifelhaft, daß e» sich hier um ernste innere Verletzungen handelte. Jetzt war der Kranke in den Wagen gebracht und di« Tür g« schlossen, während Baptiste» Gehilfe in größter Ver zweiflung auf den Bock stieg. Da» so unerwartet «in getretene Unglück hatte ihn ganz überwältigt. (Fortsetzung.folgte
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