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Ä11O1* un» flnz°lg°r für <-HäDP^ ^L^clb^Odläää -as Erzgedirse !Z»S4-^ Montag, -en IS. Dezember 7»20. Nk. SSS. lS. Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. Auf dem ersten Parteitag de» preußischen Zentrum» ik verttn hat der Abgeordnete Aronow»ki di« bi»h«r antltchersett» noch nicht bestätigt« Mittei lung gemacht, daß di« Tran»»s»v aus di« deutschen Milchkühe verzichten. » Ruf Antrag des Bureau« beschloß di« Völker- bukdaversammlong, ihre Tagung amSennabend den 18. d. Mts. -u schließe». M Reuter meldel aus Pari»? Di« Amerikaner »erden auch an der Konferenz in Brüssel nicht teilnehmen. » Echo d« Paris.meldet, daß die alliierten Kabinette der Tagesordnung für Brüssel und der Einberu fung der Genfer Konferenz zum 8. Februar zu gestimmt haben. Die ci utsche Antwort auf äie Aheinlanänote. Di« Enientezensur deutscher Ministerreden abgelehnt. Dir dorr den Vertretern Belgiens, Großbritanniens und Frankreichs am 6. d. M. der deutschen Regierung Übergebene identische Note wegen der Ministerrei - son in das Rheinland hat folgenden Wortlaut: Die interalliierte Oberkommisiion für die besäten Rheinlands hat die von ihr vertretenen Regierungen auf die Erregung hingewiesen, die unter der Bevölke rung dieses Gebietes durch die kürzlich von den Nrichs- mtnistern gehaltenen Reden entstanden ist. Tie Reaik- rungen von Belgien, Großbritannien und Frankreich betrachten es als höchst bedauerlich, daß Mitglieder der deutschen Negierung sich bewogen gefühlt haben, im besetzten Gebiet öffentliche Erklärungen abzuzebeu, die geeignet sind, dort Unruhen zu erregen und die Aus führung des Vertrage» von Versailles wieder zur Er örterung AU stellen. Insbesondere verwahren sie sich gegen die Aeußecungen, .welche die durch den Völker- dundSrat kraft des Friedensvertrages in bezug auf Eupen u no MalmedH getroffenen Entscheidungen ansechten. Die Negierungen von Belgien, Großbritan nien zind Frankreich .haben ihre Vertreter in Berlin angewiesen, .die ernsteste Aufmerksamkeit der deutschen Regierung auf die schweren folgen hinzulenken, die der artige Kundgebungen für die Aufrechterhaltung der öf fentlichen Ordnung nach sich ziehen können, für welche di« alliierten Behörden kn drin besetzten Gebiet verant wortlich sind. Sie haben ihre Vertreter beauftragt, die deutsche srdg'ierang Zpissen Zu lass/tt daß Reisen der Reichs- und St»«t»mi»ist«r in -«» besetzt« Gebiet künftig nur zugelassen werden könnten, sofern diese hohen Staatsbeamten sich: im Verlaufe solcher Bereisungen jede» Angriffes gegen den Fr reden SV ertrag enthalten würden. Ach habe die Ehre mich dieser Mitteilung Gw. Exzellenz gegenüber zu entledigen. Zn Deatttwsrtung dieser Not« ist den Vertretern der beteiligten Mächte folgendes! mitgetMt worden: Die Veuts.che Negier ung.ver- m ag nach den Berichten, die sie au» dem besetzten Ge biete »erhalten hat, nicht zuz.ugeben, daß die MeU sen des Reichskanzlers und des Außenministers dis Be völkerung des Rheinlandes beunruhigt haben. Eine solche Wirkung würde auch durchaus den Eindrücken wi dersprechen, die die Minister auf ihrer Relle persön lich erhalten haben. Nach der Ueberzeugung der Reich»- regierung hat di« Reise vielmehr wesentlich zur B e-l .ruhtgung der Gemüter beigetragen. Die Bevöl kerung des besetzten Gebiete» war durch die Beschwer den, di« mit der Anwesenheit der BesatzungStruvhen und Besatzungsbehörden verbunden sind, in ein« höchst« er regt« vielfach .fast verzweifelte Stimmung geraten, di« sich Infolge der Reise bemerkbar gebessert hat.- Wenn di« Minister aber diese Besserung erzie len und der Bevölkerung zeigen wollten, daß ihre schwere Lag« von der Reich Regierung Poll begriffen werde, so konnten sie nicht aus «in« Würdigung de» Vertrage» , von Versailles verzichten.' auf dessen Bestimmungen jene Lag« zurückzuführen Ist.. Di« deutsch« R'egte rang mutz e» ihrem pflichtge- mähen Ermessen Vorbehalten., ob und wann st« es au» Gründen der inneren Politik al» erforderlich erachtet daß Neichsminister sich von den Verhältnissen im be setzten Gebiet« persönlich überzeugen und Kühlung mit ! er rheinischen Bevölkerung nehmen. Sie kann Aber den Inhalt der dort abzugsbenden Erklärungen, auch der, belgischen, englischen,, französischen Regierung gegenüber im Vorau» keinerlei verbindliche Zusicherungen abge ben, mutz sich vielmehr ihr« Handlung»sr«th«tt innerhalb der Grenz«» ihr«» Programme», da» die Durchführung pe» vertrage» von Versailles vis zur Grenze de» Möglichen vorsieht, ausdrücklich vor- b« halten. (Ti» deutsch« Antwort ist würdig. Hof- sentlich entsprich» ihr nun auch di« ganze »nfttge Pal- tung der Regierung.! , Mnreisebeschrankungen für das Rheinland Wie der Matkn au» Mainz meldet, sind der Kam- Mission für da» Rheinland Vollmachten zur Ein- reisebeschränkung erteilt worden, bis der Auf- rechkerhaltung der öffentlichen Ruhr und Ordnung die nen sollen.' Der Mattn deutet an. daß die Vollmachten gegen deutsch« Winisterreisen Anwendung finden können. Demokratischer Parteitag. Auf dem demokratischen Parteitag in Nürnberg, über dessen Beginn in der Sonnäbenv-AuSgabe des Auer Tageblattes berichtet worden ist, begrüßte der Vor- sitzende Senator Tr. Petersen am Freitagnachmittag die Frauentagung und betonte die kameradschaft lich« Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Po litik, di« in der demokratischen Partei selbstverständlich sei. ES folgten Referate von Frau Els« Wex-Lüne bürg: Welch« Schwierigkeiten stehen der Ausbreitung demokratischer Gedanken unter den Frauen auf dem Lande entgegen? und Frau Emma Brommer-Mann heim, Mitglied deS Reichswirtschaftsrates, über Wirt-' schaftSpolitik und Hausfrauen. — In der Rrd»It«rk«mmsrtag»nt sprach Reich Stag Sab geordneter Erkelenz, in klaren, überzeugenden Darlegungen über Demokratie und Wirtschaft. Er beschäftigt« sich mit den Vorschlägen des marxistischen Sozialismus zur Ueberwtnvung der sozialen Spannungen und ging besonder» ein auf die Forderung der Sozialisierung, Hier legte er den Nach druck auf die Gewinnung der Herrschaft über die Pro duktionsmittel, die mit der Vergesellschaftung und dem Besitz derselben oft nur in loser Verbindung stehe.! Selbst Verantwortliche Einzelpersönltchkeiten müßten auch in der neuen Wirtschaft bestehen bleiben. Ten Arbeiter kammern sei ein weitgehendes Recht der Mitbestimmung einzuräumen. Tas Arbeits verhältnis müsse in ein modernes Rechts- und Pflicht!-' Verhältnis umgewandelt werdens Tas deutsche Volk könne di« Niederlage im Weltkriege und.die Zerstörung seiner Wirtschaft nur auf dem Boden selbstverantwort- licher Freiheit und kn der brüderlichen Gemeinschaftr- gemirmun'g wahrhaft vaterländischen Denkens und Han deln» überwinden. Freiheit und VolkSöewußtsein seien deshalb di« ersten und besten Grundlagen treuer Kame radschaft der demokratischen Arbeitnehmer. Auf dem demokratischen ReichSjugendtasprach Koch-München über den PersönlichkeitSgedanken «mtz Denker-Hamburg über die Stellung des NeichSfngenü- tages in und zu der modernen Jugendbewegung., Im Vramtenausschutz der Deutsch-demokratischen Partei wurde nach Erledi gung von Organisationsfragen noch einmal eingehend die Notlage der Beamten und das Eintreten der Demokratischen Partei für die Beamten innerhalb der Koalitionsregierung besprochen. Don allen Seiten wur de anerkannt, daß die demokratischen Fraktionen nichts versäumt haben, um den Beamten zu helfen. Trotzdem wurden weitere Bsstrebuirgen zuv Verbesse rung der Läge der Beamten Ar notwendig gehaltene Di« demokratisch« RerchStagSfrakttmt soll mit allem Nach druck für neue, demokratisch gerichtet« Beamtenvertretimp und demokratisches Beamtenrecht sowie demokratisch« Tisziplinargesetze Eintreten. Dl« Demokratisierung der Verwaltung müss« endlich durch geführt werden. In einer Resolution wird Gliederung der demokratischen! Beamtenschaft in Ortsausschüsse, Bezirksausschüsse und «inen ReichSauSschutz gefordert. Im festlich geschmückten großen Saale des Industrie vereins i» Nürnberg hatten sich schon am Sonnabend früh Kor Beginn der Verhandlungen die Delegierten und Tel«giertinnen zahlreich versammelt. Unter den Erschienenen sah man die Reichsminister Koch und Geß lew, Pen preußischen Mnifter Oeser, den badi schen Minister Hummel, den früheren sächsischen Mi nister Günther und Staatsrat Tr. Krüger und neben ihnen di« früheren Reichs- und Staat-Minister Tr. Dsrnburg, Schiffer, Gothein, Hau», mann und Prauß, den früheren Botschafter Grafen Bsrnstprff und 26 männliche und weiblich« Mit glieder der demokratischen ReichStagSfraktton und viele Landtagsabgeordnete suß abgetretenen Ländern. Ter Vorsitzende Tr. Petersen eröffnete die Tagung. Er hieß besonder» dis Vertreter au» den besetzten Gebieten au« vberschlesien, au» Tanzjg, aus dem Westen, au» Schleswig-Holstein und alle Deutschen außerhalb der deutschen Grenzpfähle willkommen. Demokratisch sei, daß deutsch werden könne, wa» deutsch wvrdrn wolle. (Brausender Beifall.) Sanität»rat Dr. Block (Beuchen) bat im Namen der Deutschen au» Oberschlesien, .sich durch die Lartarennachrtchten über di« angebliche Unsicherheit nicht abhalten zu lassen, zur Abstimmung in di« gefährdeten Gebiete zu kommen. Mit eisernen Klammern werde man vberschlesien beim Deutschen Reich« erholten allen Gewalten zum Trotz. Schriftsteller Zenker (Vorstandsmitglied der Deutsch, demokratischen Partei in der Tschechoslowakei) über- bracht» unter lebhaftem Händeklatschen die Grütze der Parteidemokratrn »nd schildert« anschaulich das Wsticksal der Deutschen in der Tschechoslowakei^ Darauf wurde zum Ehrenvorsitzenden de« Parteitage» unser stürmisch« Beifall Friedrich,d. Patze», Zu Vorsitzenden Tu Pe tersen, Gerland, Getrud Bäumer und Staat* Präsident d. Hi, der gewählt. Nach Besetzung der Hö rigen Posten überbracht« der langjährig« WhtzsmvaSmnr der Danziger Zeitung, Dir. Per mann, namen» der Danziger demokratischen Freund« da« SeUbni» Mwv- brüchlicher deutscher Treu«. Neichstagsabgeordneter Jansen sprach «tztz di» Neuorganisation d«r Partei. Di« Erfahrung«» hätten gelehrt, daß ein« Dezentralisation notwendig sei, indem drei oder Vie» Genttalsekretartast Ar groß« Gebiete errichtet würden. Er berichtete weiter übe« di« Einrichtung pes demokratischen Fremdendienstes und über di« zahlreichen Reichsausschüsse der Partei für Handel und Industrie, Mittelstand usw. Ten Schatz bericht erstattete sein Mitfchatzmeifler Kalkoff. Unter gespanntester Aufmerksamkeit aller Anwesenden und häufig von Beifallskundgebungen unterbrochen, führte Dr. Petersen ungefähr folgendes aus: Nach den verlustreichen Reichs tagswählen haben die Ereignisse wirkungsvoll bewie sen, .daß nur di« Politik gemacht werden kann, die di« Demokraten von vornherein vertreten haben. Tiefer Erkenntnis Kat sich auch die Deut sche Volk-Partei bei ihrer Verantwortlichen Tätig keit in der RegierungS. und Volksvertretung nicht ent ziehen können. Ter Nürnberger Parteitag der Deutschen Volkspartei hat aber keine nützlich« Vertiefung gebracht.! Tie Gründung des neuen Reiches auf dem gleichen Recht aller Männer und Frauen ist nach dem Zusammenbruch die einzige Möglichkeit, zur Rechtsbildung zurückzukehren. Dieses gleiche Recht in der Form der demokratischen Re publik ist gber gleichzeitig jegliche» Erfordernis g* schriftlicher Notwendigkeit nach dem Verlaufe des Krie ges. Unter den Folgen des Krieges leiben die Volks- massen am schwersten. Nur durch harte Arbeit und weitgehend« Einschränkung der Lebensbedürfnisse ist ein mühseliger Aufstieg möglich. Diese Forderung, -t« Ge sundung Pon Staat und Wirtschaft, kann nur durchs«» setzt werden, wenn das gleiche ausschließliche Recht allev deutschen Männer und Frauen in der demokrattsch - republikanischen StaatSsorm unangetastet bleibt. (Rauschender minutenlanger Beifall.) An die ser Forderung muß gegenüber recht» und Unk» uaev4 schütterlich festgehalten werden. Es ist Hauptaufgabe de» Deutsch.demokratischen Partei, .in ihrer Politik nach wst vor nationalistisch und sozialistisch gerscht zu sein. Bismarck über Wilhelm tt. Veröffentlichung*» au« dem Hl Band« »vn Bismarck« Gedanken und Erinnerungen. Während die Herausgabe de» dritten Bande» Von, Bismarcks Gedanken und Erinnermlgen in Deutsch lang durch Gerichtsbeschluß verboten ist, ist der in Ront er scheinende Tempo kn der Lage, bis ins einzeln« gehen» de Auszüge yu» diesem Memotrenwttk zu veröffentlichen- Der Herrenstandpunkt de» Prinzen Wilhelm. Im ersten Kapitel Prinz Wilhelm schildert VA- marck die Verehrung, die ihm der nachmalig« Katfmi anfänglich entg^zenörachte, dann den rasch itch entwic kelnden Zwiespalt, der bereit» im Jahr« 1887 den Prin zen veranlaßt, in einem Briefe auSzuspcechen, daß Bismarck» herrliches Werk, da» Reich, vor dem Schöpfe» selbst geschützt werden möge. Gleichzeitig rechtfertigt der Prinz fein Eintreten für den antisemitischen Pfar rer Stöcker, den Bismarck in seiner Antwort doppelt gefährlich nennt, well er al» Politiker Pfaff« und al» Pfaffe Politiker fei. Jri einem anderen Brief« kündigt der Prinz.vem Kanzler einen Erlatz an keine Kolla gen, .die deutschen Fürsten, an, denen er bei sei ner Tbronbesteigerung zur Kenntnis zu bringen wün- sche, .wie er sich mit ihnen beraten wolle, ehe er be fehl«; denn — so schreibt Wilhelm — pariert muß werden! Lieser Erlaß sollte nach Wilhelm» Wunsch an sämtliche Vertretungen Preußen» im Reich« geschickt und bet seiner Thronbesteigung sofort überall bekannt gegeben werden. Bismarcks lakonisch« Antwort lau tet«: Darf ich Ew. Kgl. Hoheit ergebenst bitten:.da» mir gütigst übersandten Entwurf unverzüglich den Flam men zu übergeben. V«r Kampf um die »rteiterschußgesetz«. Tas zweite Kapitel Der Krönest stellt dar,.wie die sozialen Ideen de» inzwischen auf den Thron ge langten Kaisers den Gegensatz zu Bismarck verschärfen.. Während Bismarck nämlich bei de» Ansicht beharrt, iaa» müsse die murrenden Arbeiter zu Paaren treiben, träumt Wilhelm von einer Versöhnung der Klassen, dis. er durch Schutzgesetze Ar die Arbeiter rasch und ideal zu erzwingen hofft. Bismarck stellt die Sach» so dar, .al» ob der Kaiser den Arbeiter — durch Bestimmungen Üb« Stundenzahl und Ruh» — zum Feiern zu zwingen hasst, wo er s elbst arbeiten wolle. In jenem Kronrat und in den darauf folgenden Verhandlungen betont er wieder holt, mir Streik» HLtstn di« gabribherren allein fertig zu werden, da« ginge den Staat nichts an. Bismarck gab jedoch Mch, und Wilhelm» Arbeiterschutz drang durch. Tie Spannungen wuchsen weiter, und täglich«