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- 7. - .., .. ^^, WEüiiWLiMWMl»»i/Wmeu!MPW»W«!i»»W«>«»!>W^ M i«i«i IS. Jahrgang Montag, -en -. Zebruar 1-2- ,,f»ich«N n«. «»lAHNMM-Nrirtz > ««,»»» n««»»»» Auer Tageblatt LSS 0aL«g«vr,I»i durch vnfrr» Vntrn frai In- Sau. monutttch R.7- Mk. dl »ar ««wtM.ll.ll. ad-«-»tt manaMch Mk. I f,nH,,gau»ra1s;tdl»Yahra,''fpattn«L -r»a S«s-r»pdft d«prUt un- saldft adarhott ot,rt«ksahrttch S.»v Mk^monatlich s 7-Mk. durch-rndrigstrngar fcal tus^au»»i«rtrL. I SS vfg., »n»lvütt»a, ^ktamapE»tt«fÄr Bu, u^^ chch»«^^dirO IM pf^, jährlich Mk., monatlich Mk. «rfchrint tügiich in -in tlachmittagoslun-rn mit Kusnahm, von Sonn« un- -rirrtagra. «Ärron^djchlüKn «ntsprochon-re ^adatt. Itnsrlarnannahmr h^ spätrflr^h/^hr»or«^ Uaforr Arltungoauotrttgrr und ^uogadrftrUrn, so«!» all» poftanstaltrn un- drtastrügrr nihmia d»ft»Uung»u »utgrgen. I nicht grlrislrt wrrörn, w»nn -i« siufgaor -rr Mn-rig» -arch F»rnsvr»ch»r »efolgto-i» -ao Muuusrnpt nichtöoutUch t»OhG»tD. Nr. 32 DiLÄ vom Tage. Dl« En tentenoten in der Au »lieferungv- frag« liegen heut« im Wortlaut vor; zwischen England und Frankreich.sind Meinungsver schiedenheiten entstanden- * Die S'tim mung d er ös.fe-ntlichen Meinung in den Neutral st aaten ist dem Auslieferungsvec-- langen nicht günstig. * Das Sinken ßes S te r ling kur s «S 'erregt in England Bestürzung. » In den Kantonen Äas.et und Zürich ist die Borlage auf Einführung des Frauenstimmrechts in der Volksabstimmung 'verworfen worden « Ter Dichter Richard Dehmel ist gestern dur-< mittag in Blankensee im Alter, von 5 7 Jahren gje,- stvrden. Die Einheitsfront. AM. Wir haben einen Sommer.und einen Win» .er voll hüglich.tsit PacteigezLukS erlebt. Viele groß« Fragen sind herabgewürdigr worden durch den oft widerlichen Streit der Parteien. Sie sind verkleinert worden durch kleinliche Parteikämpse. Nun steht über- leden-sgrofj 'por unserem Volk das drohende «Gespenst: di« Auslieferung. Tiefer furchtbare Angriff auf unsere Ähre, auf unser nationales Dasein, kann nur abgewehrt' werden, wenn wir jetzt alle e i n m ü t t g < n r s ch l 0 s s.e n sst d, ihn abzuwehrsn. Einmütig entschlossen, so «hat sich di« Stimmung des Re ich ö ka b in e t ts gekenn- jeicknret, so nmß sich auch die Stimmung des ganzen Volke« offenbaren. Es sind Anregungen laut gewor den, al» ob man 4in V 0 l ks r « fe r« n d u m verair, stallen sollt», um die Meinung de« Volke» «estzustellen Bedarf eS solcher Abstimmung überhaupt noch? Fühlt nicht jeder in sich die Schmach und Schande bren nen? lLs gilt die Einheitsfront zu schaffen. Tas mag vielleicht zu manchen Zeiten ein Schlagwort ge wesen sein, daS abgebraucht war. EinheitSfcvnr und Burgfrieden sind billige Münze geworden, die zuviel u: d in falschen Lünen angepriesen worden sind. Jetzt mutz da« Wort von der Einheitsfront wieder «einen neuen Klang und einen neuen Si«nn erhalten. Was sind alle schweren finanziellen und wirtschaftluhen Be stimmungen gegen dies« eine Forderung der AuSlieie-- rung? EH gibt in Deutschland nur eine tvieinung, cs kann nur «ine Meinung geben, und wenn unab hängige Wortführer heure eine Sondermeinung konstru ieren wollen, wenn sie heute immer noch von der Schuld der altenlund neuen Regierung sprechen, so werden sie erleben, daß die Volksteile, die ihnen bis dahin gefolgt sind, ihnen nunmehr die Gefolgschaft versagen werden. Tie unabhängigen Führer werden es sich daher drei-, mal zu überlegen haben, ob sie auch in b«stier Frag?' Opposition um der Opposition willen treiben wollen. Hier gibt es keine Diskussion. Zier hilft keine Kasuistik und Nabulistik, hiev gibt es u u,r v in glatteSNe i u. Ali« diejenigen, die einen Grundsatz darin sehen, einen anderen Weg .als die Menge zu gehen, werden gleichfalls Ast Per UeberzeugUnP kommen müssen, das; slic Sonder auffassungen und Ergenbrüdelei die IlnSlieferungSfrage di« allerungeeignetste ist. Tie Rechtsparteien und ihre Presse werden sich auf den gleichen Standpunkt zu stel len haben. GS handelt sich um .das Schicksal der Aus- Mliefernden. Os handelt sich um unser Schicksal als Volk und Staat. Dieses Schicksal zu ertragen oder «s abfuweitdcn, Verma« das deutsche Val? nur, wtsnn es treu, standhsfi und einmütig zusammenbält. Wo bleibt unsere Gegenrechnung? Ansea-e Feind« haben uns mit der Au ft stellrmg der Namsnsliste der Äusjjuliefernden eine Rech nung präsentiert, deren Ergebnis eins Summe angeb--! sicher deutscher schwerer KriegSvergehen Sarstellen soll, Tis Deutschs Öffentlichkeit und Vie der .ganzen Welt weiß aber, daß auch auf Zer Gegenseite längst nicht alles Gold war, was glänzte, .und schon die zahlreichen Urteile deutscher Gerichte über Schwerverbrecher unter den feindlichen Kriegsgefangenen sprechen in dieser Hinsicht eine deutliche Sprache.. Man entsinnt sich fer ner der furchtbaren Greuel, die .die Russen in Ost- pr außen bei ihren Einfällen begingen, und aus alle dem erklärten sich die vielfachen Muse, die in der Rich tun.- einer Art Gegenliste immer und immer wieder ertönten. Heute ist diese Frage nun aktuell geworden, und einmütiger und nachdrücklicher denn je müssen wir verlangen, daß die Reich»rcgteru«g Mer der Abwehr des feindlichen Frontalangriffes nicht di« Gegen- offen stde vergißt, die viel dazu, beitragen kann, um die äußerste Zuspitzung zu vermeiden. In den deutschen Archiven befindet sich ein Umfangreiche» und «erschüttern- d«Ä Material, da» unter leinen Umständen länger der Welt vorenth'alten bleiben darf, 'wennDe -u einem wahrhaft objektiven Urteil gelangen soll. Dt»«rwähut« Gegenoffensive darf umsoweniger noch , länger hinaus» gezögert werden al» wir letzt -epLachten können. daß! die Entente, und allen voran Wied« die Franzosen^ am stGtz, Ma tm sibu»- lande, die in der Aürlies«rung»frag« angestcht» der ! nnbezweiselbaren verblendeten Rachestimmung unserer Gegner wankend zu toerden beginnt, von neuem ,zu festigen. Außerordentlich bezeichnend dafür ist z. B. die Hnliung der Pariser Berichterstatter der Schwei zer Blüt 1 er, die sich.in geradezu auffälliger Weise den typisch französischen Standpunkt zu eigen machen und die Lehre proklamieren, daß Deutschland durch,ein bedingungsloses Eingehen aus die 'Ententeforderung seine Reue bekunden müsse und daß es nur nicht glau ben solie, es werde Um die Erfüllung des Entente begehrens herumkommen Im Gegenteil bestehe eine deutliche Strömung in der Richtung einer Verschärfung anstatt einer mildernden Revision der FriedeuSbedin- gungen. Man sieht also, «S ist höchste Zett, um einer treuen Brunnenvergiftung vvrzubeugen und wir nehmen daher muh an, Haß öle Reich-regierung keinen Augenblick zögern dürfte, den tztejk au zeigten Weg mit allem Ntachdruck zu beschreiten. Da» ist ihre Pflicht gegenüber dem unglücklichen deutsch«! Volke und «in» der wenigen Mittel zur wirksamen Gegenwehv, Vie uns überhaupt zur Verfügung stehen., Lassen wir keinen Augenblick verstreichen, um der Welt einwandfrei «zu zeigen, wie berechtigt dis ernstlichen Einwände waren, die von deutscher, von neutraler Seite rechtzeitig Le-» nug erhoben wurden und Vie in schroffster Verleumdung aller höheren Gerechtigkeit bi» heute leider kein Gehör fanden. Wir wollen unS Vis tzum letzten Augenblick die Hoffnung nicht rauben lassen, daß auch hier schließ lich die Wahrheit zum 'Siege gelangen, werde. Die beiden Noten Millerands. Noch kein eigentliches llusliefevrirrgsverlangen. Am Sonnabend' in später Abendstunde überreicht« in Berlin der französische Geschäftsträger dem Reichs kanzler Vie Auslteferungsliste mit der unver ändertem Legleituore. Ter Rote war ein Brief an den Reichskanzler beigefügt. Ter Wortlaut der beiden Schreiben ist folgender: I. Der Vorsitzende der Friedenskonferenz. Pari», 3. Februar 1920. Herr Präsident! Irr Ausführung des ß 9 des am 88. Juni 191? unterzeichneten ProtokvlleS beehre ich mich Ihnen an bei iin Namen der alliierten Mächte ein, Exen^plar der von der britischen, französischen, italienischen, belgi schen, polnischen, rumänischen .und serbisch-kroatisch- slowenischen Regierung gemäß Artikel 223 Absatz 8 des Versailler Vertrage» ausgestellten Listen zu über reichen. In die Aufstellung Vieser Listen sind nicht alle .die mit einbegriffen, welche sich der im Laufe de» Krie ges von deutschen Reichsangehörigen begangenen zahl losen Verbrechen schuldig gemacht haben. Die vbenbe- zeichneien Negierungen haben geglaubt, schicklicherweis« dcntn nur Personen auffützrem zu sollet!, welche an scheinend die schwerste Verantwortung triff:. Tie fo aufgeführte Zahl der Schuldigen bleibt wett zu rück hinter derjenigen der von deutschen Staatsange hörigen in Verletzung der Gesetze und Gebräuche det Krieges begangenen Rechtswidrigkeiten. Es liegt nicht in der Absicht der genannten Regierungen, Vie Ver brechen derjenigen zu amnestieren, welch« in die bei- gefügter! Listen nicht mit einbegriffen sind. Vorliegende Mitteilung berührt in keiner Weise daS Recht der Staa ten, sie innerhalb ihres Gebietes zu verfolgen. Gemäht Artikel 288 de« Friedensvertrages sind di« auf den be sagten Listen aufgeführlvn Schuldigen, sei es dem Na men nach, sei eH.nach dem Grade der Rmtsausübung oder, Amtsverwendung, zu dar sie von den deutscher: Behörden herangezagen waren, bezeichnet. Die oben- bezeichnelen Negierungen behalten sich vor, Ium der deutschen Negierung, soweit dies im Artikel HtzO. dk.s« Vertrages vorgesehen ist« Urkunden und Aus künfte jeder Art SU verlangen, deren Beschaffung zur. vollständigen Aufklärung -der strafbaren Handlun gen, zur Ermittlung der. Schuldigen und zur grirauen Abschätzung der Verantwortlichkeit für erforderlich er achtet werden sollte. .Eino wettere Mitteilung wird Sb in Beantwortung Ihres .Schreibens Nr. 88 (gemeint ist Note des Herrn von Lersner in der Auslieferungs frage Pom 25. Jan. d. I. T. Red.) die Umstände wissen lklsen, vnirr denM ditz sMizNLn Möchte die Bestimm»«, gen des FriedensvertragLS über diesen Punkt M'.Sge? führt zu sehen wünschen. Genehmigen Tie, Herr Prä sident. die Versicherung meiner Hochachtung. <gez ) A.« Millerand An Freiherrn von Lerüne,r, Vorsitzenden der deutschen Kommission. ' II. ' Der Vorsitzende der Friedenskonferenz. , Pari», 8. Februar 1920. Herr Reichskanzler! In Ausführung der Artikel 228 bis 830 des' Ver trages von Versailles und gemäß 3 3 des. Protokolls vom 28. Juni 1919 habe ich -in meiner, Eigenschaft als Präsident der Friedenskonferenz am 3. Februar Herrn, von Qersner, Vorsitzendem der deutschen Frie densdelegation, im. Namen der alliierten Mächte ein, Exemplar der von der «englischen, französischen, ttalie- Nischen, belgischen, polnischen, rumänischen und serbisch- kroatisch-slowenischen Negierung aufgestellten Liste» zugestellt. Diese Listen waren von einem Griefe be gleitet, welcher, eit sei dies besonders bemerkt, festsetzte, daß nach PrAfung der in dem Briefe Rr. 88 de» Vor sitzenden der deutschen Delegation enthaltenen Erwä gungen eine weiter« Mitteilung die Bedingungen wissen! lassem würde, anter welchen die alliierten Mächte die, betreffenden Bestimmungen de» Arieden-Vertrage» er füllt z» sehen wünschen. Herr von Lersner.Hat auf dies« Mitteilung mit dem Brief« geantwortet, »essen Abschrift bewegt. Di« «Mächte haben nicht daran ge zweifelt, daß die Handlung H«rn von Ler»n«» ein« versvnlich« Lnndaebung war, W> welche di» deutsche Regierung kein« Verantwortung trifft- M« haben in der Tat fticht annefhmen können, datz dies« Regierung sich der Verpflichtung tzu entziehen beabsich tigte, welch« sie durch die Unterzeichnung de» Vertrages von Versailles eingegangen ist, wnd datz sie nach .weni ger als einem Monat nach Inkrafttreten, de» Frieden» sich vorsätzlich weigerte, «eins wesentliche Bestimmung dcS Vertrages zu erfüllen. Jch^ habe also di» Ghre, Euer. Exzellenz die Liste, welch« Herr, von üersner In Empfang zu nehmen sich, .geweigmft hat, überreichen zu lasscri sowie den Brief, welcher iHv beigelezt war. Dieser Brief, ist vom V. Februar datiert. Die Mächte haben demnach die durch da» Protokoll vom 23 Juni bestimmte Frist eingehakten. .Genehmigen Sie, Herr Reichskanzler, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung, (gez.) A Millerand, Präsident der Frie denskonferenz. Tie Not« enthält also nicht ansdrKcklich La» Au»l!e- ferungsverlangen, ein Beweis dafür, datz zwischen den Alliierten über dis Frage noch weitervrrhandelt wird. ES wird, sich in dem nächsten Tagen zeigen, zu Welchen Ergebnissen die zweifellos bestehende Meinungsver schiedenheit zwischen Londoq und Pari» führen wird. Millerand ist sofort nach. London gefah ren, um wieder einheitlich« Front herzustellen. Ge lingt das nicht, io stände man vor einer schweren dtPlomatischenNtederlageFrank reich». Ti« erwähnten Meinungsverschiedenheiten werden bestätigt durch, .folgende Nachrichten Aber Lloyd Georges Umfall. Dem Reuterschen Bureau wird au» Paris gemeldet: Als dsr Rat der, Botschaft«, die Lisch dec Schuldigen dem Minister nach Berlin sandte, gab er sich völlig der Erwartung hin, datz man in London dieser Aktion! zustimme. Ter britische Lordkanzler ist jedoch Freitag früh aus England eingetroffen und hat dem Rat der Botschafter mitgeteist, daß Lloyd Georg« seinen Gi'andpunkt geändert habe.. Wie da» Neuterbureau weiterhin meldet, kam der Rät der Bot schafter. an dessen Sitzung auch der britische Lordkanz- ler und der Attorney General tetlnahmen, zu der An sicht, hie Alliierten müßten erst den nächsten Schritt der deutschen Regierung abwarten, bevor sie selbst etwa» unternehmen. Ter Pariser. Korrespondent des Algemeen Handelsblad meldet, .in Paris sei man durch die FroniverLnderung Lloyd Ge orges sehr unangenehm berührt, Vs Frankreich dadurch Deutschland Zez-enüber in da« tzdium einer hsßsüchtigsu Nation kommt. Die Stimmung in Paris ist.dadurch keineswegs englandkreundltch. Die Reife Millerand» nach London (die in einem Tele gramm deS Basler Anz. gemeldet wird), erhält dadurch ganz besondere Bedeutung. Man kann annehmen, ^daß die Haltung Lloyd Georges such .von Einfluß auf die Haltung her Alliierten in der Frage der Auslieferung des Kaisers sein wird. . i Ter Botsch-asterrat handelte Unentschuldbar Vumm! Laut Telegraaf bringt da» Organ LlohdG«or- ge S, Daily Chronicle, einen aufs eh enerreg enden Leitartikel zur AuSlieferungSltste. ES heitzt darin u. a.: Man weiß nicht, ob die Liste, deren Verüfsdnt- iltchuny in Berlin solche Sensation erregt hat, die echte ist ober nicht. Wrr können jedoch mit einiger Autorität sagen, Hatz, wenn st« «»ist, die britisch.» Regierung diese Liste nicht gebilligt Gat. Es ist in jedem Fall« eine zweckwidrig« Liste. Wenn ein Duplikat davon wirklich her deutschen Regie rung überreicht wurde, dann ist e» -klar, daß -er inter alliierte diplomatisch« Organismus^ der feinen MH in Pari» hat, von neuem «in« unentschuldbare Dummheit begangen hat.. EV ist vollkommen klar datz von keiner Regierung oder Nation erwartet wer den kann, datz sie kaltblütig IS Monat« nach .dem Waf fenstillstand Männer wie Hindenburg gu»lteftri. — Auch in der übrigen englisch«» Presst findet die Au»- lieferungklist« k«in« Zustimmung. Daily Expreß nennt die List« «inen gewaltig«« Mißgriff Mw weist auf die Folgen hin, welche «in Rücktritt d«r deut sch«« Regierung fiw bi« Mit«t«r haben würde.