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Dresdner Journal : 14.01.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185901141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-01
- Tag 1859-01-14
-
Monat
1859-01
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 14.01.1859
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.V 10 VL Freitag, den 1L Januar. 18S9 si»I>rU<sii>: S Vklr. lOIsxr. io lew»««». l Im LaZUms» VZttrrl.: 1 „ 10 „ „ „ l tritt l oat uns io Vraas«»: 15 dixr. ? 6l,wp«I,a- Lioaalu, Xmuuwru: 1 H-r. ) acdlag Uio»o- »,srr«lr>»prrtst: k'tlr öeo Kaum «wer r«»p»it«oeo Lall«: 1 blxr. Votar ,,Liog««a»s»" Ui« Leila: i h>^r. Lrschri««: I^-Glüch, mit ipuaoatrme sier 8ooo- uosi kalartag«, ^Vsnsis für üco folx<-uü-o "f ag. DresdnerÄournal. Verantwortlicher Redakteur: I G. Hartmann. llnftratenannahmc auswärts: l.«ip«lgi Uaaxrwrarra» , t*'c>imni»l<witi' si«» Drc-ssioor sinnrnal»; «kvoÜKxrlb»!> II. Nix»»!». Altona: lIxr-LX-r«,» L Vooi.,«! L«rliv: <!»t>rir»'M<:l>e Iincl>l>., lixi liXkrr«', Uuroao Krim»: L. 8cn>.orr, ; kraadturt ». N.: oa»'««tl« IlUtiXImnüI.; S»»o«v«r: »Lvi.riiiri»»'« lio- r«»o, Lölo: ^tvoi-r IUvru^x k»ri»: v. I.ü»n>»iil., 28. rue Neu boo» enlunz): krag^r k'a. Iwm.iou'» liuokimllüloox. sieraua^drr: U8oixl. Krpesltioo Sa« Dre,<Io«r ^ourool», vraxtao, Kr. 7. »8 Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Reorganisation der damaligen Kriegsschule und die damit in Verbindung stehenden Bestimmungen betreffend. Mil allerhöchster Genehmigung soll die drrmalig« Kriegs schule unter dem Ist»» April 1859 einer Reorganisation unterzogen »erden Von diesem Zeitpunkte ab werden zwei selbstständige Militair-Erziehung-'Anstalten: „das Eadetteocorps und die Artillerieschule" bestehen. Das CadeUenkorp« hat auch fernerhin di« Bestimmung di, Offizierssubjectr für die Infanterie und Reiterei; die Artillerieschule dagegen hauptsächlich diejenigen für die Artillerie mit Dependenzen auszubilden. Der LehrcursuS deS Cadettencorps wird in fünf Di visionen von fünfjähriger, derjenige der Artillerieschule in drei Divisionen von sechsjähriger Dauer sein. Di« Aufnahmefähigkeit der Aspiranten bestimmt sich, bei vorhandener körperlicher Tüchtigkeit, nach den in einer Aufnahmeprüfung nachzuweisenden wissenschaftlichen Lei stungen und beginnt für die unterste Division beider Insti tut, mit völlig zurückgelegtem vierzehnten Lebensjahre Die Aspiranten protestantischer Confession müssen con- firmirt sein und diejenigen katholischer Confessio» da- Abend mahl erhalten haben, bevor sie in ein, beider Anstalten ausgenommen werden können. Dir Aufnahme von Aspiranten findet beim Cadetten- corps alljährlich, bei der Artillerieschule jedes zweite Jahr, bald nach dem Osterfeste statt. Der Termin der, b,r Aufnahme vorangehenden Auf nahmeprüfung wird jedesmal öffentlich bekannt gemacht werden. Hinsichtlich der anderweiten organischen Einrichtungen beider Institute und der näheren Bestimmungen für die Aufnahme und über die zu leistenden Einzahlungen zu Beschaffung der Equipirung und nöthigen Lehrmittel, sowie der laufenden Unterhaltungsbeiträge «c., wird auf den aus der hiesigen Höcknerschen Buchhandlung zu bezie henden Auszug aus den Regulativen des Cadettencorps und der Artillerieschule verwiesen. In Berücksichtigung des Umstand,« jedoch, daß in Folge der Reorganisation und der damit im Zusammenhang« stehenden Vermehrung der Divisionen, zu Ostern l859 tn die ziver-nnverffen' Dtvtffonen feder der beiden Anstal ten Zöglinge zu gleich«! Zeit aufzunrhmen sein werden, soll von den in dem Regulativs-Auszuge für die Auf nahme in dir viert« Division des Cadeltencorps und in die zweite Division der Artillerieschule gestellten wissen schaftlichen Anforderungen für dieses Mal abgesehen und zur Aufnahme in diese Divisionen al« genügend betrachtet werden, wenn die Aspiranten für besagte Divi sionen denjenigen Anforderungen entsprechen, welche zeither bei der Aufnahme in die untersten Divisionen der derma- ligen Cadetten- und Artillerieschule gestellt wurden. Bon den Aspiranten für die fünfte Division des Ca- drllencorps und die dritte Division der Artillerieschule sind dagegen schon bei der nächsten Osteraufnahme diejenigen Anforderungen wissenschaftlicher Ausbildung zu erfüllen, welche im Regulativs-AuSzuge vorgezeichnrt sind;' jedoch soll auch bei diesen, wie überhaupt bei allen für die nächste Aufnahme sich anmeldendrn jungen Männern von einer Prüfung derselben in der lateinischen Sprache Umgang genommen werden. Die Forderung der Kenntnisse in der lateinischen Sprache soll vielmehr erst in den Aufnahmeprüfungen der darauf folgenden Jahr, gestellt werden- Dresden, am II. December >858 Kriegs- Ministerium. v. Rabenhorst. Nichtamtlicher Theit. u «Herstcht. Telegraphische Nachrichten. ZeituvgSschan. (Neue Pr Ztg. — National-Zlg. — Oesterr. Ztg. — Allgem Ztg. — Fr. Postztg ) TagrSgcschichie. Dresden: Hofball. — Wien: Erz herzog Ferdinand Mar. Feldmarschallleulnant v Ma- mula Der Zustand des österreichischen Heeres. — Innsbruck Truppenabmarsch. — Berlin: Eröff nung des Landtags. Aus den ersten Sitzungen der Kammern. — München: Wechsel im Stadtcom- mando. — Darmstadt: Stenographie. — Frank furt: Graf Rechberq Don der Börse Aohlenboh- rung. — Paris Neue Easernen Mehrertraq der Steuern Landwirthschaftliche Versicherungen Tren nung unter den St. Simonisten Keine Pferdean käufe Stimmen gegen den Krieg. — Bern: Wie- derzusammeniritt der Bundesversammlung. — Ma drid: Dom Conqresse. Genuqthuung ven Marokko. — London: Prinz von Wale«. Mose« Monte- fiore reist nach Rom Die Verhafteten in Irland.' Parlament einb,rufen. Gerüchte von einem Minister wechsel in Frankreich. — Konstuntinopel «.Bel grad: Die serbisch, Angelegenheit — Alexan drien: Münzregulirungscommission. - Hongkong: Der neue Tarif. — Kalkutta: Aus der neuesten P°st- Ervrnnungkn, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten (Stadtverordnetensitzung. Ein Mörder entdeckt.) Proviuzialnachrichten. (Leipzig Bautzen Löbau - Wissenschaft, Kunst und Literatur. Vermischtes. EingrsaudteS Statistik u. BolkSwirthschaft Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch, 12. Zauuar Abends. Dem gestrigen Balle in den Tuilerien bat der österrei chische Gesandte, Krh. v. Hübner, nicht beigewohnt. Der „Constitutionnrl" bemerkt dazu, der Grund seiner Nichtanwesenbeit sei kein anderer gewesen, al- die infolge de- TodrS der Erzherzogin Marie Anna am österreichischen Hofe ringetretene Trauer. Dasselbe Blatt versichert, Prinz Napoleon werde morgen uach Turin abreisen. Endlich wird versichert, General Niel begebe sich in einer besonder» Mission nach Wien London, Donnerstag, 13. Januar Der Heu- tige „Morn. Herald" versichert, England werde Italien weder activ noch demonstrativ moralisch unterstützen Auch die „TimrS" erwähnt gerüchtweise, daß Gladstone den Lordobercommiffar der jouischen Inseln, Sir I. Aonng, ersetzen werde. Dresden, 13. Januar. Die „Neue Preußische Zeitung" berichtet in einer ihrer letzten Nummern unter der Aufschrift: „Lu stiges über Holstein" über einen anscheinend officiösen Artikel der in Kopenhagen erscheinenden „Bcrli.ig'schcn Zeitung", in welchem dem Deutschen Bunde die Berech tigung, „zur Einführung einer neuen Verfassung seine Zustimmung zu geben", vollständig adgesprochen und hierauf die Behauptung gepfropft werde, daß „die dänische Regierung di, jetzt vorgeleqte holsteinische Verfassung ein fach und endgiltig octroyiren könne und werde, wenn sie dazu nach Ausfall der jetzigen Ständevecsammlung Ver anlassung fände. Ein Anhang zu diesen gütigen Mit- theilungen sei gegen den Baron v. Scheel-Plessen ge richtet, weil er in seiner Antrittsrede des jüngst gegen einige schleSwig - Holstein - lauenburgische wissenschaftliche und andere Gesellschaften erlassenen Verbots gedachte. DaS seien, meint die Berlinq'sche, dlos verdeckte politische Vereine gewesen. Ein Zeugniß der sonderbaren Auf fassungen jenes officiösen Artikels dürfte allerdings in dein Satze liegen: „Diese drei LandeStheile haben aber weder, was ihre Geschichte, ihre Alterthümer, ihren Gartenbau, ihre Kunst, noch ihre physikalische Beschaffenheit betrifft, irgend etwas Gemeinschaftliches und EigenthümlicheS, waS sie von den übrigen LandeStheilen unterschiede, und sollte man auch in einigen Beziehungen, z B in natur wissenschaftlicher (!), vielleicht diese oder jene Eigentüm lichkeit nennen können, so theilt jedenfalls Jütland die selbe mit den übrigen Theilen der cimbrischen Halbinsel. Warum aber schließt man denn dies auSi" Die „Neue Preußische Zeitung" fügt dieser Stelle uoch die Bemerkung hinzu: „Wrr können nach diesen wirklich und wahrhaftig gedruckten Worten nur anneh men, die officiösen Vorkämpfer in Kopenhagen seien durch einen Pritschenmeister vermehrt worden, etwa in der Art, wie im Mittelalter mitunter Staatsgeschäfte von „lustigen Rächen" versehen wurden. Doch scheint in diesem Falle eine solche Annahme noch zu günstig zu sein." Nachträglich sei einer Notiz der „ Nation al-Zei- tung" (in ihrer „Berliner Börsenhalle") gedacht, welche unter der Aufschrift: „Russische Anleihe" die durch das Gesetz vom 3. Januar 1859 (vergl. Nr. 5 de« .^Dresdner Journals") in Sachsen angeordnete Ausgabe neuer vierprvcentiger Staatsschuldenkassenscheine zuAus- führung einer Staatsdahn von Tharand nach Freiberg für eine SHprocentige Anleihe ausgiebt. Wir erwähnen die« nur, weil die „Nationalzeitung" selbst bis jetzt mit Berichtigung dieser Angaben noch in Rückstand geblie ben ist. Die „Oesterreichische Zeitung" bringt eine Berichtigung des Gerücht«, daß die französische Regie rung der österreichischen den Antrag gemacht habe, ge meinsam mit ihr Schritte zu thun, um die römische Regierung zu Eoncessionen und Reformen in ihrem Lande zu bewegen, und daß die österreichische Regierung sich geweigert habe, darauf einzugthen. Die ganze An- gabe sei au« der Luft gegriffen. Wir haben gestern da« Urtkeil der „Ostdeutschen Post" über die sardinische Thronrede im AuSzuge mitgetheilt. Nicht minder entschieden spricht sich die Augsburger „All gemeine Zeitung" über dieses Aktenstück au«. Wir geben aus derselben folgende Stellen: „Die Thronrede kündigt den Krieg nicht an, sie thut wirklich, als ob er schon auSgebrochen wäre. Sie zerreißt die Ver träge, indem sie sich auf deren Achtung beruft; sie prahlt mit der Bedeutung, die das kleine Piemont in den Rathssälen Europas habe, als könnte sie die Allianz Frankreichs und Rußlands ankündigen, welche die Mil garanten jener Verträge sind; sie stützt die Verantwor tung auf die Beschlüsse der Vorsehung, und stellt so die eigene Thorheit und Vermessenheit unter den Schutz des Allmächtigen; sie spricht vom Schmerzensschrei Italien«, während sie durch die WirderloSlassung der Kriegsforien über dir unglücklichen Ebenen Italien« tausendfache« Weh auszugießen bereit ist. Kann man die Verkehrt heit und die Anmaßung weiter treibens Napoleon III. sagt ein doppelsinniges Wort dem österreichischen Bot schafter, und sogleich wird in Turin eine Art Kriegs erklärung daraus vor versammelten Kammern." . . . . „Und der König von Piemont kann wirklich leichtgläubig genug sein,, um wäbncn zu können, er werde nicht nur da« sieggewohnte österreichische Heer schlagen und die Lom bardei, Venedig, Parma, Modena an sich reißen können, ohne daß die Wogen der Revolution, die diese« Beginnen wecken würde, weit über seinem Haupte zusammenschlüqen? „Harren wir entschlossen der Beschlüsse der Vorsehung!" antwortet ihm au« dem Munde von Millionen Oesterreich und Deutschland " Die „Frankfurter Postzeitung" beschäftigt sich gleichfalls mit „Oesterreich und Sardinien". Obgleich jetzt eine solche Gemeinsamkeit der Interessen bestehe, daß jede Störung der öffentlichen Rübe, ja schon die Befürchtung einer solchen auf allen Punkten deS Erd- theils schmerzlich empfunden werde, gebe ,« nichtsdesto weniger einen Staat, dessen ganze Politik lediglich auf die Hoffnung einer allgemeinen Umwälzung gebaut sei, und der vor keinem Mittel zurückscheue. Sardinien habe Oesterreich zur Zeit seiner größten Bedränqniß un ritterlich angefallen; geschlagen und über Gebühr gnädig behandelt setze es trotz des geschlossenen Frieden« seine Angriffe fort, suche den Aufruhr im Nachbarlande zu schüren und die kaiserliche Regierung zu entscheidenden Schritten zu reizen. Trotzdem sei Sardinien noch nicht in die Acht der öffentlichen Meinung erklärt worden. Im Gegentheil, die französische und die russische, ja theilweise selbst die englische Presse hätten Partei für Sardinien genommen. Es sei eine eiqenthümliche und in ihren letzten Gründen wohl von deutschen „Kosmopo liten" verschuldete Erscheinung, daß, sobald es sich ir gendwo um deutsche Interessen handle, für densel ben Fall in ganz Europa mir verschiedenem Maße gemessen werde. Daß der Russe in Riga, der Däne in Altona, der Holländer in Luxemburg, der Franzose in Straßburg, der Engländer in Dublin und Edinburgh ge bietet, das Alle« verstehe sich von selbst; daß aber der Deutsche in Mailand regiert, solle etwas Abnorme« sein und jeden Treu- und FriedenSbruch rechtfertigen. In dem jetzigen Verhalten gegen Oesterreich finde man wie der die Fabel von dem Lamme, da« dem oben am Bache trinkenden Wolfe da« Wasser getrübt haben solle, nur daß Oesterreich kein Lamm sei u. sich nicht zerreißen lasse. Vor solchem Aergernisse und der damit verbundenen Be unruhigung schütze weder ein blos allgemein in den Völ kern lebendes RrchtSqefühl, noch selbst der eigene Vor- theil, wokl aber könne der Wille Deutschland« davor schützen und dieser werde vorhanden sein und sich immer entschiedener auSsprccben. In dieser Beziehung würden dir Regierungen der Nation selbst voranstehen, sie wüß ten, daß ihre Interessen mit denen Oesterreichs solida risch verbunden sind, daß am Po der Rhein verthridiqt wird. Auch die Nation selbst habe entschiedene Foct- Die Verdienste des Kurfürsten Moritz um die Pflege der wissenschaftlichen Anstalten Sachsens- (Fortsetzung aus Nr. 9.) Während die Dominicaner in Köln gegen Reuchlin, den Wiederhersteller de« hebräischen Sprachstudium«, mit allem Geiste losbrachen, die hebräischen Bücher verfluchten und zur Ehre der Religion den Flammen preiSgeben wollten; wäh rend die Mönche; welche die Wissenschaften nur noch dem Namen nach kannten, alle« griechisch Geschriebene für Ketzerei, ja selbst da« neue Testament in der Ursprache für eia ketzerische» Buch erklärten: gelang e« den Dunkel, männern Leipzig« nicht minder, wo die Universität hinter dem fast allgemeinen, durch die Wissenschaften hervorge- rusenrn Aufschwünge de« Zeitgeistes zurückgeblieben war, die von Georg dem Bärtigen dahin berufenen Vertreter rer klassischen Studien aus ihren Stellen zu verdrängen. So mußte namentlich Konrad Teltes, der erste in Deutschland nut dem Lorbeer gekrönte Dichter; so Hermann von dem Busche, welcher al- Lehrer der griechischen Sprache dem WissenSdxtznge der deutschen Jugend die nie alternden Schätzt hellenischer Geistesblüthe erschloß, — sie mußten Beide ihre eben so anregende als vielgesuchte Wirksamkeit aufgeben. Zwar, bei Herzog Georg, der, selbst durch gelehrte B'ldung sich auSzeichnend, die Wissenschaften liebte und ehrte, ver schaffte da» Bessere sich bald wieder Geltung; lag ihm doch daran, den alten Ruhm seiner Hochschule durch den Glanz ihrer jugendlichen Schwester zu Wittenberg, das rin Central- punkt für alle Freunde und Pfleger der Wissenschaft ge» worden war, nicht verdunkeln zu lassen ; er zog zum zweiten Male gelehrte Männer, welche der neuen Richtung huldigten, nach Leipzig; allein abermals wußten di« störrigrn Theo- logen, welche mit unverbesserlicher Zähigkeit an der Scholastik hingen, dabei aber nach Luther'» Behauptung kein Capiirl der Schrift richtig zu erklären verstanden, die löblichen Ab fichten »es Fürsten zu vereiteln; bei diesem, dem Feind« Luther'«, al« Grundlage der neuen Ketzerei verdächtig», wurde auf seinen Befehl das Studium der griechischen und hebräischen Sprach« wieder eingestellt, das an Jakob Cera- timus, dem Nachfolger de« berühmten Croru« und des ge lehrten Petru« Mosellnus, sowie an Johann Lrllariu« ge schickt« und rüstige Pfleger gefunden hatte. Aber auch in anderer Beziehung litt die Leipziger Hochschule an bedeuten den Gebrechen, und ihre innere Zerrissenheit und Berderbniß schildert ein von der Universttät selbst im Jahre ILIO er statteter, von Herrn v. Langen» in seinem trefflichcn „Kur fürst Moritz ' mitgeiheilter Bericht mit düster» Farben. „ES sei," heißt eS dort, „wenig oder gar kein Gehorsam in der Universttät, noch einige Furcht unter den Magistern, Doetoren oder Studenten ; da« mache, daß keiner dem andern folgig sei noch gebührlich Reverenz thue, ,S stopfe die« viel Gute- ; die Rectoren wähle man nach Gunst; Studenten, Magister und Doktoren trügen widerliche und schändliche Kleider, Hauben, Messer und Gewehr; die Fakultät Artiuni, darauf der Grund der Universität stehe, werde nicht wohl regiert, die Ungeschickten nehme man hinein, die Geschickten schließe man auS, in srtibu, und Philosophie werde unordentlich, unfleißiq und unschicklich gelesen, die Disputation versäumlich gehalten, nicht halb so ehrlich nnd herrlich wie vor Zeiten." Jndeß war auch da« jugendfrische Streben der neuen, bessern Richtung für jetzt noch an dem verzweifelten Wider stande des alten, im Todeskampfe ringenden Elemente« ge scheiten, ganz ohne Erfolg blieb es doch nicht. Manche« Samenkorn war auf fruchtbaren Boden gefallen, mancher Geiste-blitz hatte gezündet; Gegner waren gewonnen, Schwankende befestigt worden und nur äußere Gewalt hielt den Durchbruch deS innerlich entwickelten und au-gebildeien neuen LebenS noch zurück. Als daher Heinrich der Fromme 1539 die Erbschaft Georg'« antrat und seinem Lande die so lange vorenthaltene und doch inniqst ersehnte Reformation verlieh: da unterlag auch auf Leipzig» Universität daS alte Princip; der bisherige knechtische Zwang wich der siegenden Macht der neuen Geiste-freibeit, welche von Heinrich für die Hochschule, die er den vorzüglichsten Schmuck seine« Lande« nannte, ins Dasein gerufen, aber erst von seinem Sohne Moritz, unsterblichen Namen», auf Jahrhunderte hinau« fest gestellt wurde. Denn von Melanchthon namentlich und dessen Gesinnungsgenossen aufgefordert, von dem auSgezeich- neten Staatsmann» Christoph v Larlowih und dem um sichtigen vr. Komerstadt berathen, wendet« dieser große Fürst gleich vom Anfänge seiner Regierung an seine Sorg« der Universttät z», dir er nach ihrer äußern Stellung wie in ihrer Innern Elnrichttttig mit seinem, der Gegenwart vorauS- eilenden Geiste »ermaßen umgestalter«, daß er mit Rech« der zweite Gründer der Universität Leipzig genannt zu werden verdient. Nu« den Gütern und Einkünften der Seif'er und eingezogenen Klöster begabte er die Hochschule auf eine für die damalige Zeit glänzende Weise. Die Gebäude deS Paulincrklosters wurden auf Bitten KaSpar Börner'-, rer sich hierdurch ein unvergeßliche- Denkmal in den Annalen der Universität errichtete, dieser geschenkt und durch Carlowitz feierlichst übergeben. Durch des Letzter« Vermittelung und Börner'« unermüdete Thäliqkeii ward, mit Mor.tzenS Bewilli gung, au» den Bücherfammlungen mehrer Klöster die Pauliner-Bibliothek gegründet, die, in Verbindung mit den ursprünglichen Büchervorräthen der Hochschule, den Stamm der jetzigen Universität«-Bibliothek bildet. Zur Unterstützung unbemittelter Studenten errichtete Moritz einen gemeinsamen Tisch (das Eonvictorium), ein besonders für die damaligen Verhältnisse wichtige- Institut, da bei dem Mangel an ge eigneten Schulen die Vorbildung für das akademische Studium erst auf der Universität selbst gewonnen werken konnte und dadurch der Aufenthalt auf derselben langwierig und kost spielig war. Stellte diese reiche Begabung einerseits die Hochschule äußerlich fester, so bot sie andererseits zugleich vir Mittel, diejenigen innern Einrichtungen, die sich überlebt halten, zu beseitigen und an deren Stelle solche zu setzen oder doch an- zubahnen, die für die damalige, sowie für alle Folgezeit segen bringend waren. Die Glieder der Universität, Professoren wie Studenten, waren, nach dem Muster der Prager und Pariser Universität, in Nationen getheilr., während daS I5»2 von Friedrich dem Weisen gestiftete Wittenberg gleich vom Anfänge die zweckmäßigere Gliederung nach den Fakultäten erhalten hatte. JeneS Naiionalwesen konnte Moritz nun zwar nicht abschaffen; hatte e« sich doch eine solche Geltung zu verschaffen gewußt, daß e-, nur allmählich mehr und mehr unschädlich gemacht, erst fast drei Jahrhunderte später, im Jahre 183«, den gebieterischen Forderungen der Neuzeit unterlag, aber die Beschränkungen, die es auf dir Stellung der Professoren au-üble, wurden von Moritz möglichst be seitigt; durch eine bestimmtere Verfassung der Lehrämter in den Fakultäten, sowie durch festere und höhere Besoldung gab er ihnen eine unabhängigere Stellung und gewann da durch zugleich sowohl für dce bereit- bestehenden, als auch für die neu errichteten Professuren die ausgezeichnetsten Lehr kräfte: einen Joachim Camerarius, Melanchthon'- Freund und Biograph; einen Peier Lorio» ans Burgunv, der mit tiefer Kenntniß des römischen Rechte« eine ausgezeichnete Vortragsgabe verband; »en seiner theologischen Anfichiew wegen auS England vertriebenen Alexander AlestuS und viele andere tüchtige Männer. Zu solch' günstigem Erfolge wirkte auch mit die von Moritz vorbereitete und von seinem Bruder August durchgeführte Abfassung der sogenannten walzenden Lektionen oder Vorlesungen, welche alle Halb jahre nach dem Loose wechselten. Halten ferner bisher nach der ursprünglichen klösterlichen Einrichtung die Sludirenkcn mit ihren Lehrern in den Collegicnhäusern, den sogenannten Bursen, zusainnrengewobnt, Jene unter der Letzterer strenger Obhut, so daß ohne Erlaubniß des Rectors Keinem die Wohnung zu verlassen gestattet war: so hörte jetzt dieser Zwang zugleich mit der Veränderung der Lehrämter und mit der beginnenden Freiheit der Studien nach und pach auf; denn die Professoren zogen es vor, die Bursen zu verlassen, ihre bisherige Ehelosigkeit aut'zugeben und diese mit einem eignen HauSstanve zu vertauschen. So war denn der alte Bann gelöst, die scholastische Methode abgeihan, ihre Bar barei tür immer begraben: der mönchische Zwang machte der neuen akademischen Freiheit Platz und diese, verbündet mit der durch die Grundsätze der Reformation erweckten und durch die erleuchtetsten Lehrer gekräftigten Freiheit im Denken, Lehren und Lernen. schuf auf Leipzig- Hochschule auch ein neues frisches Geistesleben. Aber auch Wittenberg wurde von Moritz keineswegs versäumt, schon deshalb nicht, wir er selbst öfter» tagte, „weil von dort die deutsche Bibel ausgegangen' ; ein Wort, nebenbei gesagt, welche- tür dir echt protestantische Gesinnung deS vielverrächtigten Kur. fürsten klares Zeugniß adlrqi. Reichlich begabte er auch diese Universttät von den Einkünften der eingezoaenen Kirchen- qüirr und suchte durch Ertheilung von mancherlei Freiheiten den errungen Glanz ibr zu sichern. So ging Moritz wie in der Politik, so auch in der Förderung der höchsten wissen schaftlichen Anstalten seines Lande- festen Schritte« seinen Weg, unbeirrt durch die Einflüsterungen und Abmahnungen Anderer, welche mit Scheelsucht auf die Freigebigkeit deS Fürsten gegen die Hochschulen blickten und ,hm namentlich die liberale Dotation Leipzig- nicht vergeben konnten NichiS galt khm der Beifall oder Tadel einiger Weniger, wo e« varauf ankam, al« protestanrischer Fürst in der geistigen Er- Hebung seines Volke« die stärkste Säule der durch da« Schwert de« Geiste« wie durch die Gewalt »er Waffen schwer er- rungenen Kirchenverbesserunq aufzurichten. (For»ses»ng folgt.)
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