Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.01.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185901130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-01
- Tag 1859-01-13
-
Monat
1859-01
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 13.01.1859
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«/V A. .'Donnerstag, den 13. Januar. > — - ' 185S >r 2lhOtir>1Ub«tz>SkG: -NkrUel. - s^klr. lObtssr. t» »1»-». > En «* '/«jitkrl.: 1 „ 10 ,, „ „ .stritt kcxt uug --vn»Eieb in viBvS» 15 8gr. 8t«iop«Iru Llnvvlo« Xluvmern: 1 big». 1 »clrlnx dinru. »ftrntripnilie: I, - n; .1 k^tr L«, Lno» «io«r es«p»It<o«n L«il«: 1 l-U». 7 vn»«r „LinL«,»»U»" äi« 2eile: 2 digr «rfch^rnl: TiUlich, wir Xuinndm« g« So»»- nnä Gr cken kolU«»<1«> DreMerHmrnal. Verantwortlicher Redakteur: I- G. Hartmann. Nnferatenannirhmt auswärl«: l^ipvig: k>„. »«^»ovrrrrr!», 6omo>i,ülontlr <I<>» I)re8«lu«r ^nurv»I»; «b«oä»»oldot: ll. Ilin-ii«; KIton»: Umri-xrn» K V<x»l.««i KvrU»; <i»ui>iv»'»ck« knclik., ltrriniri» » kure»«; Nr«n,ll >1. vcni.orr»; krnndtnrr ». N.: ^1»- a»»'»cd« kud>l>»o<11.; U»n»ov«r: ^1itUl.r»,ir«» » Ku re»«; Köln: Xvoi.e K»»»»».»; k»r1»: v. r,8»»!«>>:l.» (28, rue äse bau» enl»«»); I»r»U: k'n. d:»»l.icn'» kuvbbnnäluox. Arra»«,rhrr: KSnIxl. klrprSition <i»» OrvvSovr Journnlr, vreeäe», >I»rie«»tr»»»e k»r. 7. Ämtlichrr Thril. »«LnuMachung, , die CNschädizung-gespche wegen nicht rechtzeitig zmn Umtausch gebrachter Cassenbillett von der Creation de- Jahres 1840 betr. Durch die in Gemäßheit de« Gesetze« vom 6. Sep tember 1855 erlass»«« und wiederholt veräffrntUchtt Ver ordnung vom 6. Mai 1858, Seite 88 de« Gesetz- und Brrordnung«dlaUe< vom Jahre 1858, ist für di« völlige Eiul-svng der sännntlichen bi«hrrigt«, nach den Geßkn- anrngen de« Gesetze« vom 16. April 1840 crrirtrn Saffmbillets, der ZO. Septembn 1858 Nachmittag« 5 vhr al« Schlußtermin dergestalt festgestellt gewrsen, daß nach Ablauf de« gedachten Aeitpuncte« Niemandem et« Recht zum Umtausch derartiger, di« dahin uaver- wechselt gebliebener Eastenbillet« gegen neue von der Ereatta« de« Jahre« 1855, oder gegen baare« Geld, weiter zustand. Lediglich au« Billigkeitsrücksichten ist zeither noch in solchen Fällen, wo die verhangene Versäumniß durch ge- - nügende Grüutze entschnldigt werben könnt», den darum nachsuchenden Inhabern präcludirter Cassenbillet« vom Jahre 1840 eine Berlustentschädigung nach dem vollen Nominalbetrag« bewilligt worden. - Da jedoch diese Rücksichtnahme auf länger« Zeit hin nicht weiter gerechtfertigt erscheint, so ist mit Allerhöch , fier Genehmigung beschlossen worden, jene nachträgliche Be^rOentschädigung in de» dazu geeigneten Fällen auf dirsßälliges bei dem Finanz-Ministerium anzubriugendes Ansuchen, welchem die präcludirten Cassenbillet« brizu- fügeu sind, zwar noch bi« zum 31. diese« Monat« stattfinden zu lassen, später eingehenden derartigen Ent- schädigung«gesuchea aber eine weitere Folg, in der zrit- herige» Weise nicht zu geben. Dir Herausgeber der im §21 de« Gesetze« vom 14. Rärz 1851 bezeichneten Zeitschriften haben die gegen wärtige Bekanntmachung auch durch ihre Blättttz zu , »eröffeatlicheu. . Dresden, am 8. Januar 1859. Finanz-Ministerium. non Kries««. vr Schmid. UjchtauMicher Thril- » Neuerstcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Ostd. Post. — Allgemeine Ztg. — Englische Blätter. — Neue Pr. Ztg. — National- Ztg. — Deutsche Allg. Ztg.) Tagesgeschichtr. Wien: Dir Truppenverstärkungen nach Italien. Erleichterung für militärpflichtige Stu- dirende. Berichtigung. — Prag: Erweiterung de« Bahnhof«. Neue Zeitschrift. — Berlin: Vom Landtage. Berichtigungen. Vermischte«. — Mün chen: Königin Marie von Sachsen. — Kurhessen: Budget. — Pari«: Titelcommisfion. Tagesbericht. Au« Algier. Mehrertrag der Steuern. — Bern: Wahlen in Neuenburg. — Lissabon: Freie Getrei deeinfuhr. — Madrid: Vermischte«. — Neapel: Begnadigungen. — London: Neuer Gouverneur nach Madra«. — Konstantinopel: Ueber die Er eignisse in Serbien. Truppenbewegungen in der Her zegowina. — Jassy: Wahlen. — New-V ork: Vom Congreß. Au« Kansa«. Mexikanische Zustände. Erueuuunaru, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. Dresduer Nachrichten. (Da« Naturaliencabinet de« Herrn Platow. Nitzsche'« Heilanstalt. Proviuzialnachrichteu. (Löbau.) Orffentl. Gericht-verhandlnngen. (Leipzig - Wissenschaft, Kunst and Literatur. Vermischte-. Eingesandt»-. >M«iS«S!SN!USWWöS«r>S«^'il^ ' 'HÜTÜ7M »'* tz/ iz r NH.. 1 ... Lelegraptzifttzr Nachrichten. »erlm, «ittnmch, IL Januar *). Heute Mit tag HL2 Uhr hat üu »ei-rn Saale de- köuigl. Schlöffe- durch Se königliche Hoheit den Prinz. Regenten di« feierlich« Eröffn»ng de- Lavdtag- stattgefuudea. Die Throurede betrauert das fortdauernde Lei dm Sr. Majestät de- König-, die Mitglieder der beiden HLuser auffarderud, in voller Anerkennung ihre- Berufe- die Negierung durch Eiuficht und Hiugrbung auf dem Wege zu unterstütze», welch«» der Prinz-Neamt in Hinblick auf Preu-ms >Üf gäbe, seine glorreiche Geschichte und seine vater ländischen Traditiouru betreten habe und mit Festig keit in unverrückbar gezogenm Grenzen zu verfol gen entschlossen sei. Hierbei dem Könige die Rechte seiner Krone ungeschmälert zu erhalten, sei de» Prinz-Regenten eine der Hauptaufgaben seiner Re gentschaft. Den allgemeinen Zustand deS Lande- bezeichnet die Thronrede al- befriedigend, verheißt Vorlagen wegen weiterer Au-dehnung und Vervollkommnung des Eisenbahnnetze-, und gedenkt al- einer erfreu liche« Erscheinung der Abnahme der Zahl der Un tersuchungen und der Strafgefangenen, worin fie ein Zeugniß für die fortschreitende Hebupg der Sittlichkeit und den heilsamen Einfluß der be stehende» Strafgesetze erblickt. Die Regierung werde auf wettere Verbesserung derselben, sowie auf ge naue, jeden Mißbrauch möglichst au-schlie-rude Festsetzungen über zweifelhafte Lerwaltung-normrn Bedacht uehmru. Nutz dem Ttaat-Hau-Haltetat sei der günstige Zustand brr Finanzen ersichtlich; sowohl de» lau- fmde» Bedürfnissen, als der fortschreitenden Er Höhung dei Amt-einkvmmrn- der StaatSdievrr, auch neuen oder gesteigerten Anforderungen auf andetn Gebietm werde durch denselben genügt. „Ich vertraue daher — fährt der Prinz,N«' geat sodann fort — auf Ihre berettwilltae Zu stimmung zu dem Mehraufwand», weichen ich zur Aufrechthaltung der Würde der Krone, zur Kräftigung des Heere- und der im Aufblühen begriffenen Marine und zu einer nach allen Rich tungen gedeihlichen Entwickelung de- Wohls de- VaterlandeS für geboten erachtet hab«. Gie wer be» ans dem SeaatShanshaltetat ersehen, welche Fürsorge ich unausgesetzt der Vervollkommnung unsrer Armee widm«, die mit unerschütterlicher Treue und Ergebenheit im Kriege wie im Frie de« die Ehre Preußen- aufrecht zu erhalten und zn erkämpfe« gewußt bat. „In den friedliche« Beziehungen zum Au-, lande ist keine Veränderung eingetreten; die freundschaftlichen Verhältnisse zu den Groß mächten sind ungetrübt geblieben. Im Verein mit den übrigen deutschen Bundesregierungen waren die Bemühungen der Regierung fort dauernd darauf gerichtet, die unter dänischem Scepter siebenden deutschen Herzogtümer end lich in voller Uebung derjenigen Rechte zu sehen, auf welche ihnen die Bundesgesetze und die zwi schen dem Deutschen Bunde und Däuemark ge troffen»« Vereinbarungen einen wohlbegründeten Anspruch verleihen. „AlS ich znm ersten Male alS Regent zu den Vertretern deS Vaterlands sprach, fordert« ich Sie auf, die Fahne Preußens hoch zu tragen. Auf derselben steht: „„Köntgthum von Gottes Gnaden, Festhalten an Gesetz und Verfassung, Treue des Volkes und deS siegbewußten Heeres, Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen, Gottes furcht!" " *) Aufgegeden Mittag« > Uhr 12 Min., eingcgangen 3 Uhr 18 Minuten. „Vohlau, helfe» Sie wir, diese Fahne hoch tra ge». Wer ihr folgt, folgt mir. Dann werben wir a»f spätere Geschlechter den altprevßischen Geist pererbet», welcher in dem mit Wehmnth gemischte», dev»och begeisterten eivmüthigev Rufe Au-druck findet: ,,„Se. Majestät lebe hoch!" " Dresden, 12 Januar. Dir „Ost-Deutschr Post" bespricht in ihrer heuti gen Nummer die ihrem Hauptinhalte nach telegraphisch bekannt gewordene (von un« gestern mitgetheilke) sardi nische Thronrede. „Einige Phrasen, sagt sie, im aller gewöhnlichsten Zeitunqsstyl aufgeputzt, bemühen, sich, da« Geständniß zu versüßen, daß all' die Aufreizungen, all' die Kriegldemonstrationen, mit welchen man in letzter Zeit den öffentlichen Geist in Italien zu exaltiren suchte, eben nicht« als Dunst und Phrase waren und daß die VerheißungSpoliti? de« Herrn v. Cavour heute auf dem nämlichen Flecke steht, wo sie vor zwei Jahren war. „Sardinien ist zwar klein an Macht, aber groß im Rathe". Da« sei Alle«, was ein Jahr frevelhafter Agitation, die ohne die Mäßigung und Selbstbeherrschung Oesterreichs Tausende von Menschen hätte unglücklich machen können, zu bieten wisse. Von der Hauplstclle der Rede, nämlich der, wo der König die Traktate zu achten verspricht, hak die „Ostd. P " alle Ursache zu glauben, „daß sie nicht im Weinberge des Herrn v. Cavour gewachsen ist, son dern von ganz anderswoher eindringlich angerathen wurde." Diese Stelle einschalten zu müssen habe dem sardinischen Minister wohl einen harten Kampf gekostet, denn mit dem einen Worte sei ja das Verdammung-- urtheil über seine ganze Politik ausgesprochen! Aber wenn man als ein kleiner Staat groß im Rathe Euro pa'- sein wolle, so müsse man es sich „gefallen lassen, einen kleinen Rath von einer großen Macht pünktlich auszuführen." Der Rath, von den Verträgen zu spre chen, sei, wenn nicht alle Anzeichen trügen, dem piemon- trsischrn Cadinete aus den Tuilerirn zugekommen, und zwar als ein ziemlich peremtorischer Rath. Diese einzige Stelle gebe der ganzen Rede ihren vollen Charakter; sie sei der Kern des ganzen Kometen, vor dem man so kriegsfürchtig war „Die Traktate müssen geachtet werden!" Das sei der Schwerpunkt, alles Uebriqe Schwulst und Nebel, um diese« „muß" zu verhüllen und , zu umwickeln. „Auch wir ---- schließt der Artikel — sind nicht gefühllos für den schmerzlichen Schrei, der un- ankündigt, daß man in Turin sich genöthigt fühlt, die Traktate anzuerkennen, und um dieser einen gerech ten Stelle willen sei den übrigen vergeben." Indem wir die vorstehende, sehr anerkennungswerthe und kernige Auffassung wiedergeben, unterdrücken wir die auf die Person des Königs von Sardinien bezüg lichen Stellen und können allerdings e« nicht für sehr erwünscht halten, wenn selbst im Zustande eine- diplo matischen Bruchs gewisse höhere Rücksichten in solcher Weise aus der Acht gelassen werden. Zum Vergleich mit den von andern Zeitschriften über die Lage der Dinge in Italien bereits abgegebenen Stimmen ist es gewiß interessant, auch die verschiedenen Auslassungen der englischen Presse zu vernehmen, die wir nach einem Aufsatze der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" hier wiedergeben. Eine Privatrorrespondenz der „Times" spricht sich folgendermaßen aus: „Frankreich irrt sich gewal tig, wenn es darauf zählt, in Italien da« alte Oesterreich von l805 und 1809 mit seinen betagten Generalen, seinem schwachköpsiqen Kriegshofrath und seinen enlmu- thigten Truppen wiederzusinden Die österreichischen Heere sind jetzt durch zwei schwere Feldzüge in Ungarn geschult und durch ihre Siege in Italien begeistert. An ihrer Spitze stehen junge unternehmende Offiziere, die ihre Sporen in wichtigen CommandoS auf eine groß artige Weise verdient haben. Sie sowohl wie ihre Un tergebenen hangen mit Begeisterung an ihrem jungen ritterlichen Kaiser. Und außerdem wartet der Franzosen noch Da«, wa« Thier« in seiner Geschichte der Jahre 1813 und 1814 die „furchtbare Energie der deutfchen Stämme in jeder von ihnen gerecht befundenen Sach, ' genannt hat, die, wie er hinzufügt, „den kaiserlichen Heeren vollständig abgeht." Aber wa« solle England thuni Solle r< müßiger Zuschauer kleiden, wenn die Verträge von 1815, der Fried, Europa« und der ganzen Welt vielleicht gebrochen werdend Solle e« gestatten, daß Frankreich die militärische Oberhoheit auf der Halb insel erlange und durch zahlreiche Geschwader im adria- tischen und mittelländischen Meere nach eignem Ermessen sich vergrößere t Für England bleib» nur ein Weg E« müsse kraft der Sprache, di, e« zu fahren, und kraft der Haltung, die e« anzunehmen habe, Loui« Napoleon daran hindern, seinen Pruth zu überschreiten. In einem Leitartikel über Italien äußert sich die „Lime«" dahin: Echt, Klugheit gebietet den Franzosen wie den Russen, der Versuchung de« Augenblicks nicht nachzugeben. Vor hundert Jahren vereinigten sich Frank reich und Rußland mit Oesterreich, um ds» Lande des großen Friedrich unter sich zu thrilrn; ihr beabsichtigte« Opfer aber ging al« der Triumphirende au« dem sieben jährigen Kriege hervor Oesterreich besitzt jetzt in Italien eine Armee, die in allen Stücken Mann für Mann jedem europäischen Heere vollkommen gewachsen ist und ganz andere Führer hat, al« einst Beaulieu, Wurmstr und Alvinzi waren. Rußland steckt mitten in der Krisis einer großen socialen Umwälzung und Kat mehr von in- nerm Fortschritt als von Eroberungen im Aulland zu ' hoffen. Die Stellung de« Kaiser« der Franzosen ist voller Schwierigkeiten. Seine kolossale Armee drängt ihn um Thaten, aber wenn er Krieg führt, schafft er Andern Ruhm und Popularität, während er selbst die Unpopu larität und die Bürden des Kriege« zu büßen hnt. Eman- cipation hat er keinem Volke zu dielen, nicht« al« einen Despotismus für den andern. Wie lange Frankreich die Last der Krirgssteuern, die Zerrüttung seiner Jndufloie, den Ruin seines aufblühenden Handels, wie lange Eu ropa da« Schauspiel eine« neuen, die ErobrrunHtlaufbatzn von vorn ansangenden französischen Kaiserreich« geduldig ertragen würde, da« müßte sich erst zeigen. Die Be ¬ freiung Italien« könnte als Vorwand dienen, um den Krieg anzufanqen, würde jedoch der Welt bald aus den Augen entschwinden über der Furcht vor einem Vrrgrö ßerungskrieg, dessen Folgen Europa noch nicht vrrgrffr» hat Der Krieg, wie Jemand mit Recht bemerkt hat, gleicht einem Ball — man weiß, mit wem man den Reigen eröffnet, aber mit wem man zuletzt tanzen wird, das weiß man nicht. Dem sei wie ihm wolle, Eine« wird man hoffentlich klar begreifen. Mögen Diejenigen, die jetzt Italien aufregen und in einen Kampf zu stürzen suchen, in welchem es, so oft er kam, stet« den Kürzer» gezogen hat, mögen sie weder sich einbilden, noch An dern den Wahn beizubringrn suchen, daß sie von Eng land irgend einen Beistand zu erwarten haben. Da«,,Morni ng Ehronicle" verkündigt neuerdings seine Hinneigung zu den Tuilerirn. Es handelt sich seiner Ansicht nach um nicht« weniger al« Krieg oder nur krie gerische Kundgebungen, sondern um die Erfüllung der auf dem Pariser Congreß vom Vertreter Frankreichs aus gesprochenen und von England und Oesterreich sanctionir- ten Verheißungen. Es citirt die betreffenden Stellen aus dem Conferenzprotokoll und ruft: „Fast drei Jahre sind dahin, seit diese feierlichen Verpflichtungen einge gangen wurden, und die Lage Italiens ist schlimmer als je, sie hat sich so verschlimmert, daß selbst die besten Freunde der Ordnung in Europa (nämlich Napoleon ll>. und seine Armee- sich endlich gezwungen sehen, Oester reich zu fragen: wie lange die-dauern soll?" Italien, be merkt es weiterhin, bereue jetzt seinen 1848 von Vielen aufrichtig gefühlten, aber von sehr vielen Andern hinter listig geheuchelten Enthusiasmus für Pio Nono u. s w. Der „M. Advertiser" ist für „bewaffnete Neu tralität"; er haßt dir österreichische Herrschaft in Italien, aber noch viel inbrünstiger haßt ulid verabscheut er Na- Die Verdienste des Kurfürsten Moritz um die Pflege der wissenschaftlichen Anstalten Sachsen-. (Rede zur Feier de« «eburtltage« Sr. Mas. de« König« Johann von Sachsen den 12. December I8b8, gehalten vom Gvmnasial- lehrrr Moritz Lindemann.) Wir im engen, beschränkten Kreise de« HausrS für alle gamilirngliebrr der Geburtstag de« Hausherrn, so ist im weiten, viel umfassenden Verdanke eine« Bolle«, welche« sei nen Einigung«punkt in der Gemeinsamkeit seine« Fürsten und Balerlande« findet, der Geburt«taq de« Staat-ober- Haupte« für die gelammten Bürger nicht minder ein Freuden- fest. Höher schlagen, von der Bedeutung desselben ergriffen, Aller Herzen; Jeden dräng« e«, seine Gefühle und Wünsche für den Bater de« Balerlonde« an des» Tag zu legen, nach Vermögen ihn zu ehren, zu erfreuen. Doch so einig auch gewiß alle gute Sachsen find in den Empfindungen der Liebe un» Dankbarteil gegen den hohen Herrscher, der mit fürst- licher Weisheit, mit unbeugsamer Gerechtigkeit, mit väter licher Huld und Btt« sein Volk regiert, so verschieden zeigt fich doch nochwegdig »er Auldruck drr Verehrung, davon »ine« 2«»»k Hetz« nnd Mund «oll ist, denn seinen eignen, von Ander» »ertchieoener Gtgndpnnü läßt ihn hierbei gerade die Beziehung «tnaehWe», in Mlchfr er zum Staate un» zu dessen Oberhaupte steh». Da« Berhtlmiß nun, in weicht« al« Jünger der Wissenschaft wir. Lernende wie Lehrend», zum Staate un« gestellt finden, und »ie besonder» Beziehung, die un« KHrchni twcktzäpst. »;» die Wissenschaft nicht nur »hn, sondern selbst auch pflegt, durfte «< rechtfertigen, wenn wir der Aufgabe de« heutigen bedeuinn-svollen Feste« dadurch za entsprech», ,n« bnnühen, daß wir „fern König in einem seiner erhahensten Ahnen zu ehre« suche«. Schlage« wir aber die ANnalen unser« Herrscherhaus»« un» »er vater ländischen Geschichte auf, so mochten wir in ihren Blättern wohl nicht leicht «ne» für die Entwickelung geistigen Leben- bedeulsamerii Fürsten eingezeichnei finden, als den Herzog und nachmaligen Kurfürsten Moritz. Daher will ich e« ver suchen, Ihnen, liebe Schüler, in schlichten Worten den An- theil zu schildern, welchen Kurfürst Moritz an der Pflege der wissenschaftlichen Anstalten unser« Balerlande» belbätiqt hat. Denn obschon auch die übrigen Fürsten de« sächsischen Regentenhause« den Rubm beanspruchen können, Freunde und Beförderer der Wissenschaften gewesen zu sein, so würde doch schon der mir zugemeffene Raum ter Zeit ein« solche Beschränkung verlangen; noch mehr aber wird sie sich recht- fertigen, wenn wir bedenken, daß eben Moritz unter den Ahnen de« sächsischen Königshauses derjenige Fürst ist. dessen geistige Bildung zwar nicht mit ter tiefen und um fassenden Gelehrsamkeit unser- König« sich messen kann, der ater doch, in seiner Sorge für die Pfitge der Wissenschaften ihm geistesverwandt, unbedingt den Grund zu jenem Ruhme de« Baterland«« legte, in dessen Glanze wir noch heute un« sonnen. Sie freilich, hochverehrte Anwesende, werden, fürcht' ich, in der nachfolgenden Schilderung, die ja vorzugsweise für unsre Schüler bestimmt ist, weder durch den Reiz, wei cher neuen, auf dem Wege historischer Forschung gefundenen Ergebnissen eigen ist, noch durch den Schimmer oraiorischer Darstellung fich gefesselt fühlen ; doch hoffe ich, daß Ihr Patriotismus nicht ganz unbefriedigt bleiben wird bei einer gerechten Würdigung von Bestrebungen, welch« den wohl- vredienten höchsten Ruhm für unser Vaterland begründet haben, ^en Ruhm, «ine Pflanzstätte der Wissenschaften zu sein. - Bahnen wir un« den Weg zur Lösung unsrer Aufgabe durch einen Blick ans dir wissenschaftlichen Zustände Deutsch land« und Sachsen« in den Zeiten kurz vor ver Reformation und während de« Kampfe«, durch welchen fie ihr Dasein er rang und sicherte. Dem Andrängen de« rohen, aber kräftigen JSIam war raS altersschwache, durch Siitenverfall in sich selbst halilo- gewordene Reich der Griechen erlegen, ihre Hauptstadt unier den Streichen der OSinanen gefallen: trauernd verließ griechische Bildung und Wissenschaft die heimische Stätte unt^ flüchtete nach Italien, wo fie, von Kunst und Wissenschaft liebenden Fürsten gastlich ausge nommen, den von der Hierarchie mit eisernen Banden qe- feffellen Geist befreite, den sreigewordenen durch Erschließung der griechischen und römischen Klassiker nährte und stärkt» und durch Geschichte, Philosophie, Beredsamkeit und Dicht kunst zu einer höher« Stufe der Entwickelung führte. Der wiederqebornen Wissenschaft gesellte sich al- mächtiger Bundes genosse bei der zur selben Zeit in Deutschland erfundene Bücherdruck, weicher die Funken klassischer Bildung über die Alpen in die deutschen Lande herül-erlritete und in empfäng lichen Gemüthern eine Licht und Wärme verbreitende Flamme entzündete. Diese wie andere hiermit in näherer oder ent fernterer Beziehung stehenden Thaisachen veranlaßten jene ge waltige Gädrung der Geister, von welcher Europa in der zweiten Hälft» deS IV Jahrhundert- ergriffen wurde. Der deutsche Boden namentlich war für die neue Saat gelockert worden durch Gründung von Hochschulen, und bald schlug hier da« Studium der alten Klassiken, da« in Italien nur al» Mittel zu feiner Geschmacksbildung betrachtet wurde, so tiefe Wurzeln, wuchs zu einem io kräftigen Baume heran, daß dieser, Dank dem sittlichen Ernst», womit man dir Ergebnisse der Wissenschaft auf dir Erörterung der gesellschaftlichen unp religiös-kirchlichen Zustände verwendete, als erste Blürhe die Kirchenreformation trieb. So hart aber auch dir Kämpfe waren, unter welchen letztere hervorbrach, so offenbaren doch gerade diese am deutlichsten, welche Stärke gegenüber der neuen Richtung da« alte Element besaß, wie sehr im Allqe- mernrn wissenschaftliche Bildung mangelt» und wie viel dafür noch zu thiin war, wie in Deutschland überhaupt, so be- sonders auch in Sachsen. Denn fassen wir zunächst die Hochschule, in jenen Zeiten fast die einzige Werkstätte geistiger Bildung, in» Auge, so hatten wohl seit Friedrich dem Streit baren, dem Stifter der Universität Leipzig, Sachsen- Fürsten alS Schirmer der Wissenschaften nach Kräften diese Anstalt gewahrt und gepflegt; dennoch, unter dem geistlichen Scepter, dem sie gleich tri ihrer Gründung unlerthan wurde, bei dem klösterlichen Zuschnitte ihrer innern Einrichtungen, bei dem sittlichen Verfalle der Geistlichkeit, in den sie mit hinein gezogen wurde, konnte jene Hochschule, gleichwie in geistigem Banne besangen, nicht zu einem rrqern, freier» Geistesleben sich entwickeln; mir sehen dasselbe vielmehr im Gebrauch» leerer Schulformein, in unfruchtbarer Beschäftigung mit geistiüdtenden Spitzfindigkeiten und in erbärmlichem Gezänk um Worte und Begriffe verknöchern, ja nahezu untrrgehen. Dieser Zustand war ein Vermächtniß der früher» Kloster schulen, in welchen die Sclrolavtici dir bekannten sieben freien Künste lehrten; indem aber diese Lehrer die kirchlichen Streitigkeiten in den Bereich drr Schule zogen und die Glaubenslehren nach der Dialektik de« von ihnen mißver standenen und mißgedeuretrn Aristoteles behandelten, bildete sich jene übelberufent scholastisch« Philosophie zu einem Ge webe von Begriffen und Streitfragen au«, welche« einrS- thril« da« Streben »er Kirch« nach unbeschränkter Herrschast unterstützte, anrerntheli« di« Köpfe »er Schüler verwirrt« und verdunkelte. Durch solche« Gebühren strebten denn auch die in der scholastischen Philosophie befangenen Lehrer »er Hochschule, die anbrechende Morgenröthe eine« neuen, durch die alrclasfischen Studien erleuchteten Tage« wiederum zn verdüftrrn, dir jüngst entzündete Fackel drr rchtrn Wissrn- schäft au-znl-schrn. — (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite