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Dresdner Journal : 18.03.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185903187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-03
- Tag 1859-03-18
-
Monat
1859-03
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1859
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FreitagN>t?-K. März. _ 18SS. V II - i litt -"—. ......— ... —-— —- — — Tlwellobr 5l-»tt.1V>'ssr tt.».-»»«- 1 10.. " ., Ltm—Ix 1 «Itt. » Im Lull»»«» tritt Po«»- ooi Iltnraprlrn- ortil», liinru. », fr rttc »preist: B», «en N.nm -loer ^»I>»1t«n»n r«u«: 1 b'll». I'nter „rUnsse-nnZt" <i>« L-ll»: 2 kpr. Erfchrlu»» mit /r»-»»kn>, 6«r So«- «»6 >K«n4- (Ur <t»n Dres-mrAournal. Verantwortlicher Redattenr: I. G. Harttnann. »astr-triraimahmr »uswllrt«: l-oixri^ . p«. Ituixi-irrrr»», poivmissiunri so, 1>r«»<ln«r.Iauro»Ie; «>I>ev6»»eIi>,t: II. Ilinxc«; Llto»»: II)>»»i!>mrni« lb Voor-r»; v«rUu. Iluoki... Ik»r»»l>ie>in'» Ilnrenii^ vrew-n: I!. Si ni.nir»; pnuvlitui-r N.N.: nrur'erke ttocl.I.nn'il.; kl-nnovre: >seni.r»irr^e» » 8n rrnn; ItSIn: >»«1,- I!tn>kx»n: k»ri,: v. I,8"rxxe>!r.» (28, euo <ie» Kon, enfnn,); kr»^: p». b:»»l.ic>l'» Ijuckk»o>IIul>^. qerausgebrr: Köui^l Hxpeälrian io» I^rssinor ^louev»!», I^rezsten, ölkrieuttr«,»» Xr. 7. Amtlicher Theil. Lreüdckn, 5. März. Se. Königlich, Majestät haben de« Nr. der Mrdictn u»d ühirurgi» Eduard Schottin j» DreSdr» zu gestalten geruht, den von Gr. Durchlaucht dem Kürst»» R»us älterer Linie Heinrich XX. ihm ver liehenen Eharart», al« Medirinalrath in hiesigen Landen zu führen. DreSdnt, 8. März. Se Majestät der König haben allergnädigst geruht, de» Oberleutnant Heckel de« 6. Infanterie«Bataillon« zum Hauptmann, und den keut- «ntt ». M»tzfch de« II. Infanterie-Bataillon« zum Oberleutnant der Infanterie zu befördern; sowie gleich zeitig de« d in mite- der Armee stehtttden Oberleutnant«, v. Raorndorff von der Infanterie, undNostitzund Jt»tenh«rf II von der Reiterei, die erbeten» Enk- laßosg, mit der Erlanduiß zum Tragen der Armee-Uni« form, zu bewilligen Nichtamtlicher Theil. U«st«rftcht. Ztituvsttslbau. (Moniteur. — Ost-Deutfchr Post. — Reue Preußisch« Ztg. — Kölnische Ztg. — Sibcl». — Oestrrreichisch» Ztg. — Hamburger Eorttspondent.) Tastrssteschststte. Dr»«den: Anwksenheit Gr. Majestät de« König« in der LurnlehrerbildungSanstalt.— Ber lin: La»dtag«verhandlungen. Ursprung de« Justiz minister«. Berichtigung bezüglich de« Grafen von Pari«. — Gera: Eisendahnangelegenheiten — Frank furt: Da« Budget. — Pari«: Hoftrauer. Neu,« politische« Werk. Herzog von Montebello konrert de« deutschen Hilftverrin«. Begnadigungen. Lord kowley. Statthalterschaft für Algerien. — London: Di« verbannten Neapolitaner. Lord kowley. Por tugiesisch« Orden für hi» Prinzen. — Bukarest: Der Fürst nach Jassy. Depeschen au« Pari«. vre-dner Nachrichten. (Ertrag der Gubscription«- däll». von der Lhierarzneischul,. Vermischte«.) Prvvinzialnachrichtea. (Leipzig. Zwickau. Zittau. Pottschappel.) veßentl. Grrichtstverhandluugev. (Dresden) Siffruschast, Knnst v«r Literatur. StatM «. Battstwlrthschaft. Inserate. Lageskalender Vörsenvachrichteo. Dresden, 17. März. Der gestern in au«führlichem telegraphischen Au«zuge mitgetheilt» Artikel de« „M oniteur" liegt un« heute voll ständig im Originaltexte vor und lautet in wörtlicher Uebersehung wir folgt: „Ein Lheil Deutschland« bietet beutzutage ein Schauspiel dar, da« uni betrübt und in Erstaunen setzt. „Sine vag«, unbestimmte Frage, welche die delikatesten Xuf- gabea wie die rrhabenst a Intereffen berührt, taucht plötzlich io ber politischen Wett auf. Die französische Regierung siebt darin einen Gegenstand der ErwLgung, eine Verpflichtung zur Wach samkeit. Sie beschäftigt sich mit der beunruhigenden Situation Italien«, nur um sie im Einverständnis mit ihre» Llliirten und im Jatereffe der Ruhr Europa« zu Ibsen. Kann man aufrichti gere« Bestreb:» zeigen, dir Schwierigkeiten auf friedlichem Wege zu lbsen und den Verwickelungen, die immer au« Mangel an Vorautsicht und Entschlossenheit entstehen, vorzudrugen? „Bleichwohl antwortet eia Lheil Deutschland« auf dies« so ruhige Haltung mit den unbedachtesten Llarmrusen Zluf eine einfache Mathmalung hin, die durch Richr« gerechtfertigt und durch Alle« widerlegt wird, erwachen die Vorurthrile, greift da« Mittravrn um sich, entfesseln sich die Leidenschaften; ein« Art Kreuzzug wird in den Kammern und in der Presse einiger Vun- delstaatra gegen Frankreich begonnen. Man klagt et an, ehr geizige Absichten zu nähren, die es de«avouirt hat, Eroberungen »orzudereiten, deren e« nicht bedarf, und strengt sich an, durch diese Verleumdungen Europa mit der Furcht vor eingebildeten In-riffen zu erfülle», wovon nicht einmal der Bedank« eri- stirt hat. „Die Menschen, welch« auf diese Weise den deutschen Patrio- titmu« irre leiten, irren sich im Datum. Wohl kann man von ihnen sagen, das sie nicht« vergessen und nicht« gelernt haben. Bk sind im Jahre ISIS eingrschlafen und erwachen nun nach «im» halbtzundrrtjährigrn Schlafe mit Befühlen und Leidenschaf ten, die in der Beschicht« begraben und eia Widersinn im Ver hältnis »ur gegenwärtigen Zeit sind; sie sind Visionäre, die schlechterding« vertheidigen wollen, wa« Niemand anzugreifen denkt. „Wäre di« fraozdfische Regierung nicht überzeugt, das ihre Handlungen, ihr« Grundsätze und da« Befühl der Mehrheit de« deutschen Volk«, den Verdacht, zu dessen Gegenstand man sie machen mtcht«, Lügen strafen, so härt« sie eia Recht, sich darob verletzt zu zeig«,; sie kdante darin nicht nur eine Ungerechtigkeit sehen, sondern sogar einen Angriff auf di« Unadhängtgkeit ihrer Politik. In der Lhat, di« ganz« Bewegung, di« man am Rhein zu erregen sucht, au« Anlas einer Frage, welche Deutschland nicht bedroht, wobei ober Frankreich al« europäische Macht interefsitt ist, würbe auf nicht« Geringere« hinau«laufen, al« dem letzter» do« Recht zu bestreite», selnen Einflus in Europa fühl bar zu mache» u»d seine eigenen Interessen, geschähe die« selbst mit der äußersten Mäsiguag, zu »ertheidigea. E« ist die« »in« Prttt»sioa, di« beleidigend sein würde, wenn sie ernstlich gemeint sein könnte. Da« Lebe» einer großen Ration, wie Frankreich, ist nicht aus ihr« Grenzen beschränkt; r« giebt sich in der ganzen Welt kund durch de» heilsamen Einflus, welcher, sie zu gleicher Zett zm» Rutz«» ihr«r «rational«» Mach» und zum vorthttl« d«r SwUisatioa au«üdt. wenn «in« Ration dteser Roll« entsagt, so mrzichttt sie auf ihre» Rang. „Da« Bestreiten diese« legitimen Einflüsse«, d«r allenthalben da« gute Recht beschützt, od«r di« Verwechselung deffrlben, mit dm chrgrizme» Absicht«,, di» jeu»« bedroh«», ist sonach gl»ich sehr «in Wissrnmn »rr Rall», »t« Frankrrich gebührt, al« »er Mäsiguag, wovon der Kaiser so viel» Beweis« gegeben hat, seit ihn da« französisch» Volk zur Verantwortlichkeit für dir "berste Gewalt erhob«» hat. ,,D»r Kaiser, weicher all« Vorurth«ile zu b«herrschrn grwust HG, durst« rrwartru, das dieselbe» nicht geg»» ih» aufgrrufen mmdch, würd«». Wa« mürb« geschehen sei», we»» er b»i seiner Thronbesteigung die beschränkten Gefühle und die gereizten Er innerungen mitgebracht hätte, an welche man heutzutage app.llirt, um ihn verdächtig zu machen? Statt sich zu England« intimstem Alliirten zu macken, «>e ihm die Interessen der Eivilisakion rie- then,-würde er dessen Rival geworden sein, wir ihm die Jahr hunderte alten Rivalitäten seine« Volke« zu gebieten schienen. Stall die Männer aller Parteien aufzunehmen, hält« er mit Mistrauen die Diener der alten Dynastien zurückgewiesen. Start Europa zu befestigen und zu beruhigen, hätte er e« erschüttert, um den Prei« seiner Sicherheit und Uaabhängigkrik di« Erinne rungen von 1814 und I81L «inlösead. „Wenn der Kaiser, diesen Einflüsterungen nackgcbend, hätte wollen ohne Grund in einer Aera de« Frieden« und der «Zivili sation dir Krieg« und die Eroberungen de« erst«« Kaiserreich« erntuen, so dättr er nicht auf der Höhe seiner Zeit gestanden und d«» größte» Ladet auf sich geladiu, der da« Haupt einer Regie- ruag treffen kann Man herrscht nicht mit Ruhm, wenn man Eingebungen de« Groll-« und de« Hasse« gehorcht. E« giebt für einen Souverän keinen wahren Ruhm al« den, der auf di« hock herzige Würdigung der Bedürfnisse seine« Lande« und auf die ein sichtige Garantie der Interessen der Gesellschaft gegründet ist. „Wir constatiren h»rr einfach eine Situation, die durch so viele entscheidende Art« der Politik de« Kaiser« in Helle« Lickt gestellt ist. Angesicht« dieser so klaren und offen dalicgenden Si tuation wird sich Europa in seiner Sicherheit bestärkt fühlen, und Diejenigen, welche e« erschrecken und täuschen wollten, wer den vielleicht auf einige Schwierigkeit stoßen ,.Wa« Frankreich betrifft, so hat e« sich bi« jetzt durch diese vagen Gerüchte und diese ungerechten Angriffe nicht aufrcgen lassen. E« macht nicht ganz Deutschland verantwortlich sür den Jrrthum oder die Böswilligkeit einiger Manifestationen, die mehr kleinlich« Rachträgerei al« ernstliche Besorgnisse zu verrathen scheinen. Der deutsch« Patrioti«mu«, wenn er nicht durch Vor eingenommenheit verfinstert ist, weiß wohl zu unterscheiden zwi schen den Pflichten, die ihn binden, und den Borurtheilen, die ihn irre leiten wollen Deutschland hat für seine Unabhängigteit Richt« von un« zu fürchten. Wir dürfen von ihm ebensoviel Gerechtigkeit für unsre Absichten erwarten, al« wir Sumpathie für siine Rationalität haben. Gerade indem es sich unparteiisch zeigt, wird e« sich vorau-sichtig zeigen und der Sache de« Frie den« am besten dienen. „Preußen hat da« begriffen und sich mit England vereinigt, um in Wien in eben dem Augenblicke gute Rakhsckläge zu Ge hör zu dringen, wo einige Agitatoren den Deutschen Bund gegen un« aufzuhetzen und zu eoalisircn suchten. Diese reservirte Hal tung de« Berliner 6abinet«ist jedenfall« für Deutschland vortheil- dalter, al« das Ungestüm Jener, die, indem sie an den Groll und dir Vorurthrile von 1813 appelliren, in Frankreich da« Rational- gefüvl zu erbittern rilkiren. Da« französische Volk besitzt zugleich Empfindlichkeit für seine Ehre und Mäßigung im Gebrauch seiner Stärke; und wenn man es durch Drohen aufreizt, so besänftigt man r« durch Versöhnlichkeit. Wir habe» unsre Ansicht über diesen neuen Artikel des „Moniteur" bereit« gestern auf Grund de« uns zu gegangenen Telegramm- ausgesprochen, und der vor stehende Wortlaut desselben giebt un« keine Veranlassung, unser Urtbril zu ändern Dir Wiener Blätter von gestern Morgen enthalte» sämmtltch bereit« au«führliche telegraphische Mittheilun gen über den Inhalt dieses Moniteur-Artikel«, und die „Ost-Deutsche Post" hat demselben auch schon einen, jedoch in sehr gereizter Stimmung geschriebenen Leitarti kel gewidmet. Sie nennt den Artikel des Pariser ofsi- ciellen Blatte« „ein Stück aus der guten allen Zeit, welche« man mit einigen Abänderungen modernisirt in Scene gesetzt hat". In Bezug auf diejenige Stelle, wo der „Moniteur" davon spricht, dass Kaiser Napoleon, wenn er auf den Thron engherzige, gereizte Gefühle mit gebracht hätte, anstatt Europa zu beruhigen, es er schüttert haben würde, um die Erinnerung von 1815 rinzulösen, sagt da« Wiener Blatt, man wisse eigent lich nicht, welchen Zeitpunkt der „Moniteur" im Auge hab«, wo da« neue Kaiserreich diese Erschütterung Europa« oder, mit andern Worten, die Tilgung der Verträge von 1815 habe unternehmen können, und fährt sodann fort: ,,Al« Kaiser Napoleon lll. die An erkennung der europäischen Höfe wünschte, da gab er den Regierungen die feierliche Erklärung, jene Verträge zu achten, und Oesterreich, welches dieser Versicherung glaubte, war eine der ersten, den neuen Herrscher an- zuerkennen. Wenn unsre Rückerinnerung nicht trügt, so zeigte sich der verstorbene Fürst Felix Schwarzenberg in vielfacher Weise gefällig für den neuen Kaiserthron und sucht, dir mannichfachen Vorurthrile gegen denselben auch bei andern Regierungen vermittelnd aus dem Wege zu räumen. (Diese Rückerinnerung trügt allerdings in sofern, al« Fürst Felix Schwarzenberg bei Errichtung des neuen französischen Kaiserthron« sich nicht mehr unter den Lebenden befand: er starb am 5. April 1852 und da« französische Kaiserthum unter Napoleon III. wurde am 2. Decrmber 1852 proclamirt. D. Red.) Nur der Kaiser Nikolau« konnte nicht ganz Herr seiner „Vor- urtheile" werden, und die Folge davon war, daß (wie wir gestern schon nachwiesen) rin Krieg mit Rußland glücklich zu Stande kam, und zwar auch dieser nur unter der Vorbedingung de« Bündnisse« mit England. Wann also blieb dem neuen Kaiser di« Hand frei, Europa zu erschüttern? Von 1851 bi« 1853 war e« nothwendig, den Thron nach innen zu befestigen und nach außen kein Mißtrauen zu erwecken. Von 1853 bi« 1856 war in der Lhat ein Krieg, der einen Theil Europa- erschüt tert«. Von 1856 bi« heute aber war da- englische Bündniß oft genug auf dem Spiele, und wäre e« mög lich gewesen, di» gesuchte russische Allianz bi« zu einer aetivea Solidarität herzustellen, so wäre die Beruhigung Europa« sammt dem englischen Bündnisse heute kein Stoff für den „Moniteur". — Die« Alle« genau durch forscht, «erde man gestehen, daß bi« vor einem Jahre der Kaiser Napoleon durchau« nicht In der Lage war, dir Erschütterung Europa« und die Tilgung der „Erinnerung von 1815" au« freiem Willen zu unterlassen. Unter den un« heut» zugegangenen Berliner Blät tern, welch« den Moniteur-Artikel telegraphisch schon vor gestern Abend kannten, enthält nur dir „Neue Preu ßische Zeitung" «ine Bemerkung über denselben, in dem sie seinem Schlußsätze folgende Worte anfügt: „Wenn der Text hier richtig wiedergrgrben ist, so scheint e«, das der „Moniteur" un« Preußen in sein, Kreise htneinloben will. Aber mit einem Vertrauen auf Fra n k- rrich hat die „Mäßigung" de« preußischen Volk« nicht« zu thua." Auch di» „Deutsch« Allgemein» Zeitung" Heilt den Artikel de« „Moniteur" telegraphisch ohne jede Bemerkung mit. Di, „Kölnische Zeitung" bringt in ihrer neuesten Nummer den Moniteurartikel ebenfalls seinem vollen Wortlaute nach, „um alle Pflichten der Höflichkeit zu erfüllen, deren erste ist, Jedermann in seinem besten Lichte erscheinen zu lassen", und spricht sich über densel ben in folgender Weise au«: „Die Absicht de« „Moniteur" ist, Deutschland über Frankreich« Politik zu beruhigen. Da der Artikel sich al- Unterpfand des Friedens ankün- bigt, so wollen wir ihn als solchen gelten lassen. Nur »ine Gegenbemerkung müssen wir un« trotz aller Höf- IHHkeit gestatten. Der „Moniteur" spricht immer, al« wenn die französische Regierung und da« französische Volk ganz Dasselbe wären, und niemals hat sich doch ein größerer Unterschied zwischen Beiden gezeigt, al« seitdem di» halbamtlichen Blätter — dafür hielt man sie wenig sten«, bi« sie vom „Moniteur" deSavouirt wurden — mit vollen Backen in die Kricg«posaune bliesen. Da« fran zösische Volk zeigte sich durchaus friedliebend, und alle noch so heftigen Aeußerungen der öffentlichen Meinung in Deutschland waren nur gegen die französischen Kriegs gelüste gerichtet, nicht gegen da- französische Volk Da mit ja kein Zweifel übrig bleibe, erklären wir auf da- Bestimmleste, daß Nickt« den Deutschen ferner gelegen hat, als daS tapfere, geistreiche und im Umgänge so lie benswürdige französische Volk beleidigen zu wollen. Nie mand denkt daran, die Franzosen verantwortlich zu machen für das schändliche Treiben jener ruchlosen Kriegspartei in Pari«, einer Bande Ehrgeiziger und Abenteurer, ver stärkt durch die Revolutionäre aller Länder, die in der jüngsten Zeit die Entrüstung der ganzen gesitteten Welt hexvorgrrufen hat. Durch jedes Mittel, welche« dem französischen Volke übrig geblieben ist, hat e« sich los gesagt von dieser den Frieden Europa« bedrohenden kleinen Partei. DaS französische Volk wäre selbst am meisten zu beklagen, wenn e« ganz gegen seinen Willen in einen frevelhaften Krieg gestürzt würde. Achtung vor dem fran zösischen Volke! E« wünscht den Frieden zu erhalten, und dazu reicht da« deutsche ihm gern die Bruderhand." Don Aeußerungen französischer Blätter über den neuesten Moniteur - Artikel liegt vorerst eine kurze Kritik de« „Siecle" vor- Dieselbe lautet: „So unzeitgemäß wir die Note vom 5. März gefunden haben, so zeitgemäß finden wir die vom 14. März. Der schneidende Ton der einen contrastirt stark mit der ruhigen und gemes senen Sprache der andern. Die zweite zeichnet sich vor der ersten durch dir Bündigkeit, die Würde und jene wahre Mäßigung au«, die nicht« der Ehre Zuwiderlaufende« zrrktißt. Die hämischen und streitsüchtigen Febern haben mehr al« eine Sache compromittirt; e« ist zu wünschen, daß sie nie in da« vfficielle Journal Eingang finden, und daß die Regierung, wenn sie das Wort ergreift, die Ge- müther aufzuklären suche, ohne die ihr zukommende Ruhe aufzugeben In der Note vom 14. März ist weder von Wahnsinn noch von Lüge auf Seite der Zeitungen mehr die Rede, und wenn Jemand „erfindet" und Ver leumdungen herumträgt, so ist dieser in der Moniteur- Note Ungenannte — Oesterreich." In einem (vor Bekanntwerden de« neuesten Moni teur-Artikel« geschriebenen) Artikel „Zur Situation" schreibt die „Oesterreichische Zeitung" unter An dern;: „Im Laufe dieser Woche dürften allem Anscheine nach die Dinge ihrer Entscheidung um einen Schritt näher gerückt sein, und die Aufklärungen, die uns sodann wahrscheinlich zuerst aus dem britischen Parlamente zu kommen werden, dürften zeigen, wie weil e« mit der vielgerühmten Versöhnlichkeit Frankreichs oder der ver schrienen „Halsstarrigkeit" her ist, welche gewisse deutsche Blätter Oesterreich täglich vorwerfen, weil e« nicht Lust hat, sich jeder Sultanslaune zu unterwerfen, welche ihm von der Seine her sein Verhalten dictiren will. Wir vermeiden es absichtlich, uns mit der deutschen Presse in eine Polemik einzulasscn. .. Man wird es begreiflich finden, wenn wir in diesem Augenblicke mehr als unsre Nach barn bewegt sind. Geht es uns ja an den Leib und hat man un« doch aus Muthwillen und Herrscherlaune bereit« sehr empfindlichen materiellen Schaden zuge- fügt. Wenn wir dennoch an un« zu halten und ohne Bitterkeit zu sprechen vermögen, so dürfte dies eben als Beweis gelten, wie lächerlich die Beschuldigung sei, als wäre man in Wien krieqSwüthig, unversöhnlich und um jeden Preis zu einem Eonflicte geneigt.. . Oester reich wird und kann sich, die Pistole auf der Brust, kein Zugeständniß abringen lassen; aber hoffentlich wird Lord Eowley seiner Regierung die Beweise liefern, daß Oester reich bei der Kraft, den Krieg zu führen, doch guten Willen genug hat, ihn zu vermeiden. Wie au« den eng lischen und französischen Nachrichten übereinstimmend her- vorgeht, ist der Boden zu einer Verständigung aufge funden, von Oesterreich selbst angegeben und von dem englischen Vermittler al« annehmbar befunden worden. E« muß sich jetzt zeigen, wie man an der Seine denkt und wie man sich in London verhalten will. Hat man in Frankreich Lust zum Frieden, so wird er kommen; will man un« aber demüthigen, so wird man sehen, daß wir Manne« genug sind, um weder vor Drohungen zu rückzuschrecken, noch den Kampf zu fürchten. Mögen sich die Bundesgenossen zu un- schaaren oder mögen wir allein stehen, unser Recht macht un« stark!" Ueber den bekannten Au-gang der Verhandlungen der holsteinischen Ständeversammlung äußert sich der „Hamburger Korrespondent" in einer Eorrespon- denz au« Kopenhagen in folgender Weise: „Man erwar tete von dem holsteinischen Landtage ein ganz andere« Auftreten: bald ein Ablehnen der von der Regierung in seine Hand gelegten Initiative, bald eine Behandlung der Verfassung-Vorlagen in streng schlelwig-holsteinischem Geiste, bald einen erheblichen Einfluß der Partei der Neuholsteiner auf die ständischen Verhandlungen und endgiltigen Beschlüsse, je nach dem gegebenen Stand punkte. Alle diese Erwartungen sind aber, wie bekannt, unerfüllt gebliebea; dir hslsteinisch« Provinzialstände- Versammlung hat Nickt« weniger al« die Aussonderung de- Herzogthum« Holstein gewünscht, sondern sich im gemäßigten schleSwig-holsttinischen Sinne für die Auf- rechkhaltung de« dänischen GesammtstaatSverbande« au«, gesprochen, und infolge dessen den Erlaß eine- umfang reichen VerfassungSgesetze« für erforderlich erachtet, ja sogar ein solche- in Vorschlag gebracht. Un« sind ver schiedenartige Beurtheilungen der wichtigen Arbeit der holsteinischen Lande-vertretung zu Gesicht gekommen, und namentlich haben wir gesehen, wie angesehene deutsche Blätter in strengen Worten den Stab über dieselbe ge brochen haben; allein wir glauben nicht, daß hier in die sem Augenblicke der geeignete Ort wäre, in solcher Be ziehung ein kritisches Urtheil abzugeben, daher wir un einfach auf die Aeußerung beschränken, daß unser« Er achten« die Verfassungsangelegenheit durch die bekannte ständische Deschlußnahme in ein solche« Stadium getreten ist, daß wir uns hinter dem 12. December 1854 (Ge burt des jetzigen Eabinets mit dem Geh Rath Bang al« Eonscilpkäsidenten) zurückversetzt glauben möchten, mit andern Worten: „daß wir alle frühern mühsamen Ver fassung-Verhandlungen und Schöpfungen für nutzlos und vereitelt erachten." Tagesgeschichte. Dresden, 17. März. Se. Majestät der König haben gestern Mittag die k. Turnlehrer - Bildungsan« statt mit einem längern Besuche zu beehren geruht. Allerhöchstdieselben trafen daselbst um 1 Uhr ein und wurden von Sr. Excellenz dem Staatsminister v. Falken stein und dem geheimen Kirchenrath Dr. Gilbert empfangen. Se. Majestät ließen Sich zunächst den AnstaltSdirector 1>r. Kloß vorstellen, welcher darauf im Turnsaale der An stalt zunächst mit einer Mädchenklasse die Eigenthümlich- keit der weiblichen Gymnastik zeigte und sodann in ähn licher Weise das Turnen in den Frei- und Ordnungs übungen mit einer Ablheilunq erwachsener Seminarzög- linge vorführte. Nachdem Se. Majestät einen Vortrag des Direktors angehört, welchen derselbe für die ab gehenden Lehramtsaspiranten über die gymnastische Be-, Handlung der körperlichen Deformitäten und über di, Methode de« pädagogischen Turnunterricht« hielt, wid meten Allerhöchstdieselben auch den praktischen Uedunqen und den darauf beginnenden Erläuterungen des Direktor- für die sür da- Turnlehrerfach sich ausbildenden Lehrer besondere Aufmerksamkeit, besuchten zum Schluß noch den Turnplatz, woselbst sämmlliche Schülerabtheilungen unter Leitung ihrer Lehrer zum Betriebe der «infach«» Turnübungen ausgestellt waren, und verließen um 3 Uhr die Anstalt unter Bezeigung Allerhöchstihrer Zufriedenh.it mit den Einrichtungen und Leistungen derselben. II Berlin, 16. März. Der heutigen Sitzung de« Abgeordnetenha uses ging eine Erklärung de« Ab geordneten au« Sigmaringen, ForstrathS Karl, in Bezug auf seine neulich gekhane Aeußerung gegen den Abq. v. Rosenberg-Lipinski voran, da Letzterer eine persönliche Genugthuung verlangt und Herr Karl erklärt hatte, nur auf diesem Wege die Sack, auSqleichen zu wollen. Dem gemäß sayte er heute Folgende«: „Bei dem neulichen Vorgänge zwischen Herrn v. Rosenberg und mir hat sich mein patriotisches Gemüth in einer Aufregung befunden, welche mich zu einer Auslassung geführt hat, die Herr v. Rosenberg als eine Beleidigung ansieht. Die» be- daure ich lebhaft und erkläre gern, indem ich meinem in ruhigem Zustande äußerst friedliebenden Gemülhe folge, daß ich nicht die Absicht hatte, Herrn v. Rosenberg zu beleidigen." Di« Tagesordnung führte zur Erledigung der Etat« beider Häuser des Landtag«, für da« Bureau de« Staatsministerium-, dir Archive, da« StaatSsecretariat, die Generalordenscommission, da« geheime Eivilcabinet, di- OberrechnungSkammer, dieObrrexaminationscomission, de- DiSciplinarhofe«, de« Gerichtshofes zur Entscheidung der Eompetenzconflilte und d,S auswärtigen Ministerium«. Die Etat« werden genehmigt. — Lei dem Etat für da« auswärtige Ministerium stellt die Kommission den Antrag, an Stelle de« Gesandten für da« Kurfürstenthum Hessen- Kassel einen Ministerresidenten anzustellen. Der Minister de« Auswärtigen erklärt sich dagegen; er weist auf die politische, militärische und Verkehrslage Hessen - Kassel- Hin und meint, daß die Ersparnisse von 3000 Thlr., welche durch Annahme de« Kommission-Vorschläge« ge macht werden könnten, leicht dazu führen möchten, daß Preußen zu andern Staaten, welche in Kassel einen Ge sandten hielten, z. B. zu Frankreich und Oesterreich, in «in» gewisse Inferiorität gelangen. Ebenso sprechen sich die Herren v. Tettau und Heinrich v. Arnim au«; Letz terer beleuchtet die Wichtigkeit der intakten Erhaltung der diplomatischen Kräfte für Preußen al- der kleinsten Großmacht. Man möge nur auf die möglichste Vervoll kommnung der Diplomatie und namentlich auf eine bessere Vertretung an den deutschen Höfen bedacht sein. Dle« führt den Redner zu einer Beleuchtung der neulichen Mtnistererklärungen über die Stellung Preußen« in der jetzigen Situation; er will die« hauptsächlich thun, um den Verdacht von sich und seinen Freunden abzuleiten, al« wollten dies« dem Ministerium Verlegenheiten durch die nunmehr unnöthige Interpellation und durch eine eben so undeutsche al« unstaat«männische Schrift, welche ihnen zugeschrieben worden, bereiten. Der Redner spricht mit Wärme für die deutsch, Politik Preußen«. Der Prä sident fordert den Redner auf, bei der Sach, zu bleiben. Schließlich wird der EommissionSantrag adgelehnt. Bei der Abstimmung erklärt sich kein einzige« Mitglied dafür (Heiterkeit). Verschiedene Anträg» der Kommission auf Absetzung der Au«gab,n für einzelne Generalkonsulat» rufen längere Debatten hervor. Der Minester de« Aus wärtigen wünscht die Beibehaltung der Generalkonsulate namentlich in Madrid und Kopenhagen. Von mehrer« Seiten wird der Wunsch geäußert, daß diese Stellen mindesten« durch Kaufleute besetzt würden, welche geeig neter wären, al« diplomatische Agenten. Schli^ttch chirp
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