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Dresdner Journal : 26.06.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185906266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590626
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-06
- Tag 1859-06-26
-
Monat
1859-06
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 26.06.1859
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Sonntag, Mn 26. Juni' — 7'. 177'1 : 1 ? ItzsazmnrsUitzrttft: sAbriitt»: "'Kfilc,4V!kLr. In«bad»«. 1 V^«.> 1 ,. 10 j «ritt »4 vr-ck». 15 «a». s ttwM^che,. Llaeetne Kmnn,«r»: 1 dipr. , - »«Kliff bl»GU. risdncketrprrlsd: rvr a« Amim «iner ff«^»It«nrn ^4Üe: 1 r^ffr. t'i»«e .Mnss-,^,4," ar« c Xffr. 7—7*—iM r —— —i—-—7 NresdnerZmn nal. 4 - «rfchsstmi: 7°Lfflj<-ti, mit Xamraiu», -e»«- n»4 kH«rMff», itd«nä« Nir <l»n s»ts^nü«a l'-ff. Verwitwortlicher Rkdactevr: I. Ps Haiimam«. 18S9 Instratenannahme auswärts: l-eipliff; k>.. Ii«x!»v,r>lr7i:«, kommissloolir <lr» 1w<--,In«r.tournitl-; rl><-o6»x»1d»t: II. Nkuür.«-, ^Itoo«: L V c>vl.«n; L«rtin: 6«c>rit » liuckli-, krrrriLiri!»'» Nun-itu; Lremen: I-'.. >8cui.a>r»: , krnnktnrk »- H.: <rrk t0uLt>bun<lt.; ÜLUnov-r! dt»:lli.ra>!L^Lir b liu- r»>!iu; ttöln; .^»oi r I!Xi>».nnn , k»ri»: v. l2S, ru- ,1«-« I»c>»« <us»n,); 4'nm.icn'» tiuvtikivglua^. Herausgeber: Niilliffl. Lrpeilitioll «I«, Or«»6o<<r ^niirvil», Ore»a-»u, >1»ri<>n»rr»^« dir. 7. Monnement« - EiitsaLuitß Wit de« I. Juli beginnt rin «NM- MR^anf da^EVresdner Journal". WDck^drMt^VLrt- find an die i «, für Dre-denZR GdmrL^nrnaft chgt vierteljM. tgr,, in PreußM L' 42Kr. -fterr. Inserate i« „Dresdner Journal" «er de, ,vter „Eingesandt" «it 2 Rgr , i« In- seritentheitr «it 1 Ngr. für die Aelle oder Herr« Nam« berechnet. .. r . Ämllichrr Theil. Beror-n«»g, hir Kndererhtbang der außerordentlichen Zuschläge zur Stempelsteuer betreffend, vom 14. Juni 1859. I, Gemäßheit der 1» dem La»hta-< - Abschied« vom U. laafeade» Novat» di« dtopfaUfi», -ändtfä', Er- kläning eetheiltaa Ausicheruvg wird bierburch sistgende« verordnet: S- t- Die d«ch Verordnung de» Finanz-Ministerium« vom g. Deceochee 1L58 §. 1 (Seite 343 de« Gesetz- und »ermdMn^btattr« v. I. 1858) für die Iahe» 1859 rwd 1860 verfSgtt Anfhedun- der durch da« Gesetz vom 13. SeptentLer 185(1 ««geführten außerordentlichen 3« schtä* zu» Schriften- und WerthSstempel tritt von »nd »it de« t. Juli laufende« Jahre« anßer WirksamEeir. E« find daher von diesem Zeitpunkte an jene Anschläge ganz so, «nie sie in de« Gesetz« vom 13. September 1850 «Seit» 211 figd. de« Gesetz- und Verordnungsblatt,«, v. Z. 1850) bestimmt morden, wiederum zu Vorrechten. §. 2. Di« «ach - 4 der Verordn«», vom 9. vveember 1858 de» St em peipapiervert Heilern mit 1H Procmt de« nkauften Skempelpapirrbetrage« verwiUiqtr Verqttnnq nird vom 1. Juli laufenden Jahre« an auf d« ftützem». PettM von Lin Procent sß. 6 p«t. 3 der Au«führungS- revordnung vom 13. September 1850) zurückgelebt. fieber die künftige Einnebmrrgebühr der Strmpel- intpoßemnehmer wird durch besondere Verordnung an die Kreissteuerräthe Bestimmung getroffen werden. §. 3. Mit dem am 1. Juli laufenden Jahre« im Vorratbe »erblichenen und fernerhin nicht mehr zu gebrauchenden Arisepaßsttmpelpapirre zu 2H Neugrvschen ist folgender gestalt zu verfahren. fi. Dir Brzirksstruereinnahmen, ingkeichen diejenigen Stempelimposteinnahmen, welche da« Stempelpapier auf Eredit beziehen, haben da« vorgedachte Reisepaß- stempelpapier mittelst Lieferscheine« an die Stempel- faetori« «inzusenben und gegen die darauf zu erthei- lende Empfangsbescheinigung in ihren Rechnungen in» Abschnitte A unter besonderer Position in AuS- gab« zu stelle«. 8. Stempelimposteinnahmen, welch« da« Stempelpapier gegen Baarzahlung beziehen, haben da« gedachte Reisepasstrmpelpapier an die Bezirk-steuereinnahme, von welcher »« bezogen worden, gegen Vergütung de« Werth«betrageS in baarem Gelbe, zurückzugeben Di» Bezirktsteueretnnahmen haben da« zurück,mpfan- gene Papier getrennt von dem unter A. gedachten eignen Bestand« mittel« Lieferschein« an die Stem- prlsactori« rin,«senden, und gegen die darauf zu «rlheilend« Empfangsbescheinigung den restituirten Keldbetrag in ihrer Geldrechnung zu verausgaben. <7. Polizeibehörden habe« dergleichen Rcisepaßpapirr an die Bezirk«steuer- oder Stempelimposteinnahme, wa ber e« eutnommen wordea, zurückzugeben und ist denselben der Werthsbetrag baar zu restituirea. Die Jmposteinnahmen haben da« auf diesem Wege zu- rückqekaufte Papier der Bezirktsteuerrinuabme, an weicht fi, gewiesen sind, statt baarrn Geld«« zuzu rechnen, und die Letztere hat sowohl mit diesem, al« drm von ihr selbst von Polizeibehörden zurück- gekauftea derglrichrn Papiere in der vorstehend unter kl, angeordnetrn Maaße zu verfahren Auf die Tanliömen der Jnlposteinnehmer und Siem- pelpapirrvertheiler bleibt die Zurückgabe de« vkrnwäbnteu Stempelpapieres ohne Einfluß. 8 4. Formulare zu stempelpflichtigeu Schriften, di, mit dem 2H Reugroschen-Stempel bereit« bedruckt oder auf diesen Betrag nach §. 6 der Verordnung vom 9 De rember 185,8 ,'educirt worden sind, künftig aber dem Vier- Neugroschen-Stempel unterliegen, können bei der Stem- pelfactorie durch Ausschlagung de« Stempel« von 1'« Neu groschen auf den Betrag von 1 Neugroschen gebracht werden. Inhaber solcher Formulare, welche davon noch wei teren Gebrauch machen wollen, haben dieselben portofrei an die Stempelfactorie zur Umstempelung einzusenden und den zuzuschießenden höheren Stempelbetrag in St em pelpapier beizufügen. §. 5. Die Bezirklsteuer- und Stempelimposteinnabmeu Haden sich alsbald nach Erscheinen gegenwärtiger Verordnung Mit den zum Debit erforderlichen, nunmehr wieder in Gebrauch kommenden Stempelpapiersorten zu 4 und IV» Neugroschen zu versehen. Hiernach haben sich Alle, die e« angehl, zu achte» Auch ist gegenwärtige Verordnung nach K 21 des - Preßgesetze« vom 14. März 1851 (Gesetz- und Verord nungsblatt v. I. 1851 Seite 62 flg.) in allen daselbst bezeichneten Zeitschriften abzudruüen. Dresden, den 14. Juni 1859. Hinanj-Ministerillm. Arhr. von Friesen. . , Zenker. Dresden, 25. Juni. Wegen erfolgten Ablebens der verwitlweten Frau Großherzogin Maria Paulowna von Sachsen-Weimar-Eisenach, gebornen Großfürstin von Rußland, Kaiserliche Hoheit, wird am Königlichen Hofe »ine Trauer auf 3 Wochen, von morgen den 26. Jyni an, bis mit Sonnabend den 16. Juli, angelegt. Dresden, 23. Juni. Se. Königliche Majestät ha ben allergnädigst geruht, di« Eiviläczte Or. Baumann, »r. Wirlhgen, Vr. Milde, >'r. Klare und l»r. Köppel zu Assistenzärzten in der Armee zu ernennen. Nichtamtlicher Tljeil. lieber sicht. Telegraphische Nachrichten ZeitungSsckau. (Nord.) Ta-e-geschichte. Dresden: Königliche« Handschreiben an den StaatSminister de« Innern. Major v. Fa brik» nach Berlin gesandt.—Wien: Di» Freiwilligen der Haiduckenstädte. — Prag: Verhaftete Italiener. Patriorisch« Gaben. Die Prag - Pilsener Bahn. — Salzburg und Bohrn: Militärische«. — Ber lin: Johanniterritterfest. Geldsendung nach dem Rhein. Die Rüstungen. Kein Einspruch Bayern«. General v. d. Tann. — Hannover: Preußische Truppen- durchzüg, erwartet. — Oldenburg: Revision der Forstgefehgebung. — Frankfurt: Voll der Bundes versammlung. Sammlungen für österr Krieger. — Pari«: Rüstungen. Die Reise de« König« der Bel gier. Börsenangelegenheiten. Verluste Garibaldi'«. Kossulh. Ernennungen in der Armee. — London: Einstellung von Marinerüstung.n Russell über die TageSsrage. Korfu: Die Kliegsschiffe bei Anri vari. — Konstantinopel: Dir WahlKusa's. Groß fürst Konstantin adgereist Aegypten verweigert, Trup pen zu stellen. Kriegsschauplätze. Grnennnngrn, Versetzungen rc im östentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Hdro»iuzialuachrichten. (Leipzig vbemnih Roßwein 1 Kiffenschaft, Kunst und Literatur Statistik und Lolkswirthschaft. Sächsische Bäder Börsennachrichten. Inserate. Tagcskalender. 1 — Teiletuzrhisihe Ulichnchini. ' Wien, Kreitag, 24. Juni, Abends. Graf Neck- berg wird morgen aus Italien hier zurückerwartel. Derselbe bat den Nückweg durch Tirol über Rosen heim genommen. Wien, Tonnabend, 25. Juni, Morgens. Hier aivgegangene Privatmittbeilungen vom Kriegs schauplatze melden, dasi gestern am Mincio ein lebhafter Kampf stattgefnndcn bat. Autbentiscke Nachrichten werden noch erwartet. Paris, Sonnabend, 25. Juni, Morgens 7 Ubr. Zlom Kriegsschauplätze ist soeben folgende Meldung veröffentlicht worden: (favriana: 24. Juni, Abends !ä1<1 Uhr. Der Kaiser an die Kaiserin. Eine große Schlacht bat stattgefundcn. Ein gro ßer Sieg ist erfochten. Die ganze österreichische Armee Kat angegriffen. Die Schlachtlinie batte eine Ausdehnung von 5 Kienes. Wir baden alle (in einem zweiten aus Pari« UN« zuaeqanqenen Tele gramme fehlt das Wort: „alle"» Positionen genom men, viele Kanonen, Kalmen und Gefangene sind in unsre Hände gefallen. Andere Details zu geben, ist im Augenblicke nickt möglick. Die Scklackt dauerte von Morgens 4 Ubr bis Abends 8 Uhr. Anmerkung der Redaction. Cavriana liegt aw'rechte« Ufer de« Mincio, 2 Stunden vom Flusse entfernt, ungefähr in der Mitte zwischen Eastiqlione und dem am linken Ufer liegenden Valeggio, woselbst nach den gestrigen Nachrichten da« österreichische Hauptquar tier sich befand. Aus der allgemeinen Fassung der vor stehenden Meldung kann vorläufig nur so viel mit Sicherheit festgestellt werden: daß die Orsterreicher die französisch-sardinische Armee auf dem rechten Ufer de« Mincio angegriffen haben, daß die Schlacht 16 Stunden gedauert hat und beim Abgang der Depesche die Oester reicher zurückgedrangt waren. Daß der Kampf, welcher bi« Abends 8 Uhr dauerte, zu dieser Zeit als vollständig abgeschlossen betrachtet werden konnte, ist nicht wohl an- zunehmen, zumal der Mangel aller und jeder Ziffer angabe in vorstehender Meldung anzuzeigen scheint, daß die Alliirten zu dieser Stunde selbst noch nicht im Stande waren, die Resultate annähernd zu übersehen. Auch bei der Schlacht von Magenta war bekanntlich die erste fran zösische SieqeSnachricht bereit« am 4. Juni Mittag« nach Paris abgrsandt worden, während der Hauptkampf, wie die spätem Berichte darlhun, erst nach dieser Zeit statt gefunden und bis zum Abend angedauert hat. Bern, Freitag, 24. Juni, Nachmittags. Hier eingetroffene Berichte aus Mailand halten die frühere Meldung aufrecht, daß sslfilstMann französi .scher Truppen den Comersee hinauf nach dem Leltlin dirigirt worden seien. Zur Besetzung drS Stilfser Passes soll eine Compagnie Studenten von Meran auf dem Marsche sein. In TauferS befindet sich eine Compagnie Desterreichcr, im Bad Wormt steken Ast) Mann. Turin, Freitag, 24. Juni, Nachmittags. Eine Depesche aus Bologna vom gestrigen Tage mel- det, daß die Legationen fast ganz von Truppen ent blößt sind. Cm Sckweirerregiment befindet sich in den Marken, ein anderes im Umbrien. SVOV Ca rabinierS marschiren von Pesaro gegen die empör ten Städte und Marken. Die Bevölkerung da selbst ist fast unbewaffnet. Die in Perugia ein gedrungenen Schweizer haben gräuliche Handlun gen auSgeübt. 70 Bürger, mehrere Soldaten und 3 Hauptleute blieben auf dem Platze. DaS Volk batte siedendes Del, Feuer und glühende Asche auf die Soldaten geschüttet, wodurch die Schweizer in schreckliche Wütk geriethen, die Häuser stürmten und die Bürger aus den Fenstern warfen. London, 24. Juni. Der neue Schahkauzler, Gladstone, will die Kosten der außerordentlicktu Lerrüstungen vermindern. (Vql. unter London ) Die „TimeS" tadelt die Einstellung der Nüstungen an gesichts der Möglichkeit einer Tbeilnabme Preu ßens am Kriege, wenn seine Borschläge verworfen würden. Nußland würde alsdann Frankreich un terstützen. England müsse in diesem Falle eine bewaffnete Neutralität beobachten. Dresden, 25. Juni. Der Brüsseler „Nord" bringleinen längern Aufsatz, in dem die Ansicht, welche in dem Eircularerlaß de« Fürsten Gorlschakoff über den defensiven Eharakter de« Deutschen Bundes ausgesprochen wurde, weiter auSge- führt wird. Der „Nord" hebt alle die Stellen in der Bundesacte und der Wiener Schlußakte hervor, welche auSsprechen, daß der Deutsche Bund sein Krieg-recht nur zu seiner Selbstvertheidigung, zur Erhaltung der Selbst ständigkeit, Sicherheit, Unabhängigkeit und Unverletzbar keil der deutschen Bundesstaaten (Art. 2 der BundeSacte, Art. 35» der Schlußakte) auSüben will; daS Blatt weist darauf hin, daß in Art. 37 der Schlußakte sich der Bund da« Recht zugrsprochcn, seine Mitglieder von ungerechtem Kriege adzuhallen, und daß zufolge Art. 46 der Krieg, welchen eine deutsche Großmacht al« solche beginnt, dem Bunde fremd bleibt. DaS Alle« ist uns Deutschen wohl bekannt. Niemand mag abstreiten, daß der Bund kt« Krieg, führen soll zu selbstsüchtigen, revolutionären oder erobernden Zwecken, keinen Krieg etwa zur „Befreiung von Nationalitäten" oder zur Ausführung eines so genannten „cioilisatorischen Berufs." In ganz Deutsch land ist sich vielmehr Jeder, der etwas von Politik, Ge schichte und Staatsrecht versteht, darüber klar, daß der Bund als wesentlicher Inbegriff und mächtige Stütze des 1815 organisirlen europäischen RechtszustandeS ge gründet wurde und diesem Berufe zu entsprechen hat. Alle freilich werden wir uns mit dem „Nord" nicht darüber einigen können, wenn er aus den oben angezoge- nen Stellen der Bundesverfassung folgert, der Bund habe diesem seinen rechtlichen und historischen Berufe nur in Bezug auf unmittelbare Sicherung seiner Gren zen zu entsprechen. Allerdings ist in den Bestimmungen der Bundesverfassung da« Bemühen vorherrschend, das Bundesgebiet zu sichern und zu schützen, und dieser Schuh ist in dem Maße festgestellt, daß, wird daS Gebiet verletzt, sogar alle Deliberation in der Bundesversamm lung aufhören und sofort der Kriegszustand eintretrn soll. Aber rS würde sehr beschränkte Begriffe von Un abhängigkeit und Unverletzlichkeit eine- Staates verrathen, wenn man glaubte, daß diese bloS durch Verletzung der Grenzen gefährdet werden können und daß Deutschland so lange sicher und unabhängig bleiben müsse, als sein Gebiet keinem unmittelbaren Angriffe ausgesetzt sei- Aus allen Bestimmungen der Schlußakte 36, 37, 38, 39, 43, 45« und 47 geht vielmehr hervor, daß der Bund als voll kommen unabhängige Macht da« Recht beanspruche, selbst sein eigner Richter darüber zu sein, wo und Von Lima nach Valparaiso. Valparaiso, 24.December 18ü8. .... Eine Reise von Lima nach Valparaiso wird hier zw Lande allerdings nicht viel ander» angesehen, al« in der Heunmh eine Eisenbahnfahrt von Dresden nach Leipzig; doch diirfte» einige nähere Detail- unfern deutschen Freunden nicht ganz uninteressant sein. Bekanntlich wird eine regelmäßige Dampfschifffahrt zwischen Panama und Valparaiso von einer englischen Com pagnie seit ungefähr zehn Jahren betrieben, welche leider bi» du» noch knne Loncurrenz bekommen hat, we-halb r« dabei mit ziemlicher Willkürlichkeit zugehl ; namentlich wa» Schnellig keit nnd Billigkeit anbelang», so ist man damit noch gar nicht zufrieden. Dir Abfahrten geschehen regelmäßig halbmonatlich von beiden Endpunkten. Durch da» Anhalten der Dampf schiffe in vielen kleinen Häfen wird aber die Fahrt sehr ver zögere. Ein guter Atlantic-Steamer würde sie gerade au» in 7 bi» 8 lagen machen, während man setzt 23 bi» 24 Tage dazu braucht. Ich fuhr am 13. December 5 Uhr Nachmittag» mit dem Steamer „Bogota" von Lallao ab, wobei wir noch die Ehre hatten, von der peruanischen Fregatte „Callao" mit 21 Kanonen schüssen salustrt zu werden, weil der brasilianische Gesandte mit »nsernr Schiffe «dreiste. Uan sollte wohl meinen, der Abschied wär» mir schwer, wie von einer zweiten Heimath geworden, wenn man bedenkt, daff ich beinahe steten Jahre in Lima unter glücklichen Um- ständen gelebt hab«. Jedoch ohne die« zu verkennen, kann Eine« da« Land Peru nur wenig angenehme Erinnerungen zurü-lassen infolge seine« miserabel» Lulturstande» und der auffälligen Dummheit und gänHcheu «erdwrbenhett der Re- -inung. Man sieht hier »in großartig^ Beispiel, daß Reich- thum, sowie einzelne Menschen physisch und moralisch, so auch eine ganze Nation verderben kann. Durch da» Besitz- thum der Guano- oder ChinchaS-Inseln hat die Regierung einen Capitalwerlb, der vielleicht bi» Ivv oder sogar 20t) Mill. Dollar» geschätzt werden kann: sie braucht also.nur zuzu langen. Dadurch ist man natürlich sehr freigebig geworden und hat vielleicht die Hälfte von allen zurechnungsfähige» Leuten zu Beamten und Offizieren gemacht. In Lima lebt beinahe Alle» von der Regierung. Da» ist freilich sehr be quem und deshalb denkt kein Mensch an etwa» Industrielles, sondern Alle trachten danach, irgend eine Stelle zu erhalten. Die ober» Beamten wie der Präsident und die Minister stehlen so viel sie können, und so geht da» b>» zum letzten Beamten herab, damit sie während ihrer Zeit so viel zusammenscharren wie möglich, bi» rin neuer Präsident gewählt wird, der die ganze Sippschaft entläßt und dafür seine Anhänger und Freunde »insetzt. Dadurch glebt e» also immer zwei Parteien: die Angestellten und Richtangestellten. Letztere sind natürlich zu Handel und Gewerbe immer unfähig und denken an weiter Richt», al» wie sie den actnellen Präsiventen mit seiner Gesellschaft umwerfen. Dazu suchen sie einen sogenannten Caudillo, irgend einen populären General; der muß in irgend einem Winkel der Republik Revolution erklären, eine Arme» bilden und dann gegen die Regierung ankämpfen, auch durch Bestechungen re. »c. So hatte der letzte Revolutionär, General Divanro, die peruanische Flotte bestochen, welche zu ihm überging; dadurch macht» er sich zum Beschützer der Guano-Inseln und wirthschaftete mir diesen Hilfsquellen ganz lustig. Di« Regierung bot 2 Mill. Dollar» Demjenigen, der dir größte Fregatte ..Apurimac' ihr wieder überlieferte, um wahrscheinlich den Befehl»habn damit zu locken, ihr die se« Schiss wieder in di« Hände zu liefern. Aber dieser war «in junger eraltirter Mensch, namen« Montero, der in einen, merkwürdigen Anfall von Trotz da« Anerbieten der Rainung mit Hohn zurückwieö, wa» nm so mehr zu verwundern war, da sich doch die Revolutionspartei viel weniger moralisch im Rechte befand, al» die Regierung, und hier nur eine zweite Verrätherei der ersten gefolgt wäre. Bei solchen staatlichen Zuständen wird natürlich au die Hebung de» Handel», Acker baues und der Miner!« nicht gedacht, wofür da» unmittelbar Nothwendigste fahrbare Straßen wären, noch ganz abgesehen von Eisenbahnen ; denn diese sind zu schwierig und zu kost spielig für die dünne Bevölkerung auf einem so großen Terri torium. Ich führe hier nur noch einige wenige Punkte an, um Ihnen eine Idee vom möglichen Reichthume diese» Lande» zu geben. Nicht allein könnte Peru die ganze Welt mit Gold, Silber, .Kupfer und Eisen versorgen (?), wenn die Transportmittel nicht gänzlich nach dem Innern fehlten, son dern sogar an der Küste ist e» leicht möglich (nach der Auf stellung eine» bedeutenden Oekonomen, welche vor kurzem veröffentlicht wurde), so viel Baumwolle zu erzeugen, wie England gebraucht; und dabei ist bekanntlich die peruanische Baumwolle die beste, die e» in der Welt giebt. Di« Schaf zucht kann auf den großartigsten Standpunkt gebracht werden, bringt aber im größten Thüle de» Lande» keinen Dortheil, weil der weite Transport der Wolle auf Maulthieren '/s, bi» Ai de» Werthe» für die Tran-porikosten wegöimmt. Ferner ist Jedermann der Meinung, daß e» für Seidenzucht gar kein passendere« Land giebt, al- die Küste von Pern, weil man durch da» immer gleiche milde Klima fortwährend ernten kann: Sommer und Winter, Jahr au», Jahr rin; und dabei giebt r» gar keine Gewitter, welche die Seidenraupe stören, keine Stürme u. dql., und der Maulbeerbaum gedeiht außerordent- sich. Zudem erbaut man noch an brr Küste Kaffee, Rei», Cochenille, Zucker und Wein, Alle« in einer ertrafrinen Qualität; aber wodurch stockt Alle»? au» Mangel an circa «oo.G» Arbeitern blo« für bi» Küste und einige Straßen- und Bewäfferungbbmttrn. Man ist allgemein der Ileberzeugung, daß dieser Zustand niemals besser und nur noch schlechter werden wird, so lange die Peruaner mit ihrer traurigen Regierung darin Hausen, und daß nur durch die Obergewalt einer angelsächsischen Nation nach einem monarchischen oder doch permanenten und geordneten Systeme eine Hilfe zu erwarten ist. Alle diese spanisch-amerikanischen Nationen werden und mi'iffen ihre Selbstständigkeit mit der Zeit verlieren, weil die Europäer überall mebr überhand nehmen, sich aber nicht mit den Sitten und dem Charakter der Eingebornen oder Kreolen vereinigen oder amalgamiren. Nun möchten zwar alle diese Länder recht gern eine große Menge Europäer kommen sehen, namentlich Arbeiter ; aber diese wollen wieder nicltt für die hiesigen Bewobner arbeiten, weil solche sie nicht zu behandeln wisse». Auch sind die Einwanderer den hiesigen Schlendrian und die halb indische Lebensweise nicht gewohnt, und so halten sich also die Fremden immer separat und »nabvängig; dadurch entsteh« Nech und Reiberei, zumal wenn die Creolen al» die Herren de» Lande» ihre Würde zeigen wollen. Daher hat man schon bei den verschiedenen Emigration»-Projekten von Chile, Peru und Brasilien ganz besonder» in» Auge gefaßt, daß die Agenten in Europa blo» Katholiken aufsuchen sollen in dem Glauben nämlich, die Katholiken seien überhaupt etwa» einfältiger, al- die andern Rcligion-secten, gegen welche dir hiesige ungebildete Klaffe immer noch ein innere» Graue» und Entsetze» hat und unmittelbar an da- furchtbare Feuer denkt, worin fle vom Teufel lebendig gebraten und gespießt werden. Abgesehen von diesen einfältigen Irren, so ist es eine unbestreitbare Wahrheit, daß Peru «in ungeheure» Feld für starke, unternehmende Geister ist, aber eben darum nur einer rastlos thätigrn, aufgeklärten und spekulativen Bevölke rung bedarf tff,r«setzun-l»t,t.»
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