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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedactenr: I. G. Hartmann. —" " ' . «- - - ... i -M/M Erschein« »tt Au»aah«e der Soun- _ . I «- Peet» »Sr bat Pier,tlzetzr t»tz Lhaler. 'M/UV und Festtag. tägltch Abend. und ist Tonnttveno, ven 27. Vkvvemver. JnstttwnS.G.bnbttN str d«, Rau» H durch alle Postaaftalte» zu beztthen. ejaer gesoaltene» Zeile I Reugroscheu. '.".'"nen - - -ir^Nk .'- , u-..-!! 'f,,IIU«I Amtlicher Lheil. Dresde», 25. November. Seine Majestät der König haben die Leitung des Ministerial-Departements der Justiz nunmehr definitiv dem StaatSministrr Behr zu übertra gen, dagegen denselben der Leitung d,S Mtnisterial-Depar tement« der Finanzen zu enthebe« und da« zuletzterwähnte Ministerial - Departement dem Staatsminister a. D. KreiS- director Freiherr» von Friesen zu übertragen, auch auf ihn den Auftrag in den evangelischen Angelegenheiten mit zu erstrecken allergnädigst geruhet. Dresden, 20. November. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Geheime Finanzrath, Major v. d. A. Robert Wilke, da« von Sr. Königl. Hp- heit dem Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach ihm verliehene Eomthurkreuz II. Abthril. deS Großherzoglichen HauSordrn« der Wachsamkeit oder vom weißen Falken, an nehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tagetsteschlchte. Wien: Die Majestäten zurück. Die südösterreichisch-italienische Eisenbahnangelegenheit. Stadt- erweiterungSpläne. — Prag: Begnadigungen. Neue Biertelgulden. LiebeSverein. —Innsbruck: Ein Erlaß ' de« Erzherzog-Statthalter«. — Triest: Dampfschiffvrr- bindung mit Barcelona. Herr Gladstone. — Berlin: Der Ausfall der Wahlen. Die bevorstehend« Kammer session. — Hannover: Kammerverhandlungen. — Pari«: Innere politische Lage. Die Stellung zu Eng land. Der König von Würtemberg. Die Abtretung Manaco'«. — Turin: Russisches Kriegsschiff. Resul tat der Volkszählung. — London: Lord Eowley. Lord Palmerston zurück. Chilesische Eisenbahnanleihe. Han delsbericht. Diplomatisches. Admiral Lyons -s. — St. Petersburg: Armeeorganisation. — Konstantino pel: Zur Dschiddahangelegenheit. Au< den Donaufür- stenthümern. Local- uud Vroviuzialaugele-rnheitev. Dresden: Eisenbahnunfall. Verhandlungen der Stadtverordneten — Chemnitz: Wahlen. Erstickung. — Zwickau: Ex plosion. — Kolditz: Landwirthschaftlicher KreiSverein. Oeffeotliche GerichtSver-audluogen. (Dresden.) Erledigte Schulämter. Eine Lersammluuq der Armenvereiue im Chemnitzer GerlchttamtSdezirke. Aevilleton. Vermischtes. Inserate. Lage-kalender. Börseuuachrichteü. Tagesgeschichte. Wien, 25. November. (W. A.) Se. k. k. apostolische Majestät und Ihre Majestät die Kaiserin sind heute von Allerhöchstihrer Reise nach Prag und Brünn wieder in Wien angekommen. Wien, 25. November. (W. Bl.) Wie man vernimmt, hat der Comitä der südösterreichisch-italienischen Eisenbahn gesellschaft dem Ministrrialrathe und BetriebSdirector der Süd bahn , Ritter v. Schmid, dessen musterhafte Leitung der Bahn allenthalben die ehrenvollste Anerkennung findet, glän zende Anträge wegen Uebernahme der Generaldirection zu kommen lassen. Die Besetzung der subordinirten Posten soll dann im Einvernehmen mit dem Generaldirector erfolgen. — Die Commission zur Beurtheilung der Stadterweiterungs pläne dürfte dem Vernehmen nach ihre Berathungen noch bis gegen Ende dieses MonatS fortsetzeu. Nachdem diese ebenso umfassende, al« schwierige Ausgabe von dieser Seite ihre Lösung gefunden hat, soll dann der zusammenstelleade Bericht über die besonder» Referate der einzelnen Departe. mentS an den Minister des Inner» geleitet werden. Erst durch da« hohe Ministerium des Jareern wird der betreffend« Vortrag Sr. Majestät dem Kaiser unterbreitet werden. 6b. Prag, 25. November. Di, letzten Tage der An wesenheit de« Monarchen in Prag wurden »ach durch einen allerhöchsten Gnadenact ausgezeichnet, welcher gestern m der Landeszeitung publicirt wurde. S«. k. k. Majestät hat mit allerhöchster Entschließung vom 2>. November 10 Sträflin gen der männlichen Abtheilung und 6 Sträflingen der weib lichen Abtheilung des Provinzialstrafhause« zu Prag den Rest der noch zu überstehenden Strafe allergnädigst nach zusehen geruht. — DaS Gerücht, die bereits cursirenden Fünfundzwanzigkreuzerstücke ö. W., welche in letzterer Zeit bereit- in ziemlicher Anzahl im Verkehr erschienen, würden durch neue Biertelgulden, auf denen jedoch dir Bezeichnung Gulden" sehr deutlich angebracht sein wird, erseht wer den, hat einen befriedigenden Eindruck im Publicum hervor gebracht. Fürs Erste ist die Bezeichnung der noch bestehen den Biertelgulden al« solche von Ungeübten leicht zu über sehen; häufig wird dies Geldstück für einen alten Zwanziger von kleinen Finanzspeculanlen ausgegrben. Ferner kam e« vor, daß diese Viertelgulden aufgekauft wurden, um in den türkischen Provinzen al« österreichisch« Zwanziger, also als ein Driltelgulden C. M. an den Mann gebracht zu werden. Eine mehr ersichtliche Auszeichnung der Bezeichnung Gl." ö. W vermag sowohl den Einzelne» vor llebervortheilun- gen und die Gesammtheit vor dem Umstande zu bewahren, daß Massen de« nrugeprägten SildergeldeS sogleich wieder aufgekauft werden, um in daS Ausland zu wandern. — Ein Eircular deS Prager erzbischöflichen Cvnsistoriums seht den EleruS der Erzdiöcese neuerlich davon in Krnatniß, daß sich in Wien ein katholischer LiebeSverein ,,d»r unbefleckten Empfängniß Mariä" zum Schuh und zur Unterstützung der Katholiken im Orient, vorzüglich in der Türkei, gebildet habe. Innsbruck. Der „Bote für Tirol und Vorarlberg" veröffentlicht einen Erlaß Sr. k._ k. Hoheit deS Erzherzog- Statthalters Karl Ludwig, 66. Triest, 16. November, in Betreff der im Laufe de« künftigen Jahres zu Innsbruck stattfindenden Industrie-, Kunst-, land- u. forstwirthschaft- lichen Ausstellung. Der Erlaß setzt die Eröffnung der Aus stellung auf den 15. Mai 1859 fest, trifft die Verfügung, daß die Anmeldungen bis Ende Januar 1859 nach Inns bruck einzusenden sind, macht noch einmal auf die Wichtig keit deS Unternehmens für das Kronland aufmerksam und schließt mit folgenden Worten: „Bei dem Besuche der verschiedenen Theilr des Lande«, in Nord- und Südtirol und in Vorarlberg, bin Ich zur erfreulichen Wahr nehmung gelangt, daß diese« schdne Land mit seinen biedern, arbeit«- kriftigen und thätigen Bewohnern in allen Zweigen de« Kunst- und Gewerbflclße«, der Fabrikation und Bodenkultur sich andern Ländern würdig anreihen kann. „Deshalb rechne Ich bei Meiner bevorstehenden Rückkehr nach Tirol mit Zuversicht auf ein vereinte« Zusammenwirken aller hierzu Berufenen zum erwünschten Gelingen der Ausstellung." Triest. Der außerordentliche Lord - Obercommissar der jonischen Inseln, Herr Gladstone, hat seine Reise dahin an Bord des „Terrible" am 20. d. M. von hier aus ange treten. 06 Triest, 24. November. Ja die Lloyddampfschiff- fahrtSlinie Triest-Barcelona wurde auch Neapel einbefvgen, dagegen Catania und Palermo weggelassen; vom 29. De- cember an geht monatlich ein großer Schraubendampfer mit Berührung von Bari, Messina, Neapel, Livorno, Marseille von hier nach Barcelona. 8 Berlin, 25. November. Erfreulich »ft e«, daß die Wahlen zum Abgeordnetenhause eine Versammlung vorauS- sehcn lassen, welche den hochherzigen Intentionen de« Re genten und den Bestrebungen seiner Räthr die vollste Mit wirkung und Unterstützung «»gedeihen lassen werden. Es bestätigt sich, daß die Hauptthätiqkeit der bevorstehenden Landtagssession sich auf die freilich eingehend« und inter- esslMte Oiesultade versprechende Berathung de« Budgets be ziehen wird. Dagegen dürft, die Ausführung eineS Plane« zur Einbringung wichtiger Anträge aus dem Schooße de« Abge»rbnete»h.r»f«< zu erwarten sein, wir die« bei der außerordentlichen Session vor einigen Wochen von einer Anzahl damaliger Abgeordneter beschlossen wurde, welche wieder gewäbll worden sind. In unsern diplomatischen Kreisen herrscht jetzt durch die Feste der verschiedenen Ge sandten zu Ehren de« neuen Minister« de« Auswärtigen, Freiherrn v. Schleinitz, »in sehr geselliges Leben. E« ist in diesen Kreise» nicht unbeachtet geblieben, daß zwischen dem österreichischen und dem diesseitigen Cabinet eine besonder« freundliche Annäherung hervortritt, wie sie im Interesse Deutschland« nur erwünscht sein kann. — Wie e« hier heißt, soll das „Preußische Wochenblatt" mit dem 1. Jan zu erscheinen aufhören, doch kann ich diese Angabe nicht verbürgen. ' Berlin, 25. November. Die ,,Pr. Z." bestätigt heute eine frühere Meldung unserS Correspondenten, indem sie meldet, daß die außerordentliche Vermehrung der Geschäfte der Eisenbahnabtheilung des Handelsministeriums eS im Interesse des Dienstes hat nöthig erscheinen lassen, dieser Abtheilung, welche, vereint mit der Abtheilung für daS übrige gesammte Bauwesen der Monarchie, bisher unter der Lei tung eines und desselben Dirigenten, deS Generalbaudirec- torS Mellin, stand, einen besonder» Dirigenten vorzusetzen. Dem Generaldirector Mellin verbleibt die Leitung aller Zweige der umfangreichen Bauverwaltung. Außerdem wer den die technischen Angelegenheiten der Eisenbahnabtheilung nach wie vor unter seiner Theilnahme und Mitwirkung be arbeitet werden, um auch diesem immer wichtiger wer denden Geschäftszweige seine erprobten Kenntnisse und reichen Erfahrungen zu erhalten. — (Pj ) I» dem bisherigen Wahlkreise de« Führer« der äußersten Rechten, deS AppellationSgerichtSpräsidenten Ger- lach, sind dieser selbst und Wagner gegen den Grafen Schwe rin und den Regierungspräsidenten Neumann mit 32 und 40 Stimmen unterlegen. — Der vormalige Ministerprä sident v. Manteuffel ist in seinem Wahlkreise mit 209 von 34 l Stimmen wiedergewählt worden. — Nach einer ungefähren Berechnung der „Nat.-Z." sind von den 3i9 bis jetzt bekannten Wahlen 91 liberal, 122 ministeriell, 38 konservativ, 34 gehören der katholischen Fraktion, 26 der äußersten Rechten, 18 der polnischen Fraktion an. Al« „Liberale" werden Diejenigen bezeichnet, welche durch ihre Antecedentien als Mitglieder oder Gesin nungsgenossen der bisherigen konstitutionellen Linken be kannt sind, als „Ministerielle" Diejenigen, welche bisher dem linken Centrum angehörten oder neu in daS Abgeord netenhaus treten und vor der Wahl sich als Neuministe rielle erklärten, al« Conservative die Mitglieder der bisheri gen Rechten, von denen aber immerhin ein Theil sich eben falls dem Ministerium anschließen wird; die Unterschiede sind natürlich noch fließende. Hannover, 24. November. (Hamb. N ) In dritter Be rathung der Justizorganisationsvorlage verwarf heute die Erste Kammer den ersten Cardinalpunkt, die Erweiterung der Competen; der Amtsgerichte, Mit 22 gegen 20 Stimmen. Feuilleton. Donnerstag, 25. Rov.: Drittes Symphonie-Concert der L. s. musikalischen Kapelle. Loncert (6 6ur) für Streich instrumente von I. S. Bach, Ouvertüre zu Byron'S „Manfred" von R Schumann, Symphonien (v-6ur) von I. Haydn, (Nr. 4, v-6ur) von Beethoven. Die Ausführung der vorgenannten Werke unter Direktion de- Herrn Kapellmeister« Rrissiger war eine musterhafte in der meisterlichen Vollendung der Technik und de« musikalisch geeinigten, schön empfundenen Vortrag», wie in der geistvollen Auffassung, der klaren, reich und reizend rolorirten Gestaltung und der frei und fein gezogenen Linie der Bewegung. Da» sogenannte zweisitzige Loncert Bach'«, obwohl an tief bedeuten dem Inhalt andern Jnstrumentalstücken de« Reister» nachstehend, ist immerhin eine musikalische Fracturschrift, an der man nicht blo» da» Alphabet der Kunst, sondern zugleich ihre sublimsten Geheimnisse, die lösenden schöpferischen GeisteSsormeln all' ihrer Zukunft studiren kann; die strenge zwingende Logik diese» großen Loudenker«, da« feste geschlossene Gefüge seine« Aufbaues, di» unerschöpflich reiche, immer neu und interessant verschlungene Entwickelung seiner Verarbeitung find bewunderungswürdig. Daß dies« ^eide» Jnftrumentalsätze zu solcher Aufeinanderfolge und mit de« verbindenden Accorden geschrieben find, ist zu be zweifeln. Da eine Zusammenstellung Bach'scher Instrumental sätze für unsern zeitgemäße» Loncertgrbrauch nicht unzweckmäßig ist, so kommt e« nur daremf an, dafür ein« verständige Wahl zu treffe», und t» diese» Falle möchte man die Einlage eines lang- samern Mittrlsatzck wünschen. Schumann'« Ouvertüre zu Byron'S „Manfred" gehört jedenfalls zu den bedeutendsten Jnstrumentalcompofliionen der neuesten Zeit. Poetisch und tiefsinnig empfunden, giebt sie ein düstere«, dramatisches und leidenschaftlich bewegte» Gemälde von Manfred, von seiner inner» KampfeSqual, seinem stürmischen Seelendrange, seinem tragischen Erliegen. Geist und Phantasie zeigen sich überall ; aber der Lomponist scheint selbst noch mit seinen Ideen zu ringen, und da« materiellere Element de» Ton- auSdruckS in wühlender, gequälter Modulation und in der innern Durcharbeitung drängt sich vor; der Gedanke wird nicht völlig zu geistig geklärter Gestaltung und schöner Form befreit, und zwischen den Intentionen und ihrer wirklichen Bersinnlichung bleibt ein Deficit: auch durch eine mangelhafte Beherrschung der Instrumentation. Namentlich in der ersten Hälfte der Ouver türe treten Lücken und Stillstände im Gedankengange, Unschön heit und.Zerrissenheit der Linie herau»; in der zweiten herrscht mehr Einheit, Fluß und schwungvoll sich erhebende Steigerung, vorzüglich durch da« höchst leidenschaftliche charaktervolle Haupt, mvtiv, und der an dir Loriolan-Ouvertüre mahnende Schluß ist wunderschön und von wahrhaft tragischem Eindruck. Den innigsten Genuß in diesem Loncert gewährte wohl Haydn'« in unvergänglicher Jugrndfrische, heiterer Anmuth und reizvoll natürlicher Schönheit tönend» v-6ur-Kymphonie, und ohne da« Lob der übrigen Ausführungen beschränken zu wollen, sei doch bemerkt, daß sie ganz vollendet gegeben wurde und daS Andante durch di« Grazie, die seeleavoll« Zartheit und dir fein gefühlt« Ghtzthmik deS Vortrag« entzückte. L. Banck. Lessing und Voltaire in Berlin. Bon A. Atahr. *) Lesstng'S erste Berührung mut Voltaire fällt in die Anfangs, zeit seine» Berliner Leben«. ES war ein sonderbarer Zufall, der den einundzwanzigjährigen Jüngling Lessing mit dem auf der Höhe seine» Ruhme» stehenden Voltaire in der preußischen Hauptstadt zusaminenführte, und die'er Zufall knüpft sich an eine Episode au» Voltaire'» Leben, die allerdings auf eine bisher von der französischen Nationaleitelkeit möglichst verschleierte Stelle der Biographie und Lharakteriftik Voltaire'» ein un- erfreuliche» Schlaglicht wirft. Ich muß dieselbe hier ausführlich erzählen, da sie ihrem genauer» Verlaufe nach sehr wenig be kannt ist, während zugleich Lessing'» spätere Stimmung gegen Voltaire durch sie erst ihre volle Erklärung erhält. Lessing hatte bald nach seiner Ankunft in Berlin mit einem französischen Sprachlehrer, Richier de Louvain, einem gut- müthigen und strebsamen jungen Manne, Bekanntschaft gemacht, dessen Umgang ihm in seinen Studien der französischen Sprache und Literatur eben so förderlich war, wie Jenem durch den Der- kehr mit dem jungen deutschen Schriftsteller da» Berständniß deutschen Wesen» und deutscher Schriftwerke zugänglich wurde. Dieser Richier, den Voltaire einige Zeit darauf zu seinem Ge« heimsecretär angenommen hatte, war r», der eine» Tage» seinen jungen Freund in dessen Dachstübchen am Nikolaikirchhof« auf suchte, um ihm einen Antrag zu machen, der Lessing einen sehn lichen Wunsch erfüllte und ihm die persönliche Bekanntschaft de« *) Au« dessen soeben erschienenem, durch Quellenstudium, geist volle Auffassung und Darstellung HLchst ausgezeichnetem Werke: „T. S. Lessing. Sein Leden und seine Werke". (Vertin, Gutten berg.)