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866 Das Silber. glüht noch einmal heller als zuvor und erstarrt. Diese Erscheinung nennt man bekanntlich den Silberblick, man sagt, das Silber blickt. Man entfernt nun die vor die Gapelle gelegte Kohle und zieht dann die Capelle bis nach der Mündung der Muffel. Man erkennt, dass das Wesen des beschriebenen Cupellations-Verfah- rens darin besteht, das Blei recht heiss einzuschmelzen, dann, sobald die, Probe darin gelöst ist, rasch abzukühlen, das Blicken des Silberkorns aber bei nicht zu niedriger Temperatur erfolgen zu lassen. Man gewinnt an Zeit, wenn das Blei für sich stark erhitzt worden, und es ist ein starkes Erhitzen besonders dann erforderlich, wenn die Legirung viel unedle Me talle enthält und namentlich, wenn sie Zinn enthält. In letzterem Falle bildet sich bei langsamem Einschmelzen leicht so viel Zinnoxyd, dass es nicht mehr von dem Bleioxyde gelöst und in die Capelle geführt werden kann. Sieht man dies, so hilft man sich durch Aufbringen von etwas Glätte, welche das Zinnoxyd löst und in die Capelle führt. Lässt man das Treiben bei höherer Temperatur vor sich gehen, als nöthig ist, so erhöht sich der Verlust an Silber, weil mit dem Bleirauche mehr Silber weggeht, und weil-die von der Capelle aufgesogene Glätte silberreicher wird. Ver nachlässigt man, die Temperatur gegen das Ende des Treibens zu steigern, so erstarrt die Probe, ehe alles Blei oxydirt ist. Werden silberreiche Proben abgetrieben, welche ein grosses Silber korn hinterlassen, so zeigt sich bei nicht gehörig langsamem Erstarren die Erscheinung des Spratzens (Seite 819), es werden leicht kleine Kügelchen Silber umhergeschleudert oder das Korn bekommt blumenkohlähnliche Auswüchse. Eine Probe, welche gespritzt hat, ist als eine misslungene zu betrachten, eben so eine Probe, welche ertränkt oder erfroren ist. Ein gut abgetriebenes Korn muss abgerundet sein, eine rein silber weisse Farbe, etwas glänzende Oberfläche mit schwacher Andeutung von Krystallisation zeigen, auf der unteren Fläche matt weiss sein und blasige Vertiefungen haben. Es muss sich leicht von der noch heissen Capelle mit der Zange abnehmen lassen. Hängt es gar nicht an, ist die Oberfläche mit einem dunkeln Häutchen überzogen, die Unterfläche glatt glänzend, so ent hält es Blei; sitzt es fest auf der Capelle, so ist zu vermuthen, dass diese Sprünge.oder Risse hat, in welche das Metall eingedrungen ist; das Korn hat gewurzelt. Lässt man die Capelle zu sehr erkalten, so haftet das Korn bisweilen durch erstarrte Glätte fest. Durch schwaches Zusammendrücken des Korns mit der Zange springen alle anhängenden Capellentheile ab oder diese können dann doch mit einem steifen Pinsel von Schweinebor sten leicht entfernt werden. Man legt nun von den beiden Silberkörnern der Probe (Probe und Gegenprobe, Seite 864) das eine auf die eine Wagschale, das andere auf die andere, um zunächst zu ersehen, ob sie gleiches Gewicht besitzen, dann wägt man beide gemeinschaftlich aus. Hat man zwei halbe Grammen Le girung zur Probe angewandt, so ergiebt das Gewicht in Milligrammen un mittelbar den Feingehalt. Angenommen, das Gewicht der Körner betrage 747 0,747 Grammen, so ist der Feingehalt der Legirung: ■■ 1000 ~- Auch die sorgfältigst ausgeführte Cupellation ergiebt den Silbergehalt der Legirungen nicht völlig genau; sie ergiebt ihn geringer, weil Verlust an Silber nicht zu vermeiden ist, und sie würde ihn noch geringer erge-