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Sobald das Blei zu treiben beginnt, das heisst rotirt, Bleidämpfe ausstösst und raucht, eine metallisch glänzende Oberfläche zeigt, ein Be weis, dass das entstehende Oxyd von der Capelle aufgesogen wird, legt man mittelst der Kluft die in Papier gewickelte Probe auf das Blei. Das Papier verbrennt sogleich und die Probe löst sich rasch in dem Bleie. Das Treiben wird durch das Einträgen der Probe unterbrochen, beginnt aber bald wieder. Man zieht dann die Capellen mit der Kluft an die vordere Oeffnung der Muffel und schliesst die Aschenthür des Ofens, um das Trei ben bei möglichst starkem Luftzuge und bei möglichst niederer Tempe ratur fortzusetzen. Das Schliessen der Aschenthür befördert nämlich den Zug durch die Muffel. .Damit die Capellen durch den Luftstrom nicht zu stark abgekühlt werden, legt man vor dieselben kleine glühende Kohlen, welche niedriger als die Capellen sind; der Luftstrom trifft dann nur das treibende Metall. Der Bleirauch muss langsam sich schlängelnd nach hinten ziehend aus den Capellen aufsteigen, es müssen sich auf dem vorderen oberen Theile der Höhlung der Capellen glänzende Füttern von Glätte bilden, der aus Glätte durchdrungene Theil der Capellen muss braunroth erscheinen, auf dem treibenden Metalle müssen zahlreiche leuchtende Punkte schwim men und sich rasch, nach dem Rande ziehen. Erscheint der Rauch nicht dicht weiss, ist die Capelle hell, an dem bereits mit Oxyd getränktem Theile nicht braunroth, setzen sich nicht kleine Füttern von Bleioxyd- an dem oberen Theile der Capellen an, so geht die Probe zu heiss. Man erzwingt dann die erforderliche Erniedri gung der Temperatur durch das Kühleisen, Fig. 85, indem man das selbe, mit dem Stiele etwas höher, über die Capellen hält. Die Schaufel Fig. 85. des Kühleisens ist etwa 2 Zoll breit, l 1 / 2 Zoll lang und J / 4 Zoll dick. Be ginnt die Capelle innen und aussen schwarz zu werden, vermindert sich der Bleirauch, ziehen die Tropfen auf dem Korne nur träge, wird das Korn roth und matt, so ist die Temperatur zu niedrig, die Glätte wird nicht aufgesogen und kann erstarren, die Probe ersäuft oder erfriert. Man schafft dann früh genug Hülfe durch Oeffnen der Aschenthür und dadurch, dass man die Capellen bis gegen die Mitte der Muffel schiebt und eine kleine Kohle davor legt. Diese Erhöhung der Temperatur, durch Zurückschieben der Capelle in die Mitte der Muffel u. s. w. muss nun auch geschehen, sobald bei ge hörigem Verlaufe des Treibens, das Treiben seinem Ende naht, also nur noch wenig Blei vorhanden ist, weil dann eine Steigerung der Temperatur erfordert wird, um das Metall in Fluss zu halten und den Rest des Bleies zu oxydiren. Die letzten grossen glänzenden Punkte ziehen sich dann rasch über die Fläche des stark gewölbten Kornes, plötzlich beginnt das Korn auf einen Augenblick rasch zu rotiren, stärker zu glänzen, viel hitziger zu erscheinen; es zeigen sich Streifen mit den Regenbogenfarben auf seiner Oberfläche, dann hört alle Bewegung auf, das Korn steht, wird matt, er- Graham - Otto’s Chemie. Bd. II, Abthcil. ITT. 55