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Silberchloricl. 829 ebenfalls reichlich, indem Chlornatrium und ein lösliches Doppelsalz von unterschwefligsaurem Natron und Silberoxyd entstehen. (Dieses Verhalten benutzt man in der Photographie, um das überschüssige Chlorsilber aus dem Bilde zu entfernen; Fixiren des Bildes.) Auch schwefligsaures Natron löst das Chlorid. Von einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd wird das Chlor silber in beträchtlichen Mengen aufgenommen; eine heiss gesättigte Lösung davon liefert beim Erkalten Krystalle (Field). Ein Zusatz von essigsau- rem Alkali scheidet es aus der Lösung ab, indem salpetersaures Natron und essigsaures Quecksilberoxyd entstehen, die wenig lösend auf das Chlo rid wirken. Aehnlich verhält es sich mit Salzsäure und Chloriden, welche ebenfalls die Abscheidung des Chlorsilbers veranlassen (siehe Probiren des Silbers). Auch concentrirte kochende Lösungen von Chlorkalium, Chlornatrium und Chlorammonium lösen das Chlorsilber; beim Erkalten der Lösungen werden krystallisirte, durch Wasser zersetzbare Doppelchloride erhalten. Cyankalium giebt mit Chlorsilber ein leicht lösliches Doppelsalz. Mit Wasser, oder besser mit angesäuertem Wasser übergossen, wird das Chlorsilber leicht durch Zink oder Eisen zerlegt, es entstehen Chlorüre dieser Metalle und das Silber wird reducirt (S. 817). Das bei Analysen in einem Porzellantiegel geschmolzene Chlorsilber lässt sich auf diese Weise am bequemsten aus demselben entfernen. — Unter Wasserstoifgas erhitzt, wird aus Chlorsilber ebenfalls leicht das Metall reducirt. — Auch beim Glühen mit organischen, namentlich wasserstoffreichen Substanzen liefert es Metall, so wie beim Erhitzen auf der Kohle vor dem Löthrohre, indem Salzäure entweicht. Die Wirkung der Alkalien und alkalischen Erden auf das Chlorsilber ist schon früher besprochen worden; Kalilauge giebt damit Silberoxyd, koh lensaures Alkali oder Kalk reduciren, beim Schmelzen'damit, metallisches Silber. Am Lichte wird das Chlorsilber zuerst violett, dann schwarz gefärbt, in Folge der Bildung von Chlorür, oder der- Ausscheidung von Metall (siehe Silberchlorür). Chlorwasser beseitigt die Färbung. Papier, welches man mit Chlorsilber dadurch imprägnirt hat, dass man es zuerst in eine Auf lösung von salpetersaurem Silberoxyd gelegt und dann in eine Auflösung von Kochsalz getaucht hat, ist höchst empfindlich gegen Licht und kann zur Erzeugung von Bildern in der Camera öbscura angewandt werden. Man erhält hier zunächst ein sogenanntes negatives Bild, das heisst, ein Bild, wo die Lichter dunkel, die Schatten hell erscheinen. Eben so bekommt man ein negatives Bild, wenn man Kupferstiche, Gewebe, Pflanzenskelette u. s. w. auf das von Chlorsilber durchdrungene Papier legt und sie dann der Einwirkung von Licht aussetzt. Durch eine Auflösung von unter schwefligsaurem Natron lässt sich das unveränderte Chlorsilber aus dem Papier ausziehen, und dann kann man aus den negativen Bildern leicht positive machen. Eine gesättigte Lösung von Chlorsilber in Ammoniakflüssigkeit dient zum Färben von Perlmutter. Man lässt die Gegenstände (z. B. Knöpfe) 30 bis 60 Stunden lang in dieser Lösung, unter bisweiliger Veränderung l ) Kopp u. Will, Jahresber. f. 1867, S. 256.