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^•*6 Quecksilber. als weisser Präcipitat officinell war und auch jetzt noch, nach einigen Phar makopoen, offieinell ist. Indem man den, durch Ammoniakflüssigkeit aus Quecksilberchloridlösung gefällten Niederschlag für gleich hielt mit diesem Präcipitate, wurde die einfachere Darstellungsweise von vielen Pharmako- pöen angenommen. Es war, wie oben Seite 802 gesagt, Wöhler, welcher zuerst die Verschiedenheit beider Präcipitate erkannte, welcher darauf aufmerksam macht , dass der aus salmiakhaltiger Quecksilberchloridlösung erhaltene Präcipitat schmelzbar ist, der aus Quecksilberchloridlösung durch Ammoniakflüssigkeit gefällte Präcipitat unschmelzbar. üeber wenige Präparate ist wohl so viel gearbeitet und geschrieben worden, wie über den schmelzbaren weissen Präcipitat. Die neueste treff liche Untersuchung ist von Krug 1 ); sie enthält auch die literarischen Nachweisungen. Das Resultat dieser Untersuchung ist, dass mittelst koh lensaurer Alkalien aus Sublimat-Salmiaklösung kein Präcipitat von con- staater Zusammensetzung erhalten werden kann, sondern dass dessen Zu sammensetzung nach der Temperatur, bei welcher die Fällung vorgenom men wird, und nach der Länge der Zeit, welche zwischen der Fällung und dem Abfiltriren liegt, bedeutend schwanken kann. Fällt man die gemischte Lösung von Quecksilberchlorid und Sal miak bei 0°C. mit kohlensaurem Natron (auf 3 Aeq. Quecksilberchlorid, nebst Salmiak, 4 Aeq. kohlensaures Natron) und filtrirt man den Nieder schlag sogleich ab, so hat derselbe fast genau die Zusammensetzung des nicht schmelzenden Präcipitate, des sogenannten Kane’sehe Präparats, (Quecksilberamichlorid: Hg.ELN -4-IIgCl, oder Dimercurammoniumchlo- rid: (Hg 2 .H 2 )NCl, und verhält sich auch fast ganz wie dieses. Krug fand darin: Quecksilber 80,7, Chlor 12,7, während das Kane’sche Präpa rat verlangt: Quecksilber 79,7, Chlor 13,9. Durch Auswaschen erhält der Niederschlag eine gelbliche Färbung, durch Beimengung des gelben ba sischen Körpers (S. 803), und dann giebt er beim Erhitzen äusser Queck- silberchlorür auch einen Anflug von metallischem Quecksilber. Aus der von dem Niederschlage abfiltrirten Flüssigkeit setzen sich beim Stehenlassen krystdlinische Rinden ab, welche, getrocknet, ein schweres weisses Pulver geben, das beim Erhitzen in einer Glasröhre leicht schmilzt, Ammoniakgas und Stickstoffgas und dann ein Sublimat von Quecksilberchlorür und Quecksilberchlorid - Ammoniak liefert: 2 HgCl -f-H 3 N (Mercurammonium-Quecksilberchlorid: HgCl, (Hg.H 3 )NCl) (8. 802). Krug fand in den krystallinischen Rinden: Quecksilber 68,9, Chlor 21 Procent und daraus sowohl, als aus deren Verhalten, ergiebt sich, dass sie im Wesentlichen aus dem Quecksilberchlorid-Ammoniak: HgCl-|-H 3 N, das ist Mercurammoniumchlorid: (Hg.Hg)NCl, bestehen (S. 802), was in 100 fordert: Quecksilber 65,8, Chlor 23. Die etwas abweichende Zusammen setzung , so wie das Auftreten von Quecksilberchlorür beim Erhitzen ist die Folge einer Beimengung des Kane’schen weissen Präcipitats. Wird die Fällung auf beschriebene Weise bei gewöhnlicher Luft temperatur vorgenommen, so sind die Resultate im Allgemeinen diesel ben, das heisst, es entsteht ebenfalls zuerst ein Niederschlag, der sich in seiner Zusammensetzung dem wissen Präcipitate Kane’s nähert, und ’) Archiv f. Pharm". Bd. XL1I, S. 1.