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770 Quecksilber. auf das Cyanid, weil, wie oben angedeutet, beim Kochen von Cyanalkali metall-Lösungen mit Quecksilberoxyd Quecksilbercyanid entsteht und Alkali frei wird. Quecksilberoxy cyanid. Basisches Cyanquecksilber. Eine heisse Lösung des Quecksilbercyanids löst Quecksilberoxyd reichlich auf und wird dabei alkalisch. Es ist noch nicht genau ermittelt, ob verschiedene Verbindungen des Cyanids mit Oxyd gebildet werden. Die Lösung von gleichen Aequivalenten der beiden Körper liefert zuerst weisse Nadeln des Oxycyanids: HgO, HgCy. Die Krystalle sind in kaltem Wasser wenig auflöslich, reichlich in heissem Wasser. Sie werden beim Erwärmen grau, in Folge der Bildung von Oxydul; in höherer Temperatur treten, unter Verpuffung, Kohlensäuregas, Cyangas, Stickgas und Quecksilberdampf auf. — Nach Kühn nimmt 1 Aeq. Quecksilbercyanid 3 Aeq. Quecksilberoxyd auf und giebt damit die Verbindung 3 IIgO,HgCy. Das Quecksilbercyanid bildet nicht allein mit den positiven Cyaniden eine Reihe von Doppelcyaniden (Cyanohydrargyrate v. Bons dorff’s), sondern geht auch mit vielen Chloriden, Bromiden, Jodiden und mit ver schiedenen Sauerstoffsalzen Verbindungen ein, welche entweder aus den heiss gemischten Lösungen der Bestandtheile beim Erkalten auskrystallisi- ren oder durch Verdampfen der Lösung krystallisirt erhalten werden. Quecksilberchlorocyanid. Eine Auflösung gleicher Aequivalente Quecksilberchlorid und Quecksilbercyanid giebt beim Verdampfen luftbe- ständige Krystalle, quadratische Prismen, von: HgCy,HgCl (Liebig 1 ), Poggiale 2 ). Dieselbe Verbindung erhielt Weeren 3 ) aus der Flüssig keit von der Darstellung des gasförmigen Chlorcyans, nach Wöhler. Kalium-Quecksilbercyahid: KaCy,HgCy. Das Salz krystallisirt in luftbeständigen farblosen Octaedern, die in 4 x / 2 Thln. kalten Wassers löslich sind. Es verknistert stark beim Erhitzen, schmilzt dann und giebt Quecksilberdampf und Cyangas. Wasserstoffsäuren zersetzen es voll ständig, Sauerstoffsäuren wirken nur auf das Cyankalium. In den Lö sungen verschiedener Metallsalze bringt die Lösung des Salzes Nieder schläge hervor, welche bald einfache Cyanüre, bald Doppelcyanüre sind. — Kocht man Quecksilberoxyd mit einer Auflösung von Cyankalium, so ent steht ebenfalls dies Salz, indem freies Kali in die Flüssigkeit kommt (Gmelin, Rammeisberg) 4 ). Die folgenden Salze sind von Jackson 5 ) dargestellt, sie erfordern zum Theil, besonders in Rücksicht auf den Wassergehalt wiederholte Untersuchung. Natrium-Quecksilbercyanid: NaCy, 2 HgCy 8HO, krystallisirt in Octaedern. — Magnesium-Quecksilbercyanid: MgCy, 2 Hg Cy HO, und Calcium-Quecksilbercyanid: Ca Cy, 2 Hg Cy -|- 3 HO, krystallisiren ebenfalls in Octaedern. — Strontium-Queck silbercyanid: SrCy, HgCy, krystallisirt in vierseitigen Prismen. ■— Für das Bariumsalz wurde die unwahrscheinliche Formel: 2BaCy, 3 HgCy -|- 23HO, gefunden. Chlorkali Jin-Quecksilbercyanid: KaCl, 2 HgCy -1- HO. Das Salz kann nicht allein aus der gemischten Lösung der Bestandtheile er- 1) Schweigger, Journ. f. Chem. u. Phys. Bd. XLIX, S. 253. ■— 2 ) Compt. rend. T. XXIII, S. 762. —■ 3 ) Journ. f. prakt. Chem. Bd. LXIV, S. 63; auch Chem. Centralbl. f. 1855, S. 16. — *) Pogg. Annal. Bd. XXXVIII, S. 374 u. Bd. XLII, S. 131. — Pharm. Centralbl. 1836. S. 350.