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Mit Cyan hat das Quecksilber nur zu dem Cyanide: Hg Cy, vereinigt werden können. Behandelt man das Quecksilberoxydul mit Cyanwasser stoffsäure, so scheidet sich metallisches Quecksilber ab, indem ebenfalls dies Cyanid sich bildet. Quecksilbercyanid, Cyanquecksilber: Hg Cy. Aequivalent: 126 oder 1575. — In 100: Quecksilber 79,4, Cyan 20,6. Zur Darstellung des Cyanids trägt man in wässerige Blausäure von unbestimmtem Gehalte, nach, und nach Quecksilberoxyd ein, bis der Geruch der Säure fast vollständig verschwunden ist, und dampft die entstandene Lösung zur Krystallisation ab. Diese einfache Bereitungsmethode liefert das beste Resultat und macht alle anderen überflüssig. Man hat nur dahin zu sehen, dass in der Lösung ein wenig Blausäure überschüssig bleibe, damit sich neben dem Cyanide nicht Oxycyanid bilden kann (s. dies). Früher wurde das Cyanquecksilber gewöhnlich durch Wechselzer setzung von Berlinerblau und Quecksilberoxyd dargestellt. Kocht man nämlich 8 Thle. Berlinerblau (Eisencyanidcyanür) fein zerrieben, und 1 Thl. Quecksilberoxyd mit 8 Thln. Wasser, so tritt das Cyan des Berlinerblaus an das Quecksilber und das Eisen wird oxydirt. Die von dem Eisenoxyde abfiltrirte Flüssigkeit dampft man zur Trockne, um die geringe Menge einer immer noch darin enthaltenen Eisenverbindung zu zersetzen, nimmt den Rückstand mit Wasser auf und bringt die filtrirte Lösung zur Krystal lisation. Das Vereinigungsstreben des Cyans zum Quecksilber ist so gross, dass das Quecksilberoxyd mit fast allen Cyanmetallen Cyanquecksilber und Metalloxyde bildet, und dass auch beim Zusammentreffen von Blausäure mit Quecksilbersalzen Quecksilbercyanid entsteht. Das Cyanquecksilber bildet farblose, bald durchsichtige, bald undurch sichtige, quadratische Säulen. Es schmeckt bitter und metallisch und wirkt höchst giftig. Von Wasser wird es ziemlich leicht gelöst, weniger auflösend wirkt Weingeist. Bei langsamem Erhitzen zerfällt es, wenn es trocken, fast völlig in Cyangas und Quecksilber (siehe Cyan); beim raschen Erhitzen hinterbleibt eine schwarze Substanz (Paracyan). Ist das Cyanid feucht, so treten beim Erhitzen zugleich Kohlensäure, Ammoniak und Blausäure auf. Sauerstoflsäuren, selbst concentrirte Schwefelsäure, zersetzen das Cy anid nicht, oder doch nur wenig; die Schwefelsäure bildet damit eine ?eisse kleisterartige Masse, und beim Erwärmen tritt schweflige Säure auf. on den Wasserstoffsäuren wird es unter Freiwerden von Blausäure zer setzt. Chlor zersetzt das Cyanid, die Zersetzungsproducte sind verschieden, je nachdem Wasser vorhanden oder nicht, und Licht zugleich einwirkt oder nicht. Die Wirkung des Chlors ist vorzüglich durch Bouis 1 ) unter sucht worden (vergleiche Cyanchlorid). Wird die Lösung des Cyanids mit Jod digerirt, so entstehen rothes Quecksilberjodid und Jodcyan. Digerirt man die Lösung des Cyanids mit Eisenfeilspähnen, so wird Quecksilber abgeschieden und Cyaneisen gebildet; war die Lösung mit Schwefelsäure angesäuert, so entstehen, statt des letzteren, Cyanwasserstoff säure und schwefelsaures Eisenoxydul. Mit Salmiak erhitzt, giebt das Cyanid Cyanammonium und cs hinter bleibt Quecksilberchlorid. Alkalilösungen wirken selbst bei Siedhitze nicht Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LVI, S.267; auch Phann. Central bl. f. 1847, S. 778. Graham - Otto'a Chemie. Bd. II, Abtheil. III. 19