Volltext Seite (XML)
Ueber die Löslichkeit verschiedener Arsenigsäure - Salze in Alkalien sind von Reynoso Versuche angestellt worden. Schweinfurter Grün. Diese prächtigste aller grünen Farben ist eine Verbindung von arsenigsaurem Kupferoxyd, mit essigsaurem Kupfer oxyd, entsprechend der Formel: CuO, AcO 3 3 (2 Cu 0, As O 3 ). Zur Dar stellung desselben lässt man 10 Thle. Grünspahn in einem kupfernen Kes sel in so viel warmem Wasser zergehen, als nöthig ist, einen dünnen Brei zu bilden. Diesen giebt man, zur Abscheidung der mechanisch beigemeng ten Unreinigkeiten durch ein Sieb. Man löst alsdann 8 bis 9 Thle. gepul verte arsenige Säure in einem kupfernen Kessel in 100 Thln. kochendem Wasser auf. Zu dieser filtrirten und wieder zum Kochen erhitzten Auflö sung setzt man nun, unter fortwährendem Kochen, den Grünspahnbrei in kleinen Mengen nach und nach zu, und hält mit dem Kochen so lange an, bis die Flüssigkeit über der' entstandenen Farbe klar und farblos erscheint, der Niederschlag körnig geworden ist und die prächtig grüne Farbe ange nommen hat. Anfangs scheidet sich voluminöses arsenigsaures Kupferoxycl aus und es wird Essigsäure frei, aber allmälig verwandelt sich dasselbe in das Doppelsalz. Je langsamer diese Umwandlung erfolgt, desto krystalli- nischer ist das Product. Das Schweinfurter Grün wird sehr häufig auf Tapeten und Rouleaux angewandt, ist aber wegen der Giftigkeit eine sehr gefährliche Farbe. Ab gesehen von dem giftigen Staube, den namentlich damit gefärbte, oder viel mehr angestrichene, Rouleaux erzeugen, soll die Farbe in feuchten Locali- täten das höchst giftige Arsenwasserstoffgas ausdunsten. In neuerer Zeit erleidet die Farbe auch vielfach Anwendung bei der Fabrikation von Kopf putzen (Blumenblättern), ja damit gefärbte Ballkleider waren sehr verbrei tet. Die Nachsichtigkeit der Polizeibehörden gegen Diejenigen, welche die giftige Farbe verkaufen, ist unglaublich. Ich habe, wo ich nur irgend konnte, gegen dieselbe geeifert. Man überwacht den Verkauf von weissem Arsenik mit ängstlicher Sorgfalt und lässt zu, dass Jeder sich aus einer Farbenhandlung, von einer Wand, einem Rouleaux, einem Blumenblatte das Mittel zum Vergiften verschaffen kann. Man begnügt sich, das Publicum vor dem Gebrauche der giftigen Farbe zu warnen. Was ist aus den grü nen Ballkleidern und deren Abfällen geworden? Puppenkleider!! Schwedisch Grün, Neuwieder Grün, Mitisgrün und viele andere schön grüne Farben sind ebenfalls Schweinfurter Grün, nur versetzt mit farblo sen Substanzen. Die Arsenikfarben geben sich schon beim Anzünden der damit ge färbten Stoffe durch den knoblauchartigen Geruch zu erkennen. Man kann die giftige Farbe von den Tapeten u. s. w. durch Ammoniakfiüssigkeit aus ziehen. Schwefelammonium fällt aus der ammoniakalischen Flüssigkeit Schwefelkupfer; fügt man dann salpetersaures Silberoxyd hinzu, so zersetzt man das überschüssige Schwefelammonium, es scheidet sich Schwefelsilber aus , und in dem Filtrate erhält man bei vorsichtigem Neutralismen mit Salpetersäure den charakteristischen gelben Niederschlag von arsenigsaurem Silberoxyd. Auch durch die Mar sh’sehe Probe lässt sich in den Farben das Arsen leicht nachweisen. D Liebig u. Kopp, Jahresber. f. 1850, 8. 31G; auch l’harm. Centralbl. f. 1850> S. 619.