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Verbindungen mit Stickstoff und Amid. Stickstoffwolfram. — Bei Versuchen zur Darstellung von Stick stoffwolfram konnte Wöhler 1 ) nur Verbindungen von Stickstoffwolfram mit Amidwolfram (Nitretamide) erhalten. Uhrlaub 2 ) hat indessen Stick stoffwolfram neuerdings dargestellt. Es entsteht, wenn man die aus dem Wolframnitretamide: 2WN, WFLN durch Erhitzen im Wasserstoffgas strome dargestellte Verbindung von der Formel: W 2 N, WH 2 N (siehe Stick stoffamidwolfram) bei einer etwas höheren Temperatur, als zu ihrer Bil dung erforderlich ist, in einer Porzellanröhre einem Ammoniakgasstrome aussetzt. Es ist schwer die richtige Temperatur zu treffen, da, wenn sol che zu hoch steigt, Metall entsteht. Diesem Stickstoffwolfram kommt die Formel: W 3 N zu, es ist also Triwolframnitret. Stickstoffamidwolfram. — Wenn man Wolframchlorid, W Cl 2 , in einer Glasröhre der Einwirkung von trocknem Ammoniakgase, zuletzt unter Erhitzen, aussetzt, so entsteht, unter Verflüchtigung von Salmiak, ein schwarzes, gesintertes, halbmetallglänzendes WoIframnitretamid, welches wahrscheinlich der Formel: 2 WN, W H 2 N entspricht. Es entwi ckelt beim Erhitzen an der Luft, noch lange vor dem Glühen, Ammoniak, entzündet sich dann und verbrennt zu gelber Wolframsäure. Mit Kalihy drat geschmolzen giebt es Wolframsäure - Salz unter Entwickelung von Ammoniakgas und Wasserstoffgas. Bei möglichstem Ausschluss von Luft stark geglüht, hinterlässt es Wolframmetall; bei weniger hoher Tempera tur, oder besser, wenn es in Wasserstoff bis zu einer gewissen Temperatur erhitzt wird, hinterbleibt das Nitretamid: W 2 N, WH 2 N, wird also 1 Aeq. Stickstoff als Ammoniak weggeführt. Aus diesem Grunde ist es schwie rig, das erstere, schwarze Nitretamid rein zu erhalten, zumal da dies in auffallendem Grade die Eigenschaft besitzt, das Ammoniakgas bei höherer Temperatur in Wasserstoff und Stickstoff zu zerlegen. Durch Erhitzen von Wolframsäure in Ammoniakgas erhielt Wöhler ein Wolframnitretamidoxy d: 3 WN, W 2 FL N -|- 2 W O 2 . Es ist in- dess sehr schwierig, dasselbe von constanter Zusammensetzung zu bekom men, da es in höherer Temperatur, sowohl durch Wasserstoffgas, als auch für sich, Stickstoff und Wasserstoff verliert. Bei sehr hoher Temperatur entsteht nur Wolframmetall. Die Verbindung ist rein schwarz; hat man Afterkrystalle der Wolframsäure nach dem Ammonsalze angewandt, so tritt sie in glänzenden schwarzen Schuppen auf. Säuren und Alkalien sind ohne Wirkung darauf. An dei- Luft verglimmt sie zu Wolframsäure. Dieselbe oder eine ähnliche Verbindung wird erhalten, wenn man wolframsaures Kali mit einem Ueberschusse von Salmiak vermischt, mit einer Lage Chlorkalium bedeckt und im Platintiegel bei starker Glühhitze schmilzt. Sie bleibt beim Behandeln der Schmelze mit Wasser und Ent fernung des unveränderten Kalisalzes durch verdünnte Kalilauge als kohlen schwarzer schwerer Körper zurück, der früher von Wöhler für Wolfram oxyd genommen wurde 3 ). — Auch bildet sich eine Stickstoffwolframverbin- ] ) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXIII, S. 190. — 2 ) Die Verbindungen einiger Metalle mit Stickstoff. Dissertation. Göttingen 1859, S. 30. — 3 ) Wöhler, Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. LXXIII, S. 190.