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Das Bleioxyd erleidet in seinen verschiedenen Zuständen ausgedehnte und manchfache Anwendung. Das gelbe Oxyd dient, wie schon oben ge sagt, als gelbe Farbe, indess jetzt nur selten. —■ Es ist, so wie die Men nige, welche statt seiner häufig genommen wird (siehe diese), ein wichtiges Material bei der Bereitung von manchem Glas, nämlich von sogenanntem Bleiglas (Krystallglas, Flintglas, Strass, siehe Glas), von Glasflüssen für die Porzellanmalerei und Glasmalerei, von Glasur für Fayence und für Töpfer- waaren, zu welchen letzteren gewöhnlich Glätte verwandt wird. — Die durch Kochen von Glätte mit Kalkmilch erhaltene Lösung von Bleioxyd (siehe oben) färbt Haare, Wolle, Nägel, Horn schwarz, in Folge der Bildung von Schwefelblei, und wird für diesen Zweck unter änderte zur Darstellung von künstlichem Schildpatt und Horn benutzt. — Bedeutende Mengen von Glätte werden zu Bleizucker und Bleiweiss verarbeitet, auch zur Bereitung von Firniss verwandt, indem man Leinöl oder Mohnöl mit etwa Glätte in erhöhter Temperatur digerirt oder mit einer Lösung von basisch essig saurem Bleioxyd (Bleiessig) unter häufigem Schütteln einige Zeit stehen lässt. — In den Apotheken wird die Glätte vorzüglich zu Bleipflaster (Emplastrum Lithargyri Simplex) so wie zu Bleiessig verwandt. Letzterer (Liq.Plumbihydrico-acetici, Acetum saturninum) entsteht bei Digestion ei ner Lösung von 3 Bleizucker in 10 Wasser mit 1 Bleiglätte; die Glätte löst sich besonders rasch, wenn die Digestion in einer Silberschale vorge nommen wird. Für manche Verwendungen der Glätte ist der Gehalt an kohlensaurem Bleioxyd, welcher sich in dem käuflichen gepulverten Präparate immer fin det (siehe oben), nachtheilig, so für die Bereitung des Bleiessigs und Blei pflasters. Man befreit sie davon durch Erhitzen auf einer Eisenplätte, bis sie nicht mehr mit Säuren aufbraust (Mohr). Auch manche Verunreini gungen, welche die Glätte von der Art und Weise ihrer Entstehung her enthält, machen dieselbe für gewisse Zwecke ungeeignet oder weniger ge eignet. Die Prüfung auf fremde Metalle ist leicht zu bewerkstelligen, weil schwefelsaures Bleioxyd unlöslich ist. Durch Digestion der Glätte mit verdünnter Schwefelsäure muss eine Flüssigkeit erhalten werden, welche frei ist von Eisen und Kupfer, oder welche doch nur geringe Mengen da von enthält, was durch Schwefelwasserstoff, Blutlaugensalz, Ammoniak flüssigkeit zu erkennen. Sehr unreine Glätte ist ausserdem missfarbig. Eine Lösung von kohlensaurem Ammon nimmt aus der Glätte etwa vor handenes Kupferoxyd auf und kann daher zur Reinigung derselben von diesem Oxyde angewandt werden (Bischoff). Kupferoxyd und Eisen oxyd enthaltende Glätte ist namentlich für die Bereitung von farblosen Glasflüssen unbrauchbar. Bei der Verwendung kupferhaltiger Glätte zur Fabrikation von Bleizucker und Bleiessig lässt sich das Kupfer durch Di gestion der Lösung mit feinzertheiltem metallischem Blei ausfällen. Glätte und Massicot müssen auf der Kohle vor dem Löthrohre vollständig redu- cirbar sein und sich in Essigsäure und verdünnter Salpetersäure vollstän dig lösen (erdige Beimengungen). In manchen Fällen kann das durch Erhitzen von reinem Bleiweiss auf einer eisernen Platte bereitete Bleioxyd (Seite 315) mit Vorth eil statt der Glätte benutzt werden.