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Bleioxyd. 315 später bei der hüttenmännischen Gewinnung des Bleies ausführlich be sprochen werden wird. Je nachdem die Farbe der Glätte mehr ins Weisse oder Röthlichgelbe sich hinzieht, heisst sie auch Silberglätte oder Gold glätte. Man bringt sie jetzt gewöhnlich als sehr feines röthlich-gelbes Pulver in den Handel. Bemerkenswerth ist, dass, nach Leblanc 1 ); das schmelzende Bleioxyd Sauerstoff absorbirt und denselben beim Erstarren entlässt. Von dieser Gasentwickelung mag wenigstens zum Theil mit die Bewegung der Theil- chen abhängig sein, welche man beim Erstarren grösserer Mengen von Glätte wahrnimmt. Um die röthliche Glätte zu erhalten, welche besser verkäuflich ist als die gelbe, lässt man, nach Leblanc, das geschmol zene Oxyd in konische Gefässe von Gusseisen fliessen, welche 36 Liter’ fassen, und darin langsam erkalten. Die Oberfläche nimmt dann eine feste Form an und wird gelb, aber sie wird nach einiger Zeit durch brochen und die ganze Masse schwillt auf zu erstarrten rothen Schuppen. Was gelb blieb, sondert man ab. Natürliche Glätte ist mit gediegenem Blei vorgekommen. Nach Mitscherlich 2 ) tritt die Glätte bei manchen Hüttenpro cessen in bestimmbaren Krystallen auf, welche Rhombenoctaeder sind. Marx 3 ), fand die Glätte, welche auf dem Treibheerde zurückgeblieben war, in durchsichtigen sechsseitigen gelben Tafeln krystallisirt. Haus mann 4 ) ist der Ansicht, dass nur rhombische Krystallform für die Blei glätte nachgewiesen sei; auch Grälich 5 ) fand sie rhombisch. Specif. Gewicht 8,02. Wird Blei auf dem Heerde eines Flammenofens erhitzt, so verwandelt es sich zuerst in die Bleiasche (das Suboxyd), bald aber in gelbes Bleioxyd. Das auf diese Weise erhaltene, durch Zerreiben und Abschlämmen ge reinigte Bleioxyd kommt und kam besonders früher, unter dem Namen Massicot, in den Handel und wurde, ehe das Chromgelb bekannt war, als gelbe Farbe angewandt. Auch bei der Darstellung von Massicot muss na türlich eine zu hohe Temperatur vermieden werden, damit das Oxyd nicht schmelze und dadurch in Glätte umgewandelt werde. — Durch Erhitzen von Bleiweiss (kohlensaurem Bleioxyd) auf einer Eisenplatte erhält man ebenfalls schön gelbes Bleioxyd (Mohr). Auf nassem Wege kann Bleioxyd von sehr verschiedenem Aeusseren, krystallisirt oder krystallinisch erhalten werden. Vermischt man eine siedende Auflösung von Bleizucker (essigsaurem Bleioxyd) mit einer sie denden Lösung von Kalihydrat, so scheidet sich beim Erkalten Bleioxyd in gelblichen glänzenden Füttern von der Form der Glätte aus (W i nk e 1 b 1 e ch 6 ). Aehnliche Blättchen erhält man, nach Brendecke 7 ), wenn man zu Kalk wasser, das auf 80° C. erwärmt ist, unter Schütteln so lange Bleizucker lösung tröpfelt, bis sich Krystallschuppen zeigen, dann noch ein wenig mehr zusetzt und hierauf erkalten lässt. Die Blättchen sind gelblich weiss, silberglänzend und lassen sich wie Talk anfühlen, werden beim Er- 4 ) Berzelius, Jahresher. Bd. XXVI, S. 193. — 2 ) Pegg. Ann. d. Phys. Bd. XLIX, S. 403; auch Journ. f. prakt. Chem. Bd. XIX, S. 451. — 3 ) Journ. f. prakt. Cheni. Bd. III, S. 217. — Kopp u. Liebig, Jahresbericht 1855. — 6 ) Ghem. Centralbl. f. 1858, 8. 410; die verschiedenen, beim Abtreiben auftretenden Arten der Glätte sind beschrieben. — 6 ) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. XXI, S. 21; auch Journ. f. prakt. Chem. Bd. X, S. 227. — 7 ) Repertorium f. d. Pharm. Bd. LV, S. 318.