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2«8 Kupfer. Der Sand ist zu dicht, die Gase entweichen nicht durch denselben. Da nun unmittelbar nach dem Einflüsse der Bronze, das Metall Gasblasen ent wickelt, so würde der Guss blasig werden, wenn die Gasblasen genöthigt wären im flüssigen Metalle in die Höhe zu steigen, nicht durch die Wände der Form entweichen könnten. Die Beschickung des Ofens besteht aus alter Bronze, namentlich um zugiessenden Geschützen, aus den verlorenen Köpfen und den Drehspäh- nen und Bohrspähnen, aus einer gewissen Menge neuer Metalle, Kupfer und Zinn, und aus dem Weissmetalle, einer sehr zinnreichen Legirung, welche in den Formen ahsaigert. Um die Beschickung zusammenzusetzen, beginnt man mit der Analyse der anzuwendenden Materialien, dann be rechnet man hieraus das Verhältniss, in welchem dieselben genommen wer den müssen, um eineLegirung zu bilden, welche auf 100 Kupfer 13 oder 14 Zinn enthält. Auf diese Weise erhält man in den Formen nahezu die Le girung von 100 Kupfer und 11 Zinn, indem ein Theil des Zinns im Ofen sich oxydirt, ein anderer Theil in den Formen ahsaigert. Die alten Geschütze und die verlorenen Köpfe werden auf die Sohle des Ofens an die Feuerbrücke gebracht, wo die Temperatur am höchsten ist, dann setzt man das Kupfer in Barren, die Bohrspähne und Drehspähne ein. Das Weissmetall und das Zinn werden erst später dem flüssigen Me talle zugegeben. Während der ersten 3 oder 4 Stunden ist das Feuer schwach; die zinnreichen Legirungen fangen dann an zu schmelzen. Nach 6 bis 7 Stunden ist fast alles geschmolzen und die Flamme tritt aus allen Zugöffnungen heraus. Der Giesser rührt dann zum ersten Male mit Stan gen aus trocknem Holze um und schiebt alle Theile, welche noch nicht ge schmolzen sind, nach der Feuerbrücke hin. Er vervollständigt nunmehr die Beschickung, indem er das Weissmetall und Zinn an verschiedenen Stellen in das Bad giebt. Er rührt dann zum zweiten Male tüchtig durch, um das Metall gleichförmig zu machen, und entfernt die Schlacken von der Oberfläche. Nachdem dann die Thüren des Ofens geschlossen sind, giebt er rasch starke Hitze, um der Legirung die gehörige Flüssigkeit zu ertheilen, rührt und schäumt sie zum dritten Male und öfihet den Abstich. Arbeiter leiten das Metall nach und nach in alle Formen. Einige Minuten nach dem Gusse zeigt sich eine bemerkenswerthe Er scheinung. Es stellt sich nämlich im oberen Theile der Formen ein Auf sprudeln ein, welches um so länger anhält, je grösser das Gussstück ist und je höher die Temperatur. Ein Theil des Metalls erhebt sich in der Gestalt eines Auswuchses; es ist dies eine zinnreichere Legirung, welche 20 bis 22 Proc. Zinn enthält. Es erfolgt also, wie schon oben angedeutet, während des Erkaltens ein theilweises Absaigern einer leichter schmelz baren, zinnreichen Legirung. Das fertige Geschütz ist nicht gleichförmig in seiner Zusammensetzung; die Menge des Zinns vermindert sich vom Bodenstück bis zum oberen Theil des verlorenen Kopfes. Der verlorene Kopf hat den Zweck, nicht allein einen beträchtlichen Druck auf die unteren Theile des Metalls auszuüben, sondern auch das nöthige Material für die Ver minderung des Metalls durch Zusammenziehung und Absaigerung zu liefern. Zwölf Stunden nach dem Gusse entfernt man die Erde von den For men, um die Abkühlung zu befördern. Nach 48 Stunden hebt man die Formen heraus, zerbricht sie und transportirt die Gussstücke in das Dreh- und Bohrhaus.