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zu gewinnen ist. Wird das Sesquoxydul in Salzsäure gelöst, die Lösung, mit ein wenig Salmiak versetzt, zur Trockne verdampft, und der Rückstand in einer Retorte so lange erhitzt, als sich noch Salzsäure entwickelt und Salmiak sublimirt, so bleibt Osmium als zusammenhängende poröse Masse, von bläulich grauem Metallglanze zurück (Berzelius). Leitet man durch die ammoniakalische Lösung der üeberosmiumsäure anhaltend Schwefelwasserstoffgas und kocht man die Flüssigkeit dann län gere Zeit, so erhält man braunes Schwefelosmium, welches, im Kohlen tiegel bei Nickelschmelzhitze 4 bis 5 Stunden geglüht, Osmium in glän zenden, bläulich-weissen, leicht theilbaren kleinen Stücken zurücklässt. Das Schwefelosmium darf nicht bei zu erhöhter Temperatur getrocknet werden, es entzündet sich sonst und verbrennt vollständig zu schwefliger Säure und Üeberosmiumsäure. Wird die mit Salzsäure schwach angesäuerte Lösung der Ueberos- miumsäure, resp. die mit Salzsäure angesäuerte Lösung von überosmium saurem Kali oder Ammon, mit einem Ameisensäure-Salze erwärmt, so schei det sich Osmium als blauschwarzes Pulvei’ aus. — Digerirt man eine solche Lösung einige Tage lang mit metallischem Quecksilber, bei etwa 40° C., so entstehen pulveriges Osmium-Amalgam und Quecksilberchlorür. Erhitzt man die Ablagerung, zweckmässig in einem Strome Wasserstoffgas, so bleibt Osmium als schwarzes Pulver zurück. Wird Ueberosmiumsäuredampf mit Wasserstoffgas gemengt durch eine glühende Röhre geleitet, so erhält man Osmium als eine metallglänzende bläulich-weisse Masse. Man erkennt, dass das Osmium, wie die Platinmetalle im Allgemeinen, je nach dem Wege, auf welchem es erhalten wurde, ein sehr verschiedenes Aeussere zeigt. Bei je weniger hoher Temperatur es reducirt ist und je feiner zertheilt es auftritt, desto weniger hat es das Ansehen eines Metalls. Es ist dann schwarz, pulverig (Osmiummohr) oder grau schwammig. In hoher Temperatur wird es metallglänzend, bläulich grauweiss, dem Platin oder Zinn ähnlich. Das Osmium ist selbst bei der höchsten Temperatur, welche durch ein gut construirtes Knallgebläse hervorgebracht werden kann, nicht schmelz bar. Es ist sehr Spröde, so dass es sich leicht pulverisiren lässt und be sitzt, wenn es einer sehr hohen Temperatur ausgesetzt war, so grosse Härte, dass es Glas mit Leichtigkeit i^tzt. Das specifische Gewicht des Osmiums wurde früher stets weit niedri ger gefunden, als es sich mit dem hohen specifischen Gewichte des natür lichen Osmium-Iridium vereinen liess. Berzelius fand das specif. Gewicht des durch Wasserstoffgas aus Ueberosmiumsäuredampf reducirten Metalls = 10,0, während das Osmium-Iridium das specifische Gewicht 19,5 bis 21,1 hat, und ein um so höheres, je reicher es an Osmium ist. Als De- ville und Debray das aus Schwefelosmium erhaltene Metall (siehe oben) der Schmelzhitze des Rhodiums aussetzten, erhielten sie dasselbe von dem specifischen Gewichte 21,3 bis 21,4, also von dem specifischen Gewichte des Platins, oder etwas höherem. Sie bedienten sich dazu des in Fig. 97 abgebildeten Ofens, AA, B B, D, aus Kalk. Der obere cylindrische Theil AA ist durchbohrt, etwas konisch, zur Aufnahme des unteren Theiles E' E‘ des Gasgebläses, das Seite 936 Fig. 94 abgebildet ist. Der Theil BB ist cylindrisch ausgehöhlt für die Aufnahme des Tiegels. Die Entfernung