Volltext Seite (XML)
Arbeit ist eine unangenehme und gefährliche, weil der Dampf der Säure die Augen und Athmungsorgane äusserst heftig angreift. Am reichsten an Osmium sind die glänzenden Blättchen des Osmium-Iridiums; die schwarzen pulverigen Rückstände enthalten weit weniger davon (Seite 926). Wird das Osmium-Iridium, nach dem Verfahren vonFremy, in einem Luftstrome oder in Sauerstoffgas erhitzt (S. 1015), so erhält man Ueber- osmiumsäure in Krystallen in der Vorlage, dem Ballon, und zwar eine um so grössere Menge, je feiner zertheilt das Erz angewandt wurde. In der zum Auffangen der letzten Antheile Säure dienenden Kalilauge ist überos miumsaures Kali enthalten. Ueber die weitere Verarbeitung dieser Osmium- Verbindungen siehe unten: das Metall. Wenn man das Osmium-Iridium, gemengt mit Chlornatrium oder Chlorkalium, nach dem Verfahren von Wöhler, durch Chlorgas aufschliesst (Seite 1011), so resultirt ebenfalls üeberosmiumsäure theils in Krystallen, theils aufgelöst in Kalilauge oder Ammoniakflüssigkeit. Wird die aufge schlossene Masse mit Königswasser destillirt, so geht noch üeberosmium säure über (a. a. 0.). Bei dem Aufschliessen des Osmium-Iridiums nach dem Verfahren von Claus, durch Schmelzen mit Aetzkali und Salpeter, nach dem Verfahren von Fritzsche und Struve, durch Schmelzen mit Kalihydrat und chlor saurem Kali, nach dem Verfahren von Deville und Debray, durch Glü hen mit Bariumsuperoxyd und salpetersaurem Baryt wird aus der aufge schlossenen Masse und den Producten der weiteren Verarbeitung derselben das Osmium ebenfalls als üeberosmiumsäure durch Destillation mit Kö nigswasser geschieden (Seite 1016 und 1019). Das Metall. Bei der Verarbeitung des Osmium-Iridiums resultirt, wie sich aus Vorstehendem ergiebt, entweder üeberosmiumsäure in Krystallen, oder ein Destillat, was diese Säure enthält, oder eine alkalische (kalische oder am moniakalische) Lösung dei’ Säure. Aus diesen kann das metallische Os mium auf verschiedene Weise erhalten werden. Giebt man zu der Lösung der üeberosmiumsäure in verdünnter Kali lauge, oder zu dem mit Kalilauge übersättigten Destillate, etwas Alkohol, so erfolgt, unter Bildung von Aldehy^l, Desoxydation des überosmiumsauren Kalis zu osmiumsaurem, welches sich allmälig als rother krystallinischer Niederschlag ablagert (siehe osmiumsaures Kali). Aus einer Lösung dieses Salzes fällt Salmiak eine gelbe ammoniakalische Verbindung (siehe Osmi- amid), welche, in Wasserstoffgas erhitzt, glänzendes metallisches Osmium giebt (F remy ). Löst man die üeberosmiumsäure in Ammoniakflüssigkeit, oder über sättigt man das Destillat damit und erwärmt nun die Flüssigkeit mehrere Stunden lang auf 40 bis 50® C., so färbt sie sich dunkler, zuletzt schwarz braun. Es entsteht nämlich eine ammoniakalische Lösung von Osmium- sesquoxydul, indem üeberosmiumsäure und Ammoniak sich gegenseitig zersetzen, unter Entwickelung von Stickstoffgas. Beim Abdunsten des überschüssigen Ammoniaks scheidet sich braunes ammoniakhaltiges Ses- cpioxydul aus. Enthält die Flüssigkeit Salpetersäure oder Salzsäure, so bleibt ein Theil gelöst, der durch Eindampfen, nach Zusatz von Kalilauge,