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Verarbeitung des Osmium-Iridiums. 1015 2 Thln. Salpeter. Beim Behandeln der Schmelze mit Wasser geht ruthen- saures Kali in Lösung (aber auch iridiumsaures Kali) und es bleibt Iri diumoxyd und saures iridsaures Kali ungelöst, das wiederholt mit Aetz- kali und Salpeter geschmolzen wird. Es geht indess dann mehr und mehr Iridium in Lösung, weshalb es besser ist, das Ruthen auf oben an gegebene Weise möglichst zu beseitigen (siehe unten Claus’ Verfahren). Das so erhaltene Gemenge von Iridiumoxyd und saurem iridiumsau ren Kali giebt beim Erhitzen in Wasserstoffgas kalihaltiges Iridium, aus welchem sich das Kali durch Wasser entfernen lässt. Man kann das Ge menge auch mit Königswasser digeriren, die entstehende Lösung von Iri diumchlorid und Chlorkalium eindampfen, den Rückstand mit einem Ueberschusse von kohlensaurem Natron schwach glühen, die geglühte Masse mit Wasser ausziehen, das zurückbleibende natronhaltige Iridium oxyd unter Wasserstoffgas reduciren und das Metall mit Wasser und Salz säure behandeln. Es war Fremy !), welcher zuerst die Beobachtung machte, dass Sauer stoffgas oder atmosphärische Luft bei Glühhitze sehr energisch auf das Osmium-Iridium wirken, den grössten Theil des Osmiums zu Ueberosmium- säure, das Ruthenium zu Ruthenoxyd oxydiren. Man giebt nach ihm das Osmium-Iridium in ein Porzellanrohr (auch Platinrohr), das, in einem Ofen liegend, zum Glühen erhitzt werden kann, und saugt mittelst eines Aspira tors Luft durch dasselbe, welche man durch eine Röhre mit schwefelsäure haltigem Bimstein hat gehen lassen, um sie von organischen Stoffen zu be freien. Zwischen dem Aspirator und dem Rohre befinden sich Ballons oder Woulf’sehe Flaschen zur Verdichtung der Krystalle von üeberosmium- säure, welche sich verflüchtigt, in den Theil der Röhre, welcher aus dem Ofen hervorragt, sind einige Porzellanstücke gebracht, welche sich während der Operation mit schönen Krystallen von Rutheniumoxyd überziehen. Dies Oxyd ist zwar nicht flüchtig, wird aber von den Dämpfen der Ueber- osmiumsäure fortgerissen. Um die letzte Spur dieser Säure zu verdichten, lässt man die aus den Ballons oder Flaschen tretende Luft durch Kalilauge gehen, ehe sie in den Aspirator gelangt. Die Röhren, durch welche der Ueberosmiumsäuredampf hindurchgeht, müssen weit genommen werden, weil sie sonst durch die Krystalle der Säure verstopft werden. — Mar tins erhitzt das Osmium-Iridium in einer starken, in dem bekannten Ver brennungsofen liegenden Glasröhre in einem Strome Sauerstoffgas und fängt die Ueberosmiumsäure in einer gut gekühlten Vorlage auf. Die Röstung, Oxydation, bietet keine Schwierigkeiten dar, wenn das Osmium-Iridium hinreichend fein zertheilt angewandt wird. Sie liefert er stens sehr reine Ueberosmiumsäure oft in sehr bedeutender Menge, zweitens überosmiumsaures Kali (in der Kalilauge), aus welcher sich leicht eine reine Osmium-Verbindung gewinnen lässt, z. B. indem man die Lauge mit einigen Tropfen Weingeist erhitzt, um osmiumsaures Kali zu bilden, wel ches krystallisirt und in weingeisthaltigem Wasser unlöslich ist; drittens krystallisirtes Rutheniumoxyd-, viertens eine Legirung (?) von Iridium und Rhodium, als Rückstand in der Röhre, oft gemengt mit Rutheniumoxyd und auch noch Osmium enthaltend. Dieser Rückstand wird nun, innig ge mengt mit Kochsalz, nach Wöhler’s Verfahren, durch Chlorgas aufge- 1) Journ. f. prakt. Chem. Bd. LXIII, S. 342.