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Verarbeitung des Osmium-Iridiums. 1013 Nachdem das Rhodium und Ruthenium auf die eine oder andere Weise beseitigt worden sind, hat man schliesslich platinsalmiakhaltigen Iridiumsalmiak. Um aus diesem reines Iridium zu gewinnen, können ver schiedene Wege eingeschlagen werden. Zersetzt man denselben durch Glühen bei nicht zu hoher Temperatur und schliesslich in einem Strome Wasserstoffgas und behandelt man das zurückbleibende Metall wiederholt mit schwachem (mit 4 bis 5 Thln. Wasser verdünntem) Königswasser, so geht das Platin in Lösung, das Iridium bleibt ungelöst. Die Trennung des Platins von Iridium lässt sich aber auch sehr gut durch Behandeln des platinhaltigen Iridiumsalmiaks mit dechlorisirenden Mitteln bewerkstelligen, wie es schon bei Platin (S. 931) angegeben ist. Nach Claus >) übergiesst man den platinhaltigen Iridiumsalmiak in einer Porzellanschale mit 12 Thln. Wasser, erhitzt zum Sieden, giebt nach und nach gesättigtes Schwefelwasserstoffwassel’ hinzu, bis alles Iridium chloridsalz als Sesquichlorürsalz zu einer grünlichen, von ausgeschiedenem Schwefel milchichten Flüssigkeit gelöst ist. Der Platinsalmiak bleibt, wenn er reichlich vorhanden ist, zum Theil ungelöst, braun gefärbt durch etwas Schwefelplatin, aber viel davon geht auch in Lösung. Man vermischt die filtrirte Lösung mit concentrirter Salmiaklösung oder löst darin gepulver ten Salmiak auf, wodurch Platinsalmiak gefällt wird. Durch Concentriren der Flüssigkeit und Stehenlassen gelingt es, alles Platin abzuscheiden. In der vom Platinsalmiak abfiltrirten Flüssigkeit verwandelt man das Iri- diumsesquichlorür durch Erhitzen mit Salpetersäure in Iridiumchlorid, wo nach Iridiumsalmiak als schwarzes krystallinisches Pulver herausfällt. Mit Salmiaklösung abgewaschen ist das Salz so gut wie frei von Platin; man kann es indess nochmals durch Schwefelwasserstoff dechlorisiren und aus der Lösung, nach Zusatz von Salmiak, grünes Ainmonium-Iridiumsesquichlorür krystallisiren lassen, welches, wie der Iridiumsalmiak, beim Glühen Iridium im schwammigen Zustande hinterlässt. Kalium - Iridiumchlorid lässt sich auf gleiche Weise von Kalium-Platinchlorid befreien. Anstatt des Schwefelwasserstoffs kann, nach Claus, auch schweflige Säure zum Dechlorisiren genommen werden. Man behandelt den platin haltigen Iridiumsalmiak (oder das Kaliumsalz) in der Kälte damit, rührt ihn z. B. in 8 Thle. Wasser und leitet Schwefligsäuregas durch die Flüs sigkeit, bis sich das Iridiumsalz als Sesquichlorürsalz mit olivengrüner Farbe gelöst hat. Trägt man Sorge, dass ein Theil ungelöst bleibt, so geht kein Platin in Lösung. Auch die Doppelsalze der übrigen Platin metalle bleiben ungelöst zurück. Aus der Iridiumlösüng kann man das Iridium, wie vorhin angegeben, als Iridiumsalmiak oder als das Ammonium- Sesquichlorürsalz abscheiden; man braucht aber auch nur die Lösung ein zudampfen und den Rückstand zu glühen, um metallisches Iridium zu erhalten. Wöhler und Mückle 1 2 ) bewirken die Entfernung des Platins durch Cyankalium, das ebenfalls dechlorisirend (reducirend) wirkt; Iridiumchlorid und Cyankalium geben nämlich, unter Zersetzung von Wasser, Iridiumses- quichlorür, Salzsäure und cyansaures Kali. Man vermischt den fein zer riebenen platinsalmiakhaltigen Iridiumsalmiak mit einer Lösung von Cyan- 1) Journ. f. prakt. Chem. Bd. XI,II, 8. 251; ferner Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. CVII, S. 119; auch Journ. f. prakt. Chem. Bd. LXXV1, S. 24. — 2 ) Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. CIV, S. 368; auch Chem. Centralbl. 1858. S. 254.