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Muer Tageblatt « für »as erzg-birsr» mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. KÄHWAZ l.ü"," UN» f>ü»i>"d,st«u«'i"'°w', Gpttchgunt» -»» n.üaru,!, mit Nuittuhni, e«r voniilug» »cich'ttleno» » » Uhr. — Trlrg!<imm.fl»ressr I s ngrblntt fluerrzgeblrge. z,rnspr«ch«r LS. »<n>> f,??»"»« st^sfjst Z»r unorrlnngt .ing,sm,»te Manuskripte kann V-wühr nicht a'ie!g-l w-rürn. Freitag» äen 20. Dezember i918 13. Zahr(,mi9 Nr. 296 Vie vaiisnaiverlsmmlung ns» fraMml s. M. eingelatlen. heimliche fiintergedanlren. GPartakus-Lievknecht schreit so laut, al» er Irgend vermag: „Schlagt den Kapitalismus tot! — Mängt Ebert an die Laterne! — So verlange ich, Liebknecht, Selbstherrscher aller „Luxemburger"!" — "tau kann ihm nicht Vorwersen, dast er mit irgendwelchen wünschen zurückhält, er ist rücksichtslos offen, wie sich >as im politischen Kampfe geziemt. Und wenn er nur ndllch. rin sä he, das, Maschinengewehre mit Politik nicht) n tun haben, so könnten wir un» mit thin avjinden. ülnr auch diese Maschinengewehre Pflanzt er öffentlich ,us u>ch läßt niemand einen Zweifel darüber, iah ihn, ivch imttter „Macht vor chccht" gvh«, ?.» «!so ?ein iKmvkrat, sondern rin Reaktiv nür ist. Tclne natürlichen PUtidesgcnossen machen es etdrr anders. Denen stecken noch die „diplomatischen" Schleichwege zu sehr in» Blut, Mischen Ihren Worten nid Wünschen klafft ein Widerspruch. Wer Liebknechts Bundesgenossen sind, ist ja klar. Es sint? die Heinr ichen Reaktionäre, di« am liebster» der» Obrigkeit«- Mat wieder errichten möchten, unter dein sie sich so uoyl befunden haben. Sie meinen, daß das Pulk noch richt reif set, seine Geschicke selbst zu bestimmen und «giert werden müsste. Damit sino sie geradezu Parteigänger Ltebkechta, nur dast. sie du» Volk von wen, er von unten regier«'! möchten. Sie hassen sich f,wur bi» atlsS Blut, liefert» sich aber doch gegenseitig die Waffen. Die Reaktionäre dein Liebknecht und Lieb knecht den Reaktionären. Und vor beiden must da» Volk auf der Hut sein, Vas Volk, da» sich selbst regie ren will, daS di« Freiheit und da» Recht zum hvchstjen Grundsatz in» Staate machen will. Heimliche Hintergedanken — aber sie lassen sich doch nicht ganz verheimlichen. Wenn man da» Pro gramm der Deutsch-nationalen Volkspartei j liest, oder ihre Redner hört, so must man alle» — soweit man es wörtlich nimmt — unterschreiben. Hochhaltung des Deutschtums, sittliche Grundlagen dro Staatsord nung, gerechte Verteilttug der Steuern, und mit allem stellen sie sich auf „den Boden der Tatsachen", Warum also müssen sie eine besondere Partei gründend Schreien sie nicht auch nach der „Einigkeit"? Warum trete»» sie nicht all« geschlossen der Deutschen Demokra tischen Partei bei, die alle» da» will, Wa ste zu wollen vorgeb«»»? Passt ihnen die Rass von irgendeinem Parteiführer nicht? Wir glauöen, da st auch ilhren Parteigenosstu mancher eigens Führer nicht pastt. Istttr derartige Sonderwünsche ist di« Zett nicht angetan. Nein, sie treten un» nicht bei, di« Deutsch-Natio- Inalen, weil sie nicht das wollen, was st« sa-, Ig e n. Weil sie wissen, dass wir als wirkliche Demokra- Iten keil»« andere berechtigte Gewalt anerkennen als den Millen des GesamtvolkeS., Ms über hoffen, das Volk »dazu zu bringen, daß «S ans 'seine HoheltSrÄhte st»» unsten irgendwelcher Machthaber Verzicht«. Wenn sl«, als Volksgenossen, da» Volk Und also Idamtt auch sich selbst entmündigen »vollen, dann mögen Isie es nur tun, aber sie sollens es auch sagen! I„Vvlk, wir glauben, es wär« besser, der Kaiser kämo zurück 1" so sollten sie ofstn sprechen.. Statt dessen aber liretben sie Gimpelfang. Und damit versündigen Isie sich am Volk, denn st« splittern Minimen öb, di« Iverloren gehe»,, Stimm«», die ihnen nicht gegeben wür- Iden, w«nn st« off«,» und «Mich,ihr« Meinung sagten. iNetll! Jetzt habet» st« kein« Daseinsberechtigung! Wem« Ilvir erst wieder eine Staatsordnung haben, di« wert ist, lerhaltrn zu werden, da tnag e» auch wieder Konser vative geben, jetzt gibt es nichts, wa» konserviert w«r- Idm dürste, alle» must neu gebaut werden. Auch für ihre Sonderinteressen mögen sie, sobald er Iferttg ist. im netwn Staate sorgen, der für all« Volks- tgi-nossen Raum haben soll. Jetzt aber gilt e» erst, ihn läufzurichten, äks Demokratie, al» freien Volksstaat ^uszubauen. Und da kann e» nur «ine Partei »eben, gibt «» nur «in« Partei, di» da» Willi' Die «Misch» Demokratische Partei! vle beiArkonlerelir der N.- und 5. Käte in üerlin. Vierter Tag. Die Aussprache Uber die National versammlung. In der gestrigen Sitzung empfahl zunächst Sehe ring nnmeus der Fraktionen, den auswärtige» Del«, gierten llO Mk., für Berlin 20 Mk. zu bewilligen, fer ner für ettva nnshefallenen Tagesverdienst eine Eni- fchädijlung 't;- »>'u .'0 b'lk. tägliö,, dazu «fne Mckmhr.: lari". Tne V^rsannnsviig beschlug mui» diesem An trog Mrvsis örginuk 'di< 8i'usspr»ch« üb«c die Nationalversammlung. Referent Kosten..Reust: Wir brauchen für viele Milliarden Rohstoff« und Lebensmittel. Dabei Ist der Wert der deutschen Mark erschreckend ge sunken. Es ist vitter notwendig, die Ordnung wie- derherzustelten und den Wiederaufbau Deutsch, land» in die Weg« zu letten. Militärisch sind wir wehrlos. Trotzdem hat die Entente ein groste» Jnteresse daran, daß unsere Leistuugefähigkeit nicht all zusehr herabgebrückt wird. Die Rüden d« englischen Minister sind vollkommen ernst, sw find die Konse quenz der ganzen englischen Krlegszielpvlltlk. Deshalb haben sie auch ein Interesse daran, dast »vir leistuugs- fähig bleiben. Die versprochenen Rohstoff« und Le bensmittel werd«» uns erst gegeben werden, ivvnn stet uns Ordnung herrscht. Für die nächsten Monate haben »vir Rohstoff« und Lebensmittel. Kohle kann aber nur gefördert werden, wen»» Ordnung ist bet uns. Deutschland ist eine gro'ß« Nepar arür Werkstatt. Ohne Ordnung schickt uns die Entente nicht einen Zent ner Getreide. Die Desorganisation must verschwinden, und das kann nur durch die Nationalversamm lung geschehen. Die Arbeiter, un Soldaten räte stellen nicht den Willen des Volkes dar. Mir müssen uns hüten, die Revolution zu einer Lohn bewegung zu degradieren. (Zurufe.) Viele Unternehmer stellen ihre Betriebe den Arbeitern zur Verfügung. Die Arbeiter haben aber nichts davon, denn sie. können die Betriebe nicht ausrechterhalten. Auch die SePara ti on »Lewe gu „gen im Süden (Unsinn) und im West«-»: könne»» nur durch di« Nationalversammlung überwunden werben und durch Vie Beseitigung der Des organisation. Ohne die Volksgenossen Oester reichs könne« wbs un» da» Deutsch« Reich nicht mehr vorstellen. (Beifall.) Experiment« können wir uns setzt nicht leisten, Wollen wir rin« fveialistisch« Mehr- Helt uns sichern, dann mMen m« Wahlen so schnell wie möglich kommen. Wenn wir Sozialisten uns zusam mentun, dann schlagen wir alle bürgerlichen Gegner. Vor «Ulen Dingen müssen wir eine»: bal digen Vor. und wirklichen Frieden bekommen. Die Entente denkt nicht daran, mit einem ungeordneten Deutschland Frieden zu schließen. Mit einer Revo- luttou bei irgend einen» Volke der Entente ist nicht zu rechnen. Wir Svzlaldemvtralen müssen un» endlich einmal auf das Entschiedenste dagegen weh ren, dast untere reine, klare, gut» uud sozialistisch« G«. dankemvrlt durch bolschewistische Verschroben helten sabotiert und diskrediert wird. Di« Arbeiter- und Svldatenrät« müssen der Nationalversamm lung Platz machen. Im Interesse unseres Landes, da» wir all« an» tiefster Seels lieben uud dem »vir in seiner höchsten Rot um so fester die Treue halten wollen, bitt« ich Si«, mit großer Mehrheit meinem An träge zuzustimmen. Di« Wahlen für die neudeutsche Nationalversammlung finden am 1V. Januar statt. (Lebhafter Beifall.) E» sind außerdem weitere Anträge eiugegangen, betreffend Gaalagitation in den besetzten Ge» bieten, Ansetzung de« Wahltermin» auf den 18. Mürz, Übertragung der gesetzgebenden und Vollzug«, geiualt an di« Arbeiter, und Goldatenräte, Wahlsystem für di« Bauernrät«, Schaffung «ine» Zentralrates. Däumig (Gegenresrrent) r Rückständigkeit ist hier noch in sehr starkem Matze vorhanden. Die Na« tionalversammlung ist da» Todesurteil für da» Rät«fvst«m. wo Er»b«rg«r s«in« Hand im Wiel« hat, Ist Vorsicht End Mtsttrauen geboten. Ach will das russisch« Beispiel nicht einfach nachahmen. Die Nationalversammlung hat nicht den Willen noch die Kraft, den Sozialismus Wirklichkeit werden zu lassen. DaS Nütesystem mutz ausgebaut werden. Kom men. wird das Nciteshstem trotz alledem. > Haas (MehrheitSsozialtst)r Wird der Wahltermin weiter hinausgeschvben, so treiben wir die Arbeiterschaft in das Lager unserer natürlichen Feinde. Wir wenden UN» entschieden gegen die Aölehrbestrebungen einzelner Bundestetle. - ' „ Heckert (Unabhängiger): Eine sozialistisch« Mehrheit wird die Nationalversammlung zweifellos haben, das Elend des Landes wird immer gr ö» st e r werdett. Die alte Bürokratie must schleunigst beseiUgl werden Das Rätesysten: mnst 'kommen, yuch wrnu Sie die Nationalversammlung beschließen. Lassen Lnc »ich nicht graulich machen mit dem Bolschewismus. Wenzel! na (Svldatenpartei): Wenn nicht alle» Ordnung hält, bricht die Ernührung und unsere Wirt- schast zusammen. Ohne die Nationalversammlung, die allein den Volksgedanken darstellt, gibt '«» ei n« Rettung nicht mehr. . . Laufen berg (Spartakus): Die Nationa.versamm- luug wird eii» gut SU'ck Sozialismus bringen, da» hätte der Nätekvngrest aber noch besser machen können. Auch ich bin der Meinung, dast zum Wahlkampf heutje Geschlossenheit Nötig ist. (Bravo.) I Flügel (demokratische Partei): Geben Eie dem deutschen Volk die Nationali^snmmlung a».»Weihnachts geschenk. (Beifall und Händeklatschen.) Bei Fortsetzung per Ausspruch« tu der NaHmlttayS- sltzung sagt Haas«; Mit Enlschiedenhait must ich einer Beschleunigung des Termine widersprechen. Wir wollen aufgeklärte M nner zur Urne führen. Be sonders die Frauen bedürfe» der Aufklärung. Ein Redner aus Baven erklärt, die Nationalver sammlung könne nicht früh genug stattfinden. Sahm (Ostfront): Der Kampfruf must nicht hei ßen hier Mehrheit, hier Unabhängige, fostdern hier So zialismus, hier Kapitalismus. Ein Anhänger der demokratischen Fraktion« Wir wollen keine neue Diktatur. Dafür bedan ken wir uns. Wir wollen keine Junkerherrschaft, gver auch leine Herrschaft der Straste. Karbe-Kiel: Die Produktion must schleunigst wieder ausgenommen werden. Dazu ist Notwendig, dast das Volt bald zur Wahlurne schreitet. — Ein Soldat fordert schnellste Einberufung der Nationalversammlung. Rtckelt; Wir wollen die sozialistische Republik, verankert in der Vernunft, auf realem Boden. Di« Errungenschaften der Revolution werden gesichert durch baldige Einberufung der Nationalversammlung und durch die Wahl au» IN. Januar. , Schauer: Da» Räteshstem nützt unß nichts. Wir müssen eine feste Regierung haben, sonst ist unsere Landwirtschaft nicht in der Lage, daS Land zu bestelle,» und abzuernten. Volksbeauftragter koch ei de mann» Zweifellos Ha ben die Arbeiter, und Soldatenräte viel 'Gute» ge- sthasfen, sie »varen ökne Notwendigkeit, aber eine vor übergehende. Blieben sie dauernd, so kü hnen wir zum Bolschewismus. Mt der Minder heit haben wir nur al» Streitpunkt den Termin, im Prinzip stimmen wir Übereiu. Für die Heeresangthöri» gen, die am Wahltage nicht hier sein können, sollen Nachwahlen stattsinden. Wir brauchen Frieden und Brot. Mit Spazierfahrten, mit Maschinengewehren si chert man die Errnngenschäften der Revolution nicht. Eiugelansen sind Telegramm« von der ilkraine- und Mackensenarme e, ft: welchen für schleunigst« Einberufung der Nationalversammlung etttgetreten wird Sodann Wird ein Schlußantrag angenommen. Co he ».Reust nimmt da« Schlußwov» al» Refe rent, daraus Däumig als Gegenrefersnt. Letzt««« stößt bet seinen Ausführungen über den Bolschewismus auf lärmenden Widerspruch in der Versammlung. Damit schließt die Aussprache. Das ganze Feldeisenbahnpersonal »«klärt sich einer Entschließung für schnellste Einberufung der tionplversammluug. Die Abstimmung. Es folgt die' Abstimmung. Angenommen wird Antrag, mit der Entent« sofort zu v«r-a::d«ln gen Freigabe d«S besetzte»: Gebiet« üereitung und Vornahme der Wahlen.