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W z» mLzttch arzentz»»-. Zür unverlangt eingesanüt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet wscüen. 13. Jahrgang Dienstag, clen 10. Dezember ISIS Nr. 2S7 Der präsiöent von Frankreich in Elsaß-Lothringen. Stadt. e Sticher st danken. NS ÄÄ 8 )N e trll N ner Z. »verband«« imilgvplan ) — wird mlttelkart« in Kaffe«- arzenberg. ar,end«rg. i 10. Dez. nein 2266 ! Kriegem dazu aus- besgaben sind den Xi ,i«U«n un» »rI«ftrSg,e nehmei, »«steUuchtze» »ntg«,«e MN, aus ula- kc-hr la«t, «rech, »en»- Vie Msliefernng Aildeimr k. De« Kaiser bereit, Holland zu verlasst». Aus Lyon wird drahtlos gemeldet: Die deutsch« Regierung hat soeben beschlossen, sich der Forderung der Entente, daß der Exkaiser und der Kronprinz vor «inen internationalen Gerichtshof geladen werden, um sich gegen die vorgebrachten Beschuldigungen zu verteidigen, nicht zu widersetzen. Die deutsche Negierung hat ihre Auffassung beieitv der holländischen Regierung mitgetrilt, (Die Richtig« leU dieser Meldung wird von zuständiger Stelle in Berlin beslrItten. Die Reichsleitnng habe sich bisher mit dieser Frage noch nicht beschäftigt. D, N^sss Aus Paris meldet Hoilanasch Meuwsbureau: Im Nu« stlzpalast erklärte man, daß die englische Justiz den Borrang zur Verurteilung des Kaisers fordere, da dieser im Königreich Großbritannien infolge derZrppeltnangrtff« zweimal wegen Mordes zum Tode verurteilt sei. (ll). Gerüchtweise verlautete auf der Amsterdamer Börse, datz Wilhelm H bereit sei, aus eigenem Antrieb« Hol la ndzuverlassen, Mer Tageblatt Anzeiger für das Erzgebirge SMMKKs mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. NVRD'K lä'«« «pr-chstunü» »er Neöaktton mit Ausnahme Ser eonntng» nachmittag« 4-S Uhr. — relegramm-fl-resse r Tageblatt flurerzgrdirg». Zernfprecher SS. Zltr unverlangt eingefanüte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet wscüen. «amiskMeicht»e«tUch',,»«»I«. Umlenienr Warum tste» mit Deutschland so wett gekommen ? Weil wir kein« Politiker hatten! Gin Teil der Schuld liegt am System^ Wir.hatten tüchtige Be amte, auch im Ausivärttgen Mut, aber Beamte sind und können keine Politiker sein. Bi» sie an, die Stelle kommen, wo sie Politik treiben können, sind sie durch ihre Lausbahn für die Politik verdorben. Ihr Pflicht bewusstsein ist zwar gilt erzogen, aber ihre Entschlich« fähigkett und ihr Verantwortungsgefühl sind erloschen. Zett ihres Lebens haben sie auszuführen geh atu,, was van „Oben" verordnet wurde — sie können nun nicht plötzlich selbst etwa» verordnen, sie warten, dass von „Oben" Befehl« kommen, und weil di« auWleiden, wur steln und zaudern sie. Unsere Parlamentarier konnten aber auch nicht Politiker werden, denn ihnen war jede Tritt ge leit im Staate, in der positiven Politik versagt, st« durften am Staate Kritik üben, aber nicht den Staat röteren. Sv sehen wir, daß, ein Teil der Schuld am System liegt, der größere Teil der Schuld liegt aber am Volke selbst, besonders an den Piür- gerlich en. ' Wir haben die Politik nlcht nur verachtet, in dem Sinne, dass wir sie eines „im Leben stehenden" einest „tätigen Mensen" für unwürdig hielten, sondern wir haben auch blind den Sah nachgel^tet: , Politik ver> dtrbt den Charakter". Im Grunde hatten wir für Politik keine Zett, — und das lag am Sh st em, dank dem für einen tatendurstigen Mann in unserem Reichs tag wirklich kein Platz war, — und ließen Politik die jenigen treiben, „die sonst nichts zu tun hatten". Run sehen wir, wohin «in Land kommt, das sich um seine eigene Politik nicht kümmert. Nun schreien wir nach Männern, die. uns helfen, rufen nach Bau meistern, die den neuen Staat aufrichten sollen und finden keine! Nun, auch Politiker fallen nicht vom Himmel, und behüte uns Gott vor Politikern von Got tes Gnaden, von denen haben wir genug. Die Politiker wachsen ans dem gesamte« Volk, au» dsn Idealen -w- Volkes Hervor. Dazu muß aber jeder Volksgenosse Poli tiker werden, politisch denken, politisch ipollen, po litisch handeln lernen. Das furchtbar« Verhängnis hat uns zur Politik erweckt, jetzt heißt es mit allen allen Vorurteilen aufräumen. Politik Ist nicht „Müßiggang", sondern Arbeit üm Volke.., Politik verdirbt nicht den Charakter, sondern st« bildet erst Charak- ters aus. Denn was sind die Kennzeichen des wah ren Politikers r Liebe zum ganzen Bolk, Wahr- hasttgkett, Mut und höchste» Beran'twor- tttttgsgefühl. Aber auch da müssen viele von nur nmlernen. Mit „Winkelzügen" und „kluger Taktik" ist der Politik, ist.dem Volk« nicht gedient. Rücksichtslose Wahrheit, nicht nur in Bezug auf die Vergangenheit, sondern muh in Bezug darauf, was man erstrebt. Der Bürger liebäugele nicht mit der Sozialdemo kratie, „weil sie jetzt di« Macht hat", sondern bekenne sich zu feinenJ dealen, offen und ehrlich l Er hat es nicht nötig, sich seiner selbst zu schämen. Aber er lasse seine engen, persönlichen Interessen au» dem Spiel. Politik ist nicht, wa» sie im alten Staat« war, ein« Interessenvertretung einzelner Gruppen, sondern di« Arbeit am ganzen Bolls Das ist da« Verdienst ber alten Goztalvemofratte, daß sie im Augenblick der Macht Bolkspolittk, da« Ist da» Verbrechen der Sparta- cusgruppö, daß sie Klassonpoltttk treibt. Wir wollen un» davon fevnhaltem Wir erstreben da« Wohl vor Gefamtyetti kl» höherem umfassenderem Matze noch, al« die Sozial demokratie und wollen «» durch Tat«« beweisen. Za« aber bedeutet» Politik tretbeni Lm innere» Lage. Der Vollzug,rat Kontrollstelle de« Regierung. > In einer gemeinsamen Sitzung be» Vollzugsrate, ber Ar- beiter- und Solbatenräte und de, Rat«, ber Volkeebeauftragten in Berlin wurde folgende Vereinbarung getroffen: Beide, geschaffen durch bi, Revolution, streben demselben politischen gleit zu: dem brutschen Volk« bi« sozialistisch« Repu blik zu sichern. Der Rat der Volksbeauftragten halt unbedingt an ber durch di« Revolution g«g«b«nen V«rfassun a fest, bi« ohn« gustlmmun- be» Vollzug,rat«» der Arbeit«,, und Soldaten- »ereiir. EOG vom WMiisMstanae. Tcharscv deutsch«* Protest argen Machs «Sortd-rlWo. Dte deutsch« Negierung hat den gegnerfschen Re gierungen auf diplomatischem Wege folgend« Rot» übersandt: , Marschall yoch hat am 6. Dezember der Watz, fenstillstandskommisston ein« Entscheidung zugehen las sen, wonach der Lebens ml ttelver kehr and der gesamte Verkehr der geräumten linksrheinischen Gebiet, mit d«r neutralen Zone und dadurch mit dem« übrigen Deutschland unterbrochen wird, da di« Aufrechterhaltung der Blockade in dem Waffenstillstands abkommen vorgesehen sei. , . Die deutsch« Negierung ist verpflichtet, gegen dies» Anordnung schärfsten Protest, zu erheben, wett dies« einseitige Entscheidung mit dem klaren Wortlaut des Waffenstillstandsabkommens tnunlösbaromWi- dersvruch st_eh t. M» angekündigte und teilweise schon durchgefllhrts Maßnahme gibt der bisherigen Blök» kade «in« Ausd ehnung auf Sperrmaßnahmen AU Lande, die mit dem Wesen der Blockade im Widerspruch steht und allen Völkern seit den Zeiten der englisch«« Kontinentalsperre gegen Jranlretch fremd ist. Di» aw geführten Bestimmungen des Waffensttllstandrabkom- mens über di« Blockade finden sich! daher auch sinngemäß im Abschnitt claufes navale«, und fordern nur di« Aus* rechterhaltung v«r Blockade im gegenwärtigen Umfkng. In der getroffenen Entscheidung liegt jedoch, «ine gang erheblich« Verschärfung und Ausdehnuntz der Blockade, unter welchen dis deutsch« AInder» und Frauenwelt der rechtsrheinischen Gebiets be sonders hart leidet. Dies« ist aus di« Zufuhr von Milch und ander«« unentbehrlichen, rasch! verderblichen Le bensmitteln au» den geräumten Gebieten um so mehr angewiesen, al« da« deutsche Volk ein» Versorgung von Lebensmitteln durch die Alliierten, wie stt in den erwähnten Blvckadebesttmmungen de« WafM- stillstande« in Aussicht gestellt worden ist, überhaupt nicht erhalten hat. ' j Diese Entscheidung verletzt Letter di« Vorschriften des letzten Absatzes de« Artikel» 6 de« Waffenstill standsabkommens, wonach kein« allgemeinen oder staatz ltchen Maßnahmen ergriffen werden dürfen, di» »in» Entwertung der Industrieanlagen oder «in» Verringe rung gegenseitiger Zufuhr von Rohstoffen und Halb« fabrtkaten zur Aufrechterhaltung Her iydustrieltm An lagen unmöglich macht, wodurch Deren Entwertung eiw> treten muß. Produktionsunmöglichkeit aber zwingt wie- dorung zur Verringerung de» Personal»! Arbett»losig- kelt und neue» Elend in den wMMvlich getrennten ur deutschen Gebieten sind di« unabwendbar« Jolge. Dis deutsch« Negierung schlägt daher vor, dies« Ara gen bst den bevorstehenden Verhandlungen über dt«> Verlängerung de« Waffenstillstand«» dahin zu richte«, datz unbeschadet -«» Aussichtsrechte» der Alliierten vollkommen« v«rr,hr»fr«1yeit -wische« dm geräumten Gebieten und den Übrigen Teilen Deutsch* land» gewährleistet ist. cge-.) Sols, Staatssekretär de» tzluvvttrti-m Amte». räte nicht abgeänbert werben kann. Aus ber Stellung des Voll zugsrates ergibt sich bas Recht der Kontrolle; dem Rat der Volksbeaustragtcn liegt die Ihm übertragene Exekutive ob. Beide sind überzeugt, baß ihre Tätigkeit nur durch vertraueno- volle Zusammenarbeit ersprießlich ausgeübt werden kann. Wir geben ber Zuversicht Ausdruck, baß unser Volk in Anerkennung der schwierigen Inneren und äußeren Lage uns da bei tatkräftig unterstützen wird. Der Rai ber Volkobauftragten, mit Ebert an der Spitze, stellt die Relchsregierung bar. Zum Kompott gegen den Nollzugsrat. Zu ber c^n unr müge-Men Br-Haftung des Berliner Boll- z"gsraws wird geweidet: Der Rat der Voiksdeauftragten hat er mittelt, daß eine Reihe Persönlichkeiten als Urheber lenes Auf trage? zu betrachten sssK, »nd dass der Zus iwmenkunsisort jener Gruppe, die an den Umtrieben gegen den Bollzugsrat beteiligt war, ein Zimmer im Hotel Bristol sei. Daraufhin nwrve der Auftrag gegeben, das Hotel abzusperren und nieman- dcn rin- und auszulasse». Im Salon Nr. L11 fand man 8 8 Her. r n, die dieser „Verschwörung" verdächtig erschienen; sie wurden sämtlich verhaftet. Soviel bisher bekannt ist, befindet sich unter ihnen außer mehreren Studenten ber in dem Anschläge erwähnte Herr v. Rh ein baden, ein jüngerer Prinz Hohenlohe und ein Herr Dr. Sack. In einem Nebenraume fand man 3 0 0 Gewehre, die mit Beschlag be legt wurden. Weitere Durchsuchungen ber Räume und Ermitt lungen unter den Gästen ergaben nichts Belastendes. — Ergän zend wird dazu noch berichtet: Am Sonntag wurden von Sol daten des Berliner Sicherheitsdienstes etwa hundert Personen im Hotel Bristol festgenommen und zum Polizeipräsidium ge bracht. Die Festnahme stand im Zusammenhang mit ber Aus hebung einer besonderen Stubentenwehr, die sich ohne Bewilligung ber Regierung gebildet hatte, um für die Auf rechterhaltung der Ruhe und Sicherheit in Berlin zu sorgen. Die Stubentenwehr hatte die Absicht, für den Fall eines Putsches jederzeit alarmbereit zu sein. Nach eingehendem Verhör wurden olle Festgenommenen bis auf einen, den Führer, Referendar Dr. Sach», wieder sreigelassen. Ruhe in Berlin. In Berlin herrschten gestern in allen Stadtteilen vollkom mene Ruhe; es haben keinerlei Umzüge ober Kundgebungen statt gefunden. Auch von Streiks ist nichts bekanntgeworben. Die Stabt bietet das gewohnte Bild; in den Hauptverkehrsstraßen macht sich ber Wethncichloverkehr umso stärker bemerkbar, «ls der Zustrom ber Heimgekehrlen und Entlassenen die Straßen belebt. Gelegentliche Ansammlungen zerstreuen sich rasch wieder und haben nirgends zu Zwischenfällen geführt. Die republikanische Solbatenwehk. Der Berliner Stadtkommandant Melo teilt mit: „Die durch kkirgeniinistericlle Verfügung vom 81. November 1918 angeord-. net« Ausstellung ber 10000 Mann starken republika nischen Soldatenwehr ist beendet. Diese Truppe hat die Aufgabe, die Ruhe und Ordnung in Berlin aufrechtzuerhal- ten. Sämtliche Mannschaften ber republikanischen Soldatenwehr tragen Schußwaffe und Seitengewehr. Sie sind durch Ausweise entsprechend legitimiert. Einzug ber Fronttruppen in v»rlln. Die Garbetrupven werden in den nächsten Tagen mit der Rückkehr in ihre Garnisonen beginnen, Gleichzeitig mit .chnen werben einzelne zusammengestellte Verbände aller deutschen Stämme an den Einzugsfeierlichketten in bi« Nelchshauptsiabt teilnehmen. Einzelne Verbände dieser Truppen sind bereits in ber Nähe von Berlin elnaetroffen. Der erste Etn- zugstag wirb ber 10. Dezember sein. Die Truppen werben gegen 1 Uhr nachmittags bas Brandenburger Tor durchziehen. Sine Neueinteilung de« Reiches. 8m Zusammenhang mit den häufig auftretenben Nachrichten über bi, Loolösungobestrebungen gewißer deutscher Gebiete erfährt das B. T„ daß bereits ein Plan ausgearbeitet wirb, ber bas Reich in einer neuen Weise gliedern soll, und zwar soll die Neueinteilung auf Grund wissenschaftlicher Untersuchun gen ber Einzelstaaten nach Wirtschaft und Stämmen beabsichtigt sein, deren Verfasser Ledebur ist. Das Ministe rium des Innern wird ber Frage schon in den nächsten Tagen »übertreten. Zur Verhaftung ber rheinischen Grossindustriellen. Wir haben bereits mitgeteilt, baß di« rheinischen Grossindu striellen August Thyssen, Fritz Thyssen, Hugo Sttn- ne», ein Mitglied deo Direktoriums der Firma Krupp und ein« Anzahl Direktoren gro..industrieller Merke aus Anordnung von A.- und S.-Räten im Rheinlanbe verhaftet wurden unter der Anschuldigung, versucht zu haben, unser» Feind» , umEinmar chin die Rheinlanbe und zur Uebernahme der Herrschaft daselbst zu bewegen. Wie jetzt gemeldet wirb, sind bi» beiden Thyssen unb Hugo Sttnne» berett« aertcht- sich vernommen worben. Der Verdacht gegen sie hat sich nicht bestätigt. Ihre Freilassung kann stündlich erfolgen. In ber Sach« fand gestern »in» Konferenz im Justizministerium in Berlin statt, an ber außer dem Iupizminister DZ. Rosenfeld drei Mitglieder de» Arbeiter- unb Soldatenrats von Mülheim a. b. Ruhr, sowie der dortige Oberbürgermeister Lembke teilnahmrn. Ferner war zugegen ber sung» gritz Thyssen, brr offenbar au» ber Haft wieder entlassen worben ist. Leber da» Ergebnis ber Kon ferenz ist bisher nicht» bekannt.